In den letzten Wochen habe ich richtig viel Glück mit Romanen, die auf ungewöhnliche Weise mit Märchenmotiven umgehen. Nach „Indexing“ habe ich am letzten Wochenende „The School for Good and Evil“ von Soman Chainani gelesen. Das Buch reizte mich schon länger, nachdem es im letzten Jahr auf diversen Blogs aufgetaucht war, denn die Grundidee klang gut – und Märchenthemen kann ich ja eh schwer widerstehen.
„The School for Good and Evil“ dreht sich um zwei Mädchen, die in dem idyllischen Dorf Gavaldon aufgewachsen sind. Während die hübsche Sophie mit ihren goldenen Locken, blauen Augen und ihrem zarten Teint einer Märchenprinzessin entspricht, ähnelt Agathas Äußeres eher einer klassischen Hexe – was noch dadurch unterstrichen wird, dass sie mit ihrer Mutter auf dem Friedhof lebt und nicht gerade viel mit anderen Menschen anfangen kann. Trotzdem haben sich die beide Mädchen miteinander angefreundet, vor allem aufgrund Sophies unablässigen Bemühungen um Agatha.
Sophie ist sich nämlich sicher, dass sie beide auserwählt sind, um von dem „School Master“ entführt zu werden. Sie würde in dem legendären Internat alles erlernen, was eine Prinzessin benötigt, um Teil eines Märchens zu werden, während Agatha in dem „bösen“ Teil der Schule die Ausbildung zur Hexe einschlagen könnte. Doch Agatha glaubt eigentlich nicht, dass die legendäre „School for Good and Evil“ wirklich existiert – und selbst wenn es sie geben sollte, so versucht sie doch alles, damit Sophie nicht entführt wird. Natürlich scheitert Agatha – und findet sich kurz darauf mit Sophie in dem Internat wieder. Doch während Sophie im „bösen“ Teil landet, soll Agatha im „guten“ Teil der Schule ihre prinzessinenhaften Facetten ausarbeiten.
Soman Chainani spielt in diesem Roman ganz wunderbar mit den diversen Märchenthemen und zeigt deutlich, dass „gut“ und „böse“ nicht immer so einfach zu definieren sind. In beiden Teilen der Schule finden sich sympathische und unsympathische Schüler, und obwohl von den Lehrern stets das Konkurrenzdenken unter den Jugendlichen geschürt wird, entstehen immer wieder unerwartete und zerbrechliche Freundschaften. Dabei ist jedem Einzelnen die ganze Zeit über bewusst, dass nur einige Wenige von ihnen zu entscheidenden Märchenfiguren werden wird. Der Großteil von ihnen wird sich mit einem Leben als Handlanger, helfende Tierfigur oder einer vergleichbaren namenlosen Rolle begnügen müssen.
Einzig Agatha hält lange Zeit an dem Gedanken fest, dass sie mit Sophie aus der Schule flüchten muss, damit sie wie früher als Freundinnen in Gavaldon leben können. Doch Sophie arbeitet lieber daran, alle davon zu überzeugen, dass sie in der falschen Seite der Schule gelandet ist, dass sie gut ist und dass sie als (potenzielle) Prinzessin natürlich ihren Prinzen finden muss. All das führt zu einigen amüsanten Szenen, aber auch zu erschreckenden und traurigen Momenten, denn das Leben an der „School for Good and Evil“ ist – wie im Märchen – brutal und oft erbarmungslos.
Neben Sophies und Agathas Bemühungen um ihre Freundschaft, um Sophies Prinzen und um ihr Überleben an der Schule steht auch noch das Geheimnis des „School Master“ im Raum. Er war es, der die beiden Mädchen in die Schule gebracht hat, obwohl sie nicht aus der Märchenwelt stammen. Und niemand weiß, ob er gut oder böse ist und welche Absichten er mit den diversen Herausforderungen und Regeln verfolgt. Ich muss zugeben, dass ich nicht von jeder Wendung überrascht war, aber es gab genügend Momente, in denen ich die Einfälle und Entwicklungen, die Soman Chainani in die Geschichte einbaute, als ungewöhnlich genug empfand, um mich wunderbar unterhalten zu fühlen.
Ich mag die ganzen bösen Wendungen, die diversen Versuche der Charaktere, die Regeln der Schule zu umgehen und die oft entlarvenden Aussagen der diversen Figuren, die zeigen, dass die hinreißende Prinzessin nicht immer die Gute in der Geschichte ist, während die furchterregende Hexe manchmal einfach nur eine liebevolle Umarmung benötigen würde. Am Ende verändert sich die Schule, und ich muss zugeben, dass ich sehr gespannt bin, wie es nun dort weitergeht. Was dazu führt, dass ich wohl in absehbarer Zeit die Fortsetzung bestellen muss, um mehr Zeit mit Sophie und Agatha verbringen zu können … 😀
Jetzt verstehst du, warum ich so auf die Fortsetzung warte 😉
Am Anfang war ich noch gar nicht soo begeistert, weil ich mir schnell gedacht habe, daß die beiden eben nicht in dem offensichtlichen Schulteil landen werden – mit dem weiteren Hin und Her zwischen Gut und Böse hatte ich aber anfangs nicht gerechnet und war dann zunehmend gefesselt.
Ja, das versteh ich. 😀
Bei Sophie fand ich es schon vorhersehbar, wo sie landet. Aber Agatha fand ich schwieriger einzuschätzen – so wohl sie sich auch theoretisch in dem "bösen" Teil gefühlt hätte. Und das Hin und Her und die Entscheidungen der verschiedenen Figuren und die daraus folgenden märchenhaften Entwicklungen … ja, das war schon verflixt cool! 😀
*seufz*
Anlese-Stapel?
Natira, ich kann dir das Buch auch in den Karton mit deinen Leihgaben packen. 🙂
Hm, hat das System meinen Kommentar geschluckt? Der Post ist doch noch keine 10 Tage alt. Oder bin ich direkt im Spam gelandet?
Falls der Kommentar doppelt erscheint, kannst Du ja einen löschen. Ich hatte gerade geschrieben, dass das auch eine Maßnahme wäre (Leihgabenkarton), da ich das Buch nach Anlesen bei Nichtgefallen ja auch wieder so zurückschicken kann. 😉
Nicht im Spam, nicht doppelt – muss wohl Schluckauf sein.
Da der Roman schon im Karton liegt, bin ich froh, dass ich ihn nicht wieder rausfischen muss. 😀
lach, danke!
(Manchmal glaube ich, das System bestraft mich, weil ich mich nicht so regelmäßig hier melde. 😀 )
Es fremdelt eben ein bisschen … oder du bist aus der Übung. 😀
😀
Du bist richtig fies. Wann soll ich die Bücher denn alle lesen, die du hier so eines nach dem anderem vorstellst, ach was, anpreist?
@Hermia: Ich zwinge euch doch nicht die Bücher zu lesen! Ihr müsst euch ja nicht dafür interessieren! Auch wenn ihr dann was sehr unterhaltsames verpassen würdet. 😀
Aber ich schau mal, ob ich nach den "7 Days – 7 Books" nicht ein paar Bücher in die Finger bekomme, von denen ich euch abraten kannt. 😉
"Aber ich schau mal, ob ich nach den "7 Days – 7 Books" nicht ein paar Bücher in die Finger bekomme, von denen ich euch abraten kannt. 😉 "
Na, da bin ich ja mal gespannt. 😀
Ich finde ja, dass es mal wieder Zeit für einen Verriss ist, aber es gibt nichts zu verreißen … ich muss mich also in ein paar Tagen mal wirklich auf die Suche machen. 😀
Ich schicke Dir dann einfach auch die Hörbuchversion von "Tod auf dem Nil" mit, mal sehen, wie weit Du kommst… 😀
@Natira: Gerne! Da ich gerade mindestens 15 Stunden pro Woche Hörbuch höre, kann ich Nachschub so dringend gebrauchen. Vielleicht sollte ich mir von Ariana "Anna Karenina" ausleihen – damit hätte ich dann zwei Wochen abgedeckt. 😀
Ich fasse es nicht, das System hat meinen Kommentar doch schon wieder geschluckt. Ich habe nichts falsch gemacht! *grr
Den Tod auf den Nil packe ich Dir dazu. Und ich habe noch ein 32h-Hörbuch, eingelesen von David Nathan … (oder ist es gerade bei Jed?) *g*
Das mit dem "Tod auf dem Nil" hattest du in deinem letzten Kommentar geschrieben – das mit dem Hörbuch, das bei Jed oder nicht bei Jed ist, nicht. 😀 Hatten wir dafür nicht eigentlich eine Liste? *guckt unschuldig*
Ich weiß – ich hatte das mit dem Nil nur wiederholt. 🙂 Und ja, da ist eine Liste und ja, das Buch ist bei Jed. 😀
*kicher*
@ Winterkatze: Na, Verrisse schreibst du ja schon immer mal wieder – insbesondere bei den Hörbüchern kann ich mich an den einen oder anderen erinnern. "Anna Karenina" kann ich dir leider, leider nicht leihen, das ist ein Audible-Download – auf CD hätte das Hörbuch 149 Euro gekostet, bei Audible ein Guthaben (also 9,95 Euro). Da musste ich nicht lang überlegen. 😉 Aber da sieht man mal wieder die Nachteile von E-Books und Hörbuch-Downloads. Dass man die nicht verleihen kann, nervt mich schon – vor allem weil man für die E-Books in Deutschland ja gar nicht so wenig zahlen muss … Hmpf.
@Ariana: Die Verrisse waren in der letzten Zeit aber nicht so häufig, auch wenn ich bei Hörbüchern immer besonders kritisch bin. 😀
Zum Glück hat mich Natira gerade großzügig versorgt (auch wenn ich da über zum Teil über meinen Schatten springen muss, weil die Sachen z.T. weniger meins sind). Ich finde es aber auch zu schade, dass man Downloads nicht teilen kann (und ja, gerade angesichts der E-Book-Preise in Deutschland!).
Gemeinerweise bin ich gerade darauf aufmerksam gemacht worden, dass demnächst von David Nathan der erste Harry-Dresden-Band bei Audible erscheint. Ich fühle mich versuchter denn je …
Immerhin ist eine Leihgabe (bei der Du wohl über Deinen Schatten springen müsstest) eine David-Nathan-Lesung, welche eine gewisse Garten- oder Tapezierzeit vorhalten dürfte. 😀
@Natira: Ich glaube, bei der Gartenarbeit würde ich sogar den Titel hören. 😉 Außerdem ist da ja David Nathan … *g*
Ja, vermutlich würde auch Telefonbuch als Text funktionieren … 🙂