Patricia C. Wrede: The Dark Lord’s Daughter

Patricia C. Wrede gehört schon seit vielen Jahren zu den Autor*innen, deren Bücher ich auf jeden Fall kaufe, wenn sie veröffentlicht werden. So war es auch mit „The Dark Lord’s Daughter“, und erst als ich den Roman im Haus hatte, fiel mir auf, dass ich gar nicht so recht wusste, worum es überhaupt ging. Was vielleicht auch ganz gut war, denn die Grundidee hinter dieser Geschichte gehört zu denen, auf die ich inzwischen keine rechte Lust mehr habe, weil ich von dieser Art von Romanen in den 1990er Jahre so viele gelesen habe. Aber natürlich hat Patricia C. Wrede etwas ganz Eigenes aus dieser Idee gemacht, so dass ich „The Dark Lord’s Daughter“ am Ende sehr genossen habe. Allerdings musste ich mich dafür ein bisschen durch die erste Hälfte kämpfen, wo die Autorin erst einmal eine fantastische Welt einführte, die mir mit ihren Traditionen ziemlich auf die Nerven ging.

Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive der vierzehnjährigen Kayla Jones. Kayla ist zu Beginn der Geschichte mit ihrer Adoptivmutter Riki(ta) und ihrem jüngeren Bruder Del(mar) auf einem Jahrmarkt unterwegs. Diese Familientradition versuchen die drei weiter aufrecht zu erhalten, obwohl es finanziell in den letzten Jahren eng war, nachdem Kaylas Adoptivvater Michael gestorben war. Ich mochte es sehr zu lesen, wie nahe sich die drei stehen, auch wenn Rikis Besorgnis aus Kaylas Sicht häufig übertrieben und etwas nervig ist. Dieses „aufeinander Aufpassen“ führt dann auch dazu, dass alle drei gemeinsam in das fantastische Land Zaradwin transportiert werden, als ein maskierter Mann in Rüstung Kayla auf dem Jahrmarkt mit einem Zauber belegt. Dort erfährt Kayla, dass sie eigentlich Lady Xavrielina und die Erbin des verstorbenen Dark Lord of Zaradwin ist. Was bedeutet, dass sie nun alles daran setzen muss, um die Position der Dark Lady of Zaradwin einzunehmen – und sei es nur, um zu verhindern, dass sie oder ihre Familie von den diversen Feinden, die eine potenzielle Dark Lady hat, getötet werden.

Ich muss zugeben, dass ich (gemeinsam mit Kayla) zu Beginn der Geschichte wirklich frustriert darüber war, wie wenig Informationen die Protagonistin bekam, um mit ihrer Rolle als zukünftige Dark Lady fertigzuwerden. Es wird von Anfang an deutlich, dass das Land Zaradwin in den zehn Jahren, die seit dem Tod von Kaylas leiblichem Vater vergangen sind, ziemlich verfallen ist. Und während Kayla jemand ist, für den Probleme etwas sind, was gelöst werden muss, besteht ihr Umfeld aus Personen, die sie als Kind behandeln (okay, das ist eigentlich nur Riki) oder die sich auf „Traditionen“ berufen, um nichts tun oder gar Änderungen hinnehmen zu müssen. Umso mehr habe ich es dann genossen, als Kayla endlich die ersten Antworten auf all ihre Fragen herausfand und anfing – entgegen aller Traditionen – vernünftige Entscheidungen zu treffen, um ihre Position als Dark Lady einnehmen zu können. Sehr amüsant war es dabei, die Tipps, die zu Beginn eines jeden Kapitels aus dem „Handbuch für angehende Dark Lords und Ladys“ (natürlich mit dem Titel „The Dark Traditions“) zitiert wurden, dann mit Kaylas eigentlichen Aktionen zu vergleichen.

Aber vor allem habe ich es genossen zu sehen, wie sich Kayla immer wieder mit den unterschiedlichsten Personen austauschte, um dann die beste Lösung für ein Problem zu finden. Dabei hat Patricia C. Wrede wirklich wunderbare Charaktere für ihren Roman geschaffen, die weder zu gut noch zu böse waren, sondern realistisch wirkende Figuren mit Stärken und Schwächen. Das führte dazu, dass es immer wieder amüsante Szenen gab, wenn diese Personen entgegen aller Traditionen handelten und mal eine Facette ihrer wahren Persönlichkeit zeigten. Das Ende – mit all den überraschenden Lösungen, die die Autorin für Kaylas Herausforderungen gefunden hat – habe ich deshalb wirklich genossen. So wenig ich zu Beginn des Romans das fantastische Land Zaradwin mochte, so wenig wollte ich am Ende diese Welt verlassen. Stattdessen habe ich mir gewünscht, ich könnte noch weiter verfolgen, welche Änderungen Kayla und ihre Familie noch so für diese Welt mit sich bringen (und welche unterhaltsamen Situationen das für mich als Leserin bereithalten würde). Normalerweise vergleiche ich nicht so gern ein Buch mit einem anderen Titel, aber „The Dark Lord’s Daughter“ hat mich in so einigen Aspekten sehr an „The Dark Lord of Derkholm“ von Diana Wynne Jones erinnert.

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