Vor ungefähr zwei Jahren ging dieser Titel durch diverse Blogs und reizte mich überhaupt nicht, obwohl ich ja grundsätzlich ein Menge mit Urban-Fantasy-Titeln anfangen kann. Dann aber habe ich für Arianas Hörbuch-Challenge ein paar Hörbücher geliehen bekommen, unter denen sich auch „Daughter of Smoke and Bone – Zwischen den Welten“ von Laini Taylor befand – und dachte, dass das eine gute Begleitung zum endlosen Tapetenkratzen im Flur sein könnte.
Anfangs lernt der Hörer die junge Karou kennen, die in Prag lebt, an einer kleinen privaten Kunstakademie studiert und bei Chimären aufgewachsen ist. Für sie ist es normal, dass sie diese beiden Teile ihres Lebens getrennt hält und ihren menschlichen Bekanntschaften die Porträts ihrer „Familie“ als Darstellung fiktiver Figuren präsentiert. Dass Karou keine unauffällige Person ist mit ihren Tatoos, ihren blauen Haaren und ihrer Verschwiegenheit über ihr Privatleben, wird allgemein akzeptiert. Für sie selbst gehört die Frage, woher sie stammt und wie es kam, dass sie von Chimären aufgezogen wurde, schon immer zu ihrem Leben. Aber da ihre Familie ihr keine Fragen zu ihrer Herkunft, den Chimären oder dem rätselhaften Geschäft des Wunscherfüllens, dem ihr Pflegevater Brimstone nachgeht, beantwortet, lebt sie gezwungenermaßen mit all diesen Wissenslücken.
Doch dann kommt der Tag, an dem die magischen Portale zu Brimstones Laden von drei „Engeln“ zerstört werden und so Karou jeglicher Möglichkeit berauben ihre Familie wiederzusehen. Nur gut, dass Akiva, einer der Seraphim, kurz zuvor noch auf Karou stieß, sie als Teil der Chimären identifizierte und deshalb mit ihr kämpfte. Später geht beiden dieser Kampf nicht mehr aus dem Sinn und während Karou nach einem Weg in die Welt der Chimären sucht, sucht Akiva Karous Nähe, um mehr über sie und die Anziehung, die sie auf ihn ausübt, herauszufinden.
Das Hörbuch war eine nette Begleitung beim Tapetenkratzen. Aber bei einer etwas weniger lästigen Beschäftigung hätte ich es wohl abgebrochen, da die Handlung für mich unsagbar vorhersehbar war. Besonders lästig fand ich es, dass all die interessanten Details über die Welt der Seraphim und Chimären erst im letzten Drittel erzählt wurden, als ich mir den Großteil schon längst zusammengereimt hatte und keine ausufernden Beschreibungen der verschiedenen Biografien, Historien und Legenden mehr hören wollte. Dabei finde ich die Welt, die sich Laini Taylor für ihre Geschichte ausgedacht hat, in großen Teilen wirklich reizvoll.
Die Seraphim gehören zu eine Art „römischen“ Imperium und erobern seit Jahrhunderten die Länder der verschiedenen „barbarischen“ Chimärenvölker. Durch den gemeinsamen Feind wurden die Chimären gezwungen zusammenzuarbeiten und eine Möglichkeit zu ersinnen in diesem Krieg zu bestehen. Warum der Krieg ursprünglich ausbrach wird eigentlich nicht geklärt, Akiva meint Karou gegenüber aber in einem Gespräch, dass die Seraphim den Chimären eigentlich nur die Segnungen der Zivilisation gebracht hätten – und reagiert nicht gerade fröhlich darüber, dass sie meint, dass Krieg und Sklaverei dafür doch ein etwas hoher Preis wären.
Schön fand ich die Beschreibungen der Chimären, von den rein tierischen Mischwesen bis zu den sogenannten „hochmenschlichen“ Mischwesen, die neben den verschiedenen tierischen Körperelementen über menschliche Oberkörper und Gesichter verfügen. Dabei finde ich es aber sehr schade, dass die Autorin die Gelegenheit nicht genutzt hat, um ein eigenes Schönheitsideal für so eine Gesellschaft zu finden, statt das „hochmenschliche“ Aussehen als besonders erstrebenswertes Schönheitsideal anzupreisen – und die damit verbundene Wendung in der Handlung fand ich unpassend und enttäuschend. Überhaupt ist dieses „daraus hätte man mehr machen können“-Gefühl etwas, das mich die ganze Geschichte über begleitet hat und neben der fehlenden Spannung zu einer gewissen Unzufriedenheit geführt hat.
Gelesen wurde die Geschichte von Julia Nachtmann, die ihre Sache allerdings wirklich gut gemacht hat. Ihre junge und doch hin und wieder spröde Stimme passte gut zur 17jährigen Karou und war angenehm zu hören, aber auch alle anderen Figuren habe ich ihr abgenommen. Obwohl die Sprecherin ihre Stimme kaum verstellt hat, wusste ich bei jedem Wiedereinstieg nur anhand der Stimmlage sofort, welche Figur gerade zu Wort kam. Mit der Tonqualität war ich auch zufrieden, ebenso wie mit der Tracklänge von durchschnittlich 5 Minuten.