Piers Torday: Die große Wildnis

Auch „Die große Wildnis“ von Piers Torday ist eine Natira-Leihgabe (irgendwie merkt man meinen aktuellen Beiträgen wohl an, dass ich mir gerade die Kiste mit ihren Büchern vornehme 😉 ), wobei ich mich nicht daran erinnern kann, dass wir über das Buch gesprochen hatten. Aber egal, ob ich den Roman ausleihen wollte oder nicht, Natira hat mit dem Buch auf jeden Fall meinen Geschmack getroffen und ich habe die Geschichte an einem Nachmittag verschlungen.

Kester Jaynes ist zwölf – demnächst dreizehn – Jahre alt und lebt seit sechs Jahren in einem Internat für verhaltensauffällige Kinder. Sein Vater war ein berühmter Tierarzt, seine Mutter ist früh gestorben und seit ihrem Tod hat Kester kein einziges Wort mehr gesprochen. Die Welt in der Kester lebt ist auch keine, über die man gern reden würde. Vor einigen Jahren brach in der gesamten Tierwelt eine große Seuche aus, Rote Pest genannt, die dazu führte, dass man alle Tiere (abgesehen von dem einen oder anderen Ungeziefer) töten musste. Doch ohne die Tiere gingen auch die Nutzpflanzen ein und ohne ein industriell gefertigtes Nahrungsmittelersatzprodukt wären auch die Menschen gestorben.

Eines Tages stellt Kester fest, dass er mit Ungeziefer – genauer gesagt einer Kakerlake, die er General nennt – kommunizieren kann. Unter Führung des Generals bricht der Junge aus und muss feststellen, dass doch noch ein paar Tiere die große Säuberungsaktion überlebt haben. Doch auch sie werden von der Roten Pest bedroht und benötigen dringend ein Heilmittel. Und so zieht Kester mit einer Handvoll von ihnen los und reist quer durchs Land, auf der Suche nach einer Rettung für die letzten Tiere der Welt.

Ich habe Kester und seine Reisegefährten beim Lesen sehr gemocht und fand die Vorstellung einer solchen Welt ohne Tiere und ohne jegliche Landwirtschaft wirklich grauenerregend. Piers Torday scheut sich auch nicht davor den einen oder anderen liebgewonnen Charakter sterben zu lassen oder Kester und seine Freunde in große Schwierigkeiten zu bringen, so dass man mit der kleinen Reisegruppe mitfiebert und sich immer wieder fragen muss, wie sie wohl diese neue Hürde wieder bewältigen. Trotzdem ist die Geschichte zwar häufig traurig, aber immer noch kindgerecht erzählt (das empfohlene Lesealter ist mit „ab zehn Jahre“ angegeben). Es gibt neben all den bedrückenden Momenten auch sehr viele witzige Szenen, wenn Kesters Reisebegleiter ihre Kommentare zu Situationen abgeben oder etwas verwirrt durch die Gegend fliegen.

Allerdings muss ich auch anmerken, dass ich als erwachsener Leser die Botschaft des Romans etwas zu plakativ herübergebracht fand (als Kind hätte mich das aber wohl nicht gestört). Außerdem fällt es mir schwer einige Dinge einfach hinzunehmen. So stelle ich mir die Frage, woher die – inzwischen regierungsbildende – Firma die Materialien für ihren Nahrungsmittelersatz nimmt, wie die vier Städte, in die alle Menschen umgesiedelt wurde, funktionieren sollen und ähnliches. Ich weiß nicht, ob diese Fragen vom Autor in der Fortsetzung noch geklärt werden oder ob er die Grundsituation einfach so stehen lassen will, aber ein wenig irritiert es mich schon. Davon abgesehen erzählt „Die große Wildnis“ aber eine sehr schöne und intensive Geschichte mit liebenswerten Protagonisten.

3 Kommentare

  1. Wir hatten tatsächlich über dieses Buch nicht groß gesprochen; ich hatte es einfach in ein Leihgabenpaket "auf Verdacht" mit hineingelegt und freue mich, dass es Deinen Geschmack getroffen hat. Ich habe Band 2 inzwischen bei mir stehen, wollte ihn aber erst lesen, nachdem ich noch einmal in Band 1 hineingeschaut habe. Das dürfte ja dann alsbald klappen. 😉 Vielleicht erfahren Kester und wir mit ihm dort etwas zu den von Dir angesprochen Fragen.

  2. Ah! Ich hatte mich schon gewundert, weil ich mich nicht erinnern konnte. Auf der anderen Seite bekomme ich gerade eine Menge nicht auf die Reihe, also hatte ich es darauf geschoben. *g*

    Kester sollte Ende des Monats wieder bei dir sein und dann bin ich gespannt, wie dir der zweite Band gefällt. Ich kann auch ohne diese Auflösungen leben, aber schöner fände ich es, wenn der Autor einen stimmigen Hintergrund für seine Geschichte hätte.

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