Seanan McGuire: Chimes at Midnight (October Daye 7)

Obwohl „Chimes at Midnight“ schon der siebte Band der October-Daye-Reihe von Seanan McGuire ist, denke ich, dass ich eine recht spoilerfreie Rezension zu dem Roman schreiben kann. Der Anfang dieser Geschichte fühlt sich vollkommen anders an als die vorhergehenden Bände. Zum ersten Mal scheint October (Toby) Daye an einem Punkt angekommen zu sein, an dem sie zufrieden mit ihrem Leben ist. Natürlich ist das Leben nicht auf einmal unkompliziert geworden, aber es fühlt sich gut an. Toby hat die großen Verluste der letzten Zeit verarbeitet, sie führt mit Tybalt eine wunderbare Beziehung (hach, so schöne Tybalt-Momente!) und es gibt keine aktuelle Bedrohung für ihre Freunde.

Dafür muss sie sich Sorgen um die Wechselbälger in San Francisco machen, da in letzter Zeit ungewöhnlich große Mengen „Goblin Fruit“ auf den Straßen der Stadt zu erstehen sind – und diese Frucht ist tödlich für die Mischlinge, die menschliches Blut in sich haben. Da die „Goblin Fruit“ in der Feenwelt keine verbotene Frucht ist, kann nur ein Gebot der örtlichen Herrscherin dazu führen, dass dieser gefährliche Stoff aus San Francisco verbannt wird. So muss Toby die Königin aufsuchen und von ihrem Anliegen überzeugen – was natürlich gründlich schief läuft und damit endet, dass Toby aus dem Königreich verbannt wird. Gerade mal drei Tage bleiben ihr, um ihre Angelegenheiten zu regeln und die Grenzen des Regierungsbereichs der Königin hinter sich zu lassen.

Trotz ihrer Verbannung behält Toby das erste Drittel des Buches hindurch ihren Optimismus (sagte ich schon, wie schön das ist? ;D) und versucht einen Plan zu entwickeln, durch den sie ihrer Verbannung entgehen und die Wechselbälger vor der Gefahren der „Goblin Fruit“ beschützen kann. Dass bei diesem Plan nicht alles glatt läuft, muss ich ja kaum noch betonen, und dass die ganze Sache dann doch erschreckend schnell ganz schön gefährlich für Toby wird, vermutlich auch nicht.

Nachdem ich mir so lange Zeit gelassen habe, bis ich wieder in Tobys Welt zurückkehrte, habe ich das Lesen dieses Romans umso mehr genossen. Es war schön wieder mehr Details über die verschiedenen Elemente dieser fantastischen Welt zu erfahren, mehr Details über Tobys Familie und über ihre Fähigkeiten und mehr über die Charaktere, die mit ihre befreundet sind. Auch werden in dieser Geschichte neue Figuren eingeführt, die ich auf Anhieb mochte.

Obwohl nicht alle Enthüllungen wirklich überraschend kamen und manches Problem für Toby fast ein bisschen leicht zu lösen war, habe ich den Einfallsreichtum und den Humor (Evil Pie! Ernsthaft? *g*) von Seanan McGuire wieder genossen. Die Autorin nutzt dieses Buch unter anderem, um ihrer Stammbuchhandlung in San Francisco eine Liebeserklärung zu machen – und mit schön beschriebene Buchhandlungen (oder sympathischen Buchhändlern und Bibliothekaren) kann man mich auch immer fangen.

Überhaupt gibt es so viele San-Francisco-Szenen in diesem Buch, dass es sich ein wenig anfühlt, als ob Seanan McGuire mit diesem Band wieder zum Anfang der Geschichte zurückgekehrt wäre, um zu zeigen wie viel sich in der Zwischenzeit in Tobys Leben getan hat und wie sehr sie diesen Teil der Feenwelt durch ihre Aktivitäten verändert hat. Das hat sich – trotz der stellenweise wirklich ernsthaften Entwicklungen – nicht nur gut angefühlt, sondern auch eine schöne Grundlage für einen weiteren größeren Handlungsbogen rund um Toby und ihre Freunde geschaffen. Ich bin gespannt, was die Autorin noch mit dieser Figur vorhat!

P.S.: Ich bin übrigens froh, dass ich vor diesem Roman „Sparrow Hill Road“ gelesen habe. Denn obwohl beide Welten nichts miteinander zu tun haben, gibt es einen Moment, in dem Toby über die Unveränderlichkeit von Straßen nachdenkt und diesen Moment konnte ich – so kurz er war – viel mehr würdigen, weil ich die Geschichte von Rose noch im Hinterkopf hatte.

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