Seanan McGuire: Beneath the Sugar Sky (Wayward Children)

Nachdem „Down Among the Sticks and Bones“ dem Leser die Vorgeschichte von Jill und Jack erzählt hat, führt „Beneath the Sugar Sky“ einen anfangs zurück in „Eleanor West’s Home For Wayward Children“. Dieses Mal erzählt Seanan McGuire die Geschichte vor allem aus der Sicht von Cora, die erst seit wenigen Wochen in Eleanor Wests besonderer Schule lebt und noch immer nicht so richtig angekommen ist. Immerhin hat sie in Nadya, die ebenso wie Cora vor einiger Zeit den Weg in eine Wasserwelt fand, bevor sie wieder zurück in ihre Geburtswelt musste, eine gute Freundin gefunden. Gemeinsam halten sich die beiden Teenager am Schildkröten-Teich hinter der Schule auf, als auf einmal ein Mädchen durch eine Tür in den Teich fällt.

Rini ist auf der Suche nach ihrer Mutter, denn ohne sie ist die Welt Confection, in der Rinis Mutter als Heldin verehrt wird, dem Untergang geweiht. Doch da Rinis Mutter eine der Personen ist, die in „Every Heart a Doorway“ ermordet wurde und die deshalb nie einen Weg zurück in ihre fantastische Welt fand, steht nicht nur Confections Schicksal, sondern auch die Existenz von Rini auf dem Spiel. Zum Glück findet Rini in einigen von Eleanors Schülern Quest-erfahrene Unterstützung, deren ungewöhnliche Talente für die Aufgabe unabdingbar sind. So findet sich Cora zu ihrer eigenen Überraschung gemeinsam mit Nadya, Kade, Christopher und Rini auf der Suche nach einem Weg, um Rinis ermordete Mutter zurückzuholen. Dass Seanan McGuire dieses Mal die Geschichte rund um eine Gruppe von Personen gewoben hat, statt sich auf eine Perspektive zu konzentrieren, macht „Beneath the Sugar Sky“ für mich zum bislang besten Band der Wayward-Children-Bücher, weil man so verschiedene Ansichten zu einem Thema kennenlernt und ganz andere Einblicke in die Begebenheiten erhält.

Zwar bekommt man vor allem Coras Perspektive präsentiert, aber das hat den Vorteil, dass Cora – die noch relativ neu in Eleanor Wests Schule ist – Fragen stellen kann, die bei den anderen Beteiligten unnatürlich wirken würden. Durch die Beteiligung der anderen Charaktere bekommt man nicht nur viele Details zu Confection präsentiert, sondern auch zu den Welten, in die Cora, Nadya, Kade und Christopher geraten waren. Doch was ich an dieser Geschichte besonders mochte, ist der Einblick in das Seelenleben der verschiedenen Figuren. Seanan McGuire zeigt nicht nur, warum die Charaktere sich in ihrer Welt nicht wohlfühlten und sich deshalb so sehr in die fantastische Welt zurücksehnen, in die sie durch ihre ganz persönliche magische Tür geraten waren, sondern auch, wie ihr Leben in dieser anderen Welt ausschaute. Einzig Kade möchte nicht zurück in die Welt Prism, denn dort wurde die Tatsache, dass er ein Junge ist, ebensowenig akzeptiert, wie seine Eltern damit leben konnten, dass ihr kleines süßes Mädchen doch eigentlich kein Mädchen ist.

Ich liebe diesen Einblick in die Gedanken und Gefühle der einzelnen Charaktere fast mehr als all die wunderbaren Details zu den verschiedenen fantastischen Welten (inklusive Erdbeer-Rhabarber-Limonaden-See und einem Schildkröten-Gefährten für ein ertrunkenes Mädchen). Obwohl die „Wayward Children“-Romane bei mir normalerweise eher den Kopf als das Herz ansprechen, hat mich diese Geschichte rundum gepackt, und während sonst die Gesetze und verschiedenen Aspekte der fantastischen Welten (inklusive der „Reisebedingungen“) in mir nachklangen, sind es dieses Mal die Figuren und ihr Schicksal, die mich noch eine Weile beschäftigen werden. Ich freu mich jetzt schon darauf, Anfang 2019 den nächsten Titel („In an Absent Dream“) lesen zu können.

2 Kommentare

  1. A. Disia

    Ich habe ja bisher alles geliebt, das ich von der Autorin gelesen habe. Scheint, als werde ich diese Serie auch noch lesen, bei deiner guten Kritik! 🙂
    Der wievielte Band ist das denn?

  2. Bislang gibt es drei Teile in der Wayward-Children-Reihe. Wobei der im letzten Jahr veröffentlichte Titel ("Down Among Sticks and Bones") die Vorgeschichte von zwei Personen erzählt, die man schon aus "Every Heart a Doorway" kennt. Es gibt Leser, die deshalb vorschlagen, dass man "Down Among Sticks and Bones" als erstes liest. Ich fand es hingegen spannend Hintergründe zu den beiden Personen zu bekommen, deren späteres Schicksal ich schon kannte und bei denen ich mich bei "Every Heart a Doorway" gefragt hatte, wie sie an diesen Punkt gekommen waren. "Beneath the Sugar Sky" würde ich aber auf jeden Fall als drittes lesen, denn da werden zu viele Aspekte aus "Every Heart a Doorway" erwähnt, um den unabhängig von dem ersten Teil lesen zu können.

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