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Katherine Woodfine: The Clockwork Sparrow (The Sinclair’s Mysteries 1)

Ich habe keine Ahnung, warum ich so lange um „The Clockwork Sparrow“ von Katherine Woodfinde rumgeschlichen bin (vielleicht, weil es der Auftakt einer vierteiligen Reihe ist?), aber nachdem ich den Roman angefangen hatte, konnte ich ihn nicht mehr aus der Hand legen. Lustigerweise habe ich parallel dazu das Sachbuch „Maud West, Lady Detective“ gelesen und fand in beiden Büchern Elemente, die mich an den anderen Titel erinnerten. Das führt dazu, dass ich mir schon beim Lesen sicher war, dass die Handlung in „The Clockwork Sparrow“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, auch wenn im ganzen Buch keine Jahresangabe zu finden war – erst am Ende fand ich dann die Bestätigung in einem Anhang der Autorin, in der sie auf die Eröffnung von Selfridges im Jahr 1909 verweist.

Protagonistin der Geschichte ist die vierzehnjährige Sophie Taylor(-Cavendish), eine Tochter aus gutem Hause, die nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters einen Weg finden musste, um auf eigenen Füßen zu stehen. So ist es für Sophie ein großer Glückfall, dass sie eine Anstellung als Verkäuferin in der Hutabteilung des bald neu eröffnenden Sinclair’s Department Store in London gefunden hat. Das Leben als Verkäuferin ist zwar ungewohnt und anstrengend, aber die Arbeit macht Sophie Spaß und die Vorfreude auf die Eröffnung des Kaufhauses sorgt für eine aufgeregte Spannung unter den Angestellten. Umso erschütternder ist es, als kurz nach der Eröffnung Schaustücke gestohlen werden, die in einem der Räume ausgestellt worden waren. Zu den gestohlenen Objekten gehört auch der einzigartige „Clockwork Sparrow“, ein mit Juwelen geschmückter mechanischer Vogel, der bei jedem Aufziehen eine andere Tonfolge von sich gibt.

Gemeinsam mit ihren neuen Freunden – Lilian Rose (die als Mannequin bei Sinclair’s arbeitet und gerade ihre erste Bühnenrolle ergattern konnte), Bobby Parker (der eine Ausbildung als „Porter“ bei Sinclair’s begonnen hat) und Joe (dessen Vergangenheit als Gangmitglied ihn jederzeit einholen könnte) – versucht Sophie mehr über den Diebstahl herauszufinden. Mehr möchte ich hier gar nicht über die Handlung verraten, weil es immer wieder Momente gibt, in denen Sophie in Gefahr gerät (und diese geht nicht immer von den Kriminellen aus, die den Diebstahl verübt haben,) und bei denen es gerade die nicht so spektakulären Wendungen sind, die einen als Leser mit der Geschichte mitfiebern lassen. Ich fand es wunderbar, wie Katherine Woodfine von der ersten Seite an Sophies Leben beschreibt und wie man anhand all der vielen kleinen Nebenbemerkungen ein gutes Bild davon bekommt, wie schwierig es ist, unter den Umständen zu überleben, in denen sie sich nach dem Tod ihres Vaters befindet. Umso wichtiger ist für Sophie der Arbeitsplatz bei Sinclair’s und der Rückhalt, den sie im Laufe der Geschichte durch ihre Freunde bekommt.

Ich mochte in „The Clockwork Sparrow“ diese Mischung aus Realismus und Elementen, die man eher in einem Groschenroman von Edgar Wallace erwartet hätte, und fand, dass ein übermächtig wirkender Gangsterboss ebenso wie die später in der Geschichte auftauchenden Spionage-Elemente gerade deshalb so gut in die Handlung passten, weil sie auf Sophie ebenso absurd wirken wie auf den Leser. Außerdem hat es mir gefallen, dass die Autorin es geschafft hat, dass ich regelmäßig um Sophie und ihre Freunde gebangt habe, weil ich mir nicht sicher sein konnte, dass alle heil aus der ganzen Angelegenheit herauskommen. Stattdessen habe ich nach den ersten Kapiteln jederzeit befürchten müssen, dass diesen vier Personen Dinge zustoßen, die vielleicht nicht ihr Leben, aber doch ihre Existenz bedrohen könnten.

Ich habe dieses Mitfiebern beim Lesen sehr genossen, vor allem, da es zwischendurch immer wieder die schönen Momente rund um die Freundschaften, die sich da aufbauten, und den Zauber, den so ein luxuriöses Kaufhaus ausstrahlen konnte, zum Erholen und Genießen gab. Insgesamt haben mich die Charaktere, die Erzählweise, die Handlung und die Atmosphäre in „The Clockwork Sparrow“ so sehr überzeugt, dass ich mir noch vor Beenden des Romans die drei Fortsetzungen der Reihe bei meinem Buchhändler bestellt habe, weil ich einfach nicht wollte, dass ich Sophie und ihr Leben als Verkäuferin in Sinclair’s Hutabteilung so schnell hinter mir lassen musste.