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Diane Zahler: Baker’s Magic

Von Diane Zahler habe ich schon mehrere Märchenadaptionen gelesen und immer sehr gemocht. „Baker’s Magic“ hingegen basiert nicht auf einem schon bekannten Märchen, sondern ist eine eigenständige fantastische Geschichte, die in dem Land Aradyn spielt, das ein wenig an die Niederlande erinnert. Protagonistin in diesem Roman ist Bee (Beatrix), die eine Waise ist und vor einiger Zeit von ihrer Pflegefamilie weglief. Zu Beginn der Geschichte erreicht sie Zeewal, die Hauptstadt des Landes, und weil sie so unglaublich hungrig ist, stiehlt sie bei einem Bäcker ein Brötchen – und wird prompt dabei erwischt. Doch statt Bee für den Diebstahl zur Rechenschaft zu ziehen, nimmt der gutmütige Bäcker Master Bout sie als Auszubildende auf. Dabei stellt sich heraus, dass Bee nicht nur ein Händchen fürs Backen hat, sondern auch über Magie verfügt, die dafür sorgt, dass ihre Gefühle beim Fertigen der Backwaren in das Gebäck fließen und von denjenigen gespürt werden, die die Backwaren essen.

Im Laufe der Zeit erfährt Bee nicht nur mehr über die Geschichte des Landes Aradyn, sondern lernt auch die Prinzessin Anika und den Hofmagier Master Joris kennen. Für den Leser steht schnell fest, dass im Land etwas nicht in Ordnung ist. Es gibt keinen einzigen Baum, und Früchte wie Äpfel oder ähnliches kennen die Bewohner nur aus alten Sagen oder uralten Koch- und Backbüchern. Immer wieder wird das flache Land von heftigen Winden gebeutelt und vom Meer, das sich Jahr für Jahr mehr Landmasse einverleibt. Und schon früh beschleicht den Leser der Verdacht, dass der hochgeprisene Magier Joris gar nicht so gut für das Königreich ist und dass es in Bees Händen liegen wird, ob dieser Mann weiterhin über das Schicksal von Aradyn entscheidet. Doch bevor es so weit ist, muss Bee gemeinsam mit ihrem neuen Freund Will und Prinzessin Anika einige Herausforderungen bestehen, die sie auf ein Piratenschiff, zu einer Zuflucht für alternde Magier und auf eine schwimmende Insel bringen.

„Baker’s Magic“ war wirklich eine hübsche Geschichte, voller Elemente und Figuren, die mich normalerweise ansprechen. Der gutmütige Bäcker Bout, der sympathische Schmiedelehrling Will, die dickköpfige Bee und die realitätsferne, aber liebenswürdige Prinzessin Anika waren wirklich sympathisch angelegt. Das Land Aradyn mit all seinen Tulpen, seinen freundlichen Bewohnern und den übers Land peitschenden Winden bot einen atmosphärischen Hintergrund für die Handlung, und der egozentrische Magier Joris bildete einen angemessenen Bösewicht für ein fantastisches Kinderbuch. Auch mochte ich die eine oder andere ungewöhnliche Lösung für ein Problem, die sich aus Bees besonderen Fähigkeiten entwickelte. Trotzdem hatte ich kein Problem, das Buch einfach aus der Hand zu legen und für drei Wochen pausieren zu lassen, obwohl ich mitten im Satz das Lesen unterbrochen hatte, während Master Bout Bee gerade erzählte, wie der Magier vor vielen, vielen Jahren angeblich alle Bäume auf einmal weggezaubert hat. (Falls sich jemand fragt, warum der Magier das tun sollte: Natürlich brauchte er den Platz, um Tulpen zu züchten, die als Exportprodukte sehr viel Geld ins Land bringen.)

Irgendwie fehlte mir bei „Baker’s Magic“ der Funke, der dafür sorgt, dass ich mich in einer Welt verlieren kann, dass ich mit den Figuren mitfiebern, den Bösewicht hassen oder zumindest verachten kann und dass ich die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen will. Diesen Abstand zu den Figuren habe ich zum Teil auch schon bei anderen Romanen von Diane Zahler gespürt, aber da hat er mich nicht gestört, da ich das 1. stimmig für ein Märchen empfinde, mich 2. die indiviuellen Elemente, die die Autorin in die vertrauten Märchen gebracht hat, faszinierten, und 3. die Bücher auch deutlich dünner waren, so dass die Handlung wesentlich komprimierter erzählt wurde. Dabei war „Baker’s Magic“ wirklich nicht schlecht, ich mochte so viele Ideen in diesem Buch, und gerade auf dem Piratenschiff gab es wunderbare Momente. Aber egal, ob den Figuren etwas Gutes oder etwas Böses widerfuhr, als Leser wurde ich immer auf Abstand gehalten. Die wirklich dramatischen Elemente der Handlung lagen alle in der Vergangenheit, diejenigen Entwicklungen, die berührend hätten sein können, hat man entweder aus der Perspektive einer dritten Person (also Bee, die das Ganze beobachtet) verfolgt, oder es wurde von Diana Zahler mal eben über die Passagen hinweggehuscht.

Lustigerweise habe ich bei „Baker’s Magic“ einige Ähnlichkeiten zu meinen Lieblingsbüchern von Diana Wynne Jones, Patricia Wrede und Stephanie Burgis gefunden, was aber vor allem dazu geführt hat, dass ich mich fragte, was eine dieser Autorinnen wohl aus der Idee gemacht hätte – auf jeden Fall hätten sie es geschafft, all diese hübschen kleinen, gemütlichen und alltäglichen Szenen mit einer Prise mehr Atmosphäre und deutlich mehr Humor zu erzählen, während ich bei den traurigen Dingen mit den Figuren mitgelitten hätte. Was dann wieder dafür gesorgt hätte, dass ich „Baker’s Magic“ mit einem befriedigteren Gefühl aus der Hand gelegt hätte. So hingegen habe ich eine ganz nette Geschichte gelesen, die aber wohl nicht lange bei mir hängenbleiben wird, obwohl sie theoretisch über all das verfügte, was ich normalerweise so an fantastischen Kinderbüchern mag.

Diane Zahler: Sleeping Beauty’s Daughters

„Sleeping Beauty’s Daughters“ ist die vierte Märcheadaption, die ich inzwischen von Diane Zahler gelesen habe. „Sleeping Beauty’s Daughters“ wird aus der Perspektive von Aurora erzählt, der ältesten Tochter von Dornröschen. Dabei ist dem Mädchen lange Zeit nicht bewusst, dass ihre Mutter eine „sagenhafte“ Gestalt ist. Sie weiß nur, dass die Mutter empfindlich und nicht ganz gesund ist und immer schonend behandelt werden muss. So hält sie auch immer ein Auge auf ihre jüngere und sehr lebhafte Schwester Luna, damit deren Streiche die Mutter nicht aufregen. Erst mit zwölf Jahren findet Aurora heraus, dass ihre Mutter vor über hundert Jahren bei ihrer Taufe verflucht wurde – und dass auf ihr der gleiche Fluch lastet.

Kurz darauf sticht Aurora sich in den Finger und muss von diesem Moment an gegen den Schlaf kämpfen. Dabei steht ihr ihre Schwester Luna tatkräftig zur Seite und auch in Symon, einem jungen Fischer aus dem naheliegendem Ort, findet die verfluchte Prinzessin einen engagierten und geschickten Helfer. Auroras einzige Hoffnung besteht darin, die Fee zu finden, die schon damals den tödlichen Fluch, der über ihre Mutter ausgesprochen wurde, abmilderte. Doch diese Fee wurde seit über hundert Jahren nicht mehr gesehen, auch wenn es gerüchteweise heißt, dass sie auf einer Insel in einem Ozean leben würde.

Für Aurora bringt die Reise einige Überraschungen mit sich. So muss sie entdecken, dass ihre vorwitzige kleine Schwester schon viel häufiger über die Stränge geschlagen hat, als sie gedacht hätte, findet unerwartete Unterstützung – nicht nur von Symon  – und lernt sich von einer ganz neuen Seite kennen. Dabei verläuft ihre Suche nach der guten Fee auf klassische Märchenart ab, während sie eine Insel nach der anderen ansegeln und dort eine Herausforderung bewältigen müssen, die ihnen eine neue Erkenntnis bringt. Und die ganze Zeit ist ihnen dabei die böse Fee auf den Fersen, die alles dafür tut, damit Aurora endlich dem Fluch erliegt.

Obwohl Diane Zahler die Handlung sehr schlicht erzählt, so flicht sie doch ein paar ungewöhnliche Elemente in die Geschichte ein, die ich sehr schön fand und die mich über die sehr lineare Erzählweise hinwegsehen ließen. So verwendet die Autorin in diesem Märchen nicht nur keltische/irische Sagenelemente, sondern sie hat sich auch weitere Gedanken über die Motive der guten und der bösen Fee gemacht – und die Grundidee mit dem vererbten Fluch hat mir auch sehr gut gefallen. Anfangs wirken Aurora und Luna noch etwas arg klischeebelastet, die eine die brave und vernünftige Schwester, die andere impulsive und jungenhaft, aber auch hier zeigt sich im Laufe der Zeit, dass sie auch andere Facetten haben. „Sleeping Beauty’s Daughters“ klingt in mir nicht so lange nach wie zum Beispiel „The Thirteenth Princess“, aber ich habe das Lesen dieser Geschichte genossen und freue mich, dass der hübsche Band meine Diane-Zahler-Märchensammlung (erst einmal) vervollständigt.

Diane Zahler: Princess of the Wild Swans

Eigentlich wollte ich mir nach „A True Princess“ ja etwas Zeit lassen, bevor ich „Princess of the Wild Swans“ lese, aber dann waren die Neugier und der Bedarf nach einer „schönen“ Lektüre doch zu groß. Gleich vorweg kann ich sagen, dass mir „Princess of the Wild Swans“ von allen drei Diane-Zahler-Romanen bislang am wenigsten gefallen hat – wobei das nicht heißt, dass mir die Geschichte gar nicht gefallen hätte. Ich fand sie nur nicht ganz so bezaubernd wie die anderen Märchen und hatte das Gefühl, dass hier weniger passiert, da sich die Handlung auf einen Zeitraum von wenigen Wochen beschränkt. Letzteres war zwar auch bei „A True Princess“ der Fall, aber dort reisten die Figuren immerhin währenddessen in ein anderes Königreich. 😉

„Princess of the Wild Swan“ basiert unübersehbar auf dem Märchen „Die wilden Schwäne/Die sechs Schwäne“, wobei ich das Gefühl habe, dass die Autorin sich sehr von der irischen Version hat inspirieren lassen – überhaupt ist dieses Märchenmotiv unglaublich verbreitet. In diesem Roman von Diane Zahler wächst die mutterlose Prinzessin Meriel mit ihrem Vater und ihren fünf Brüdern in einem Schloss auf, an dessen Fuß ein herzförmiger See liegt, welcher angeblich ein Tor zur Feenwelt ist. Erzogen wird Meriel von einer Gouvernante, doch das verwöhnte Mädchen möchte lieber all die Dinge lernen, mit denen sich seine Brüder beschäftigen, statt der ehe weiblichen Tätigkeiten wie Sticken und Nähen.

An dem Tag, an dem die Geschichte beginnt, kommt der König von einer Reise nach Hause, im Schlepptau eine neue Ehefrau, die überaus überrascht ist, dass ihr Gemahl nicht nur eine verwöhnte kleine Tochter hat (die keine Gefahr für einen eventuellen eigenen Sohn darstellen würde, da sie nicht erbberechtigt wäre), sondern auch fünf gesunde Söhne. Während Meriel die Stiefmutter auf den ersten Blick nicht leiden kann, sind ihre Brüder weniger misstrauisch gegenüber der schönen Frau – doch keine 48 Stunden später sind die Königssöhne aus dem Schloss verschwunden (angeblich abgereist, um eine Schule zu besuchen), während auf dem See fünf hübsche Schwäne schwimmen.

Dank der Hexe Riona – die mit Meriels Bruder Cullan befreundet war – findet Meriel heraus, dass es nur eine Möglichkeit gibt, den Fluch zu brechen, der auf ihren Brüdern liegt. Dabei helfen ihr nicht nur Riona, sondern auch Rionas Bruder Liam, die Mutter der beiden Geschwister und viele Bewohner des zum Schloss gehörigen Städtchens. Ich muss zugeben, dass ich die Szenen in der Hütte von Riona und ihrer Familie sowie die kleinen Einblicke in das Stadtleben sehr gemocht habe. Auf der anderen Seite war die Handlung schon sehr vorhersehbar, vor allem da sich die Autorin sehr an die märchenhafte Vorlage hält und die Prinzessin schweigend und unter Zeitdruck aus Brennnesseln Hemden anfertigen muss, während die böse Stiefmutter keinen Verdacht schöpfen kann.

So gab es im Vergleich zu den anderen Romanen weniger überraschende und magische Momente in „Princess of the Wild Swans“, stattdessen ein Gefühl von Hektik, da es keine zwei Tage dauert, bis die Prinzen verzaubert werden und Meriel dann nur wenige Wochen Zeit hat, um ihr Material herzustellen und zu nähen. Aufgelockert werden diese „Handarbeitsszenen“ durch Lieder und Geschichten, die der Prinzessin von Riona und Liam erzählt werden, durch die wachsende Freundschaft zwischen den drei Figuren, durch gefährliche Momente, die sie an dem See erleben, und durch weitere Charaktere, die im Laufe der Handlung hinzukommen. Und obwohl ich eigentlich Geschichten mag, in denen das Handarbeiten eine gewisse Rolle spielt, fand ich diese Szenen hier nicht so schön beschrieben. So fühlt sich das Ganze für mich nicht rund genug an, um am Ende das Buch so zufrieden weglegen zu können wie bei den anderen beiden Märchen.

Die am Ende des Buches vorhandene Vorschau auf die nächste Geschichte, „Sleeping Beautys Daughters“, macht mich dafür jetzt schon neugierig auf die nächste Märchenadaption von Diane Zahler. 😉

Diane Zahler: A True Princess

Nach „The Thirteenth Princess“ zogen recht schnell die beiden anderen Märchenadaptionen von Diane Zahler bei mir ein, aber das Lesen hatte ich mir noch etwas aufgehoben. Am Wochenende war es dann so weit, dass ich dringenden Bedarf nach einer Anti-Nörgel-Wohlfühl-Lektüre hatte und zu „A True Princess“ gegriffen habe. Während „The Thirteenth Princess“ ganz klar auf den zertanzten Schuhen basierte, lässt sich die Handlung von „A True Princess“ nicht so eindeutig einem Märchen zuordnen.

Die Hauptfigur Lilia wurde als kleines Kind in einem Körbchen den Fluss hinuntertreibend gefunden. Der Bauer, der das Mädchen fand, brachte es nicht übers Herz, sie weiter der Natur zu überlassen, und nahm sie mit nach Hause zu seiner neuen Frau Ysla und seinen beiden Kindern Karina und Kai. Sehr gut wird Lilia von Ysla nicht behandelt, aber sie fühlt sich trotzdem auf dem Hof wohl. Für Karina ist Lilia ihre kleine Schwester und auch mit dem gleichaltrigen Kai verbringt das Mädchen schöne Stunden, während die beiden die Schafe des Hofes hüten. Doch als Ysla Jahre später schwanger wird, möchte sie Lilia als Dienstmädchen an den Müller des Ortes verkaufen. Da dieser dafür bekannt ist, dass er nicht nur seine eigenen Kinder misshandelt, reißt Lilia aus – und prompt schließen sich ihr Karina und Kai an. Zu dritt machen sie sich auf in das nördliche Königreich, aus dem Lilia vermutlich stammt, um vielleicht mehr über die Herkunft des Mädchens herauszufinden.

Doch um weiter in den Norden zu gelangen, müssen die drei durch einen Elfenwald reisen. Eigentlich eine relativ ungefährliche Sache, wenn man sich an ein paar Regeln hält – doch natürlich ist es dann doch nicht so einfach und endet damit, dass Kai unter den Bann der Elfenprinzessin gerät. Um den Bruder und Freund zu retten, müssen Karina und Lilia im Schloss des nördlichen Königreichs ein Juwel finden. Eine Aufgabe, die ihnen dadurch etwas erleichtert wird, dass die beiden jungen Frauen als Dienstmädchen im Schloss eine Anstellung finden. Aber nicht nur die Rettung von Kai steht im Vordergrund dieser märchenhaften Geschichte, auch die Frage um Lilias Herkunft, der rätselhafte Prinzessinnen-Test, dem sich im Schloss regelmäßig die potenziellen Bräute für den Prinzen unterziehen müssen, und Karinas Gefühle für einen warmherzigen Ritter in Blau spielen eine große Rolle.

Wie so oft bei Kinderbüchern sind viele der Wendungen in diesem Roman für einen erwachsenen (oder auch nur aufmerksamen) Leser vorhersagbar, aber das ändert nichts daran, dass diese Geschichte einfach nur wunderbar ist. Diane Zahler kombiniert verschiedene Sagen- und Märchenelemente (die wilde Jagd, den durch einen Zauber geblendeten Kai, die Prinzessin auf der Erbse, vom Feenvolk geraubte Kinder/Wechselbälger) zu einer ganz bezaubernden Handlung mit sympathischen Protagonisten, amüsanten und bewegenden Momenten und natürlich einem spannenden Finale. Vom Gefühl her erinnert mich „A True Princess“ sehr an „Die gewöhnliche Prinzessin“. Aber das macht das Buch für mich nur umso schöner, da es die Hoffnung in mir weckt, dass ich auch diesen Titel in den kommenden Jahren immer wieder mit dem gleichen Vergnügen lesen kann.

Dabei fällt es mir wirklich schwer zu benennen, warum mir die Romane von Diane Zahler so gut gefallen. Auf der einen Seite schreibt die Autorin in einem klaren und schlichten Stil, der sich nicht nur gut lesen lässt, sondern auch zu einer so klassisch-märchenhaften Geschichte passt. Auf der anderen Seite hat jeder ihrer Charaktere – trotz einer gewissen Märchen- und Kinderbuch-Klischeehaftigkeit – Ecken und Kanten, die ihn sympathisch wirken lassen. Sehr niedlich wird zu Beginn von „A True Princess“ zum Beispiel beschrieben, wie unfähig Lilia doch am Herd ist und welch eine Qual es für ihre „Pflegefamilie“ ist, dass der tägliche Frühstücksbrei kaum essbar ist. Diane Zahler gelingt es hervorragend, eine Mischung aus Realismus und märchenhaften Elementen zu schaffen, die einen mit den Figuren mitleiden lässt, ohne dass man auf das Gefühl verzichten müsste, dass am Ende alles gut wird. Denn auch wenn sich die Autorin auf die eher düsteren Seiten der nordischen Mythologien bezieht, bleibt „A True Princess“doch eine Wohlfühlgeschichte, bei der man nie zweifelt, dass Lilia mitsamt ihren Freunden auf ein glückliches Ende zusteuert.

Letztendlich hat mir „A True Princess“ sogar noch besser gefallen als „The Thirteenth Princess“, da die Geschichte sich nicht auf ein einziges Märchenthema konzentriert. Zu schade, dass ich nur noch einen Titel („Princess oft the Wild Swans“) der Autorin auf dem SuB liegen habe und bis zum August warten muss, bis der nächste märchenhafte Roman von ihr als Taschenbuch erscheint. Ich werde versuchen, mir die Geschichte noch etwas aufzuheben, auch wenn ich es kaum erwarten kann, wieder in eine so süße, unterhaltsame, fesselnde und doch so angenehm vertraut wirkende Handlung einzutauchen, wie ich sie bislang bei diesen Märchenvarianten gefunden habe.

Diane Zahler: The Thirteenth Princess

Nachdem ich heute „The Thirteenth Princess“ von Diane Zahler ausgelesen hatte, habe ich gleich mal die anderen Bücher der Autorin auf meinen Wunschzettel gesetzt – dies nur, um mal anzudeuten, wie gut mir die Geschichte gefallen hat. Ich habe ja eh eine Schwäche für Märchen-Neuerzählungen, aber eine Variante der „Zertanzten Schuhe“ ist mir vorher noch nicht untergekommen, weshalb ich besonders gespannt auf diesen Roman war.

Erzählt wird die Handlung aus der Sicht von Zita, die als eine Art Dienstmädchen im Schloss lebt – und doch eigentlich die dreizehnte Prinzessin ist. Schon als kleines Mädchen bekommt Zita von der Köchin und der Haushälterin stückchenweise die Geschichte ihrer Eltern erzählt. Der König und die Königin heirateten aus Liebe, und die Geburt ihres ersten Kindes schien die Krönung dieser innigen Verbindung zu sein. Um seine Tochter Aurelia vor einem eventuellen Fluch zu schützen – schließlich weiß man ja, dass so etwas ständig schönen und geliebten Prinzessinnen passiert -, verbannte der König sogar jegliche Magie aus seinem Reich, vertrieb sämtliche Hexen und Zauberer und lebte erst einmal glücklich mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter.

Doch als auch in den kommenden Jahren nur Mädchen das Licht der Welt erblickten, reagierte der König mit jedem weiteren Kind immer ungnädiger. Nach Tochter Nummer zwölf entschied er, dass nun Schluss sein müsste – bis zu dem Tag, an dem ein anderer Monarch samt seiner vier Söhne zu Besuch kam und der König seiner inzwischen arg erschöpften großen Liebe noch eine weitere Schwangerschaft zumutete, in der Hoffnung, dass endlich ein Sohn das Licht der Welt erblicken würde. Doch statt des heiß ersehnten Thronfolgers wurde Zita geboren, während ihre Mutter – von den Strapazen der vielen Schwangerschaften erschöpft – verstarb. In seiner Wut und Trauer verbannte er die jüngste seiner Töchter, der er den Tod der Mutter zum Vorwurf machte, zum Personal.

Nachdem Zita herausgefunden hat, dass auch sie eine Prinzessin ist, versucht sie immer wieder, Kontakt zu ihren Schwestern aufzunehmen. Allen dreizehn Mädchen ist bewusst, dass sie sich weder vom König noch von den Dienstboten erwischen lassen dürfen, versuchen aber trotzdem, so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. So wächst im Laufe der Jahre die Zuneigung zwischen den Schwestern, während Zita weiterhin von dem „normalen“ Leben der Prinzessinnen ausgeschlossen ist. Trotzdem bekommt sie natürlich mit, dass es immer wieder zu seltsamen Vorfällen kommt, wenn ein Prinz im Schloss weilt, und einige Zeit später beschleicht eine geheimnisvolle Krankheit ihre zwölf älteren Schwestern. Zita versucht daraufhin alles, um die Prinzessinnen zu retten.

Diane Zahler hat mit Zita nicht nur eine wirklich sympathische und überzeugende Figur erschaffen, sondern auch ein paar sehr schöne Wendungen in die Handlung eingebaut, die das klassische Märchen stimmig ausschmücken, ohne sich allzu viele Freiheiten mit der Grundgeschichte zu erlauben. Doch vor allem gefällt mir das Verhältnis der dreizehn Schwestern zueinander. Trotz aller Schwierigkeiten möchten die Mädchen einander nahe sein und so viel wie möglich miteinander teilen. Dabei beschreibt die Autorin sehr stimmig, wie sehr sich Zita nach der Aufmerksamkeit und Liebe ihres Vaters sehnt, während ihre Schwestern gern ein etwas weniger reglementiertes und freieres Leben genießen würden. Doch trotzdem sind sie nicht neidisch aufeinander, sondern teilen stattdessen, was sie haben.

Auch für die männlichen Figuren hat Diane Zahler eine schöne Lösung gefunden: So steht Zita ein gewitzter und warmherziger Stallbursche zur Seite, so dass sie nicht ganz ohne einen Verbündeten losziehen muss, um ihre Schwestern zu retten. Und auch der Soldat, der am Ende den Zauber bricht, der über die zwölf Prinzessinnen gewoben wurde, wird stimmig in die Geschichte eingeflochten. Einzig seine Gefühle für Aurelia scheinen mir etwas arg tief zu sein, wenn man bedenkt, dass die beiden nicht einmal ein Wort miteinander gewechselt haben – aber dafür ist es dann eben doch wieder ein Märchen.

Zusätzlich wird die Geschichte durch diverse atmosphärische Beschreibungen bereichert. Sowohl das Schloss mitsamt der Folgen, die durch den Bau über einem Fluss entstehen, wird detailliert beschrieben, als auch kleinere Örtlichkeiten mitsamt ihrer Besonderheiten und stimmungsvollen Details. Insgesamt habe ich mich sehr wohl gefühlt mit „The Thirteenth Princess“ und habe das Lesen dieser bezaubernden Geschichte nur unterbrochen, wenn es wirklich unbedingt sein musste.