Irgendwie habe ich gerade eine „geisterhafte“ Phase beim meiner Romanwahl. 😉 So habe ich vor ein paar Tagen auch „Totenhauch“ von Amanda Stevens gelesen. Hauptfigur dieser Geschichte ist die Friedhofsrestauratorin Amelia Gray. Die junge Frau kann seit ihrem neunten Lebensjahr Geister sehen und hat deshalb ein sehr reglementiertes Leben geführt. Ihr Vater – der ebenfalls diese zweifelhafte Fähigkeit besitzt – hat ihr beigebracht, dass Geister sich wie Parasiten an Menschen heften und von der Lebensenergie ihrer Wirte zehren. Deshalb darf sie einem Geist nie zeigen, dass sie ihn sehen kann, sollte sich so oft wie möglich in der Nähe von geweihtem Boden aufhalten und Personen meiden, die von Geistern heimgesucht werden.
Da ihr Vater als Friedhofsgärtner arbeitet und Amelia sich auf dort auf geweihtem Boden sicher fühlt, werden die Friedhöfe für das Mädchen zur Zuflucht. Da scheint es eine logische Entwicklung zu sein, dass Amelia sich als Erwachsene darauf spezialisiert historische und vergessene Friedhöfe zu restaurieren. Nebenbei betreibt sie einen Blog, auf dem sie Fotos von besonders schönen Grabstätten und Gedenksteinen präsentiert, über ihren Beruf redet und Kontakt zu anderen Liebhabern alter Friedhöfe pflegt.
Als Amelia von der Emerson University engagiert wird, um den seit Jahrzehnten vernachlässigten Oak-Grove-Friedhof wieder in Ordnung zu bringen, wird kurz darauf die Leiche einer unbekannten jungen Frau auf eben diesem Friedhof gefunden. Die Polizei engagiert daraufhin (eher aus PR-Gründen) Amelia als Beraterin, was dazu führt, dass sie immer wieder mit Detective John Devlin zusammenarbeiten muss. Blöderweise sorgt diese Nähe zu dem Polizisten dafür, dass Amelia eine der wichtigsten Regeln ihres Lebens über Bord werfen muss – da der Detective von zwei Geistern heimgesucht wird. Oh, und natürlich fühlt sich die junge Frau von Anfang an zu dem Mann hingezogen. 😉
Ich fand Amelia als Protagonistin sehr interessant. Sie ist eine sehr beherrschte Person, was nicht nur zu einem sachlichen Erzählstil führt, obwohl die Geschichte in der ersten Person erzählt wird, sondern auch zu einer überraschenden Distanz zu der Hauptfigur. Das gibt dem Roman aber einen ganz besonderen Reiz, vor allem durch den Kontrast zu all den Geistererscheinungen, die teils spannend, teils gruselig und schön atmosphärisch geschrieben waren. Diese Spuk-Elemente haben mich wirklich gefesselt (und in der Nacht nach dem Lesen zu lebhaften Träumen geführt :D) – da gab es einige spannende Momente und interessanten Verknüpfungen zwischen bekannteren Geschichten über Geister und Dingen, bei denen ich nicht sicher sagen kann, was vielleicht aus einem mir nicht so bekannten Kulturkreis oder aus der Fantasie der Autorin stammt.
Der „Thrilleranteil“ ist daneben deutlich weniger relevant (obwohl der Verlag den Roman als Thriller bezeichnet), aber nicht uninteressant. Ich fand zwar die eine oder andere Entwicklung etwas vorhersehbar, aber grundsätzlich kann man mich mit mysteriösen Geheimorganisationen, eine Stadt voller Menschen, die ihre eigenen Prioritäten und Verpflichtungen haben, und einem gewissen „Südstaaten“-Filz immer gut unterhalten.Und die Frage, wie viele Opfer es letztendlich gibt und ob man vielleicht jemanden noch retten kann, führt auch zu einer gewissen Spannung beim Lesen.
Was für mich nicht hätte sein müssen, ist die Anziehung auf den ersten Blick zwischen John Devlin und Amelia. Aber da sich diese Sache nicht Hals über Kopf entwickelt und es in Johns Vergangenheit einige ungelöste Fragen gibt – und Amelia mit ihrer eigenen Gabe ringt, wenn sie in Johns Gesellschaft seinen Geistern ausgesetzt ist – konnte ich mit dieser „Beziehung“ gut leben. Ein zweiter Band ist vom Verlag schon angekündigt und ich denke, dass ich mir den auch gönnen werde, um eine weitere Nacht mit gruseligen Geistererscheinungen, tragischen Schicksalsschlägen aus der Vergangenheit und faszinierenden Details zu historischen Friedhöfen zu verbringen.
Mh, hört sich ja doch ganz interessant an und als ob es was für mich sein könnte. Wobei es mich trotzdem ein klein wenig abschreckt, dass du die Protagonistin als distanziert bezeichnest… aber einen Versuch wäre es ja trotzdem wert, vielleicht empfinde ich das ja auch als interessant?! Und auch, dass der Thrillerpart nicht so stark ausgeprägt ist, kommt mir sehr entgegen.
Aber ist das Ende denn halbwegs abgeschlossen? Ich hatte bei dem Buch immer den Gedanken, dass es ein Stand Alone wäre…
Liebe Grüße, Melli
Ich fand den Thrillerpart nicht so ausgeprägt, aber ich muss schon zugeben, dass es ein paar nicht so appetitliche Momente und Verletzungsbeschreibungen in diesem Bereich gibt. Diese Geschichte ist eigentlich schon abgeschlossen, aber am Ende wird ganz klar gezeigt, dass es für Amelia mit den Geistergeschichten jetzt eigentlich erst richtig losgeht (ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich erzählt, dass es zu einem direkten Kontakt im Laufe des Buchs kommt, der wohl weitere Folgen haben wird). *ui* Vielleicht schaust du mal beim Verlag nach der Autorin, dort gibt es kostenlos ein Prequel. Da ist zwar eine andere Frau die Hauptfigur und es geht deutlich zügiger voran (und gegen Ende gibt es eine Szene, die ich etwas sehr unappetitlich fand), aber du bekommst umsonst einen ersten Eindruck.
Ich würde dir ja auch anbieten, dass ich dir das Buch leihen könnte, aber ich habe es gerade verliehen und das Porto zu dir wäre ja auch nicht so gering. (Du wohnst zu weit weg. 😉 )
Danke, ganz lieb von dir <3 aber für das Hin- und Rückporto kann ich mir das Buch tatsächlich schon selbst holen *g*
Und auch danke für den Tipp mit dem Prequel – das werde ich mir dann in den nächsten Tagen direkt mal ansehen.
Porto ist eine böse Sache … 🙁
Ich habe sogar den Link für dich: http://www.luebbe.de/Digital/Spannung/Details/Id/978-3-8387-4765-1 🙂 Den Roman fand ich besser, aber so gibt es einen ersten Eindruck.
Das klingt doch vielversprechend 🙂 Heute hatte ich den Roman endlich auch in der Post, habe schon ein wenig ungeduldig darauf gewartet… Und nach der Leseprobe bin ich auch gespannt auf das Buch. (In einigen Monaten erscheint übrigens bereits die Fortsetzung)
@Kiya: Dann bin ich gespannt, wann du zum Lesen kommst und wie dir der Roman dann gefällt. 🙂 Die Fortsetzung sitzt schon auf meinem Wunschzettel. Es gibt da eine Nebenfigur, von der ich gern noch deutlich mehr erfahren würde – und ich hoffe, dass der dann wieder vorkommt. 😀
Ui, das klingt spannend. Ist grad auf meine "Bei Gelegenheit mal lesen"-Liste gewandert. Soll ich mich jetzt für den Tipp bedanken oder mich darüber grämen, dass die Liste wieder ein Buch länger geworden ist? 😉
@Ariana: Du könntest ja erst einmal das Prequel lesen, das ich Melli verlinkt hatte, und dann entscheiden, ob diese Krimi-Geister-Mischung überhaupt etwas für dich ist. 😉 Und wenn ja, dann freust du dich einfach darüber, dass du etwas Neues entdecken kannst. 😀