„Verdächtige Geliebte“ von Keigo Higashino ist mir sowohl bei Natira (die mir den Roman auch geliehen hat), als auch bei Kiya begegnet – und da beiden dieser Krimi gefallen hatte, bin ich auch neugierig geworden. Schon der Anfang der Geschichte hat mir gut gefallen, bei dem man die spätere Mörderin Yasuko kennenlernt und miterleben kann, was sie zu ihrer Tat bewegt hat. Auch ihrem Nachbarn Ishigami begegnet der Leser schon früh und kann schnell erahnen, was ihn dazu bewegt hat, Yasuko beizustehen und für sie die Leiche ihres Opfers zu beseitigen. Bei solch einem Ausgangspunkt ist es selbstverständlich, dass es in diesem Kriminalroman nicht darum geht den Mörder zu überführen, sondern um die Auseinandersetzungen zwischen der Polizei bzw. ihrem „Berater“ Professor Yukawa und Ishigami, der die treibende Kraft hinter der Tatverschleierung ist.
Die gesamte Geschichte wird sehr ruhig erzählt und obwohl man als Leser von Anfang an in die groben Umstände eingeweiht wird, gibt es im Laufe der Handlung noch so einige überraschende Elemente. Ishigami ist ein Lehrer, dem die Mathematik über alles geht, und der kein nennenswertes Privatleben hat. Einzig seine Gefühle für seine Nachbarin Yasuko sorgen dafür, dass er jeden Tag – ganz irrational – einen Umweg zu seiner Arbeit macht, um von ihr sein Bento zu kaufen. Über Yasuko erfährt der Leser schon recht früh deutlich mehr. Sie war zweimal verheiratet, hat eine Tochter und hat lange Zeit als Bardame gearbeitet, um sich und ihr Kind ernähren zu können. Inzwischen arbeitet sie als Verkäuferin und scheint sehr zufrieden mit ihrem Leben zu sein. Zu ihrem Nachbarn Ishigami hat sie keinen weiteren Kontakt, wenn man von höflichen Grüßen im Treppenhaus absieht.
So stellt man sich als Leser nicht nur von Anfang an die Frage, wie genau Ishigami die Leiche beseitigt hat, sondern auch wie es mit diesen beiden ungleichen Menschen weitergehen wird. Man fragt sich, ob sie trotz des Mordes ihr Leben normal weiterführen können oder ob die Tat und die folgenden Ermittlungen nicht eine einschneidende Veränderung hervorrufen müssen. Auf der „gegnerischen“ Seite steht die Polizei und mit ihnen der Physikprofessor Yukawa. Er ist ein ehemaliger Kommilitone von Ishigami und freut sich anfangs vor allem über das unverhoffte Wiedersehen mit dem alten Freund.
Es gibt zu keiner Zeit in diesem Roman große Dramen. Alle wird ganz ruhig und leise erzählt und all die kleinen Szenen, haben dafür gesorgt, dass ich die Geschichte nicht aus der Hand legen wollte. So spannend ich die Frage fand, ob Ishigamis Einmischungen in den Mord aufgedeckt wurden und ob der Mathematiker bei seinen Plänen einen Fehler gemacht hat, so sehr haben mich auch die Momente gefesselt, in denen Yasuko und ihre Tochter versuchen ihr Leben ganz normal weiterzuführen und in denen sie darüber nachdenken, wie weit sie nun ihrem Nachbarn verpflichtet sind. Ich mochte es, wie Keigo Higashino mit kleinen Bemerkungen seinen Figuren Konturen verlieh. Es gibt keine ausführliche Innensicht, alles wird sehr fein und dezent beschrieben, was dafür sorgt, dass man sich selber seine Gedanken über die Charaktere machen muss – und das macht es für mich umso reizvoller. Und während mich sonst häufig die Details einer Auflösung enttäuschen, empfand ich das Ende dieser Geschichte – trotz einer kleinen unnötigen Wendung – als sehr eindringlich.
Schön, daß dir das Buch auch gefallen hat 🙂 Ich erinnere mich noch, daß ich es insgesamt, auch wegen der Auflösung, als sehr zufriedenstellend und rund empfunden habe. Inzwischen könnte ich mich langsam mal an die Fortsetzung machen…
Das hat es definitiv. 🙂 Ein guter Tipp! Ich hätte auch Lust auf die Fortsetzung, muss damit aber noch etwas warten, da Natira ihr Exemplar noch nicht gelesen hat. *g*
Ja …Ich muss erst einmal anfangen, lach.
@Natira: Ich habe ja noch ein paar ungelesene Bücher … 😉
[…] empfand und die mich nur selten dazu inspiriert haben, weitere Romane in der Richtung zu lesen. „Verdächtige Geliebte“ von Keigo Higashino hatte mir sehr gut gefallen und von diesem Schriftsteller mag ich noch mehr […]