SuB-trahiert (2): Februar und März

1. Lotte und Søren Hammer: Das weiße Grab

„Das weiße Grab“ von Lotte und Søren Hammer lag vor allem deshalb so lange auf meinem SuB, weil ich nach dem überraschend beeindruckendem Debütroman befürchtete, dass der zweite Band rund um Konrad Simonsen und seine Mitarbeite nicht mit dem ersten Roman mithalten kann. In gewisser Weise ist „Das weiße Grab“ auch „gewöhnlicher“ als „Schweinehunde“. Aber damit bietet der Titel immer noch einen spannenden und soliden Kriminalfall, bei dem es vor allem darum geht, dass der Polizei sehr früh der Täter bekannt ist, dass sie aber keine Möglichkeit sehen ihn zu überführen. Mehr dazu in meiner Rezension zu dem Buch.

2. Tim Akers: Das Herz von Veridon

„Das Herz von Veridon“ gehört zu den Fantasy-Titel, die im Programm interessant klingen, aber mich dann beim Anlesen nicht so sehr packten, dass ich sie zeitnah auch lese. Tim Akers hat für seine Geschichte eine faszinierende Welt geschaffen, die allerdings so ungewöhnlich ist, dass ich mir beim Lesen die ganze Zeit eingestehen musste, dass ich nicht beurteilen kann, wie stimmig das Ganze ist. Wobei Tim Akers auch wenig erklärt und dem Leser das Entdecken seiner Welt selber überlässt. Die Handlung spielt in einer Art Steampunk-Welt und dreht sich um einen ehemaligen Luftschiffpiloten. In dieser Gesellschaft ist es relativ normal, dass Menschen durch Maschinenelemente modifiziert werden, die aktuell bestimmende Kirche dreht sich sogar um das Entschlüsseln und Deuten von Maschinenteilen, die regelmäßig den großen Fluss hinuntertreiben und von den Bewohnern der Stadt Veridon geborgen werden. Die Maschinen und ihre Nutzung stehen im Kontrast zu einer Gesellschaft, die von einem Rat regiert wird, der sich bis vor kurzem aus Nachfahren der Gründungsmitglieder der Stadt zusammensetzte. Inzwischen werden die alten „Adelsfamilien“ von einflussreichen Kaufleuten dazu gebracht, ihren Sitz (und ihr Namensrecht und alles was damit zusammenhängt) zu verkaufen. Das Normalste an der Geschichte ist eigentlich die Hauptfigur Jacob Burn. Jacob ist der (verstoßene) Sohn eines alteingesessenen Ratsmitglieds, ehemaliger Luftschiffpilot (inklusive der damit zusammenhängenden Körpermodifizierungen) und ein Gauner. Zu Beginn der Geschichte bekommt Jacob zufällig ein kostbares Artefakt in die Hände und wird daraufhin von verschiedenen Parteien gejagt, ohne dass er anfangs überhaupt weiß was los ist. Das liest sich zügig und ganz nett, aber auch relativ belanglos. Das Reizvollste an dem Buch ist wirklich der Weltenbau – auch wenn ich mich immer wieder dazu zwingen musste, nicht allzu genau über die diversen Details nachzudenken und am Ende das Gefühl hatte, ich hätte nur eine vage Vorstellung davon, wie der Autor sich das Ganze überhaupt vorgestellt hat.

3. Soman Chainani: The School for Good and Evil 2 – A World Without Princes

Zum ersten Mal ein englisches Buch, da doch inzwischen ein paar englische Titel länger als ein halbes Jahr auf dem SuB liegen. Bei dem Titel habe ich einfach nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet und im März war der dann auch mal gekommen. Gefallen hat mir die Geschichte – wie erwartet – gut, was sich auch in der Rezension nachlesen lässt, und nun muss ich mir nur noch den dritten Band der Reihe anschaffen (und vielleicht mal etwas schneller lesen als die ersten beiden Teile).

4. John Irving: Letzte Nacht in Twisted River

Ich habe es schon beim Lesen gesagt und ich kann es nur wieder betonen: Für John Irving brauche ich Ruhe (und die richtige Stimmung). So hat auch dieser Titel sehr lange darauf gewartet, dass ich ihn endlich aus dem Regal ziehe. Dann aber hat mir erst einmal das erste Drittel von „Letzte Nacht in Twisted River“ gut gefallen. Die Geschichte, die sich um den italienischstämmigen Koch Dominic, seinen Sohn Daniel und mehr als nur einen tragischen Vorfall dreht, weist wieder sehr viele Elemente auf, die ich als Irving-typisch empfinde und sehr mag. Da gibt es die atmosphärischen Beschreibungen von der kleinen Holzfäller-Ansiedlung, dem italienischen Viertel in Boston und all den anderen Orten, an die es die Familie verschlägt, und natürlich sind da die Charaktere, die alle ihre Stärken und Schwächen haben und die mir in ihren Eigenheiten sympathisch waren (auch wenn ich einigen davon wohl nicht real begegnen oder zumindest nicht mit ihnen befreundet sein möchte *g*).

Im zweiten Drittel hatte John Irving mich dann etwas verloren – und ich glaube nicht, dass das daran lag, dass ich eine Pause von mehreren Tagen beim Lesen einlegen musste. Es gibt in diesem Teil viele Zeitsprünge und viele Rückblenden, dann wieder bekommt man einen groben Überblick über eine jahrelange Entwicklung und kurz darauf wird eine kleine Szene sehr detailverliebt erzählt. Das hat dazu geführt, dass ich mich gar nicht richtig auf das Beschriebene einlassen könnte, weil ich die ganze Zeit im Hinterkopf rumrechnete, wie viele Jahre seit der letzten Szene vergangen sind und wie ich das gerade Gelesene zeitlich einzuordnen habe.

Nachdem ich das hinter mich gebracht hatte, war ich soweit das Buch nach dem Lesen auszusortieren. Doch dann kam das letzte Drittel und John Irving hat es geschafft mich damit wieder einzufangen. Hier kommen wieder all die Elemente zum Vorschein, die ich an den Romanen des Autors mag, in diesem Teil wird die Handlung wieder konzentrierter erzählt, es gibt weniger Rückblenden und dafür viele berührende und atmosphärische Momente, mit denen sich die Geschichte dann doch einen Platz in meinem Regal verdient hat. Auch wenn ich vermute, dass ich bei einem Reread den mittleren Teil des Romans eher querlesen würde, um mich auf die Passagen zu konzentrieren, die ich mochte. 😉

6 Kommentare

  1. Ich habe es bei "Twisted River" leider nicht bis zum letzten Drittel geschafft. Den Anfang mochte ich auch, aber etwa nach der Hälfte habe ich den Roman abgebrochen, weil ich einfach das Interesse verloren habe. Schade.

  2. Das kann ich verstehen, mittendrin war ich auch ziemlich enttäuscht, dass nach dem Anfang die Geschichte so verlor. Aber ich habe trotzdem weitergelesen, weil ich das Gefühl haben wollte, ich könnte das Buch bis zur letzten Seite beurteilen, bevor ich es verreiße. Wozu es dann am Ende nicht kam … *g*

  3. Wir haben über den Krimi von den Hammers ja gesprochen. Der Debutroman ist schon mal auf meiner Merkliste. 😉

  4. @Natira: Wenn ich ihn in meinen Kisten wiederfinde, kann ich ihn dir auch auf den Leihstapel packen. 🙂 Den dritten Band mochte ich auch wieder (die Rezension ist nur noch nicht fertig geschrieben), der hatte wieder eine ganz andere Atmosphäre und obwohl er total ruhig geschrieben war, war er spannend.

  5. Ich komme auf Dein Leihangebot gern zurück, falls skoobe den Titel aus dem Programm nimmt, was manchmal passiert. 🙂

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