Soman Chainani: The School for Good and Evil – A World Without Princes

Es ist schon eine Weile her, dass ich den ersten Band dieser Reihe gelesen habe, aber ich war damals so angetan von den Ideen des Autors, dass ich die Fortsetzung „The School for Good and Evil – A World Without Princes“ gleich auf den Wunschzettel gesetzt hatte. Inzwischen ist der dritte Teil schon lange erschienen und so wurde es langsam Zeit mal zum zweiten Band zu greifen. Die Geschichte beginnt einige Zeit nach dem Ende des ersten Romans. Sophie und Agatha sind wieder zurück in Gavaldon und werden von den anderen Dorfbewohnern regelrecht verehrt. Sie sind die ersten, die nach einer Entführung durch den „School Master“, wieder zurückgekehrt sind und vor allem Sophie erzählt unermüdlich, was ihr und Agatha zugestoßen ist. Dass ihre Version sich ein wenig von Agathas Erinnerung unterscheidet, spielt dabei nur eine kleine Rolle.

Alles könnte so schön sein, wären da nicht Sophies Vater und seine neue Freundin und ihre beiden Söhne. Während Sophie hoffte, sie bekäme endlich seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit, scheint sich ihr Vater vor allem darüber zu freuen, dass es endlich zwei Jungen in seiner Familie gibt. Aber nicht nur Sophie muss entdecken, dass das Leben nach ihrer Heimkehr nicht ganz so rosig ist wie erhofft. Agatha kann den Gedanken an ihren Prinzen nicht vollkommen verdrängen und sehnt sich – auch wenn sie sich es selber kaum eingestehen kann – immer stärker nach Tedros. All diese Entwicklungen führen dazu, dass die beiden Mädchen sich wieder in der „School for Good and Evil“ wiederfinden – doch sie erkennen die Schule kaum wieder.

Die Ereignisse rund um Sophies und Agathas ersten Aufenthalt in der Schule haben zu einem großen Umbruch geführt. Nun gibt es nicht mehr die Trennung zwischen „Gut“ und „Böse“, sondern eine Trennung zwischen „Mädchen“ und „Jungen“. Denn das Beispiel der beiden Freundinnen hat all den Prinzessinnen und Hexen gezeigt, dass sie keine Jungen benötigen, um zu einem Happy End zu kommen. Sie können ganz alleine mit all den Widrigkeiten, die die Märchenwelt ihnen entgegenstellt, fertig werden. Vor allem dann, wenn Prinzessinnen und Hexen zusammen- statt gegeneinander arbeiten. Doch was bleibt noch für die Prinzen übrig, wenn sie keine Rolle mehr im Märchen „ihrer“ Prinzessinen spielen?

Soman Chainani hat aus dieser Grundidee wieder eine wunderbar und amüsante Geschichte gemacht. Auch dieses Mal gab es die eine oder andere vorhersehbare Wendung, aber das konnte ich dem Autor problemlos verzeihen, weil dieser Roman so viele fantastische Elemente und lustige Szenen beinhaltet, dass ich mich beim Lesen wieder rundum gut unterhalten gefühlt habe. Es gibt immer wieder spannende und erschreckende Szenen, wenn es um ein „selbstbestimmtes Leben“ für die Mädchen geht. Aber auch schöne Momente, wenn zum Beispiel Agatha und Sophie nicht mehr anhand des Äußeren sagen können, welches Mädchen „Gut“ oder „Böse“ ist, oder wenn beschrieben wird, wie sich die verschiedenen Personen durch die Ereignisse verändert haben.

Natürlich dreht sich ein großer Teil der Handlung um das Verhältnis zwischen Sophie und Agatha und was Freundschaft für die beiden bedeutet – und ob Freundschaft ohne Vertrauen Bestand haben kann. Aber ich muss zugeben, dass ich diesen Teil weniger berührend fand, als die vielen kleinen Momente, in denen es vor allem darum ging, dass einzelne Personen im früheren System untergegangen sind, weil sie nicht der „Norm“ entsprachen, während sie jetzt zumindest eine Chance auf eine positive Entwicklung haben. Auch fand ich es spannend, wie Soman Chainani die Kompromisslosigkeit „klassischer“ Märchen aufs Korn nimmt. Es gibt immer nur eine Prinzessin und einen Prinzen und natürlich eine böse Person, die am Ende vernichtet werden muss. Eine Prinzessin kann nicht gleichzeitig ein Happy End mit einem Prinzen und eine Freundin haben und eine Prinzessin muss natürlich gut sein – egal, ob sie es wirklich ist oder nicht. Immer wieder gibt es einen ungewöhnlichen Blick auf die verschiedenen Märchenfiguren – und die Frage, welche Folgen ihre Geschichte wohl auf die Familien dieser Figuren hatte. Das alles sorgt (ebenso wie die Ereignisse am Ende dieses Romans) dafür, dass ich wirklich neugierig auf das nächste Abenteuer von Sophie und Agatha bin.

6 Kommentare

  1. Ich bin ja erleichtert, daß dir der zweite Teil insgesamt gefallen hat – bei Fortsetzungen weiß man ja nie; außerdem bekomme ich durch deine positive Meinung eher Lust, weiterzulesen.
    Am Lesetag direkt habe ich es übrigens nicht mehr zur Hand genommen, aber immerhin kurz danach. 40 Seiten habe ich inzwischen wieder geschafft.

    Der dritte Teil ist übrigens ganz schön dick, laut Amazon 672 Seiten.

  2. BücherFähe

    "Doch was bleibt noch für die Prinzen übrig, wenn sie keine Rolle mehr im Märchen "ihrer" Prinzessinen spielen?"
    Tja gute Frage. 😀 Interessante Sichtweise, darauf wäre ich niemals gekommen. 😀

    Ich hätte auch nicht gedacht, dass Märchenthemen so boomen, aber momentan gibt es ja wirklich viele Bücher, die sich mit Märcheninhalten auseinandersetzen. Oder mir ist das vorher noch nie aufgefallen…

  3. @Kiya: Er hat mir definitiv gefallen. 🙂 Ich muss gestehen, dass ich ganz am Anfang ein wenig das Gefühl hatte, der Autor würde Feminismus etwas auf die Schippe nehmen – was ich bei einem Mann schon schwierig finde. Aber dann gab es so viele Szenen, die für deutlich mehr Facetten in der Handlung gesorgt haben, dass es mir gut gefiel.

    Uff, auf die Seitenzahl hatte ich noch gar nicht geschaut! Aber er muss das Ganze ja auch noch irgendwie zu einem Ende bringen. 😀

  4. @BücherFähe: Ich fürchte, die Prinzen wären von allein auch nicht auf diese Frage gekommen. 😀

    Ich glaube, es ist beides der Fall. *g* Märchenthemen waren eigentlich nie ganz von der Bildfläche verschwunden, zumindest habe ich immer Autoren gefunden, die märchenhafte Fantasy geschrieben haben. Aber in den letzten Jahren scheinen solche Romane mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und sich eben nicht mehr nur auf "Fantasy" zu beschränken. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass es sich einige Autoren damit sehr einfach machen, fände ich es rundum cool. 😉

  5. Deine Rezension macht Spaß auf das Buch. Aber vielleicht sollte ich dann erstmal mit dem ersten Band anfangen… LG mila

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