Katie O’Neill: Princess Princess Ever After (Comic)

„Princess Princess Ever After“ von Katie O’Neill ist ein zuckersüßer Comic über zwei Prinzessinnen, die sich gegenseitig „retten“, und mein größter Kritikpunkt an der Geschichte ist, dass sie mit gut fünfzig Seiten einfach viel zu kurz ist. 😉 Entstanden ist „Princess Princess Ever After“ aus einem Online-Comic und ich vermute, dass das der Grund ist, warum die einzelnen Episoden, die die beiden Prinzessinnen erleben, relativ kurz sind. Diese Kürze ändert aber nichts daran, dass Katie O’Neill eine süße und amüsante Geschichte über zwei junge Frauen erzählt, die auf ihre ganz eigene Weise einen Weg in der Welt finden müssen und sich gegenseitig dabei unterstützen.

Zu Beginn des Comics lebte Sadie – wie es sich für eine Prinzessin in Nöten gehört – eingesperrt in einen Turm, wo sie von einem (ziemlich süßen) Drachen bewacht wird. Die blonde Prinzessin scheint anfangs nicht allzu entzückt davon zu sein, dass schon wieder jemand gekommen ist, um sie zu retten. Doch dem Enthusiasmus von Prinzessin Amira und ihrem Plätzchen-liebenden Einhorn kann auch Sadie nicht widerstehen, und so machen sich die beiden jungen Frauen wenig später gemeinsam auf den Weg, um Amiras Mission fortzuführen und Personen zu finden, die Hilfe benötigen könnten. Auf ihrer Reise stolpern die beiden über einen Oger, der ein Dorf zerstört, einen Prinzen in Schwierigkeiten und eine böse Zaubererin und werden in der Regel auf ganz eigene Art mit all diesen Herausforderungen fertig.

Ich fand es lustig zu verfolgen, wie Amira, die wild entschlossen ist zu beweisen, dass eine Prinzessin ebenso gut (wenn nicht besser) wie ein Prinz heroische Taten vollbringen kann, auf traditionelle Weise an ein Problem heranging. Sadie hingegen ist nicht nur sehr freundlich, sondern denkt auch außerhalb der gewohnten Bahnen und zeigt Amira so immer wieder, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, um auf eine Herausforderung zu reagieren. Auf der anderen Seite hat Sadie keine besonders hohe Meinung von sich selbst, während Amira keinerlei Fehler an Sadie finden kann (wenn man von ihrer fehlenden Musikalität absieht). Auch Prinz Vladric findet durch die Bekanntschaft mit den beiden Prinzessinnen den Mut, sein Leben so zu führen, wie er es möchte, statt den Erwartungen der Gesellschaft (und seines Vaters) nachzugeben.

Im Laufe des Comics erfährt man auch ein wenig über die Gründe, die dazu geführt haben, dass Sadie so wenig Selbstvertrauen hat und dass Amira so wild entschlossen ist, ihren Weg in der Welt zu finden, ohne dass ein Prinz sie beschützt. Da ich diese beiden Charaktere so toll finde, ist es umso bedauerlicher, dass Prinz Vladric die ganze Zeit von Amira nur „Butthead“ genannt wird. Amira ist eindeutig der bessere „Prinz“ von den beiden, aber das ist für mich keine ausreichende Entschuldigung, um jemanden zu verspotten, der den gesellschaftlichen Erwartungen genauso wenig entspricht wie sie selber. Von diesem Punkt abgesehen beweist Katie O’Neill bei den verschiedensten Themen ein wunderbares Fingerspitzengefühl, zum Beispiel wenn es um die Beziehung zwischen Sadie und Amira geht, um die Erwartungen der Gesellschaft an Prinzessinnen und Prinzen oder um die systematische Untergrabung von Sadies Selbstbewusstsein durch ein Familienmitglied.

Auch die Zeichnungen (inklusive Kolorierung) haben mir gut gefallen. Katie O’Neills Stil ist einfach, aber ausdrucksstark, und die Atmosphäre der verschiedenen Szenen wird durch die – mal heitere, mal düstere – Farbgebung sehr schön betont. Ich mochte auch den Humor in der Geschichte und die unerwarteten Wendungen, die die Handlung immer wieder nahm. Am Ende finde ich es einerseits schade, dass es so lange gedauert hat, bis ich den Comic endlich gelesen habe, und freue mich anderseits darüber, dass die Künstlerin schon ein paar weitere Veröffentlichungen auf den Markt gebracht hat, die natürlich prompt auf den Wunschzettel gewandert sind. Ich denke, als nächstes werde ich mir „The Tea Dragon Society“ gönnen – und sei es nur, weil ich den Titel so nett finde.

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