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P.D. Baccalario: Cyboria – Die geheime Stadt

Als Kiya mich vor kurzem fragte, was ich von „Cyboria“ halten würde, konnte ich nur vage sagen, dass mich der Anfang an die gerade gelesenen „Skulduggery Pleasant“-Bücher erinnert. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade mal 26 Seiten gelesen und war über eine Beerdigungsszene gestolpert, die mich von der Atmosphäre her wirklich sehr an die Szenen nach dem Tod von Stephanies Onkel erinnerten. Inzwischen habe ich das Buch ganz gelesen und kann sagen, dass das auch die einzige Ähnlichkeit war. 😉

Ich finde P.D. Baccalarios Grundidee für „Cyboria – Die geheime Stadt“ einfach toll. Drei hochintelligente Wissenschaftler machten sich im Jahr 1915 gemeinsam mit ausgewählten Studenten auf den Weg, um eine utopische Stadt namens Cyboria zu gründen. Auch Atamante Folgore Perrotti, ein Vorfahre des Jungen Otto, sollte sich dieser Gruppe anschließen, doch er entschied sich damals gegen die verlockende Zukunftsvision und für sein vertrautes Leben in Italien. Doch Atamante hinterließ seinen Erben einen geheimnisvollen Schlüssel, der nach dem Tod von Ottos Großvater in die Hände des intelligenten Jungen gelangt.

Das Rätsel hinter dem mysteriösen Ikosaeder, das der erste Hinweis auf den Weg nach Cyboria darstellt, reizt Otto. Der Junge hat sein Leben lang die Herausforderungen genossen, die ihm sein – ebenfalls mathematisch-/mechanisch-/wissenschaftlich interessierter – Großvater täglich gestellt hat und lenkt sich mit dieser neuen Aufgabe auch von seiner Trauer ab. Ihm zur Seite steht seine exzentrische Tante Medea, die als Archäologin arbeitet, und ihr Freund Jago. Gemeinsam finden die drei immer mehr über die Erfindungen der drei Cyboria-Gründer, ihre Ideale und die vor so langer Zeit geplante Stadt heraus. Dabei müssen sie sich immer wieder vor Conte Liguana und seinem unheimlichen Handlanger in Acht nehmen, die ihre eigenen unheimlichen Pläne verfolgen.

Ich muss gestehen, dass ich auf der einen Seite die Idee von einer solchen utopischen Stadt und den darin befindlichen Erfindungen und Automaten einfach toll finde. Auch die vielen faszinierenden Stationen, die Otto und seine beiden Begleiter auf ihre Weg nach Cyboria erreichen, haben meine Fantasie beflügelt und ich haben die atmosphärischen Beschreibungen sehr genossen. Ebenso mochte ich Otto, der sehr von seinem Großvater und dessen Weltsicht geprägt wurde, während seine Tante und ihr Freund nicht unsympathisch waren, aber ruhig etwas tiefer charakterisiert hätten werden können.

Mein größtes Problem besteht in der Qualität der Rätsel, die Otto lösen muss. Auf der einen Seite habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass der Junge sich wirklichen Herausforderungen hätte stellen müssen. Alle Hinweise führen sofort zum nächsten Punkt auf seinem Weg, es gibt keine Sackgassen, in die er gerät, und spätestens ein Austausch mit seiner Tante bringt ihn zu den richtigen Quellen, so dass er innerhalb kürzester Zeit das notwendige Wissen angesammelt hat. Auf der anderen Seite bin ich mir nicht sicher, inwieweit manche Rätselelemente – trotz Erklärungen innerhalb der Geschichte – von der jugendlichen Zielgruppe verstanden werden. Und wenn man nicht mitraten kann, dann ist dieser Part der Handlung doch gewiss noch weniger befriedigend.

Am Ende des Romans bleibt das Gefühl, dass man einfach mehr aus der Idee hätte machen können. Trotzdem habe ich meinen Nachmittag mit der Geschichte genossen, weil P.D. Baccalario wunderbare Erfindungen, Automaten und atmosphärische Kulissen in die Handlung eingeflochten hat, die mich zum Tagträumen veranlasst haben. Was könnte man mit solchen Techniken und solchen Energiequellen nicht alles erfinden …