Nachdem mir „A Dark and Stormy Murder“ von Julia Buckley so gut gefallen hatte, habe ich wenig später auch noch „The Big Chili“ von der Autorin gelesen. „The Big Chili“ ist ein Jahr vor „A Dark and Stormy Murder“ erschienen und der Auftakt der vierteiligen Undercover-Dish-Reihe, die sich um Lilah Drake dreht. (Ich muss gestehen, ich wüsste schon gern, wie viele Serien die Autorin parallel schreibt, wenn ich mir den Veröffentlichungsrhythmus ihrer Bücher so anschaue.) Lilah arbeitet tagsüber für ihre Eltern, die eine Marklerfirma betreiben, und in ihrer Freizeit kocht sie heimlich für eine Handvoll Kunden. Genau genommen für Kunden, die Lilahs Gerichte als ihre eigenen ausgeben, um dafür dann Lob und Anerkennung einzuheimsen. Schwierig wird Lilahs Situation, als eine Frau bei einer Kirchenveranstaltung stirbt, nachdem sie ein Chili probiert hat, das von Lilah gekocht wurde. Auf der einen Seite fleht ihre Kundin sie an, dass sie niemandem verraten soll, dass Lilah das Chili gekocht hat, auf der anderen Seite befürchtet Lilah natürlich, dass ihr Stillschweigen die Ermittlungen beeinträchtigen könnte.
Ich muss zugeben, dass mir dieser Roman von Julia Buckley nicht so gut gefallen hat wie „A Dark and Stormy Murder“, obwohl ich mich insgesamt auch von dieser Geschichte gut unterhalten gefühlt habe. Ich fand die Idee lustig, dass Lilah eine Handvoll Kunden hat, die nicht wissen, dass Lilah ihr heimliches Kochen zu einem kleinen Geschäft ausgebaut hat und dass sie mehrere Personen in ihrem Ort regelmäßig mit Gerichten versorgt. Ebenso amüsant waren die diversen Übergabeaktionen der fertigen Gerichte an abwegigen Orten oder unter ebenso abwegigen Vorwänden. Allerdings fand ich es dann doch etwas zu überzogen, dass Lilah nicht einmal die Polizei in ihr Geheimnis einweiht – vor allem. da sie sich häufiger mit Detective Inspector Jacob „Jay“ Parker unter vier Augen unterhält. Und da ich schon bei den Kritikpunkten bin (und das, bevor ich noch die netten Teile des Romans erwähnt habe): Obwohl es in dieser Geschichte viele schöne Passagen gibt, die sich um das Thema Kochen und Essen drehen, gibt es leider – wie auch schon in „A Dark and Stormy Murder“ – immer wieder Momente, in denen sich die Protagonistin Lilah schlecht fühlt, weil sie (nach einem langen und anstrengenden Tag) Fast Food isst oder weil sie zu einem Softdrink greift. Wie gesagt, es gibt einige Szenen, in denen es einfach nur um genussvolles Essen geht, aber ganz konnte die Autorin ihrer Protagonistin dann doch nicht das schlechte Gewissen ersparen, weil sie sich nicht hundertprozentig gesund ernährt.
Ansonsten fand ich es sehr nett zu verfolgen, wie Lilah ihre Nase in die Angelegenheiten ihrer Freunde und Kunden steckt, wie sie mehr über die verschiedenen Personen herausfindet, obwohl sie doch dachte, dass sie sie gut kennen würde, und wie das dazu führt, dass sie Jay immer wieder Informationen geben kann, über die er noch nicht gestolpert war. Wie schon bei „A Dark und Stormy Murder“ wird die Protagonistin von Anfang an nicht verdächtigt, was ich wirklich angenehm finde. Sie muss auch nicht ihr Geschäft retten oder sonstige Dramen lösen, und Lilah arbeitet die ganze Zeit mit der Polizei zusammen, auch wenn es ihr manchmal unangenehm ist, dass sie Informationen weitergibt. Und während die Protagonistin in dem anderen Roman sich von Anfang an sicher war, dass der Verdächtige Sam West absolut unschuldig sein muss, hat Lilah immer wieder Momente, in denen sie selbst Personen verdächtigt, von denen sie eigentlich glaubt, dass es gute Menschen sind, die niemals einen Mord begehen könnten. Dieses Bewusstsein dafür, dass theoretisch jede dieser Personen mordverdächtigt sein könnte, obwohl sich Lilah gut mit ihnen versteht und sie schon lange kennt, hat mir gut gefallen.
Dieser Mangel an Drama (wobei es in „The Big Chili“ am Ende einen kleines „Beziehungsdrama“ zwischen Lilah und Jay gibt) finde ich wirklich wohltuend bei den Romanen von Julia Buckley, ebenso wie das harmonische Familienumfeld der Protagonistinnen und die vielen kleinen (und häufig amüsanten) Begegnungen mit den verschiedenen Figuren, die Informationen zu den Ermordeten beizutragen haben. Wenn ich von meinem Kritikpunkt rund um die Essensszenen absehe, kann ich die Geschichten rundum genießen. Mir gefällt es einfach, wenn es in einem gemütlichen Kriminalroman nicht erzwungen um die Unschuld der Protagonistin oder ihre Existenz geht und wenn die ermittelnden Polizisten nicht als Feinde behandelt werden. Auch wenn mir die „Liebesgeschichten“, die Julia Buckley sowohl in „The Big Chili“ als auch in „A Dark und Stormy Murder“ eingebaut hat, etwas arg schnell verliefen und es für mich nicht so ganz nachvollziehbar war, wieso sich da nun diese Paare gefunden haben, so muss ich zugeben, dass dies für nette Dialoge zwischen den Protagonistinnen und anderen Personen (Freundeskreis, Familienmitglieder oder eben der potenzielle neue Partner) gesorgt haben. Und da mein Bedürfnis nach Cozys immer noch nicht so ganz vorbei ist, habe ich mir auch noch „Death in a Budapest Butterfly“, den Start der Hungarian-Tea-House-Reihe, von der Autorin besorgt.