Manche Romane finde ich sehr schwer zu rezensieren, weil Verstand und Gefühl da eher getrennte Wege gehen. Mein Verstand sagt mir, dass die „Cornerstone Run Trilogy“ von Kelly Meade (Kelly Meding) ja „nur“ eine unterhaltsame romantische Urban-Fantasy-Geschichte ist, mein Gefühl hingegen ist einfach nur hingerissen, weil ich nach dem Lesen des zweiten Teils, „Gray Bishop“, genauso emotional ausgelaugt war, wie schon nach dem Lesen von „Black Rook“.
Während im ersten Teil der Serie die Urban-Fantasy-Welt inklusive Magi, Loups Garouxs und Vampire ausführlich vorgestellt wurde, konzentriert sich die Autorin in „Gray Bishop“ mehr auf den Ort Cornerstone und darauf wie die unterschiedlichen Werwolf-Gemeinschaften mit der Bedrohung durch die Hybriden umgehen. Dabei stehen dieses Mal Bishop McQueen (grauer Wolf, sowie ältester Sohn und potenzieller Nachfolger des Cornerstone-Alphas) und Jillian Raynolds (schwarze Wölfin und Tochter des Springwell-Alphas) im Mittelpunkt der Geschichte. Ich muss gestehen, dass ich es ein bisschen vermisste habe, die Perspektive von Rook und Brynn zu teilen, vor allem, da man als Leser ziemlich viele Szenen aus Knights Sicht (der dritte der drei McQueen-Brüder) mitbekommt, aber da ich Bishop und Jillian auch sehr sympathisch fand, ist das nun ein winziger Wermutstropfen.
Nach den Ereignissen im ersten Band muss sich die Bevölkerung von Cornerstone erst einmal wieder sammeln. Das Rudel hat einige größere Verluste einstecken müssen und die Flüchtlinge, die dank der Angriffe der unheimlichen Hybriden nicht zurück in ihre Heimatorte können, müssen einen Platz in der Gemeinschaft finden. Dabei ist den Loups Garouxs durchaus bewusst, dass sie sich um die unberechenbaren Schwestern kümmern müssen, weshalb die Alphas beschließen, dass Bishop und Jillian eine Falle für die Hybriden errichten sollen. Bishop und Jillian hingegen haben neben ihrer Sorge um das Wohlergehen ihres Rudels genügend private Probleme.
Bishop muss sich zwar inzwischen keine Gedanken mehr darüber machen, dass ihm sein kleiner Bruder Rook den Platz als Nachfolger ihres Vaters streitig machen könnte, aber trotzdem hat er das Bedürfnis zu beweisen, dass er die Position des Cornerstone-Alphas nach dem Rücktritt von Thomas McQueen ausfüllen kann, obwohl er „nur“ ein grauer Wolf ist. Außerdem macht er sich große Sorgen um seinen Bruder Knight, der sich seit seiner Gefangennahme durch die Hybriden stark verändert hat, und kämpft mit seinen Gefühlen für Jillian Raynolds.
Jillian hingegen trauert immer noch um ihren vor zwei Jahren umgekommenen Mann und den zeitgleich erlittenen Verlust ihres ungeborenen Kindes. Ihr ist bewusst, dass sie für diese Trauer nicht mehr viel Zeit hat, denn gerade in einer solch gefährlichen Situation ist es notwendig einen Mann zu finden, der als Nachfolger ihres Vaters die Führung des Springwell-Rudels übernehmen kann. Obwohl sich Bishop und Jillian zueinander hingezogen fühlen (das ist wieder diese „mein Wolf erkennt den anderen als den Partner fürs Leben“-Sache *g*), kann sich keiner von ihnen vorstellen die Verpflichtungen gegenüber dem jeweiligen Rudel zugunsten dieser Zuneigung zu vernachlässigen.
So wie schon Rook ist auch Bishop ein wunderbarer Held, er ist stark, pflichtbewusst, aber auch fürsorglich und ein Familienmensch … äh … Familien-Loup-Garoux. 😉 Aber noch mehr als die Männer haben es mir Kelly Meads weibliche Hauptfiguren (nicht nur in dieser Serie) angetan. Jillian ist zwar „nur“ eine Frau und kommt somit nicht als Nachfolgerin ihres Vaters in Frage – dafür steht fest, dass sie den zukünftigen Alpha des Springwell-Rudels heiraten muss -, aber sie ist stark, selbstbewusst und führt ganz selbstverständlich den Teil der Springwell-Loups-Garouxs an, die das Cornerstone-Rudel unterstützen. Eben weil die beiden Protagonisten ihre Prioritäten so setzen, dass das Wohl des Rudels höher gewertet wird als ihre persönlichen Gefühle, machen sie kein großes Drama daraus, dass sie nicht zusammenkommen können. Sie gehen zum Großteil recht rational und „erwachsen“ mit ihren Emotionen um und das hat mir sehr gut gefallen.
Da ich Spoiler vermeiden möchte, kann ich leider nicht auf weitere Details eingehen, aber ich kann verraten, dass ich beim Lesen sehr viel geschmunzelt habe, weil es trotz der bedrohlichen Situation, in der die Wölfe schweben, zu einigen amüsanten Momenten kam. Außerdem habe ich so getrauert und gelitten (und geheult 😉 ), als es zu einem erneuten Kampf gegen die Hybriden kam und dabei Figuren starben, die mir sehr ans Herz gewachsen waren. Und dann gab es da noch einen potenziellen Gegenspieler von Bishop, der mir – trotz eines recht kleinen Auftritts – sehr an die Nieren ging, weil der vermeintliche Feind doch eigentlich ein wirklich sympathischer Kerl war. Alles in allem habe ich „Gray Bishop“ wirklich genossen, ich fand es toll, dass dieser Roman nicht nur ein typischer „mittlerer Teil“ war und ich freu mich jetzt schon auf den Abschluss der Reihe, der Anfang 2015 veröffentlicht wird.
Diesen Zwiespalt zwischen Verstand und Gefühl beim Rezensieren kenne ich. Mir geht es derzeit bei "Geschenkt" ähnlich, weil ich das Buch sehr mochte, gleichzeitig aber schon auch konkrete Kritikpunkte habe – und jetzt bin ich mir selbst nicht mehr sicher, ob das für mich nun ein "perfekter" Roman war (irgendwie ja und irgendwie nein %-)).
Wenn einen ein Roman emotional richtig mitreißen kann, finde ich das auf jeden Fall toll, auch wenn der Verstand von "nur" faselt.
"Geschenkt" ist das Buch, das auf dem anonymen Wohltäter in Braunschweig basiert, oder? Was für Kritikpunkte hast du denn da? (Ich muss zugeben, ich habe noch nie etwas von Glattauer gelesen).
Auf jeden Fall ist es mir lieber, wenn mich ein Buch emotional befriedigt zurücklässt, auch wenn der Verstand ein bisschen muckt, als das Gegenteil. Selbst wenn der Kopf sagt, dass ich da gerade ein wirklich gutes Buch gelesen habe, so kann es für mich nicht richtig gut sein, wenn meine Gefühle beim Lesen vollkommen draußen bleiben.
Mh, ich mag ja Urban Fantasy und Wölfe etc. dürfen es auch gerne mal sein. Nun bewege ich das in meinem Bücherherzen, das gerade eine akute Leseflautenunlustkrankheit hat.
Aly mit den drei Pennfressgrummelkatzen
@Aly: Leseflautenunlustkrankheit ist ganz schlimm. Mir hilft dann aber oft so ein emotionales Buch, weil so ein bisschen hachen und sniffen und Tränchenwischen doch wieder Lust aufs Lesen macht. Die Bücher sind allerdings nur als eBooks erschienen (dabei hätte ich es der Autorin gegönnt, wenn sie mal wieder einen Taschenbuchvertrag bekommen hätte).
Pennfressgrummelkatzen – oh ja, hier auch! Ich hoffe, du lässt dich nicht anstrecken! 😉
Hab mir vom ersten Band die Leseprobe heruntergeladen..schaun mir mal!
@Aly: Dann hoffe ich sehr, dass dir die Leseprobe gefällt! 🙂
Die Leseprobe las sich gut und macht neugierig auf mehr!
Aly mit den Mittagsschlafkatzen
@Aly: Dann ist es ja gut, dass die Romane recht günstig und als eBook schnell verfügbar sind. *dumdidum*
Meine Biester futtern gerade noch und schlafen danach hoffentlich schnell ein, damit ich ihn Ruhe arbeiten kann!
Solche Bücher musst man festhalten eben weil die Gefühle über den Verstand siegen! Man kann nun mal nicht immer erklären warum einem etwas besonders nahe gegangen ist oder auf einer ganz bestimmten Ebene erreicht hat, aber es ist umso schöner zu sehen, dass diese Reihe genau das bei dir schafft 🙂
@Melli: Ich hoffe sehr, dass du dir Anfang nächsten Jahres (wenn der dritte Teil erscheint) zumindest mal die Leseprobe des ersten Bandes anschaust. 😉 Ich mag die Bücher wirklich! 🙂
Das Einzige was mich momentan davon abhält es mir zu kaufen, ist der Umstand, dass ich mit meinen SuB unter 100 bleiben will und die Neuzugänge für das restliche Jahr quasi schon verplant sind und ich für Weihnachten einen kleinen Puffer brauche ^^ dazu kommt, dass ich momentan ungefähr 7 Bücher gleichzeitig lesen möchte und da ist dieses hier noch nicht mal berücksichtigt! Es würde sich daher jetzt eh nicht ausgehen, aber wie gesagt, ich bleibe dran 🙂
Momenten bin ich nicht so ganz in der UF/Romatik Schiene zu finden, aber vielleicht irgendwann mal wieder… bis dahin kommt das Buch auf die Wunschliste. 😉
@Melli: Ich melde mich einfach wieder, wenn der dritte Teil veröffentlicht wird – und du arbeitest bis dahin gut den SuB ab! 😀
@Hermia: Eigentlich mag ich gerade nichts Romantisches (UF hingegen gefällt mir gerade wieder), aber bei dem Buch passte es. 🙂 Ich bin gespannt, ob es bei dir irgendwann vom Wunschzettel auf den Reader wandert.