„Bewitching Season“ von Marissa Doyle ist der Debütroman der Autorin und eines der Bücher, bei denen es vollkommen ausreicht, dass die Geschichte einfach nur „nett“ ist. Für ihren Roman hat Marissa Doyle auf die reale britische Geschichte gesetzt, so dass sich der Teil der Handlung, der sich auf die Politik dieser Zeit bezieht, mit der – noch minderjährigen – Prinzessin Victoria, ihren Familienverhältnissen und der Vormundschaft durch John Conroy beschäftigt, während privat viel über Romane gesprochen wird wie zum Beispiel die Werke von Jane Austen.
Haupfigur in „Bewitching Season“ ist Persephone Leland, auch deren Sicht die Handlung auch erzählt wird. (Ihre Zwillingsschwester Penelope bekommt dann in „Betraying Season“ ihre eigene Geschichte.) Die siebzehnjährige Persephony, genannt Persy, und ihre Schwester sollen in dieser Season in die Londoner Gesellschaft eingeführt werden. Während Penelope (Pen) überaus enthusiastisch auf die kommenden Wochen blickt, würde sich Persy am liebsten mit einem Stapel Bücher unter ihrem Bett verstecken. Sie ist sehr schüchtern, findet sich im Vergleich zu ihrer Schwester schrecklich unbeholfen und wenig charmant, hat ein Problem damit mit fremden Menschen zu sprechen und aus all diesen Gründen hasst sie es, wenn sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll – was nun mal dazu gehört, wenn man die Saison in London verbringt, um die ersten Schritte auf dem Heiratsmarkt der höheren Gesellschaft zu machen.
Nur wenn es um Magie geht, fühlt sich Persephone selbstsicher. Aber gerade dieser Bereich ist etwas, worüber man nicht spricht. Vor gerade mal hundert Jahren wurden die letzten Hexen in England hingerichtet, und obwohl jeder sich sicher ist, dass Zauberei weiterhin existiert, so ist es keine achtbare Beschäftigung. Persy und Pen hatten noch Glück, dass sie mit Miss Allardyce eine Gouvernante hatten, die ebenfalls über Magie verfügt und ihnen die Beherrschung ihrer Gabe beibringen konnte. Doch dieser besondere Unterricht musste im Geheimen stattfinden – nicht einmal die Eltern der beiden Mädchen wissen von ihren besonderen Fähigkeiten.
Als nun Miss Allardyce (Ally) spurlos verschwindet, während sie die Ankunft der Zwillinge in London vorbereiten soll, setzen Persy und Pen auf die Magie, um ihre Gouvernante wiederzufinden. Doch ohne einen konkreten Anhaltspunkt und inmitten des Trubels rund um die Einführung in die Gesellschaft, fällt es den Mädchen schwer wirklich aktiv zu werden. So dreht sich die Handlung wirklich vor allem um Persy und ihre Probleme bei den ersten Empfängen und Bällen – Probleme, die auch daraus resultieren, dass sie schon seit Jahren in den Nachbarssohn Lochinvar (Lord Seton) verliebt ist, während dieser sich – ihrer Beobachtung nach – neuerdings für ihre Schwester Pen interessiert. Ganz verlieren die beiden Schwestern die Suche nach Miss Allardyce nicht aus den Augen, sie machen sich Sorgen um sie und vermissen regelmäßig ihren Rat und ihre Hilfe, aber da sie als minderjährige junge Frauen schon allein für einen Ausflug zu einem Buchladen Begleitung benötigen, wird selbst ein einfaches Treffen mit Allys Familie zu einer logistischen Herausforderung.
Insgesamt ist „Bewitching Season“ eine nette und unterhaltsame historische Liebesgeschichte für Jugendliche mit einem guten Schuss Magie. Mich hat es nicht gestört, dass die Magie nur relativ dezent in die Handlung eingebaut wurde, und dass der Fokus so auf Persy, ihre Einführung in die Gesellschaft und ihre hoffnungslose Liebe zu Lord Seton lag. Schön fand ich, dass Marissa Doyle es geschafft hat, dass ich die kleinen Pannen und Fehlgriffe von Persy nicht unangenehm peinlich fand, sondern eher niedlich, so dass ich eher gespannt darauf war, welche Folgen das nun für das Mädchen haben würde. Und weil ich mich so gut unterhalten gefühlt habe und Persy und ihre Famlie und Freunde so sympathisch fand, konnte ich auch gut darüber hinwegsehen, dass die Hintergründe rund um Allys Entführung von Anfang an vorhersehbar waren. Stattdessen habe ich mich an den amüsanten Dialogen und all den kleinen Momenten erfreut, in denen die Autorin einen erfrischenden Blick auf das damalige London geworfen hat. „Bewitching Season“ war eine wunderbar entspannende Lektüre und ich freu mich jetzt schon auf die weiteren Romane der Autorin, die in diesem leicht magischen England spielen.
Das du es auch immer wieder schaffst, einem mit Büchern den Mund wässrig zu machen…
Ich nehme das mal als Kompliment und kann dazu nur sagen "Danke, gleichfalls!". 😀
Ah, mit Verspätung also entdeckt. Klingt nett, wär aber eher nichts für mich, denke ich. 🙂
Die Bücher sind sehr nett und perfekt für einen entspannten Nachmittag! Aber du hast vermutlich recht, sie sind eher nichts für dich.