Megan Bannen: The Undertaking of Hart and Mercy

Laut Klappentext ist „The Undertaking of Hart and Mercy“ von Megan Bannen eine Mischung aus „The Princess Bride“ und „You’ve Got Mail“, und Ursula Vernon hat in ihrem letzten Newsletter über den Roman gesagt: „sort of like if You’ve Got Mail was set in the old west with zombies and dead gods and the protagonists were a bounty hunter and an undertaker. So a fun romance closely centered on corpse disposal!“. Was es ziemlich gut auf den Punkt trifft, auch wenn es sich für mich beim Lesen weniger nach „Old West“ angefühlt hat. Erzählt wird die Handlung auf der einen Seite aus der Perspektive von Mercy Birdsall, die als Bestatterin nach einer Erkrankung ihres Vaters das Familiengeschäft „Birdsall & Son“ am Laufen hält. Auf der anderen Seite geht es um Hart Ralson, einen Marshal, der im Rahmen seiner Arbeit regelmäßig unidentifizierte Leichen zu den verschiedenen Bestattungsinstituten bringen muss.

Mercy und Hart kennen sich seit über vier Jahren und hassen sich seit ihrer ersten Begegnung. Doch als Hart eines Tages vor lauter Einsamkeit einen Brief an einen „Freund“ schreibt, landet dieser Brief bei Mercy, die sich ebenso einsam fühlt wie der unbekannten Schreiber und ihm deshalb antwortet. Die Anonymität, die mit dieser Brieffreundschaft einhergeht, sorgt dafür, dass beide überraschend offen und ehrlich miteinander umgehen, was dazu führt, dass sich sowohl Mercy als auch Hart bald fragen, ob aus dieser Brieffreundschaft vielleicht mehr werden könnte, wenn sie sich nur trauen würden, einander zu treffen. Ich muss gestehen, dass ich die Geschichte nicht so bezaubernd gefunden hätte, wenn nicht die Welt, die sich Megan Bannen für „The Undertaking of Hart and Mercy“ ausgedacht hat, so faszinierend gewesen wäre. Obwohl ich mich während der ersten Seiten ziemlich verloren fühlte, weil die Autorin anfangs wenig zu dieser Welt erklärt, fand ich es doch spannend, mehr über die Insel, auf der Mercy lebte, über die Alten und die Neuen Götter, über die Demigods (zu denen auch Hart gehört) und die zombiehaften Drudges zu erfahren.

Außerdem mochte ich es sehr, wie professionell und liebevoll Mercy ihrem Job nachgeht. Megan Bannen gelingt es, die Arbeit als Bestatterin – mit all den Besonderheiten, die in dieser fantastischen Welt notwendig sind – so zu beschreiben, dass es fast schon heimelig ist, mitzuverfolgen, wie Mercy eine Leiche herrichtet. Und obwohl Mercy von einem Haufen liebevoller Familienmitglieder umgeben ist, wird schnell deutlich, wieso sie sich so einsam fühlt, dass sie eine Brieffreundschaft mit einem vollkommen Fremden beginnt. Bei Hart hingegen ist von Anfang an unübersehbar, dass er einsam ist und dass das ein Zustand ist, an dem er zum Großteil selbst Schuld ist. Umso wunderbarer ist es mitzuverfolgen, wie er im Laufe der Geschichte – auch dank der Briefe, die er mit Mercy austauscht – versucht, wieder mehr auf andere Personen zuzugehen und alte Freundschaften wiederzubeleben. Überhaupt macht es Spaß zu sehen, wie sich die beiden Protagonisten im Laufe der Zeit weiterentwickeln und wie sich das dann auch auf all die anderen Personen in ihrem Umfeld auswirkt.

Ich finde es gerade überraschend schwierig, all die Dinge, die diesen Roman für mich ausgemacht haben, in Worte zu fassen. „The Undertaking of Hart and Mercy“ ist wundervoll romantisch und sehr oft sehr lustig, doch dabei ist das Leben, das die Charaktere führen nicht gerade einfach. Geldsorgen, Krankheit, Todesfälle, Drudges und Geschäftskonkurrenten, die zu unfairen Mitteln greifen, spielen deshalb keine unerheblichen Rollen in der Handlung, aber trotzdem hat Megan Bannen dafür gesorgt, dass ich als Leserin die ganze Zeit die Gewissheit hatte, dass am Ende alles gut ausgehen würde. Was dafür gesorgt hat, dass ich selbst die dramatischeren Szene rundum „genießen“ (und die etwas vorhersehbareren Wendungen verzeihen) konnte. Ich gebe zu, dass ich eine ganz besondere Schwäche für „Cozy Fantasy“ rund um eigentlich nicht so gemütliche Themen habe, weshalb dieser Roman genau in mein Beuteschema fällt, aber ich denke, dass auch Personen, die normalerweise nur romantische oder nur fantastische Geschichten mögen, Spaß mit „The Undertaking of Hart and Mercy“ haben würden.

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