In den letzten Wochen habe ich so einige „nette“ Romane gelesen, die noch auf meinem eReader schlummerten (oder von mir spontan heruntergeladen wurden 😉 ). „The Shambling Guide to New York City“ von Mur Lafferty gehört definitiv in die Kategorie „nette Romane“ und hat mich gut unterhalten. Die Protagonistin Zoë Jennifer Norris sucht zu Beginn der Geschichte dringend einen neuen Job, nachdem sie ihren letzte Arbeitgeber wegen persönlicher Differenzen (vor allem mit der Ehefrau ihres Vorgesetzten) verlassen musste. Da Zoë sich als Autorin und Redakteurin auf Reiseführer für Städtereisen spezialisiert hat, ist sie hingerissen, als sie bei einem Ausflug in New York in einer seltsamen kleinen Buchhandlung über einen Aushang stolpert, in dem ein neu gegründeter Reisebuch-Verlag jemanden mit ihren Erfahrungen sucht. Doch obwohl Zoë sich sicher ist, dass sie ein Glücksfall für Underground Publishing sein müsste, will der Verlagsinhaber Phillip Rand ihre Bewerbung nicht einmal annehmen. Erst als deutlich wird, dass Zoë nicht so schnell aufgeben wird, kommt es zu einem Vorstellungsgespräch, bei dem sie herausfindet, dass der Verlag von Monstern Cotterie geführt wird.
Nachdem sie den ersten Schock darüber überwunden hat, dass es Vampire, Zombies, Todes-Göttinnen und ähnliche übernatürlich Wesen (allgemein als Cotterie bezeichnet) wirklich gibt, beschließt Zoë, dass die Arbeit für Underground Publishing eine Herausforderung darstellt, die sie wirklich reizt. Allerdings ist es nicht ganz einfach für sie, in einer solchen Umgebung Fuß zu fassen, vor allem, da es unter den Kolleg*innen nicht wenige gibt, die sich von Menschen ernähren. Ich fand es sehr unterhaltsam zu lesen, wie Zoë mehr über diese – ihr bislang vollkommen unbekannte – Parallelgesellschaft der Cotterie erfährt und wie sie sich bei jeder Begegnung mit einer neuen Spezies Gedanken um Etikette macht. Auch war es nett zu verfolgen, wie sie sich mit zwei Kolleginnen anfreundet, während andere Mitarbeiter sie vor größere Herausforderungen gestellt haben. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich nach ca. 100 Seiten fragte, worauf die Autorin mit ihrer Geschichte eigentlich hinauswill, weil ich das Gefühl hatte, dass so langsam etwas passieren müsste. Ein Kapitel später war es dann auch so weit und Zoë begegnet ihrem neuen Kollegen Wesley, der nicht nur ein Konstrukt (in diesem Fall ein aus Leichenteilen zusammengesetztes Wesen) ist, sondern der auch eine Verbindung zu Zoës Vergangenheit hat. Ab diesem Moment nimmt die Handlung etwas mehr Fahrt auf, auch wenn ich sie insgesamt immer noch recht gemütlich zu lesen fand.
Vor allem lebt die Geschichte von „The Shambling Guide to New York City“ von all den größeren und kleineren Begegnungen, die Zoë mit den verschiedenen Cotterie-Varianten hat. Häufig überschätzt die Frau ihr angelesenes Wissen über die verschiedenen Kreaturen, was zu amüsanten Momenten führt, dann wieder trifft sie auf Cotterie, von denen sie vorher noch nie etwas gehört hat und bei denen die Protagonistin sich unsicher ist, wie sie sich verhalten muss, um heil aus der Situation herauszukommen. Dazu kommen all die verschiedenen Nebencharaktere, die mir wirklich viel Spaß gemacht haben, wie Zoës Kolleg*innen oder die alte Granny Good Mae, die Zoë in Selbstverteidigung unterrichtet. Mur Lafferty hat wirklich viele ungewöhnliche Ideen in ihren Roman gepackt, so dass ich immer wieder über überraschende neue Elemente in ihrer Version von New York stolpern konnte. Dazu kommen dann noch all die kleinen Einträge aus dem Reiseführer, an dem Zoë die ganze Zeit arbeitet, die noch weitere Details zu dieser Urban-Fantasy-Welt zufügen. Ich fand es nett, von den alltäglichen Problemen der Cotterie zu lesen, wenn es um die Nahrungsbeschaffung oder Übernachtungsoptionen auf Reisen geht, muss aber auch zugeben, dass all diese Elemente eben auch dazu geführt haben, dass der Roman stellenweise etwas zu gemächlich dahinplätscherte. Wer also eine eher gemütliche Urban-Fantasy-Geschichte mit amüsanten Städteführer-Auszügen sucht, hat mit „The Shambling Guide to New York City“ den passenden Roman gefunden. Wer lieber etwas mit mehr Action liest, sollte definitiv zu einem anderen Buch greifen.