Lauren Graham: Lieber jetzt als irgendwann (Hörbuch)

Das Hörbuch zu „Lieber jetzt als irgendwann“ habe ich geliehen bekommen und dachte, dass es doch bestimmt ganz nett sei, eine Geschichte zu hören, die von Lauren Graham (die Schauspielerin, die die Lorelei Gilmore bei den „Gilmore Girls“ spielte) geschrieben und von Melanie Pukaß (Lauren Grahams Synchronsprecherin) gesprochen wurde. Irgendwie nett war es auch, aber leider nicht so nett oder gar amüsant, dass ich große Lust hätte die Geschichte weiter zu hören. Diese mangelnde Motivation die Geschichte zu beenden führte dazu, dass sich das Ganze für mich endlos zog. Dabei hätte die Grundidee eine hübsche Basis für ein unterhaltsames Hörbuch bilden können.

Die Hauptfigur Franny (Francis) Banks lebt seit 2,5 Jahren in New York und versucht ihren Traum von einer Karriere als Schauspielerin zu verwirklichen. Dabei hat sie sich einen Zeitraum von drei Jahren gesetzt, denn sie will nicht endlos erfolglos Energie in dieses Ziel stecken, wenn sich vielleicht herausstellt, dass sie nicht geeignet für ihren Traum von der Bühne ist. Wenn alles scheitern sollte, so hat sie es sich vorgenommen, dann würde sie ihren Studienfreund Clark heiraten, wie ihr Vater Englisch unterrichten und als Vorortehefrau glücklich werden. Doch das es nicht darauf hinauslaufen wird, ist dem Hörer eigentlich von Anfang an klar und so verfolgt man sechs Monate lang Frannys Leben.

Sechs Monate, in denen Franny sich verliebt, in denen sie Vorsprechtermine und Schauspielunterricht hat, Erfahrungen bei Werbespotdreharbeiten sammelt, einen Agenten sucht und immer wieder darauf hoffen muss, noch einen Kellnerjob zu ergattern, damit sie die nächste Miete zahlen kann. Zwischen den verschiedenen Episoden gibt es immer wieder größere Pausen, was dazu führte, dass ich mich immer wieder neu orientieren musste, um herauszufinden, was gerade in Frannys Leben aktuell ist. (In der Buchversion scheint das einfacher zu verfolgen zu sein, da es da – laut den diversen Rezensionen – Kalenderseiten gibt, die mit Diätplänen und Terminen gefüllt sind, um die Lücken zu füllen.) Außerdem gibt es häufig zu Beginn eines neuen Abschnitts Anrufbeantworterpassagen, in denen Frannys Vater und diverse Personen, die beruflich mit ihr zu tun haben, Nachrichten hinterlassen.

Eigentlich war das alles ganz nett (irgendwie komme ich von diesem Wort einfach nicht weg), aber es gab so wenig Höhen und Tiefen. Franny hat als kleines Mädchen ihre Mutter verloren und eine besondere Beziehung zu ihrem Vater, aber ich als Hörer bekam nur seine eher informativen Anrufbeantworternachrichten mit. Franny geht zu einem Casting und statt sich auf die Rolle vorzubereiten, unterhält sie sich mit einer Kollegin (und beneidet diese um Figur, Größe und Frisur) – und anstatt das dieses Verhalten nun irgendwelche Folgen für Franny hätte, geht doch noch irgendwie alles gut. Wenn Franny peinliche Fragen stellt, dann finden die Leute sie witzig, wenn sie unvorbereitet ist, dann findet sie ganz aus Versehen doch den richtigen Ton für das Vorsprechen und so geht es immer weiter.

Natürlich fällt sie auch die eine oder andere falsche Entscheidung, aber nichts davon scheint wirklich spürbare Auswirkungen zu haben. Vielleicht liegt es an den Zeitsprüngen zwischen den verschiedenen Kapiteln, vielleicht auch an der Übersetzung, ich kann mir schon vorstellen, dass einige Szenen im Original pointierter rüberkommen (zumindest hoffe ich das!), aber insgesamt plätschert das alles so vor sich hin und mir ist es egal, ob Franny Erfolg hat oder nicht. Abgesehen davon, dass ich mir wünschte, sie würde hier und da die Klappe halten und erst einmal beobachten, was gerade los ist, statt gleich mit einer naiven Frage rauszuplatzen, berührte sie mich so gar nicht.

Auch die Sprecherin konnte mich nicht überzeugen – es ist zwar theoretisch Lauren Grahams deutsche Stimme, aber die Leistung von Melanie Pukaß als Hörbuchsprecherin ist bedauerlicherweise deutlich schlechter als ihre Arbeit als Synchronsprecherin. Es ist, als ob ihr die Bilder gefehlt hätten, um zu wissen, wie sie jetzt reagieren sollte und welche Stimmung sie den verschiedenen Charakteren jetzt verleihen muss. Jeder einzelne Satz war so gleichförmig „lustig-verzweifelt“, dass es auch hier an Höhen und Tiefen fehlte und ich eventuelle Scham oder Verzweiflung oder Freude nicht wirklich wahrnehmen konnte.

Oh, und die Botschaft des Ganzen? „Gib nicht auf und hör auf dein Bauchgefühl!“ – also ne, das habe ich in anderen Geschichten schon so viel besser, überzeugender und amüsanter verpackt gesehen! Ich kann mir zwar vorstellen, dass die Handlung selber gelesen etwas besser funktioniert, aber ich glaube nicht, dass ich Lauren Graham als Autorin nach diesem Hörbuch noch eine Chance geben möchte.

10 Kommentare

  1. Ja, selbst gelesen funktioniert es ein bisschen besser, aber "nett" trifft das ganze auch meiner Meinung nach ziemlich gut. Ich war in der richtigen Stimmung für das Buch, ich glaube, das kam positiv bei mir dazu, aber die Handlung ist schon eher belanglos…

  2. Ich kam bei der Rezension einfach nicht mehr von diesem Wort weg! Es war ganz schrecklich, aber mehr als "nett" viel mir nicht an positiven Aspekten zu dieser Geschichte ein. *g*

  3. @JED: Dieser Kommentar kommt von dir natürlich prompt in dem Monat, in dem ich relativ wenig blogge und (gefühlt) kaum eins von den gelesenen Büchern rezensiert habe. *g*

  4. Oje, das klingt ja nicht so besonders. Schade, dass du von dem Hörbuch nicht so gut unterhalten wurdest – wenn die Sprecherin ihren Job auch nicht so gut macht, ist das ja erst recht mühsam.

  5. @Neyasha: Ich war total irritiert, weil ich sie als so schlecht empfand, während ich sie als Synchronsprecherin relativ passend fand und sogar so sehr an sie gewöhnt bin, dass ich die Serie eher auf Deutsch als auf Englisch schaue.

  6. Oh je … Schade, dass das Hörbuch dich nicht begeistern konnte.

    "Nett" ist übrigens ein Adjektiv, das ich beim Rezensieren auch recht häufig verwenden. Gerade für Bücher, die nicht schlecht, aber halt auch nichts Besonderes sind. "Schon ok" könnte man auch sagen, aber "nett" klingt dann doch irgendwie … netter. 😉

  7. @Ariana: Irgendwie habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass mal was relevantes passiert. *g*

    Manchmal verwende ich "kurzweilig" oder "unterhaltsam", aber "nett" ist dann doch noch ein bisschen anders und nicht ganz so positiv besetzt und doch – wie du schon sagst – ein nettes Wort. 😀

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