„Später Frost“ von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson war mir in diesem Beitrag ins Auge gefallen. Ich habe ja oft genug mein Problem mit skandinavischen Krimis, aber das hier klang gut genug, um mal einen Versuch zu wagen. Am Ende kann ich sagen, dass sich der Roman für mich gelohnt hat, dass man aber meiner Meinung nach auch etwas Durchhaltevermögen dafür benötigt. Am Anfang fühlte ich mich total erschlagen von der Masse an neuen Personen, von individuellen Befindlichkeiten und einem schrecklichen Mordschauplatz, der nicht gerade viele Hinweise auf den Täter liefert.
Dafür fand ich Ingrid Nyström, die zu Beginn des Buches zur Hauptkommissarin befördert wird, sehr sympathisch und stimmig. Eine angenehm normale Polizistin, deren drei Kinder aus dem Haus und zum Teil verheiratet sind, und deren Mann Verständnis für ihren Beruf hat. Auch innerhalb des Teams herrscht grundsätzlich – trotz der einen oder anderen Stichelei – ein angenehmer und respektvolles Miteinander, was gut zu lesen war. Einzig mit der zweiten Protagonistin, Stina Forss, hatte ich ein paar Probleme, weil ich viele ihrer Handlungen überzogen und unverständlich fand – was sich aber gegen Ende der Geschichte nicht schön, aber doch stimmig klärt.
Der Fall an sich war leider überfrachtet und arg konstruiert, aber letztendlich nicht uninteressant. Insgesamt denke ich, dass ich dem zweiten Krimi rund um Ingrid Nyström und Stina Forss eine Chance geben werde, um zu schauen, ob die beiden Autoren die Reihe genauso weiterschreiben wie mit dem Debütroman begonnen oder ob es da noch Entwicklungen geben wird, die den nächsten Band für mich besser oder schlimmer machen. Beides ist möglich, obwohl ich am Ende – trotz all meiner Kritikpunkte – erst einmal damit zufrieden war, wie sich „Später Frost“ entwickelt hatte.
Auf Frances Hardinge und ihren Roman „Die Herrin der Worte“ bin ich über Birthe gestoßen, die einen anderen Titel der Autorin rezensiert hatte. So nett ich den Anfang fand, als ich ihn vor ein paar Wochen angelesen hatte, so war mir auch klar, dass ich für das Buch aufgrund der Sprache etwas mehr Aufmerksamkeit benötige als für ein „normales“ Kinder- und Jugendbuch. Letztendlich habe ich den Roman aber dann doch erst in den zwei Tagen vor Ablauf der Leihfrist gelesen – und muss gestehen, dass diese intensive Auseinandersetzung mit der Erzählweise, den Figuren und der Geschichte gar nicht so schlecht war.
Frances Hardinge hat wirklich eine ungewöhnliche und sehr schöne Art mit Sprache und Wörtern umzugehen, die gerade bei einem Roman, in dem es um die Schönheit und Macht vonWörtern, um Gefühle weckende Geschichten und um verbotene Schriften geht, sehr gut zur Geltung kommt. Einzig die Ergüsse der Figur des Wortmeister Clent waren mir manchmal etwas zu viel, da er – seinem Charakter entsprechend – sehr lang, blumig und fantasiereich spricht, wenn man ihn zu Wort kommen lässt. Mosca hingegen, die zwölfjährige Hauptfigur, hat mir sehr gut gefallen. Sie ist in vieler Hinsicht naiv und unerfahren, aber sie hat einen eigenständigen und starken Verstand und entwickelt sich im Laufe der Geschichte sehr schön weiter. Die Handlung an sich hat mich in vielen Teilen an die Westmark-Trilogie von Lloyd Alexander erinnert, die ich seit Jahren immer wieder gern lese.
„Rotwild“ von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson habe ich nur wenige Tage nach dem oben erwähnten Titel „Später Frost“ gelesen. Auch beim zweiten Band des Autorenteams rund um die beiden Polizistinnen Ingrid Nyström und Stina Forss konnten mich ein Großteil der Charaktere und ihr Umgang miteinander überzeugen. Der Fall hingegen war mir auch dieses Mal wieder viel zu konstruiert. Zwar habe ich bei beiden Romanen etwas über deutsche und schwedische Geschichte gelernt, was mir so zuvor nicht bewusst war (mehr möchte ich nicht ins Detail gehen, weil ich dann die Auflösung des jeweiligen Falls verraten müsste), aber das reicht mir nicht, wenn der Kriminalfall an sich mich nicht überzeugen kann. Auch empfinde ich Stina Forss als Störfaktor in der Geschichte, auch wenn sie aufgrund ihrer Verbindungen und etwas radikaleren Art hier und da an Informationen herankommt, die ihre Kollegen so nicht bekommen hätten. Ich muss zugeben, dass die Romane nicht ohne Reiz sind, aber ich glaube nicht, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde.
"Herrin der Worte" will ich auch endlich mal lesen, aber ich glaube, den Roman muss ich mir mal vorbestellen, sonst erwisch ich den einfach nie in der Bücherei.
Ich finde es gar nicht so einfach, eine gute Krimireihe zu finden. Man hat oft das Problem, dass entweder die Fälle nicht so toll sind oder man mit dem Ermittlungsteam nicht so viel anfangen kann. Bei Indridason etwa gefallen mir der Schauplatz und die Kriminalfälle, aber dafür ist Erlendur einfach nicht mein Fall, der ist mir ein bisschen zu sehr der depressive Kommissar. Dafür mochte ich bei Jussi Adler Olsen das Ermittlerduo, war aber vom ersten Kriminalfall gar nicht überzeugt und den zweiten fand ich so langweilig, dass ich sogar abgebrochen habe. 🙁
Die Krimis von Voosen und Danielsson scheinen da auch nicht das ganz große Los zu sein.
"Herrin der Worte" stand bei uns ein paar Wochen im Kinder- und Jugendbuchbereich. Das war ausnahmsweise mal eine Ausleihe, bei der ich nicht vormerken musste. 😀
Da hast du vollkommen recht! Und das ist auch ein Grund, warum ich so froh über die Deborah-Crombie-Romane bin, die zwar mittendrin auch mal ein oder zwei schwächere Bände hatten, aber mich eigentlich seit sehr vielen Jahren immer gut unterhalten haben (sowohl wegen der Charaktere, als auch wegen der Fälle).
Mit Erlendur habe ich nur einen Fall gelesen und dachte immer, ich sollte noch einen ausprobieren – war aber nie wichtig genug, um es ernsthaft anzugehen. Den ersten Jussi Adler Olsen fand ich noch sehr gut (ja, da waren es die Figuren), beim zweiten gefielen mir weder der Fall, noch die Richtung, in die die Charakterentwicklung lief.
Voosen und Danielsson packen mir bei den Fällen einfach viel zu viel rein, das Ganze fände ich viel reizvoller, wenn es "normale" Kriminalfälle wären. Das Team könnte das tragen …
Ach, freut mich ja, dass du Mosca und ihre Erlebnisse mochtest! 🙂 Die Fortsetzung "Twilight Robbery" (oder "Fly Trap" in Amerika) hat mir ja fast noch besser gefallen – aber die wirst du vermutlich nicht in der Bibliothek finden …
Einen Krimi könnte ich eigentlich auch mal wieder lesen – ich bin ja immer noch lange nicht mit den Lynley-Krimis von Elizabeth George durch, die ich sehr mochte. Muss ich mich mal bei meiner Freundin (großer Fan der Reihe) erkundigen, bis wohin ich das gelesen habe – die Titel kann sich ja kein Mensch merken … 😉
An Skandinavier hab ich mich nicht so rangetraut bisher, die haben immer zumindest den Ruf, ziemlich brutal und hart zu sein, das mag ich nicht so, ich hab immer lieber ein klassisches Whodunnit mit viel Ermittlung und etwas Privatleben der Protagonisten. Keine großen Verschwörungen und keine brutalen Serienmörder. 😉
"Herrin der Worte" bzw. "Fly by Night" liegt bei mir auch in Reichweite, mehr als den – sehr schönen! – Anfang habe ich aber noch nicht geschafft (das läßt sich aber ganz sicher nicht dem Buch vorwerfen). Mit jeder positiven Meinung, die ich dazu sehe, nehme ich mir wieder vor, endlich weiterzulesen *seufz*
Ich habe mittlerweile einige Krimireihen, die ich mag. Das sah vor ein paar Jahren noch anders aus, als ich überall nur Kirchenthriller/Kreativ-Serienmörder/Mankell-Nachahmer gesehen habe, und in den üblichen Buchläden finde ich es immer noch schwer, etwas anderes zu entdecken. Über das Internet bin ich nach und nach fündig geworden.
Adler Olsen habe ich von meiner Schwester mal angetestet, hat mir leider nicht zugesagt. Mankell habe ich (noch vorher) gelesen, aber nach der Reihe hatte ich irgendwie genug von den Skandinaviern, was sich bisher nicht wieder geändert hat – Lindqvist vielleicht ausgenommen, aber das auch keine wirklichen Krimis.
@Birthe: Ich mochte sie sehr gern und ich wäre ohne deine Empfehlung nicht darüber gestolpert. Titel und ein erstes Reinschnuppern hätten meine Neugier ausnahmsweise mal nicht geweckt. 😉
Es gibt nur noch einen weiteren Titel ("Wunsch-Traum-Fluch") in der Bibliothek, da müsste ich mal schauen, ob ich das ausprobieren will. Denn auch hier klingt der Klappentext nicht so reizvoll. 😀
Bei den Lynleys bin ich irgendwann abgesprungen, weil mir das Privatleben zu viel und die Fälle zu eintönig wurden. Ansonsten mag ich sowohl die gemütlicheren als auch die härteren Krimis, die Skandinavier sind mir aber oft zu depressiv, da braucht es schon besondere Elemente, um mich zu reizen.
@Kiya: Nun … dann lies doch mal weiter! 😀
Ein paar Cozy-Empfehlungen habe ich ja bei dir schon mitgenommen (vielleicht sollte Birthe sich da auch mal umschauen 🙂 ). Ich nehme mir immer wieder vor mehr asiatische Krimis zu lesen, aber häufig bleibt es bei dem Vorhaben, obwohl ich weiß, dass ich da schon so tolle Bücher gefunden habe.