T. Kingfisher: A Wizard’s Guide To Defensive Baking

Mit „A Wizard’s Guide To Defensive Baking“ kommt hier die Rezension einer Geschichte, die ich schon im August gelesen habe und unbedingt noch auf dem Blog vorstellen wollte. Ursula Vernon sagte vor einigen Wochen auf Twitter, dass sie das Pseudonym „T. Kingfisher“ für alle Geschichten verwendet, die sich nicht in Schubladen stecken lassen. So ist ihr „A Wizard’s Guide To Defensive Baking“ schon ein älteres Manuskript, das sie viele Jahre lang nicht bei einem Verlag unterbringen konnte, weil es den Verantwortlichen zu düster für eine Veröffentlichung für Kinder war. Ich persönlich fand den Roman gar nicht so düster, auch wenn die Stadt, in der die Protagonistin lebt, nicht gerade freundlich mit ihren Bewohnern umgeht und die Handlung mit einigen Morden (unter anderem an Kindern) beginnt.

Die Geschichte wird aus der Sicht der vierzehnjährigen Mona erzählt, die seit ein paar Jahren in der Bäckerei ihrer Tante Tabitha arbeitet, wo Monas Magie dafür sorgt, dass die Brote knusprig werden und die Lebkuchenmänner tanzen können. Als Mona eines Morgens in die Bäckerei kommt, um die Öfen anzuheizen und die ersten Brotteige anzusetzen, findet sie im Verkaufsraum die Leiche eines jungen Mädchens. So schlimm sie dies findet (zumal sie auch noch verdächtigt wird, die Mörderin zu sein), so hat Mona doch nicht das Gefühl, dass dies wirklich etwas mit ihr zu tun hat. Auch als sie erfährt, dass in den letzten Wochen mehrere Personen, die über Magie verfügten, verschwunden oder getötet worden sind, glaubt sie noch nicht, dass dies sie persönlich betreffen oder sie gar in Gefahr bringen würde. Schließlich können magiebegabte Personen in dieser Stadt unbehelligt zwischen all den anderen Menschen leben. Und ohne den überaus geachteten Lord Ethan, der als Feuermagier der Armee der Stadt vorsteht, wären die Barbaren schon längst über das kleine Herzogtum hergefallen.

Aber natürlich hilft es nichts, wenn man sich selbst einredet, dass einen all dies nicht berührt, während gleichzeitig schreckliche Dinge geschehen, und so muss auch Mona sich eines Tages eingestehen, dass sie nicht weiter passiv zuschauen kann und handeln muss. Ich mochte es sehr, dass Mona so eine unwillige Heldin ist, und fand es realistisch, dass sie so lange darauf vertraut, dass schon alles gut geht und dass die Regierung alles regeln wird. Erst als sie flüchen muss, um ihr Leben und ihre Freiheit zu retten, wird ihr bewusst, dass sie selbst aktiv werden muss, um sich und die anderen Magiebegabten der Stadt zu retten. Dabei ist sie auf die Hilfe von Spindle, dem zehnjährigen Bruder der in der Bäckerei getöteten Tibbie, angewiesen, um ohne den Schutz ihrer Familie überleben zu können – und Ideen zu entwickeln, die ihr bei der Suche nach dem Mörder helfen. Mit ein Grund, wieso Mona sich die ganze Zeit nicht als „Heldin“ sehen konnte, ist, dass ihre Magie sich nur auf Brot (und anderes Gebäck) auswirkt und sie sich nicht vorstellen kann, dass man mit Brotmagie etwas Großes bewirken oder gar kämpfen könnte. Doch im Laufe der Geschichte lernt Mona, dass es sehr viele Möglichkeiten gibt, ihre Magie im Kampf einzusetzen – und dass es nicht so sehr auf die Stärke der Magie ankommt, sondern darauf, dass man sie kreativ verwendet.

So gibt es gerade in der zweiten Hälfte des Romans so einige amüsante Szenen, in denen Mona ihre Magie auf eine Art und Weise einsetzt, die sie sich früher nie hätte vorstellen können, und in denen sie gemeinsam mit Spindle einige unerwartete Abenteuer erlebt. Ich fand es großartig, welche Ideen die Autorin rund um den Einsatz der Brotmagie hatte. Aber nicht nur diesen Teil der Geschichte mochte ich sehr, sondern auch all die kleinen und großen Szenen rund um die verschiedenen Charaktere. Während der „Spring Green Man“, der der Mörder ist, ebenso wie der Inquisitor Oberon wunderbar hassenswerte Gegenspieler für Mona sind, gibt es auch so viele liebenswerte und warmherzige Charaktere, die dem Mädchen zur Seite stehen. Ich fand Tante Tabitha und Onkel Albert ungemein sympathisch, weil sie alles dafür geben, damit ihre Nichte sicher unter ihrer Obhut leben kann, oder die verrückte „Knackering Molly“, die eine ganz eigene Sicht auf die Welt hat, aber doch alles in ihrer Macht stehende versucht, um Mona und die anderen zu beschützen. Besonders erwähnen muss man auch Bob, der Monas Sauerteigstarter ist und … einen ganz eigenen Charakter hat. Bob ist einfach einzigartig, und was ihn so großartig macht, muss man einfach selbst lesen. *g*

Wenn ich etwas an „A Wizard’s Guide To Defensive Baking“ kritisieren müsste, dann könnte ich höchstens anführen, dass das erste Drittel der Geschichte sich ein bisschen hinzieht und der Weltenbau nicht besonders detailliert ist. Aber da ich auch das erste Drittel mit all den kleinen Szenen, die einem mehr über Mona, ihre Nachbarn und die Stadt, in der sie leben, erzählen, genossen habe, kann ich mich da eigentlich nicht beschweren. Und auch den Weltenbau fand ich eigentlich ausreichend, denn obwohl „die Barbaren“ als großer Feind von außen ein bisschen billig wirken, so reichen sie als beängstigende Gegner für diese Geschichte vollkommen aus. Außerdem würde jemand wie Mona, aus deren Sicht die Handlung ja nun erzählt wird, auch nicht mehr über die Barbaren wissen, als uns die Autorin in diesem Roman erzählt. Alles in allem habe ich „A Wizard’s Guide To Defensive Baking“ also wirklich genossen, über die eine oder andere Aussage ein bisschen sinnieren müssen und über eine Menge Szenen – gerade gegen Ende der Geschichte – schallend gelacht.

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