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Kiersten White: Flames’n’Roses

Es ist schon ein paar Tage her, dass ich „Flames’n’Roses“ gelesen habe und ich muss gestehen, dass der Roman durch den Abstand zwischen Lesen und Meinung niederschreiben ein paar „Minuspunkte“ bekommt. Denn so unterhaltsam die Lesezeit war, so sympathisch ich die Figuren fand und so wohl ich mich mit der Geschichte gefühlt habe, so hat die Handlung doch keinen tieferen Eindruck bei mir hinterlassen. Trotzdem werde ich das Buch behalten, eben weil es so nett war und weil ich einen schönen Nachmittag damit verbracht habe. Und wenn die Fortsetzung auf Deutsch erscheinen sollte, dann werde ich bestimmt auch wieder zugreifen.

Doch erst einmal kurz zum Inhalt von „Flames’n’Roses“: Die sechzehnjährige Evie lebt und arbeitet seit vielen Jahren für die IBKP (Internationale Behörde zur Kontrolle Paranormaler). Aufgrund ihrer einzigartigen Begabung, die es ihr ermöglich jegliche Tarnung übernatürlicher Wesen zu durchschauen, ist sie von ganz besonderem Nutzen für diese Behörde, die dazu da ist nichtmenschliche Geschöpfe wie Vampire, Werwölfe, Meerjungfrauen usw. zu fangen, bevor sie zu einer Gefahr für die Menschheit werden können. Nicht wenige dieser „Gefangenen“ bekommen später eine Aufgabe innerhalb der Behörde und tragen so wiederum ihren Teil dazu bei, dass die IBKP ihre Arbeit machen kann.

Für Evie ist es also ganz normal, dass der Umgang mit übernatürlichen Wesen ihren Alltag bestimmt. So ist ihre beste Freundin Alisha eine Meerjungfrau, während eine Werwölfin ihr Unterricht gibt und Feen dafür sorgen, dass sie zu ihren Einsätzen reisen kann. Umso mehr sehnt sich das Mädchen nach einem normalen Teenagerleben mit dem Besuch der Highschool, Verabredungen mit Freunden und Schulfesten. Dass ihre Vorstellung von einem „normalen“ Leben dabei etwas illusorisch ist, ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Evie ihr Wissen über den menschlichen Alltag vor allem aus dem Fernsehen schöpft.

Für mich ist das auch eine stimmige Erklärung dafür, dass Evie häufiger deutlich jünger wirkt als sechzehn. Sie ist so behütet aufgewachsen und ihre Vorstellung von der Welt außerhalb der IBKP ist vor allem von der Soap-Opera „Easton Heights“ geprägt, dass sie in bestimmten Dingen einfach nicht wie ein normaler Teenager reagiert. Auf der anderen Seite hat sie sich ein paar Eigenheiten angewöhnt, die wohl in einer normalen Umgebung so nicht entstanden wären. So verwendet sie statt eines Fluches immer das Wort „Piep“ (etwas irritierend, wenn man das ständig in der wörtlichen Rede vorfindet, aber man gewöhnt sich daran), weil das zu einem Insider zwischen ihr und Alisha geworden ist.

Erst als ein Gestaltwandler in die Zentrale der IBKP eindringt, der ungefähr Evies Alter hat und anscheinend viele Jahre unerkannt in der normalen Welt lebte, und als es zu unerklärlichen Morden an übernatürlichen Wesen kommt, beginnt Evie über ihr Leben und ihre Tätigkeit für die IBKP nachzudenken. In Lend, dem Gestaltwandler, findet sie einen Freund – auch wenn sie sich anfangs seiner Motive nicht sicher sein kann – und gemeinsam wollen die beiden den Täter stoppen, der so viele auf dem Gewissen hat.

Der Krimianteil der Geschichte ist jetzt nicht gerade herausfordernd oder komplex gestaltet, aber für ein Jugendbuch finde ich den durchaus in Ordnung. Es ist auch in meinen Augen weniger wichtig, dass der Leser miträtseln kann, wer denn nun hinter den Morden steckt. Dafür dreht sich die Handlung eher um die Motive des Täters und um die Erkenntnisse, die Evie bei ihren Ermittlungen für sich gewinnt. Dass sich zwischen Lend und Evie eine kleine Liebesgeschichte entspinnt, ist natürlich vorhersagbar, aber auch in diesem Punkt hat die Autorin in meinen Augen ein gutes Händchen bewiesen. Die beiden Figuren sind für ihr Alter relativ jung und dementsprechend unschuldig ist auch ihre Beziehung. Ich fand die beiden sympathisch und ihre Annäherung war niedlich zu verfolgen.

Und dadurch, dass Kiersten White die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Evie erzählt, passt die von der Autorin verwendete lockere und umangssprachliche Ausdrucksweise innerhalb des Romans. Mir kam das Ganze auf jeden Fall nicht unangemessen oder zwanghaft auf „jugendlich“ getrimmt vor. Stattdessen fand ich Evies Ansichten oftmals zum Grinsen oder habe mich über einige ihrer – wenn auch stellenweise etwas kindischen – Einfälle amüsiert. Zuletzt kann ich noch sagen, dass mir auch das Urban-Fantasy-Setting der Autorin gefallen hat, ebenso wie die Einbringung vieler verschiedener Sagengestalten.

Insgesamt ist „Flames’n’Roses“ zwar keine unglaublich mitreißende und superspannende Geschichte, aber ein wirklich netter und unterhaltsamer Roman, bei dem mir die beiden Hauptfiguren wirklich sympathisch waren. Ich habe mich beim Lesen gut amüsiert, fand die eine oder andere Szene sogar bewegend und wenn ich irgendwann mal wieder ein vertrautes Buch für einen entspannten Nachmittag suche, dann wäre das hier nicht die schlechteste Wahl für einen Re-read.