Diane Zahler: A True Princess

Nach „The Thirteenth Princess“ zogen recht schnell die beiden anderen Märchenadaptionen von Diane Zahler bei mir ein, aber das Lesen hatte ich mir noch etwas aufgehoben. Am Wochenende war es dann so weit, dass ich dringenden Bedarf nach einer Anti-Nörgel-Wohlfühl-Lektüre hatte und zu „A True Princess“ gegriffen habe. Während „The Thirteenth Princess“ ganz klar auf den zertanzten Schuhen basierte, lässt sich die Handlung von „A True Princess“ nicht so eindeutig einem Märchen zuordnen.

Die Hauptfigur Lilia wurde als kleines Kind in einem Körbchen den Fluss hinuntertreibend gefunden. Der Bauer, der das Mädchen fand, brachte es nicht übers Herz, sie weiter der Natur zu überlassen, und nahm sie mit nach Hause zu seiner neuen Frau Ysla und seinen beiden Kindern Karina und Kai. Sehr gut wird Lilia von Ysla nicht behandelt, aber sie fühlt sich trotzdem auf dem Hof wohl. Für Karina ist Lilia ihre kleine Schwester und auch mit dem gleichaltrigen Kai verbringt das Mädchen schöne Stunden, während die beiden die Schafe des Hofes hüten. Doch als Ysla Jahre später schwanger wird, möchte sie Lilia als Dienstmädchen an den Müller des Ortes verkaufen. Da dieser dafür bekannt ist, dass er nicht nur seine eigenen Kinder misshandelt, reißt Lilia aus – und prompt schließen sich ihr Karina und Kai an. Zu dritt machen sie sich auf in das nördliche Königreich, aus dem Lilia vermutlich stammt, um vielleicht mehr über die Herkunft des Mädchens herauszufinden.

Doch um weiter in den Norden zu gelangen, müssen die drei durch einen Elfenwald reisen. Eigentlich eine relativ ungefährliche Sache, wenn man sich an ein paar Regeln hält – doch natürlich ist es dann doch nicht so einfach und endet damit, dass Kai unter den Bann der Elfenprinzessin gerät. Um den Bruder und Freund zu retten, müssen Karina und Lilia im Schloss des nördlichen Königreichs ein Juwel finden. Eine Aufgabe, die ihnen dadurch etwas erleichtert wird, dass die beiden jungen Frauen als Dienstmädchen im Schloss eine Anstellung finden. Aber nicht nur die Rettung von Kai steht im Vordergrund dieser märchenhaften Geschichte, auch die Frage um Lilias Herkunft, der rätselhafte Prinzessinnen-Test, dem sich im Schloss regelmäßig die potenziellen Bräute für den Prinzen unterziehen müssen, und Karinas Gefühle für einen warmherzigen Ritter in Blau spielen eine große Rolle.

Wie so oft bei Kinderbüchern sind viele der Wendungen in diesem Roman für einen erwachsenen (oder auch nur aufmerksamen) Leser vorhersagbar, aber das ändert nichts daran, dass diese Geschichte einfach nur wunderbar ist. Diane Zahler kombiniert verschiedene Sagen- und Märchenelemente (die wilde Jagd, den durch einen Zauber geblendeten Kai, die Prinzessin auf der Erbse, vom Feenvolk geraubte Kinder/Wechselbälger) zu einer ganz bezaubernden Handlung mit sympathischen Protagonisten, amüsanten und bewegenden Momenten und natürlich einem spannenden Finale. Vom Gefühl her erinnert mich „A True Princess“ sehr an „Die gewöhnliche Prinzessin“. Aber das macht das Buch für mich nur umso schöner, da es die Hoffnung in mir weckt, dass ich auch diesen Titel in den kommenden Jahren immer wieder mit dem gleichen Vergnügen lesen kann.

Dabei fällt es mir wirklich schwer zu benennen, warum mir die Romane von Diane Zahler so gut gefallen. Auf der einen Seite schreibt die Autorin in einem klaren und schlichten Stil, der sich nicht nur gut lesen lässt, sondern auch zu einer so klassisch-märchenhaften Geschichte passt. Auf der anderen Seite hat jeder ihrer Charaktere – trotz einer gewissen Märchen- und Kinderbuch-Klischeehaftigkeit – Ecken und Kanten, die ihn sympathisch wirken lassen. Sehr niedlich wird zu Beginn von „A True Princess“ zum Beispiel beschrieben, wie unfähig Lilia doch am Herd ist und welch eine Qual es für ihre „Pflegefamilie“ ist, dass der tägliche Frühstücksbrei kaum essbar ist. Diane Zahler gelingt es hervorragend, eine Mischung aus Realismus und märchenhaften Elementen zu schaffen, die einen mit den Figuren mitleiden lässt, ohne dass man auf das Gefühl verzichten müsste, dass am Ende alles gut wird. Denn auch wenn sich die Autorin auf die eher düsteren Seiten der nordischen Mythologien bezieht, bleibt „A True Princess“doch eine Wohlfühlgeschichte, bei der man nie zweifelt, dass Lilia mitsamt ihren Freunden auf ein glückliches Ende zusteuert.

Letztendlich hat mir „A True Princess“ sogar noch besser gefallen als „The Thirteenth Princess“, da die Geschichte sich nicht auf ein einziges Märchenthema konzentriert. Zu schade, dass ich nur noch einen Titel („Princess oft the Wild Swans“) der Autorin auf dem SuB liegen habe und bis zum August warten muss, bis der nächste märchenhafte Roman von ihr als Taschenbuch erscheint. Ich werde versuchen, mir die Geschichte noch etwas aufzuheben, auch wenn ich es kaum erwarten kann, wieder in eine so süße, unterhaltsame, fesselnde und doch so angenehm vertraut wirkende Handlung einzutauchen, wie ich sie bislang bei diesen Märchenvarianten gefunden habe.

6 Kommentare

  1. Hach, jetzt hast du es aber endgültig geschafft, dass ich mir davon unbedingt was besorgen muss … Solche Wohlfühl-Märchenlektüre brauch ich dringend auch mal wieder!

  2. Das freut mich sehr! Man kann auch nie genug Wohlfühl-Lektüre im Haus haben – und so schön viele Bücher für Erwachsene sind, dieses besondere "Heimkommen" finde ich nur in gut geschriebenen märchenhaften Geschichten für Kinder!

  3. Ich muss leider zugeben, dass mich "The Thirteenth Princess" gar nicht überzeugt hat. So nett "A True Princess" also auch in deiner Rezension klingt – ich befürchte, es wäre wohl nicht wirklich mein Fall.

  4. @Neyasha: Dann würde es mich jetzt aber wirklich interessieren, warum es dich nicht überzeugt hat. Zu sehr "Kinderbuch"? Mir hat "A True Princess" besser gefallen als "The Thirteenth Princess", aber der Grundton und die Atmosphäre sind sehr ähnlich, von daher fürchte ich, dass du da wohl recht hast.

  5. Ich könnte es gar nicht mehr so genau sagen, da ich keine Rezension geschrieben hatte, aber ich fand viele Sache sehr unlogisch bzw. nicht wirklich nachvollziehbar und der Roman war mir letztendlich nicht Märchen genug, um über alle Logiklücken einfach hinwegzusehen.

  6. @Neyasha: Ich werde bei einem wiederholten Lesen mal darauf achten. Für mich war es Märchen genug, dass ich bewusst keine Logikfehler wahrgenommen habe. Einzig die große Liebe zwischen der einen Prinzessin und dem Soldaten kam mir etwas plötzlich. Aber auch das gehört zum Märchen ja irgendwie dazu … 🙂

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