Julie Abe: Eva Evergreen – Semi-Magical Witch

„Eva Evergreen – Semi-Magical Witch“ ist eine wirklich wohltuende Geschichte der Autorin Julie Abe. Die Handlung beginnt an dem Tag, an dem die zwölfjährige Hexe Evalithimus „Eva“ Evergreen ihre Novizen-Quest antreten soll. Dabei läuft gefühlt alles schief, was nur schieflaufen kann, angefangen damit, dass ihr Name nicht auf der Liste der angehenden Novizen steht, bis zu dem Moment, in dem sie auf einem Schiff einschläft und deshalb nicht mitbekommt, an welchem Hafen ihr magisches Reiseticket ihr signalisiert, dass sie aussteigen muss. So landet Eva in der Hafenstadt Auteri, dem Endpunkt der Schiffsroute, und muss hoffen, dass die Bürgermeisterin bereit ist, sie für die Zeit ihrer Novizen-Quest aufzunehmen. Gerade mal einen Monat hat Eva, um zu beweisen, dass sie als Hexe einer Stadt von Nutzen sein kann – und dies, obwohl sie nur über einen Hauch von Magie verfügt und deutlich besser mit Werkzeug umzugehen weiß, als einen Zauber zu wirken.

Mit der Hilfe einiger neugefundener Freund.innen startet Eva in Auteri einen „Semi-Magical Repair Shop“, dessen Mangel an Kundschaft ihr überraschend viel Zeit lässt, um ihre neue Stadt und ihre Bewohner kennenzulernen. Dabei habe ich all die kleinen und größeren Szenen, in denen Eva neue Freunde findet, in denen sie versucht, die Probleme anderer Personen zu lösen und in denen sie hier und da eine kleinere (oder größere) Katastrophe auslöst, sehr genossen. Eva ist eine sympathische Protagonistin, die sich von ihrem Mangel an Magie nicht entmutigen lassen will. Statt großer Zauber setzt sie ihren Einfallsreichtum und ihre Hartnäckigkeit ein, um Probleme zu lösen. Und auch wenn das manchmal schiefläuft, so ist sie doch wild entschlossen, anderen zur Seite zu stehen, hilfreich zu sein und Gutes zu tun, so wie es sich für eine Hexe nun einmal gehört. Ich mochte es auch sehr mitzuverfolgen, wie Eva die Menschen in „ihrer“ Stadt immer besser kennenlernt. Dabei stellt Julie Abe Eva die unterschiedlichsten Personen zur Seite, von der freundlichen Rin über den abenteuerlustigen Davy bis zur abweisenden Charlotte. Und obwohl es Eva anfangs nicht immer leichtfällt, auf diese Menschen zuzugehen, lernt sie sie im Laufe der Zeit mit all ihren Eigenheiten schätzen.

Obwohl relativ früh deutlich wird, dass am Ende der Geschichte eine große Gefahr auf die Stadt Auteri zusteuert, gehört „Eva Evergreen“ eindeutig in die Kategorie „Wohlfühlbücher“. Jeder unangenehme Moment, den Eva erlebt, wird durch eine amüsante Szene (oder einen Streich von Evas Flamefox Ember) oder aber durch ein freundschaftliches/hilfreiches Gespräch mit einer der anderen Figuren aufgelockert. Außerdem habe ich es geliebt, all die kleinen Details rund um das Leben in Auteri zu lesen. Eva landet in einer verlassenen, kleinen Hütte, die traditionell den Hexen der Stadt zur Verfügung steht, und ihr „Laden“ ist nicht mehr als ein Provisorium aus Holzkisten neben einer Konditorei, aber ich mochte es, wie sie aus all diesen Bedingungen das Beste machte. Außerdem gibt es in den Wochen, die sie in der Stadt verbringt, große Vorfreude auf das Lichterfest, für das Auteri berühmt ist. Und es war lustig, von all den Vorbereitungen für das Fest, den kleinen Kabbeleien zwischen einigen Ladenbesitzern und den für diesen Tag geplanten Aktivitäten zu lesen.

Ich bin mir übrigens sicher, dass es kein Zufall ist, dass einige Elemente in „Eva Evergreen – Semi-Magical Witch“ an „Kikis kleiner Lieferservice“ erinnern, und das nicht nur, weil das Oberhaupt der Magier-Gilde den Vornamen Hayato trägt. Aber ich muss zugeben, dass mir dieser Roman – trotz meiner wirklich großen Schwäche für den Film – deutlich besser gefallen hat als der Anime. Eva ist für mich nicht nur die sympathischere Protagonistin, ihre Welt – inklusive der Stadt Auteri – fühlt sich auch wesentlich komplexer und fantastischer an als die von Kiki. Wenn ich eine Sache an „Eva Evergreen“ kritisieren müsste, dann die, dass Julie Abe die gesamte Handlung in gerade mal vier bis fünf Wochen spielen lässt, obwohl ein etwas längerer Zeitraum meinem Gefühl nach stimmiger gewesen wäre. Aber insgesamt habe ich die Geschichte einfach nur rundum genossen, regelmäßig gekichert und mich oft genug voller Spannung gefragt, wie Eva wohl mit einem auftauchendem Problem fertig werden wird. Und ich freu mich sehr darüber, dass mit „Eva Evergreen and the Cursed Witch“ schon ein zweiter Band erschienen ist (auch wenn ich wohl noch ein Jahr auf die Veröffentlichung der Taschenbuchausgabe warten werde).

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