Nachdem ich ein paar Monate eine October-Daye-Pause machen musste, gab es am ersten Novemberwochenende für mich den aktuellen Band der Serie für die English-Challenge. Und da „Ashes of Honor“ schon der sechste Teil der Reihe ist, enthält diese Rezension unvermeidliche Spoiler zum Inhalt – also nur lesen, wenn man den fünften Band schon kennt!
Ein Jahr ist vergangen, seitdem October den Tod ihres Geliebten Connor miterleben musste, und ein Jahr ist vergangen, seitdem sie ihre Tochter Gillian vor die Wahl zwischen der Menschenwelt und ihrer übernatürlichen Herkunft stellen musste. In ihrer Trauer um die beiden ist Toby in den letzten Monaten unverantwortliche Risiken eingegangen – und so langsam geht ihrer Umgebung die Geduld mit ihrem selbstmörderischen Verhalten aus.
Aufgerüttelt wird Toby erst durch einen Auftrag von Etienne, dem Seneschall ihres Lords. Dieser hat gerade erst erfahren, dass er eine Tochter hat – und dass diese vermisst wird. Vor sechzehn Jahren hatte Etienne eine Affäre mit einer Professorin für Folklore und obwohl er sie seit ihrer Trennung im Auge behalten hat, gelang es der Frau ihm zu verschweigen, dass aus dieser Beziehung eine Tochter hervorgegangen ist. Chelsea hat anscheinend die Fähigkeiten ihres Vaters geerbt Türen in andere Räume zu öffnen und so zu teleportieren. Und nun ist Chelsea vor den Augen ihrer Mitschüler verschwunden und ihre Eltern müssen befürchten, dass sie entweder die Kontrolle über ihre Fähigkeiten verloren hat oder gar von jemanden entführt wurde, der mit dem Wechselbalg nichts Gutes im Sinn hat.
Für Toby bietet auch dieser Fall wieder einige Herausforderungen. Erst einmal ist es für sie nicht gerade einfach mit einem Mädchen mitzuhalten, das teleportieren kann (und kaum Kontrolle über diese Fähigkeit hat) und dann erinnert sie Etiennes Situation an ihren eigenen Verlust. Auch wenn Toby aufgrund ihrer besonderen Magie in der Lage war Gillians Leben nach ihrer Entscheidung für die Menschenwelt zu retten, so wird sie ihre Tochter nie wiedersehen. Außerdem bringt Tybalt, der October bei der Suche nach dem Mädchen zur Seite steht, sie immer wieder aus dem Tritt. Ihre Gefühle für den König der Katzen sind im Laufe der Zeit gewachsen, aber noch hat Toby das Gefühl, dass sie Connor verraten würde, wenn sie eine neue Beziehung einging. Erst als Tybalt aufgrund von Intrigen an seinem Hof in Gefahr gerät, bringt es Toby fertig einen Schritt auf ihn zu zu gehen.
Seanan McGuire hat in „Ashes of Honor“ einen sehr großen Schwerpunkt auf Octobers Beziehung zu Tybalt gelegt und ich muss zugeben, dass mir das sehr gefallen hat. Endlich wird Toby gezwungen ein paar Dinge hinter sich zu lassen und sich mit ihren Gefühlen für den König der Katzen auseinanderzusetzen. Das führt nicht nur zu einer Menge Tybalt-Zeit in diesem Roman (und ja, ich habe eine Schwäche für diese Figur!), sondern auch zu einigen neuen Informationen über die beiden Höfe der Katzen und das dort herrschende Machtverhältnis. Aber auch über die ursprünglichen Herkunftsorte der übernatürlichen Wesen und was die Abwesenheit von Oberon für die Gemeinschaft der Feen bedeutet gibt es so einige neue Informationen, die die Seanan McGuires Fantasywelt wieder ein Stückchen komplexer und interessanter machen.
Ich bin sehr gespannt, wie es nach diesem Band mit der Geschichte weitergeht. Ein bisschen habe ich schon das Gefühl, dass man spürt, dass die Autorin die Handlung konzipierte, als sie noch nicht sicher sein konnte, dass ihr Verlag noch mehr October-Daye-Romane veröffentlichen will. Man könnte „Ashes of Honor“ ganz gut als Ende der Reihe nehmen, denn am Ende geht es mit Tobys Leben ein ganzes Stück aufwärts. Umso gespannter bin ich, was Seanan McGuire für ihre ungewöhnliche Heldin noch auf Lager hat und welche Wendungen für den großen Handlungsbogen in den kommenden drei Romanen noch kommen werden …