Schlagwort: Jessica Verday

Leseeindrücke im August und September

Über „Flesh which is not flesh“ von Jessica Verday bin ich bei Darkstar gestolpert. Ich hatte zwar 2011 davon gehört, dass eine Autorin ihre Geschichte für eine Anthologie lieber zurückgezogen hat, statt die Protagonisten – wie von den Herausgebern gefordert – in ein heterosexuelles Liebespaar umzuschreiben, hatte mir aber nicht den Namen der Autorin gemerkt. Durch Darkstars Beitrag hatte ich Lust die Geschichte einmal zu lesen und muss zugeben, dass ich nun neugierig auf weitere Werke der Autorin geworden bin. Durch die Inhaltsangabe weiß man schon lange vor Cam (Cameron), was seinem Liebsten vor einem Jahr zugestoßen ist, aber das ist nicht schlimm, da es eher darum geht Cams Weg in die Handlung mitzuerleben. Mir hat es sehr gut gefallen wie Jessica Verday mit der düsteren Seite der Feengeschichten umgeht und welche Lösung Cam am Ende findet, um Wesley aus der Gewalt der „Königin der Herzen“ zu befreien.

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Nancy Atherton und ihre „Tante Dimity“-Bücher hatte ich vor zwei Jahren für mich entdeckt. Die Romane waren zügig und nett zu lesen, aber nicht gut genug, um ernsthaft über eine Anschaffung nachzudenken. Und je mehr der Titel ich in der Bibliothek in die Hände bekam, desto unzufriedener wurde ich mit dieser Reihe. Trotzdem habe ich in der letzten Woche „Tante Dimity und die Dorfhexe“ ausgeliehen, weil ich antesten wollte, ob ich nach gut zwei Jahren „Abstinenz“ diese Serie mal wieder lesen mag. Wieder hat sich der Roman schnell lesen lassen und es fiel mir schwer ihn aus der Hand zu legen – er hatte diesen „nur noch ein Kapitel“-Effekt auf mich -, trotzdem fehlte mir bei der Geschichte etwas. Die Handlung wimmelte von sympathischen Figuren, die in einem idyllischen Dorf leben und die eine hübsche Entdeckung über ihre Ortsgeschichte machen. Es hat zwei Tage gedauert, bis ich dahinter kam, was für mich das Problem an diesen Büchern ist: Ich kann die Hauptfigur nicht leiden!

Lori Shepard soll sympathisch sein, sie hat einen großen Freundeskreis, einen netten Ehemann, zwei Kinder, die kaum eine Rolle spielen, und mischt sich ständig in das Leben aller Menschen in ihrem Umkreis ein. Dabei soll Lori charmant sein mit ihren voreiligen Schlüssen und dem Wissen darum, dass sie unheilbar neugierig ist – immerhin ist sie dabei ja auch immer hilfsbereit und verurteilt die Leute nicht für ein eventuell ungewöhnliches Leben … oder so … Ich persönlich habe das Gefühl, dass Lori mit jedem Buch dümmer und unverschämter wurden und niemand setzt ihr je Grenzen. Stattdessen sind alle so nett und verständnisvoll, weil Lori es ja immer gut meint. Bei aller Entspannung, die die Bücher bringen, das war es wohl mit mir und Tante Dimity.

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„Photographs and Phantoms“ von Cindy Spencer Pape – eine 64seitige Kurzgeschichte zu der Gaslight-Chronicles-Reihe der Autorin. Davon hatte ich den ersten Band vor einiger Zeit gelesen und mich über ein paar Wissensplitter gefreut, die mir die Geschichte gebracht hat. Allerdings war ich nicht ganz so glücklich mit der Liebesgeschichte in dem Roman und das hat sich auch bei „Photographs and Phantoms“ fortgesetzt. Eigentlich finde ich die Welt, die die Autorin entwickelt hat, wirklich toll. Magie und Mechanik arbeiten nebeneinander (und manchmal zusammen), der Orden bekämpft Verbrechen, die durch Magie begangen wurden, und all die technischen Entwicklungen der Zeit sorgen für eine Aufbruchsstimmung. Auch die Charaktere finde ich sympathisch. Wenn sie nicht ihrer Zeit entsprechend agieren, dann gibt es dafür in der Regel eine gute Erklärung, und sie haben häufig genug Ecken und Kanten, um sich beim Lesen realistisch anzufühlen. Die Liebesgeschichte hingegen, die sich unweigerlich zwischen der männlichen und der weiblichen Hauptfigur entspinnt, geht mir zu schnell, ist mir zu oberflächlich und endet innerhalb weniger Tage in einer Hochzeit, selbst wenn gesellschaftliche Regeln oder seit Jahren gepflegte Vorsätze dagegen sprechen. Das ärgert mich, weil ich das Gefühl habe, dass die Autorin so viel mehr aus ihrer Welt machen könnte.