SuB-trahiert (3): Januar

Nachdem es im Dezember aus Zeitgründen nicht so gut lief mit dem Abbau des Alt-SuBs, habe ich mich im Januar nicht nur auf einen Haufen Neuzugänge gestürzt, sondern auch wieder an ein paar ältere Titel gewagt.

1. Ami Tan: Der Geist der Madame Chen
Eines dieser Bücher, das bei mir eingezogen ist, weil sich der Klappentext gut anhörte – und dann hatte ich nie Lust es endlich mal anzufangen. In diesem Monat war es dann endlich soweit, ich habe den Roman aus dem Regal gezupft und angefangen zu lesen. Erst einmal war ich überrascht, als ich in Einleitung mitgeteilt bekam, dass die Geschichte auf Texten basiert, die die Autorin bei einer Frau gefunden hat, die als Medium den Bericht eines Geistes aufschrieb. Nun … immerhin eine interessante Einleitung, die die passende Stimmung für das Buch schafft. Denn die Handlung wird erzählt aus der Sicht der frisch verstorbenen Bibi Chen, die als Geist eine Gruppe von Freunden bei ihrer Reise nach Burma begleitet. Eigentlich hätte Bibi die Reiseleiterin dieses Unternehmens sein sollen und so hatte sie nicht nur sämtliche Stationen der Reise sorgfältig arrangiert, sondern sich auch monatelang um den perfekten Ablauf gekümmert. Doch nun liegt die Organisation in der Hand des nicht gerade durchsetzungsfähigen Bennies und prompt geht schon am ersten Reisetage einiges schief.

Da Bibi in ihrer Geistform sämtliche Informationen von ihren Freunden erfühlt, kann sie als Erzählerin auch die inneren Gedanken und Gefühle der Reisenden wiedergeben. Das war für mich eines der größten Probleme an dem Roman. Denn so konnte ich auch alle Beweggründe der diversen Mitreisenden verfolgen – und die fand ich durch die Bank nicht lesenswert. Jede einzelne Figur war etwas verschroben, was ich normalerweise gern lese, aber vor allem kamen sie mir alle so schrecklich dumm vor. Ich konnte weder die Motivationen der verschiedenen Leute verstehen, noch Sympathie für sie aufbringen. Dazu kam, dass sich einige Beschreibungen endlos hinzogen, während die Passagen, die mir gut gefielen und die mehr über China und Burma beinhalteten, in all dem „zwischenmenschlichen“ Geschwurbel untergingen. Nach zwei Tagen Lesezeit und mehr als der Hälfte des Buches habe ich dann abgebrochen, weil ich mich nicht zum Weiterlesen motivieren konnte, obwohl ich die Geschichte eigentlich gern gemocht hätte.

2. Jonathan Tropper: Sieben verdammt lange Tage
Auch bei diesem Buch hatte mich der Klappentext eigentlich angesprochen, aber als ich es dann endlich in den Händen hielt, hatte ich schon so viele Meinungen dazu gesehen, dass ich den Roman erst einmal ins Regal stellte. Dann habe ich die Geschichte als Hörbuch gehört und musste wieder einmal feststellen, dass „Lad Lit“ einfach nicht mein Genre ist. Trotzdem wollte ich das Buch nicht einfach raussortieren ohne einmal reingelesen zu haben, weshalb es noch auf dem SuB blieb. Nun aber habe ich die ersten Kapitel gelesen und da ich die Hauptfigur weiterhin einfach nur nervig finde, wird der Roman aussortiert!

3. Jörg Kastner: Die Tulpe des Bösen
Als ich vor einiger Zeit einen Krimi von Corinna Kastner las, fiel mir auf, dass ich von ihrem Mann noch einen Roman auf dem SuB habe. Der stammt noch aus der Zeit, als ich auf historische Romane schon keine Lust mehr hatte, bei historischen Kriminalromanen aber noch eine Ausnahme machte. Trotzdem hat es dann einige Jahre gedauert, bis ich den Titel gelesen habe. Die Handlung spielt 1671 in Amsterdam und die Hauptfigur ist der Amtsinspektor Jeremias Katoen, der die Morde an zwei ehrenwerten Männern lösen soll. Beide waren Mitglieder einer Gruppe von Tulpenliebhabern, obwohl die Blume Jahrzehnte nach dem Ende des Tulpenfiebers in den Niederlanden keinen guten Ruf mehr genießt. Den Fall selber fand ich nicht so besonders spannend, dafür gab es hier und da einige schöne Alltagsszenen, die das Leben in Amsterdam zu dieser Zeit beschrieben und recht atmosphärisch geschrieben waren. So hätte ich das Buch vermutlich mit einem „ganz nett, auch wenn ich nicht mehr davon lesen muss“ weggelegt, wenn ich die Hauptfigur sympathischer gefunden hätte.

Jeremias Katoen ist der Sohn eines Seemanns und hat sich aufgrund seiner Fähigkeiten seine Position erarbeitet, er ist nett zu einem Waisenjungen, den er zu Beginn der Geschichte kennenlernt, und er macht sich so langsam Gedanken darüber, ob es nicht Zeit wird eine Familie zu gründen. So weit, so gut. Aber es gab immer wieder Momente, in denen ich die Gedanken des Mannes unangenehm fand. Seine Ansichten zu den verschiedenen Frauen in der Handlung (egal, ob es nun „Nachtgängerinnen“/Dirnen oder angesehene Geschäftsfrauen oder Töchter/Ehefrauen waren) fand ich unangemessen und unausgewogen – die Dirnen widerten ihn an, aber eine „ehrenwerte“ Witwe, die nach gerade mal zwei gewechselten Sätzen mit ihm auf ihrem Teppich Sex hat, käme als potenzielle Ehefrau in Frage. Und auch die alle paar Seiten aufkommende Aussage, dass er sich als Teil der großartigen Niederlande sieht, deren Bürger ehrsam, strebsam und gewissenhafte Arbeiter (und damit anscheinend irgendwie besser als der Rest der Welt) sind, war mir auch nach dem zweiten Mal schon über.

4. Renata Petry: Hilgensee
Ich habe absolut keine Ahnung, wie dieses Buch auf meinen SuB gekommen ist. Es könnte sich dabei um ein Geschenk handeln. Auf jeden Fall kam es mir beim Rausziehen aus dem Regal so vor, als hätte ich vorher noch kein Blick auf den Klappentext geworfen. Dafür war der Roman die passende Wahl für die letzten Tage – und wurde somit von mir gelesen und rezensiert.

5. Francesco de Filippo: Gezeichnet
Ab und an finde ich einen Mafia-Krimi ganz nett und das war wohl auch der Grund, warum dieser Roman vor Jahren auf dem SuB gelandet ist. Freitagabend suchte ich dann nach einem kurzem Buch, das ich vor Monatsende noch lesen könnte und habe den Titel angefangen. Nach wenigen Seiten konnte ich sagen, dass die auf dem Klappentext erwähnte „ebenso harte wie fesselnde Sprache“ absolut nicht mein Ding ist. Die Geschichte wird in einem Monolog-artigen Stil von einem – sich selbst sehr wertschätzenden – Kleinkriminellen erzählt und nach einem schnellen Vorblättern musste ich feststellen, dass das die gesamten 266 Seiten so weitergeht. Nicht mein Ding, weg damit!

17 Kommentare

  1. Oje, sehr viel Glück hattest du ja da nicht mit deinen älteren Titeln. Dabei würde das erste inhaltlich ganz interessant klingen – schade, dass die Umsetzung nicht so das wahre ist.
    Immerhin hast du damit nun wieder eine Reihe von alten Büchern entsubt. 😉

  2. Ich hätte gerade "Der Geist der Madame Chen" so gerne gemocht, aber als ich mich dabei ertappte, dass ich meine Lesezeit mit dem Abstauben von Regalen verbrachte, musste ich mir doch eingestehen, dass mich nicht weiter zum Lesen überreden konnte.

  3. BücherFähe

    Dein SuBtrahieren klappt doch eigentlich super – zumindest was das Aussortieren angeht. Ich finde es gut, dass du aber auch aufhörst, Bücher zu lesen, wenn sie dir nicht gefallen. Das wäre ja doch nur verschwendete Zeit. Ich weiß nicht, ob ich da so konsequent wäre.
    Ich hoffe mal für dich, beim nächsten Mal sind ein paar mehr Bücher dabei, die dich auch begeistern können. 🙂

  4. Da musste ich (obwohl ich so eine Vermutung hatte) Lad Lit doch gleich mal googeln. Herrlich der Begriff. Den ein oder anderen Lad-Lit-Roman habe ich auch schon gelesen z.B. von Rocko Schamoni, aber sie nerven mich tatsächlich schnell. Ab und an kann's dann trotzdem ganz unterhaltsam sein.
    Und wenn ein Buch nicht gefällt: Weg damit… LG mila

  5. @BücherFähe: Ich finde es auch schön, dass zumindest Teile meines SuB-Regals nicht mehr doppelreihig bestückt sind und ich wieder besser an die Titel in der zweiten Reihe rankomme. (Jetzt müsste ich nur noch die Manga, die davor stehen, lesen. *g*) Aber trotzdem ist es auch schade, dass manche Bücher so lange im Regal gestanden haben und mir nun nicht (mehr) gefallen. Und danke, das hoffe ich auch! 🙂

  6. @Mila: Ich glaube, ich habe noch keinen Lad-Lit-Roman bis zum Ende durchgehalten. Einen habe ich noch im Regal stehen, weil ein Bekannter meinte, dass ich den unbedingt lesen müsste, aber wenn ich den das nächste Mal in die Hand nehme, dann ist es der dritte (und letzte) Versuch mit dem Titel. *g* Manche Chick-Lit-Bücher kann ich sehr genießen, aber entweder habe ich bei Lad-Lit-Geschichten noch nicht die Variante gefunden, die ich erträglich finde oder ich bin da weniger duldsam. 😉

  7. Du bist aber gut vorangekommen im Januar 🙂 Und machst mir jetzt nicht gerade viel Hoffnung auf "Der Geist der Madame Chen" – das steht auch bei mir noch ungelesen…

  8. @Kiya: Vielleicht kommst du ja mit den Charakteren besser zurecht als ich. (Außerdem habe ich eine Rezension gelesen, in der es hieß, dass das Buch nicht ganz so doll gewesen sei, die letzten zehn Seiten es aber rausgerissen hätten – nur wollte ich mich nicht mehr bis dahin durcharbeiten. *g*)

  9. Ah ja, Madame Chen, das steht hier auch noch als Alt-SuB. Amy Tan mochte ich früher gern, keine Ahnung, ob mir das heute noch immer so geht. Und von Kastner habe ich hier auch schon länger was auf dem SuB liegen. Hm, vielleicht warte ich mit beiden Autoren noch etwas. 😉

    Im Gegensatz zu Dir fand ich ja "Sieben verdammt lange Tage" als Hörbuch ganz unterhaltsam.

    5 weg vom Alt-SuB, das ist super. Wir müssen als Leser nur "einfach" auch mal "nein" zu einem Buch sagen können. 😉

  10. @glencolumbscille: Stimmt, es soll Freude machen. Aber manchmal gibt es ja auch Bücher, mit denen man sich erst einmal anfreunden muss, bis sie einen dann insgesamt doch überzeugen können. Deshalb fällt mir das Abbrechen wohl normalerweise so schwer. 🙂

    @Natira: Amy Tans andere Bücher sollen besser gewesen sein – auf der anderen Seite gefallen dir die Figuren ja vielleicht eher als mir (du fandest ja schließlich auch die "Sieben verdammt langen Tage" unterhaltsam, wie du selber schriebst.:D) und dann könnte es sein, dass du dich fragst, warum ich mit dem Roman nicht so richtig warm geworden bin. 😉

    Irgendwie habe ich nun das Gefühl, ich müsste noch einmal betonen, dass ich ja immerhin gut 2,5 von den 5 Bücher gelesen habe. *g*

  11. @Kiya: Das wäre doch jetzt mal eine gute Gelegenheit, um das Buch aus dem Regal zu holen und anzulesen. Schließlich müsst ihr jetzt herausfinden, ob es euch damit ebenso ergeht wie mir. 😉

  12. Ich hole gerade mal ein bisschen auf, war etwas blogfaul in letzter Zeit (nur, falls du dich über einen Kommentar bei einem älteren Beitrag wunderst) – und sehe, dass du ein SuB-Buch gelesen hast, das bei mir auch schon ziemlich lange auf dem SuB liegt – die "Tulpe des Bösen". Ich bin mal gespannt, ob es mir besser gefällt, wenn ich es denn irgendwann auch mal endlich lese – blöderweise hatte ich von Anfang an eigentlich nicht sooo viel Lust darauf, habe es nur mitgenommen, weil ich das Setting interessant fand und das Buch nur einen Euro auf dem Buchflohmarkt der Unibib kostete … 😉

  13. @Birthe: Ui, du holst gleich das ganze Jahr auf einmal auf? 😉 Da bin ich froh, dass ich nur die Beiträge der letzten Tage im FeedReader ruhen habe. 🙂

    "Die Tulpe des Bösen" hat sich immerhin schnell lesen lassen und es gab auch die eine oder andere atmosphärische Szene. Wenn du eh nicht viel erwartest und dich auf die Details konzentrierst, die sich um das Leben in dieser Zeit und an diesem Ort drehen, dann wäre das auf jeden Fall ein Titel, der sich schnell vom SuB befreien lässt.

  14. Naja, sagen wir's besser so: Ich stöbere ein bisschen in den Beiträgen der letzten Zeit herum und lese die, die mich besonders interessieren. 😉

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