Julie Campbell: Trixie Belden – The Secret of the Mansion

Neyasha ist Schuld daran, dass ich mir vor ein paar Tagen spontan den ersten Trixie-Belden-Band, „The Secret of the Mansion“, in der Originalausgabe bestellt und gleich gelesen habe. Die Serie gehört zu den ersten Reihen, die ich als Kind gelesen habe, auch wenn ich damals selbst keinen der Romane besaß. Dafür hatte aber meine beste Freundin fast alle Bücher (ebenso wie die Internatsgeschichten rund um die Jungs von der Burg Schreckenstein), und so konnte ich die Geschichten immer wieder lesen. Und auch wenn mir hier und da Ungereimtheiten aufgefallen sind, so war mir als Kind nicht bewusst, dass die Serie für die deutsche Veröffentlichung extrem gekürzt und bearbeitet wurde.

In „The Secret of the Mansion“ lernt man Trixie Belden und ihr Umfeld erst einmal langsam kennen. Die Dreizehnjährige lebt außerhalb des kleinen Ortes Sleepyside (auf Deutsch Lindenberg), und in der Nähe gibt es keine Kinder in ihrem Alter. So liegen sehr lange Sommerferien vor ihr, vor allem, da ihre beiden älteren Brüder Brian und Mart (für mich erst einmal weiterhin Klaus und Martin) in ein Sommercamp gereist sind und Trixie nur der vierjährige Bobby zur Gesellschaft bleibt. Doch so langweilig wie befürchtet werden die Ferien dann doch nicht. Erst macht Trixie die Bekanntschaft von Honey Wheeler (Brigitte Willer), die gerade erst mit ihren Eltern (sowie Gouvernante, Dienstmädchen und Pferdepfleger) in das benachbarte Anwesen gezogen ist, dann entdecken die beiden Mädchen auch noch einen Ausreißer in der Nachbarschaft.

Jim Frayne (der Held meiner Kindheit hieß allerdings Uli Frank) war aus der Obhut seines geldgierigen Stiefvaters ausgerissen und hatte im Haus seines Großonkels Unterschlupf gesucht. Blöderweise war der Großonkel allerdings kurz vor Jims Eintreffen ernsthaft erkrankt und ins Krankenhaus gebracht worden. Da zu befürchten ist, dass der Großonkel verstirbt, bevor er erfährt, dass Jim überhaupt in der Nähe ist (und der Großonkel dem Jungen sagen kann, wo er sein Testament und das – gerüchteweise vorhandene – Vermögen versteckt hat), durchwühlen die drei Kinder in den folgenden Tagen das Haus. Nebenbei gibt es noch viele andere Abenteuer für die beiden Mädchen zu erleben wie zum Beispiel das Reitenlernen für Trixie, einen Vorfall mit einer giftigen Schlange, aufregende Picknicks, Badeunfälle und Honeys erste Fahrradtour.

Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen des Buchs die ganze Zeit erstaunt war, weil ich im Hinterkopf hatte, dass die Geschichte 1948 geschrieben wurde, sie sich aber deutlich moderner anfühlte. Trixie und Honey sind zwar meinem Empfinden nach „unschuldiger“, als es Mädchen heute wären, während Trixie auf der anderen Seite ganz selbstverständlich Aufgaben übernimmt, die eine Dreizehnjährige heute nicht in jeder Familie übertragen bekäme, aber insgesamt fühlte es sich nicht so altmodisch an wie viele andere Serien, die ich kenne und die zur selben Zeit veröffentlicht wurden.

Mir hat „The Secret of the Mansion“ auf jeden Fall viel Spaß gemacht, obwohl ich von all den Namensänderungen etwas verwirrt war, und das Englisch war gut zu verstehen. Es war schön, zu verfolgen, wie Trixie und Honey sich anfreunden, obwohl die beiden Mädchen so unterschiedlich sind, und wie sie gemeinsam versuchen, Uli Jim zu helfen. Auch wenn viele Szenen relativ alltäglich wirken, gibt es doch einige kleine und große Momente, in denen die Mädchen Schwierigkeiten bewältigen müssen oder durch Trixies Impulsivität in die Klemme geraten, so dass es nie langweilig wird. Und am Ende gibt es eine Wendung, die dafür sorgt, dass ich mir am liebsten jetzt sofort den zweiten Band besorgen würde, weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie es weitergeht …

Zuletzt noch eine kuriose Sache: Irgendwie war ich mir als Kind nie sicher, ob die Serie in Deutschland spielt oder in Holland. Ich war mir bis vor kurzem sicher, dass gelegentlich Den Haag als ein Ort, den die Jugendlichen als bei Tagesausflügen mit dem Auto angesteuert haben, in der Serie erwähnt wurde. Nun frage ich mich, ob mir meine Erinnerung da einen Streich spielt oder ob in den alten deutschen Ausgaben wirklich so etwas vorkam. Schließlich gab es bei der Eindeutschung der Reihe die eine oder andere Unachtsamkeit, da wäre das gar nicht so unwahrscheinlich. Auf der anderen Seite kann man in dem Wikipedia-Artikel lesen, dass die Reihe im Deutschen vermutlich in der Nähe der Lüneburger Heide spielen sollte … Vielleicht gibt es unter euch ja Leute, die die alten deutschen Ausgaben bei der Hand haben oder sich noch gut an die Trixie-Belden-Reihe erinnern und meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen können.

12 Kommentare

  1. Also ich hab Trixie Belden ganz klar als in Deutschland beheimatet in Erinnerung.
    Als ich nochmal nachgelesen habe, wann der 1. Band erschienen ist, war ich übrigens erstaunt, da es sich für mich auch deutlich "moderner" gelesen hat (gerade, wenn man es mit anderen Serien dieser Zeit z.B. von Enid Blyton vergleicht).

  2. Ja, die Enid-Blyton-Sachen hatte ich zum Vergleich auch im Hinterkopf, aber auch ein paar Jugendbücher meiner Mutter, die um den Dreh veröffentlicht wurden. Im Vergleich sind die Trixie-Belden-Geschichten sehr viel zeitloser, auch wenn man merkt, dass es keine aktuelle Veröffentlichung ist.

  3. Von Trixie Belden habe ich mir damals als Kind auch einige Bücher in der Bibliothek ausgeliehen. Hätte man mich spontan gesagt, wo die Serie spielt, hätte ich auch mit Holland geantwortet. Aber es ist auch schon lange her, dass ich die Bücher gelesen habe, und an ganz so viel kann ich mich nicht mehr erinnern.

  4. "Trixie Belden" sagt mir zwar etwas, aber habe ich früher nicht wirklich intensiv gelesen. Ich mag es nicht besonders, wenn die Übersetzer sich so große Freiheiten herausnehmen, aber bei Kinderbüchern hat man da scheinbar wenig Hemmungen (jemand mal die neuen Wolkow-Ausgaben gesehen? – deutlich gekürzt 🙁 ).

  5. @Jai: Hah! Also noch jemand, der Holland in Erinnerung hatte! *g* Ich kam mir schon ganz komisch vor … 😉 Ich kann mich lustigerweise noch sehr gut an bestimmte Szenen und Personen erinnern, aber bei größeren Handlungssträngen fehlt mir auch so einiges. Umso mehr Lust habe ich jetzt auf die gesamte Reihe … *seufz*

    @Kiya: Mir gefallen diese bearbeiteten Ausgaben auch nicht. Und selbst wenn es mich als Kind nicht gestört hat, spätestens als Teenager hat es mich genervt, dass ich mich nicht mal mit jemandem aus dem Ausland über die Reihen unterhalten konnte, weil wir schon allein bei den Namen große Probleme hatten auf einen Nenner zu kommen!

    Wenn es um die neuen Wolkow-Ausgaben geht, dann kannst du dich mit Natira zusammentun. Die hat auf ihrem Blog schon mehrfach diese "Überarbeitungen" angeklagt. 🙂

  6. Oh, wie toll – an Trixie Belden habe ich schon lange nicht mehr gedacht! Ich habe die Bücher als Kind auch verschlungen und hatte die komplette Reihe (dank Flohmärkte und Büchereiverkäufen ging das – das waren ja schon einige Bände). Interessant ist das mit der geographischen Verschiebung: ich kann mich auch erinnern, dass ich die Bücher nie so ganz einordnen konnte. Vor allem der Arizona-Band hat mich dann aus der Bahn geworfen, weil ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass die Mädchen einfach so "so weit" fliegen würden… Spannend – vielleich lese ich die auch noch mal im Original … das war wirklich eine schöne (Lese-)Zeit

  7. @Sayuri: Möchtest du dir den ersten Band mal von mir leihen? Ich bin mir sicher, dass ich mir noch mehr davon zulegen werde, das Lesen hat einfach zu viel Spaß gemacht. 😀 Leider gab es bei den Neuausgaben auch nicht alle Bände, die Reihe war wohl aktuell nicht so erfolgreich wie der Verlag gehofft hatte.

  8. Spannend … ich hätte die Geschichte aus irgendwelchen Gründen in England angesiedelt!

    Ich hatte damals auch ein paar Bücher aus der Bücherei, war aber nie ein soooo großer Fan von. Kamen einfach nicht genug Pferde drinne vor! 😉

    Was die Eindeutschungen angeht, finde ich die heute eigentlich auch ziemlich bekloppt, aber damals war das ja die übliche Praxis. Man merkt halt doch, dass die Welt enger zusammenwächst, sodass das heite nicht mehr

  9. … sodass das heute nicht mehr nötig ist bzw. für nötig gehalten wird.

    (Sorry, iPad hat gerade gesponnen. Konnte nicht mehr machen als halbfertigen Kommentar abschicken.)

  10. @Sayuri: Dann melde dich nach deinem Urlaub kurz bei mir und ich schicke das Buch los. 🙂

    @Irina: Böses iPad! 😉 Ich weiß gar nicht, ob solche Eindeutschungen heute wirklich nicht mehr für nötig gehalten werden. Bei den Harry-Potter-Übersetzungen wurde es ja z.B. auch noch kräftig gemacht und bei Büchern für kleinere Kinder würde ich auch davon ausgehen. Ich muss auch zugeben, dass ich als vorlesende Erwachsene auch häufig über englische Namen gestolpert bin (gerade die "lustigen" mit vielen "W und TH"-Kombinationen, die einem als Nichtmuttersprachler nicht so leicht über die Lippen gehen), aber da würde auch schon eine Fußnote zur Aussprache helfen.

    Zu wenig Pferde … tststs!

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