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Patricia C. Wrede: The Thirteenth Child (Frontier Magic 1)

„The Thirteenth Child“ ist der erste Band der Fontier-Magic-Trilogie von Patricia C. Wrede. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Francis „Eff“ Rothmer erzählt, die zu Beginn des Romans gerade mal fünf Jahre alt ist. Die Autorin hat für diese Trilogie eine Welt geschaffen, die in vielen Aspekten unserer Welt ähnelt, aber voller Magie ist. So müssen die Siedler, die den Westen von Nordamerika in Besitz nehmen wollen, nicht nur gegen das Klima und „normale“ Wildtiere (inklusive Mammuts und Säbelzahnkatzen) und Schädlinge kämpfen, sondern auch befürchten, dass die magischen Elemente dieser Welt ihre Siedlung und ihr Leben bedrohen. Schon vorhandene Bewohner des Landes sind übrigens kein Thema – und nach dem Lesen des ersten Bandes bin ich mir nicht ganz sicher, ob es daran liegt, dass es bis zur Ankunft der Siedler keine Menschen dort gab, oder ob es da noch ein Geheimnis zu entdecken gibt. Aber ich vermute, dass es wirklich keine Menschen vor den Siedlern auf diesem Kontinent gab.

Eff selber ist im zivilisierten Osten geboren worden, wo ihr Vater als Magieprofessor arbeitet, und als zweitjüngstes Kind ihrer Familie könnte sie theoretisch recht behütet aufwachsen, wären da nicht zwei Aspekte, die ihr Leben kompliziert machen. Auf der einen Seite ist Effs Zwillingsbruder Lan der siebte Sohn eines siebten Sohnes, was bedeutet, dass er ein „natürlicher Magier“ ist und über deutlich mehr Potential verfügt als ein „gelernter Magier“. Eff beneidet ihren Bruder nicht darum, dass alle in ihm etwas Besonderes sehen, schließlich ist er für sie einfach nur großartig und der beste Beschützer, den sie sich vorstellen kann. Dass sie überhaupt einen Beschützer nötigt hat, liegt daran, dass sie das dreizehnte Kind der Familie ist und jeder weiß schließlich, dass das dreizehnte Kind einer Familie verflucht und von Grund auf böse ist – und dass die einzige Möglichkeit das Pech abzuwenden, dass von so einem Kind ausgeht, darin besteht, das Kind nach der Geburt zu ertränken.

Zum Glück sind Effs Eltern deutlich weniger abergläubisch als der Rest der Familie und so beschließen sie mitsamt ihren Kindern (also denen, die noch nicht alt genug sind, um auf eigenen Beinen zu stehen) nach Westen zu ziehen, bevor die Situation für ihre Tochter eskaliert. Nicht alle von Effs Geschwistern sind glücklich darüber, dass ihre Eltern bereit sind an die Grenze der zivilisierten Welt zu ziehen – denn auch wenn eine magische Barriere die Stadt Mill City vor den Gefahren des Wilden Westen beschützt und die Stadt groß genug ist, um sogar ein eigenes College zu haben -, so ist der Landstrich deutlich gefährlicher als die östlichen Küstengebiete, die schon seit langer Zeit von den Siedlern urbar gemacht wurden.

Der Leser begleitet Eff bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr und da nicht in all diesen dreizehn Jahren etwas bemerkenswertes geschieht, wird „The Thirteenth Child“ stellenweise etwas episodenhaft erzählt. Aber da man nie das Gefühl hat, man würde eine Entwicklung oder ein wichtiges Ereignis in Effs Leben verpassen, fand ich das in keiner Weise schlimm. Spannend fand ich, dass Patricia C. Wrede den ganzen Roman hindurch einen Ton anschlug, den ich vor allem von Laura Ingalls Wilders Büchern über ihr Leben im Wilden Westen _(oder Lucy Maud Montgomerys „Anne of Green Gables“-Romanen) kenne. Und auch hier ist es so, dass einem vor allem die wichtigen oder besonderen Erinnerungen aus der Kindheit erzählt werden, während man den Alltag nur in den kleinen Nebensätzen mitbekommt. Dabei sind die erzählenswerten Passagen oft gar nicht mal besonders aufsehenserregend, aber eben wichtig für Effs Heranwachsen, für die Veränderungen in ihrer Familie und für ihr Leben an der Grenze.

Erst so nach und nach gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass es Probleme in den Siedlungen außerhalb der Grenzmauer gibt, und dass dies langfristig auch die Städte östlich des magischen Walls beeinflussen könnte. So muss man als Leser nicht auf den dramatischen Höhepunkt am Ende der Geschichte verzichten, wobei ich auch mit all den kleinen Dingen in Effs Leben vollkommen zufrieden war. Sehr gut gemacht fand ich auch Effs Verhältnis zu ihrem Bruder Lan geschildert, ebenso wie ihre Befürchtungen bezüglich der Tatsache, dass sie nun mal das dreizehnte Kind ihrer Familie ist. Da Eff ein wirklich netter Mensch ist, fürchtet sie sich von klein auf davor, dass sie böse werden und ihre Familie oder andere Personen verletzten könnte. Wie schwer sie durch die Behandlung durch ihre Verwandtschaft während ihrer ersten Lebensjahre traumatisiert wurde, wird ihr (und ihrer Familie) erst sehr spät bewusst. Und auch dann fällt es ihr sehr schwer Verhaltensweisen abzulegen, die sie schon so vielen Jahre aufrecht erhalten hat.

Es ist schwierig mehr zu der Handlung zu schreiben, denn es gibt so viele kleine Dinge und Nebenfiguren, von denen ich erzählen möchte. Aber wenn ich erst einmal damit anfangen würde, dann gäbe es für euch in der Geschichte gar nicht mehr so viel zu entdecken – und gerade dieses Kennenlernen der Charaktere und Erforschen der Welt fand ich während des Lesens so schön. Es gibt Figuren, die man von Anfang an am Liebsten in eine Schublade stecken würde, aber da passen sie einfach nicht rein, und dann gibt es noch all die kleinen Unterschiede, wenn es um Geschichte, Ländernamen, Flora und Fauna und all die anderen Dinge geht, die diese Welt zu einer magischen Version der unseren machen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht Eff in den magischen Wilden Westen zu folgen – und inzwischen bin ich schon beim zweiten Band angefangen, in dem mir mehr von dieser magischen Welt gezeigt wird (und der eine deutlich geringere Zeitspanne umfasst).

Patricia C. Wrede: The Seven Towers

„The Seven Towers“ von Patricia C. Wrede habe ich zu Weihnachten bekommen und da ich mich gerade chronologisch durch die Veröffentlichungen der Autorin lese, durfte der Roman (der 1984 veröffentlicht wurde) auch schnell wieder den SuB verlassen. Der Klappentext sagt zu diesem Buch:

„Seven Players,
Seven Kingdoms,
Seven Towers 

Eltiron, Prince of Sevairn: caught in a web of his father’s intrigues.
Crystalorn, Princess of Barinash: promised in marriage to a prince she’s never seen.
Ranlyn, the desert rider: forced to choose between friendship and honor.
Jermain, the outlaw: exiled from court for the crime of telling the truth.
Vandaris, the soldier: who left the life of luxury to wield a sworld and lead an army.
Carachel, the Wizard-King: who does not understand the awesome power he commands.
And Amberglas, the sorceress: who may not be quite as confused as she seems … 

Seven Players in a game of deadly magic.
Seven Kingdoms at the edge of destruction.
Seven Towers holding a dark and dreadful secret.“

Auf den ersten Blick erzählt Patricia C. Wrede mit „The Seven Towers“ eine klassische High-Fantasy-Geschichte, wobei die Autorin nicht sehr viel Wert auf einen ausführlichen Weltenbau legt. So sprechen alle Beteiligten die selbe Sprache, obwohl sie aus verschiedenen Königreichen kommen, und über die Landschaft erfährt man vor allem, dass sie überall aus viel Wald besteht, im Süden eine Wüste (und im Südosten ein großer Sumpf) ist und im Westen ein Meer das Land begrenzt. Die fehlenden Hintergründe habe mich bei diesem Buch aber nicht gestört, weil der Schwerpunkt eindeutig auf den Charakteren liegt. Dabei lernt man im Laufe der Handlung die sieben im Klappentext erwähnten Figuren immer besser kennen, auch wenn man die Geschichte nur aus der Perspektive von Eltiron und Jermain erlebt.

Interessant fand ich, dass Patricia C. Wrede sehr viele High-Fantasy-Klischees verwendet und damit experimentiert. So gibt es den schwachen Prinzen, der von einem machtgierigen Berater seines Vaters manipuliert wird, den geheimnisvollen Wüstenkrieger, der über mehr Wissen verfügt als die anderen und einem strengen Ehrenkodex folgt, eine aufmüpfige Prinzessin, eine verwirrt scheinende, aber überaus mächtige Zauberin und viele andere Dinge, die so typisch für klassische Fantasygeschichten sind. Obwohl all diese Figuren auf den ersten Blick so typisch zu sein scheinen, gelingt es der Autorin für jede einen Hintergrund anzureißen, der nicht ganz so klischeehaft ist wie man erwarten würde. Dabei gelingt es Patricia C. Wrede nicht immer die richtige Balance zwischen dramatischer Geschichte und amüsanten Momenten zu finden, aber insgesamt hat es mir gefallen, wie die großen Enthüllungen immer wieder durch die kleineren – fast alltäglich anmutenden – Szenen durchbrochen wurden.

Ebenso fand ich es spannend, welche Wendungen die Handlung nahm. Zu Beginn wird man als Leser in die Geschichte geworfen und muss sich erst einmal mit all den Namen und Ländern zurechtfinden. Nach und nach lernt man die verschiedenen Personen und ihren aktuellen Stand kennen, um im Laufe der Zeit dann mehr über ihre Absichten zu erfahren und welche Schritte sie gehen, um ihre Ziele zu erreichen. Dabei gibt es einige Dinge, die man schon vorherahnen kann, aber da die Autorin durch die Perspektivwechsel die schrittweisen Enthüllungen ganz gut dosiert, ist man den verschiedenen Charakteren nie soweit voraus, dass man die Figuren und ihre Handlungen als dumm oder frustrierend empfindet. Das Vorahnen sorgt eher dafür, dass man nur noch eben ein Kapitel liest, um zu schauen, ob man mit seinem Verdacht richtig liegt. (Gemeinerweise sind die einzelnen Kapitel auch noch so kurz, dass „nur noch ein Kapitel“ bei mir gern mal die Schlafenszeit etwas weiter verzögert hat. *g*)

Insgesamt habe ich mich wieder gut unterhalten gefühlt und kann wie immer darauf verweisen, dass ich die Charaktere und den Humor von Patricia C. Wrede ebenso sehr mag wie ihre Grundideen für ihre Romane und welche – für die Entstehungszeit ungewöhnlichen – Wege sie beim Erzählen ihrer Geschichten geht. Aber ich muss auch zugeben, dass „The Seven Towers“ für mich einer der Titel der Autorin ist, die ich im Vergleich zu ihren aktuelleren Werken, spürbar schwächer finde. Das macht den Roman immer noch zu einem interessanten Buch, aber vermutlich werde ich den Titel deutlich weniger häufig für ein erneutes Lesen aus dem Regal ziehen als z.B. „The Raven Ring“, „Die Drachenprinzessin“, „A Matter of Magic“ oder „Socery and Cecelia“.

Patricia C. Wrede: A Matter of Magic

„A Matter of Magic“ von Patricia C. Wrede beinhaltet die beiden Romane „Mairelon the Magician“ und „The Magician’s Ward“. Obwohl es keine Jahresangaben in den Geschichten gibt, bezeichnet die Autorin die Romane als „Regency Magic“ – und die Welt fühlt sich (ebenso wie die Beziehung, die die Menschen zu Magie haben,) sehr nach den „Cecelia und Kate“-Büchern an und auch die Erwähnung des „Royal College of Wizards“ in London deutet auf das gleiche Setting hin. (Und wenn ich nach dem Umzug wieder Zugriff zu meinen Cecy-und-Kate-Romanen habe, muss ich mal nachschauen, ob mindestens eine der zum College gehörigen Personen auch da erwähnt wird.)

Protagonistin der beiden Geschichten ist die siebzehnjährige Kim, die ihr gesamtes bisheriges Leben in den Slums von London verbracht hat. Dabei hat die Frau, bei der sie aufgewachsen ist, darauf geachtet, dass Kim von allen für einen Jungen gehalten wird, weil sie so für die „Pflegemutter“ nützlicher war. Als Kim klein war, hat sie zusammen mit einer Bande anderer Kinder auf den Straßen die Geldbeutel von Passanten geleert, aber seitdem die „Pflegemutter“ tot ist, versucht Kim auf legalere Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei ist sie vollkommen auf sich allein gestellt, was nicht gerade einfach ist, weil die diversen Banden Bedarf für einen Jungen mit ihren flinken Händen hätten. (Und wenn sie wüssten, dass Kim ein Mädchen ist, hätten sie gleich doppelte Verwendung für sie – ich mag, dass die Autorin solche Elemente in ihren Romanen nicht ausspart.)

So kann Kim nicht widerstehen, als sie von einem Mann engagiert wird, um in den Wagen eines reisenden Zauberers einzubrechen. Vor allem, da die Bezahlung hoch genug ist, dass sie Monate davon leben könnte, und ihr Auftraggeber nicht mehr von ihr wünscht, als dass sie eine genauen Blick auf das Inventar des Schaustellers wirft und ihm darüber Bericht erstattet. Obwohl eine innere Stimme sie warnt, dass so ein Einbruch nicht gerade ein kluger Schritt ist, lockt sie die Aussicht auf einen Neuanfang, den sie mit dem versprochenen Geld wagen könnte. Doch dummerweise wird sie von dem Magier Mairelon erwischt, wie sie seine Sachen durchsucht, und findet sich zu ihrer eigenen Überraschung kurz darauf in seinen Diensten wieder. Schnell erfährt sie, dass Mairelon auf der Suche nach einer Gruppe von magischen Gegenständen ist und deshalb von diversen Parteien gejagt wird.

Mehr möchte ich über die Handlung der beiden Romane gar nicht sagen, weil es einfach zu viel Spaß macht selber all die Details und Hintergründe zu entdecken. Ich kann aber noch mitteilen, dass der Zauberer Mairelon natürlich nicht nur die erwartbaren Bühnentricks beherrscht, sondern auch über echte magische Fähigkeiten verfügt. Wobei ich persönlich die Bühnentricks in der Geschichte häufig deutlich nützlicher fand als die Magie. 😉 Anfangs entwickelt sich die Handlung eher gemächlich, während Kim, Mairelon und sein Diener Hunch einander besser kennenlernen, Kim Unterricht bekommt (was dank ihrer Grammatik und ihrer Verwendung von Diebesslang schon etwas sehr Eliza-Doolittle-haftes hat) und die Weichen für die weiteren Ereignisse gestellt werden.

Doch je mehr Figuren eingeführt werden, desto mehr Vorfälle gibt es, bei denen Kim mehr Aufregung erlebt als ihr lieb ist. Dabei beweist Patricia C. Wrede ein Händchen dafür eine Situation so auf die Spitze zu treiben, dass ich mich dabei wunderbar amüsiert habe. Es gibt so viele Charaktere in der Geschichte, die alle gegeneinander arbeiten und einander bespitzeln, und dann wieder Figuren, die ganz eigene Motive für ihre Handlungen haben und komplett ahnungslos sind, was überhaupt vorgeht – und gerade deshalb natürlich immer wieder die Pläne aller anderen durchkreuzen. Bei vielen anderen Autoren wäre mir das vielleicht zu viel geworden, aber hier habe ich mich – vor allem am Ende der jeweiligen Romane – wunderbar unterhalten gefühlt und lieber bis tief in die Nacht hinein gelesen als das Buch gerade an einer so amüsanten Stelle aus der Hand zu legen.

Kims Diebesslang ist in der Regel gut zu verstehen, etwas mehr Probleme hatte ich bei der Dialogzeilen von Mairelons Diener Hunch, aber insgesamt kam ich bei den Dialogen eigentlich immer ganz gut mit. Außerdem muss ich zugeben, dass mir „Mairelon the Magician“ ein bisschen besser gefallen hat als „The Magician’s Ward“, weil der zweite Roman sehr viele Szenen hat, die in der Londoner Gesellschaft spielen, was gut geschrieben ist, aber nicht so erfrischend war wie Kims Ansichten über das Landleben, die man im ersten Band mitbekommt. Wenn ich mich richtig erinnere, dann erwähnte Patricia C. Wrede in einem ihrer Bücher, dass sie Georgette Heyer sehr gern liest, und in diesen beiden Romanen gibt es so einige Momente, in denen man das meiner Meinung nach auch merkt. So habe ich das Ganze nicht nur für sich genommen genossen, sondern mir beim Lesen auch immer mal wieder Gedanken gemacht, ob die Autorin gerade auf ein paar meiner Georgette-Heyer-Lieblingsszenen anspielt oder nicht.

Patricia C. Wrede: The Lyra Novels

Vor einiger Zeit habe ich eine Liste mit Buchtiteln von Lieblingsautoren erstellt, die ich noch nicht in meinem Bestand habe. Gerade bei Autoren, die ich für mich entdeckt habe, als ich noch keine englischen Romane las, habe ich einige Lücken, da eben nicht alle Titel ins Deutsche übersetzt wurden. Die Lyra-Romane von Patricia C. Wrede gehören zu diesen Büchern und so habe ich mir vor einigen Wochen die fünf Bände als eBook-Bundle gekauft, um meine Sammlung zu vervollständigen. Die Lyra-Romane enthalten Geschichten, die alle in der Welt Lyra spielen, aber – trotz des einen oder anderen Querverweis – eigentlich unabhängig voneinander zu lesen sind.

„Shadow Magic“ von 1982 ist der erste Roman, den Patricia C. Wrede überhaupt geschrieben und veröffentlicht hat und man merkt der Geschichte ihr Alter und die Unerfahrenheit der Autorin an vielen Stellen auch an. Allerdings habe ich auch immer wieder Szenen gefunden, in denen schon der Humor von Patricia C. Wrede durchblitzt, und auch schon in diesem ersten Buch gelingt es ihr Charaktere zu erschaffen, die sich realistisch anfühlen und die ihren eigenen Kopf haben. Die Handlung an sich ist ein High-Fantasy-Klassiker: In einer Grenzstadt wird die Tochter des Fürsten entführt und während ihr Bruder und sein Freund sich aufmachen, um sie zu retten, entdeckt sie, dass sie besondere Fähigkeiten hat, die am Ende gebraucht werden, um das Land vor seinen Erzfeinden zu retten. Wie gesagt, die Geschichte ist ziemlich simpel, aber es hat mir Spaß gemacht den Roman zu lesen, weil ich die Figuren mochte und weil ich bei den Dialogen immer wieder schmunzeln musste. Diese Ausgabe wurde übrigens von Patricia C. Wrede vor der Neuveröffentlichung etwas überarbeitet, weil ihr zwar immer noch die Geschichte gefällt, die sie damals geschrieben hat, aber ihr Stil sich natürlich deutlich verändert hat. Wie genau die Bearbeitung vorging, kann man anhand des Beispielkapitels sehen, wo die Autorin Satz für Satz erklärt, welche Teile sie warum gestrichen oder umgeschrieben hat. Den Teil fand ich auch sehr spannend, weil er einen noch einmal etwas aufmerksamer auf den Satzbau und die Erzählweise blicken lässt.
„Daughter of Witches“ von 1983 spielt in einem Land, das sehr weit weg von der kleinen Grenzstadt des ersten Romans zu sein scheint. Und nicht nur mit dem Setting, sondern auch mit der Geschichte entfernt sich Patricia C. Wrede etwas von dem, was in den 80ern bei den High-Fantasy-Romanen weit verbreitet war, auch wenn bestimmte vertraute Elemente natürlich trotzdem vorkommen. So ist die Protagonistin eine Sklavin (auf Zeit), in einer Stadt, die von einem Tempel regiert wird, und in der Frauen ihr Leben hinter einem Schleier führen. Zwei Ereignisse sorgen dafür, dass das Leben dieser jungen Frau auf den Kopf gestellt wird: Fremde bleiben – obwohl sie während dieser Zeit aus der Stadt verbannt wurden – während eines religiösen Festes in dem Gasthaus, in dem Ranira lebt, und einer hochrangiger Priester will die Sklavin zu seiner Tempelhure machen. Obwohl Ranira wenig Einfluss auf das hat, was mit ihr geschieht, versucht sie doch jede Entscheidung zu durchdenken und beweist immer wieder, dass sie nicht ganz hilflos ist. Ich mochte es auch, dass man als Leser sehr lange nicht erfuhr, was die Fremden überhaupt in die Stadt gebracht hat. Es wäre unglaubwürdig gewesen, wenn die Reisenden Ranira früher eingeweiht hätten, und so konnte man sich seine eigene Gedanken um ihre Motive machen. Bei der Wahl des Bösewichts hätte die Autorin ruhig noch etwas kreativer sein können, aber alles in allem habe ich mich – trotz des Alters der Geschichte und des relativ einfachen Aufbaus – gut unterhalten gefühlt. 
„The Harp of Imach Thyssel“ von 1985 dreht sich um einen Barden, der gemeinsam mit seinem besten Freund eine magische Harfe findet. Die Magie, die von der Harfe ausgeht, verändert nicht nur das Verhältnis der beiden Männer zueinandern, sondern wird auch von vielen weiteren Parteien gesucht. Während ich die Handlung an sich wieder etwas einfach fand, habe ich viele kleine Elemente wirklich genossen. So konnte man in dieser Geschichte nicht so einfach sagen, wer gut und wer böse ist, außerdem gibt es eine großartige Ruine und ich mochte die Darstellung der einen Familie mitsamt der verschiedenen Geschwister und ihres Verhältnis zueinander. Auch hier lässt einen die Autorin ziemlich lange im Dunkeln, wenn es um die Motive der verschiedenen Charaktere geht, was für mich in der Regel in Ordnung war, aber bei einer Partei ein bisschen gestellt wirkte. Insgesamt finde ich es spannend, wie unterschiedlich die verschiedenen Geschichten sind und welche Eigenheiten die verschiedenen Länder Lyras aufweisen.
Bei „Caught in Crystal“ von 1987 ist mir vor allem ins Auge gefallen, dass die Protagonistin eine Mutter ist. Ich habe vor ein paar Jahren schon mal angemerkt, dass Mütter in Fantasyromanen eigentlich keine Rolle spielen und dass ich das schade finde. Umso netter fand ich es, dass hier die Hauptfigur nicht nur eine Mutter ist, sondern dass ihr Muttersein für die Geschichte selber eigentlich keine so große Rolle spielt, obwohl ihre Kinder ständig präsent sind und ihr erster Gedanken häufig die Frage ist, ob ihre Kinder in dieser oder jener Situation gefährdet sind. So gibt es viele „ich muss die Kinder beschäftigt halten“-Gedanken, aber auch eine Menge Momente, in denen sich diese Figur mit den aktuellen Gefahren oder mit ihrer Vergangenheit – jupp, die Frau hatte ein Leben, bevor sie Mutter wurde! 😀 – beschäftigt. Ich glaube nicht, dass ich so eine Protagonistin schon einmal in einem Fantasyroman gesehen habe und ich habe schon so viele davon gelesen. Ansonsten spielt die Handlung deutlich vor den anderen Lyra-Romanen und obwohl auch hier viele traditionelle High-Fantasy-Elemente vorkommen, fand ich die Geschichte wieder sehr unterhaltsam zu lesen.
„The Raven Ring“ ist von 1994 und gerade wenn man die fünf Romane so hintereinander liest, fällt deutlich auf, wie sehr sich Patricia C. Wrede weiterentwickelt hat. Die Figuren sind stimmiger, die Handlung ist komplexer und ich mochte die Sicht der Protagonistin auf das ihr unvertraute Stadtleben. Überhaupt finde ich es sehr cool, was die Autorin aus der Grundidee (eine Kriegerin aus den Bergen geht in die Stadt, um die Habseligkeiten ihrer verstorbenen Mutter, die als Söldnerin gedient hat, heimzuholen) gemacht hat und wie die Protagonistin mit den Herausforderungen, die das unvertraute Stadtleben und die Folgen, die der Tod ihrer Mutter für sie hat, mit sich bringt, umgeht. Ich habe auch selten eine Kriegerin erlebt, die ich so stimmig fand. So ist sie weder unmenschlich noch fehlerfrei, analysiert aber so gut wie jede Situation und jeden Menschen, dem sie begegnet, mit den Augen einer Kriegerin. Was auch dazu führt, dass sie immer wieder ihre eigenen Schwächen und Fehler registriert und versucht daraus zu lernen.

Insgesamt war es wirklich sehr spannend die Entwicklung der Autorin und ihrer Welt über diese fünf Romane zu verfolgen. Aber auch unabhängig davon hat mir das Lesen der fünf Geschichten sehr viel Spaß gemacht. Aus heutiger Sicht sind die Bücher vielleicht etwas sehr simpel erzählt, aber ich fand sie unterhaltsam, mochte die verschiedenen Figuren und den Weltenbau und die kleinen ungewöhnlichen Ideen, die Patricia C. Wrede verwendet hat

Patricia C. Wrede: Snow White and Rose Red

Am vergangenen Sonntag habe ich „Snow White and Rose Red“ von Patricia C. Wrede angefangen und es hat bis Mittwoch gedauert, bis ich den Roman beendet hatte, was vor allem an der Sprache lag, die die Autorin verwendet hat. Im Nachwort sagt sie, dass sie versucht hat einen zeitgemäßen Ton zu finden und trotzdem noch für moderne Leser verständlich zu bleiben – und verständlich war es, aber für mich auch sehr gewöhnungsbedürftig und gerade am Anfang überraschend anstrengend. Außerdem habe ich hin und wieder den Humor vermisst, denn ich aus den „Zauberwald“-Geschichten der Autorin so sehr mag. Wobei ich zugeben muss, dass sich die Handlung in „Snow White and Rose Red“ nicht gerade für humorvolle Szenen eignet.

Im Nachwort erwähnt Patricia C. Wrede, dass „Schneeweißchen und Rosenrot“ schon immer ihr Lieblingsmärchen gewesen ist, dass sie aber beim erneuten Lesen für diesen Roman überrascht davon war, wie episodenhaft die Handlung aufgebaut ist. Umso schöner fand ich es, wie sie es geschafft hat, diese episodenhafte Erzählweise aufzugreifen und in eine deutlich stimmigere Form zu pressen. Die Handlung von „Snow White and Rose Red“ zieht sich über viele Monate hinweg und beginnt an einem Halloween-Abend. Zeitlich ist die Geschichte im elisabethanischem England einzuordnen und Patricia C. Wrede hat sowohl auf den damals lebenden Hofastrologen John Dee zurückgegriffen, als auch reale Gegebenheiten um diese Figur in ihre Handlung eingebunden.

An dem Halloween-Abend, an dem die Geschichte beginnt, sprechen John Dee und sein jüngerer Kollege Edward Kelly im Wald einen Zauber aus, der die beiden Männer in Besitz von Feenmagie bringen soll. Denn es ist allseits bekannt, dass in dem Wald, der an das Örtchen Mortlak angrenzt, ein Übergang zur Feenwelt zu finden ist. Beobachtet werden die beiden Männer in ihrem Tun von Blanche und Rosamund, den Töchter der Witwe Arden, die für ihre Mutter im Wald Kräuter suchten. Doch da allgemein bekannt ist, dass John Dee ein Zauberer ist, der – auch aufgrund der Protektion der Königin – schon zwei Anklagen wegen Hexerei überstanden hat, und die Mutter der beiden Mädchen große Angst davor hat, das jemals jemand sie und ihr Töchter der Hexerei beschuldigen würde, erzählen die drei Frauen niemandem von dem, was die Mädchen gesehen haben.

Parallel dazu lernt der Leser die beiden Brüder John (eigentlich Thomas) und Hugh kennen, deren Mutter die Königin der Feen ist. Während der jüngere Prinz sehr zufrieden mit seinem Leben im Feenreich ist, wandert John regelmäßig in der Welt der Menschen umher. Beide Männer werden von einigen Feen misstrauisch beäugt, da ihr Vater ein Mensch ist und John und Hugh somit keine reinrassigen Feen sind. So versucht eine kleine Gruppe von Verschwörern das Wissen um den Zauber, der von John Dee und Edward Kelly gesprochen wird, zu nutzen, um sich der beiden Halbfeen zu entledigen. Doch der Zauber beeinflusst nur Hugh und nimmt dem jungen Mann innerhalb weniger Tage seine Gestalt, so dass er am Ende – in der Form eines Bären – aus dem Feenland verbannt wird.

Im Laufe der folgenden Monate treffen Hugh und die beiden Mädchen natürlich aufeinander, ebenso wie John irgendwann herausfindet, dass es da eine Verbindung zwischen seinem Bruder und der Familie Arden gibt. Während diese fünf Personen nun alles versuchen, um den Zauber aufzuheben, der Hugh so sehr verändert hat, experimentieren Dee und Kelly mit der Macht, die sie durch ihr Tun gewonnen haben. Aber auch die Verschwörer auf der Feenseite bleiben nicht untätig, haben sie doch gerade mal einen Teilerfolg errungen. Gleichzeitig kommen im Ort Mortlak aus mehreren Gründen immer wieder Gerüchte über Hexerei und Zauberei auf, was die Anwohner immer nervöser und misstrauischer werden lässt.

Ich fand es spannend, was für eine komplexe Welt Patricia C. Wrede für die Neuerzählung dieses Märchen gewählt hat und wie viele Personen in dieser Geschichte vorkommen, wenn man überlegt, dass es im Märchen gerade mal sechs Figuren sind, die eine Rolle spielen. Man bekommt eigentlich von allen Parteien mit, was sie gerade planen und denken und wie sie in den nächsten Wochen vorgehen wollen, aber gerade das machte es für mich auch so fesselnd. Während die einen sich auf eine Aufgabe konzentrieren und gerade mal befürchten müssen, dass sie dabei von jemandem beobachtet werden, weiß man schon, dass weitere Parteien auf den selben Zeitpunkt hinarbeiten, aber vollkommen anderen Ziele verfolgen – und natürlich sorgt das dafür, dass irgendetwas schief läuft. Aber was genau schief laufen wird und wer zu diesem Zeitpunkt davon profitiert, muss man natürlich erst noch herausfinden.

Auch der Teil mit der Hexenverfolgung war gut gemacht. Während die Witwe, die nun mal lebenserfahrener ist, immer befürchtete, dass irgendwann einmal sie und ihre Töchter der Vorwurf trifft, sind Blanche und Rosamund verhältnismäßig sorglos. Sie machen schließlich nichts Böses und vertrauen auf Gott und gehen regelmäßig in die Kirche. Allein ihre Zuneigung zu ihrer Mutter sorgt dafür, dass sie trotzdem immer wieder Vorsicht walten und sich von dem einen oder anderen riskanteren Plan wieder abbringen lassen. Trotzdem kommen all diese Gerüchte über Zauberei irgendwann den falschen Leuten zu Ohren, so dass Ermittler in Mortlak auftauchen, die die ganze Angelegenheit verkomplizieren.

Emotional hat mich „Snow White and Rose Red“ weniger angesprochen, auch weil man den Figuren nicht so nahe kommt wie bei manch anderer Geschichte. Aber es hat mich nicht gestört, weil ich so fasziniert davon war, was Patricia C. Wrede aus dem Märchen gemacht hat. Schön fand ich es auch, dass vor jedem Kapitel eine Passage des Märchens vorgestellt war, so dass man sich das Original noch einmal in Erinnerung rufen und dann beim Lesen mit der neuen Version vergleichen konnte. Ich weiß allerdings auch nach ein paar Tagen noch nicht, ob ich mit der letzten Wendung am Ende wirklich zufrieden bin. Es entspricht zwar dem Märchen, aber ich hätte mir eine „grenzübergreifendere“ Lösung gewünscht. Insgesamt hatte ich aber wirklich viel Spaß mit dem Roman und habe es geliebt herauszufinden, was die Autorin aus den jeweiligen Märchenpassagen gemacht hat und zu sehen wie sie die Geschichte mit keltischen Sagenelementen verwoben hat.

Patricia C. Wrede: Wrede on Writing – Tips, Hints and Opinions on Writing

Als ich im Dezember über diesen Titel stolperte, war ich noch nicht davon ausgegangen, dass ich die Sachbuch-Challenge in diesem Jahr neu starten würde. Ich war einfach nur überrascht, dass es einen „Schreibratgeber“ von Patricia C. Wrede gibt, und neugierig, was diese Autorin zu dem Thema zu sagen hat. (Diana Wynne Jones hat übrigens auch etwas übers Schreiben veröffentlicht, aber der Titel ist mir noch zu teuer und hat es bislang nur auf die Wunschliste geschafft.) Wie so viele Vielleser bin ich immer wieder neugierig darauf zu erfahren, wie die Autoren, die ich gern lese, ihre Arbeit sehen und was sie über ihren Schaffensprozess zu erzählen haben.

Wie schon bei ihren Romanen (zumindest soweit ich sie bislang gelesen habe) mochte ich auch hier Patricia C. Wredes Schreibstil. Er ist unterhaltsam, humorvoll und informativ, was einfach eine gute Mischung für ein Sachbuch ist. Am Anfang stellt die Autorin schnell klar, dass es ihrer Meinung nach nicht die einzig wahre Methode gibt, um ein Buch zu schreiben, und dass es – je nach Autor – sein kann, dass unterschiedliche Bücher eben auch nach unterschiedlichen Methoden verlangen. Dafür gibt sie Hinweise, welche Elemente für sie persönlich wichtig sind, wenn sie mit einer neuen Geschichte beginnt. Sehr nett fand ich z. B. die simple Idee, für die unterschiedlichen Gebiete ihrer Welt Namenslisten (mit einer Sammlung von regional passenden Vor- und Nachnamen) anzulegen, auf die sie dann zurückgreifen kann, wenn sie mühelos eine Nebenfigur in die Handlung einfügen will.

Was hingegen aus ihrer Sicht sehr wichtig ist, ist das sogenannte „Lego-Prinzip“. Mit einfachen und klaren Sätzen erklärt Patricia C. Wrede dabei, warum es für das Erzählen einer Geschichte so relevant ist, die richtigen Worte zu wählen, welche Auswirkungen die Wahl der Adjektive (oder eben das Weglassen derselben) und ähnliche „Basiselemente“ haben können. Natürlich wird dies auch in anderen Schreibratgebern erwähnt, aber selten so ausführlich und so eingängig. Normalerweise liegt der Schwerpunkt der jeweiligen Bücher doch eher auf der „großen“ Methode und weniger auf den (theoretisch selbstverständlichen) Grundlagen. Wobei auch Patricia C. Wrede betont, dass der Großteil des Schreibens intuitiv abläuft, dass aber das Bewusstsein für die einfachen Zusammenhänge und Wirkungen das Überarbeiten von problematischen Stellen vereinfacht.

Ebenfalls ungewöhnlich für einen „Schreibratgeber“ fand ich die Menge an Hinweisen zu Themen wie Steuerzahlungen, Zahlungs- und Abrechnungsgewohnheiten von Verlagen, Backlist-Verwertung, Überlegungen, die man sich zur Suche eines Agenten machen sollte, oder Gedanken zum Thema Altersvorsorge und ähnliches. All das macht auch einen großen Arbeitsanteil eines Autors aus und wird sonst kaum in solchen Sachbüchern erwähnt, da sich diese vor allem auf den kreativen Prozess konzentrieren. Patricia C. Wrede hingegen betont, wie wichtig es in ihren Augen sei, dass auch diese Elemente gut durchdacht und geplant werden, denn nur dann hat man auch die Ruhe, Zeit und Energie, um sich dem eigentlichen Schreiben zu widmen.

Ich fand es wirklich spannend, dieses Buch zu lesen – nicht nur, weil die Autorin so viele Sachen angesprochen hat, die sonst nicht erwähnt werden, sondern auch, weil es mir Spaß gemacht hat, die vielen Beispieltexte zu den unterschiedlichen Passagen zu lesen. So verwendet Patrica C. Wrede zum Beispiel eine Szene rund um den Geburtstag eines Prinzen, um die verschiedenen Perspektiven zu verdeutlichen – und ich hätte mir vorher nicht vorstellen können, dass ich so oft dieselbe Szene lesen und mich immer so gut dabei amüsieren könnte. Ebenso ging es mir, als sie Jane Austens „Pride and Prejudice“ so zusammenfasste, dass es nach einer Militärgeschichte mit Wickham als Hauptfigur klingt, um zu zeigen was man alles falsch machen kann, wenn man eine Inhaltsangabe für einen Verlag schreiben möchte, um seine Geschichte zu verkaufen.

Auch wenn nicht alle ihre Hinweise – z. B. zum Thema Steuern oder Rentenvorsorge in den USA – allgemeingültig sind, so war das Sachbuch wirklich interessant zu lesen und hat meinen Blick für den Aufbau von Geschichten wieder ein kleines bisschen mehr geschärft. Ich mag es, wenn ich am Ende eines Buches das Gefühl habe, dass mir jemand auf unterhaltsame Weise etwas beigebracht hat – und das war hier definitiv der Fall.

Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer: The Mislaid Magician …

… Or Ten Years After

Der dritte Band der beiden Autorinnen Patricia C.Wrede und Caroline Stevermer rund um die beiden Cousinen Cecelia und Kate spielt zehn Jahre nach der ungewöhnlichen Hochzeitsreise, die in „The Grand Tour“ beschrieben wurde. Sowohl Cecelia als auch Kate sind immer noch glücklich verheiratet und haben inzwischen einen Stall voller Kinder. Das aber hindert Cecy nicht daran gemeinsam mit ihrem Mann James weiterhin Aufträge von Lord Wellington anzunehmen, der inzwischen zum Premierminister aufgestiegen ist.

Und so liefern Cecy und James ihre vier Kinder bei Kate und Thomas ab, als es darum geht in den Norden zu reisen, um einen vermissten deutschen Ingenieur aufzuspüren. Herr Magus Schellen war im Herbst des Vorjahres verschwunden, als er im Auftrag einer Bahngesellschaft etwas untersuchen sollte. Was genau der Ingenieur (und Magier) untersuchen sollte, ist nicht bekannt – und so müssen Cecy und ihr Mann nicht nur den Verbleib des Deutschen herausfinden, sondern auch Details über seine Arbeit. Doch obwohl der Ausländer nachweislich in der Gegend rund um Stockton war, scheint sich kein Mensch an ihr erinnern oder gar über ihn reden zu wollen.

Kate hingegen hat in der Zwischenzeit mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen. Während ihr neunjähriger Sohn Edward das Kinderzimmer mit Schlangen und anderem Viehzeug überflutet, haben Cecys Zwillinge Eleanor und Arthur einen Spionagezauber gelernt, der es ihnen ermöglicht jederzeit jedes Haushaltmitglied in einer Schale mit Tinte zu sehen. Außerdem fällt überraschend Kates Schwester Georgina bei ihr ein. So verwunderlich es ist, dass Georgy den Beginn der Londoner Saison verpasst, so ist es doch noch beunruhgender, dass die Herzogin anscheinend vor irgendetwas Angst hat, sich aber nicht ihrer Schwester anvertrauen will.

Eine Kindesentführung, geheimnisvolle Zigeuner, ein Spion im Ministerium, ein mysteriöser Turm, Ley-Linien und ihre Beziehung zur Eisenbahn, sowie ein Steinkreis, ein verzauberter Hütehund und andere Aspekte machen „The Mislaid Magician“ wieder zu einer amüsanten und spannenden Lektüre. Dabei hat es mir gefallen, dass in diesem Roman nicht nur Kate und Cecy zu Wort kommen, sondern auch ihre beiden Ehemänner. Aus den Briefen, die sich die vier gegenseitig schreiben, setzt sich die ganze Geschichte auf höchst vergnügliche Weise zusammen. Wobei ich gestehen muss, dass sich die ersten drei Monate (die Einteilung der Kapitel erfolgt monatsweise) ein bisschen hinziehen, während erst einmal die Grundsituation geschaffen wird. Danach aber ist dieses Buch wieder einmal höchst gefährlich, wenn man eigentlich früh schlafen gehen will, da es doch so verlockend ist nur noch eben einen Brief zu lesen oder nur noch eben zu gucken, was die eine der anderen auf ihren Brief antwortet oder wie eine kritische Situation ausgeht oder …

Obwohl Kate und Cecy unübersehbar gereift sind in den Jahren, die seit „The Grand Tour“ vergangen sind, so bleibt doch der vertraute (und humorvolle) Unterton bestehen. Außerdem gelingt es den beiden Autorinnen sehr schön auch die beiden Männer und ihre so unterschiedlichen Charaktere in den jeweiligen Briefen zum Ausdruck zu bringen. Hier merkt man, dass James und Thomas schon seit vielen Jahren eng befreundet sind und deshalb nicht nur offen schreiben können, sondern auch bestimmte Reaktionen des anderen vorhersagen können. Ich mag diesen vertrauten Ton in den Briefen, der trotz der gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu dieser Zeit (Februar bis Juni 1828) dafür sorgt, dass man als Leser viele vertrauliche Details und Gedanken erfährt.

Sprachlich ist auch dieser Band auf Englisch wieder gut zu verstehen gewesen – einzige bei Kleidungsdetails und zwei oder drei Slangausdrücken hatte ich Probleme. Wobei „Probleme“ schon zu hochgegriffen wären, denn die jeweiligen Aussagen habe ich schon verstanden, nur wortwörtlich hätte ich es nicht übersetzen können. Auch wenn der erste Band wohl immer mein Favorit bleiben wird, so habe ich auch diesen letzten Teil der Geschichte rund um Cecelia und Kate genossen und finde es sehr schade, dass keine weiteren Abenteuer der beiden Cousinen auf mich warten. Aber ich werde weiter die Augen nach Geschichten aus der Feder von Patricia C. Wrede (und Caroline Stevermer) aufhalten – ich mag den Humor, die Charaktere und die fantastischen Einfälle wirklich gern!

Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer: The Grand Tour …

… Or The Purloined Coronation Regalia, being a revelation of matters of High Confidentiality and Greatest Importance, including extracts from the intimate diary of a Noblewoman and the sworn testimony of a Lady of Quality.

Auch in diesem Monat begleiten mich Kate und Cecelia während des Lesens für die English-Challenge. Es sind nur einige Wochen seit den Geschehnissen in „Sorcery and Cecelia“ vergangen und inzwischen sind die beiden liebenswerten Cousinen frisch verheiratet. Ihre gemeinsame Hochzeitsreise soll Cecelia und James, sowie Kate und Thomas quer durch Europa führen, wobei die Reise in Begleitung von Kates Schwiegermutter Lady Sylvia Schofield angetreten wird. So wenig romantisch dies anmutet, so ist es doch weniger ihre Reisegesellschaft, die die beiden frischvermählten Paare in ihrer Zweisamkeit stört als die seltsamen Begebenheiten, die schon in Calais mit dem Besuch der „Lady in Blue“ ihren Anfang nehmen.

Schnell überschlagen sich die Ereignisse und so wird der kleinen Gruppe mit der Ankunft in Frankreich nicht nur ein mysteriöses Artefakt übergeben, sondern sie müssen im Laufe der nächsten Tagen miterleben, wie ihr Diener von einem vermeintlichen Dienstmädchen des Gasthofs überwältigt wird, wie in Lady Schofields Schlafzimmer eingebrochen wird, wie der Erzbischof von Amiens eine Strickstunde gibt und wie ihre Kutsche überfallen wird, wobei einer der Insassen eine Schussverletzung erleidet. Und es sieht nicht so aus, als ob die weiteren Etappen dieser ungewöhnlichen Hochzeitreise geruhsamer verlaufen würden …

Nachdem ich den Briefkontakt zwischen Cecy und Kate im ersten Band so amüsant fand, war es erst einmal gewöhnungsbedürftig, dass mir die Geschichte nun in Tagebuchauszügen (bzw. einem offiziellen Bericht) erzählt wird. So nett es ist, wenn eine Szene aus den unterschiedlichen Perspektiven der beiden beschrieben wird, so fehlte mir doch der emotionale und spontan wirkende Austausch zwischen den Cousinen, der einen großen Reiz des ersten Buches ausgemacht hatte. Aber auch „The Grand Tour“ hat mir unterhaltsame Lesestunden bereitet, während ich auf der einen Seite voller Spannung die nächste skurrile Entwicklung erwartete und auf der anderen Seite mitverfolgen konnte wie Kate und Cecy das Leben als verheiratete Frauen entdeckten.

Vor allem für Kate, die im Alltag immer wieder durch ihr Ungeschick auffällt, bietet dieses Leben so einige Herausforderungen. Allein die Tatsache, dass man von ihr erwartet eine französische Zofe einzustellen, sorgt schon für so einige Beunruhigung bei ihr. Denn abgesehen davon, dass sie noch nie Personal eingestellt hat, traut sie sich ein solch wichtiges Gespräch auch nicht auf französisch zu. Andererseits zeigt sie im Umgang mit ihrem Mann Thomas ein sympathisches Selbstbewusstsein und viel Humor – was mich zu der Frage bringt, was für eine Persönlichkeit sie wohl in ein paar Jahren entwickelt haben wird (geheiratet hat sie übrigens mit 18 Jahren).

Quer durch Europa geht die Reise und bietet viele unterhaltsame Momente, sei es bei den Reisebeschreibungen, den Begegnungen, die die kleine Gruppe in den verschiedenen Städten hat oder beim Umgang der Paare miteinander. Und während Kate des kalten und schmuddeligen Reisens im Herbst schnell müde wird (nie wieder Maultiere!), scheint Cecy die Strapazen bei all den aufregenden und anregenden Ereignissen kaum wahrzunehmen. Ich finde es sehr schön, wie individuell die beiden Cousinen ihre Hochzeitsreise erleben. Außerdem werden immer wieder bekannte Figuren der Zeit (die Reise beginnt im August 1817), politische Ereignisse oder Verweise auf den (vor wenigen Jahren erst beendeten) Kampf gegen Napoleon Bonaparte geschickt in die Handlung eingeflochten, während die Reisegruppe herausfinden muss, was es mit den seltsamen Vorfällen in ganz Europa auf sich hat.

Leider gibt es in diesem Roman kein Nachwort der Autorinnen, in denen sie beschreiben wie es zu dieser Geschichte gekommen ist. Ich wäre schon neugierig darauf gewesen, ob sie die verschiedenen Tagebucheinträge ausführlich aufeinander abgestimmt haben oder ob sie anfangs nach einem groben Gerüst „frei“ geschrieben haben. Oder vielleicht hat nur eine von beiden den Großteil geschrieben, während die andere bei der Feinarbeit dann dabei war … Von diesen ungeklärten Fragen und der fehlenden Spontanität die die Briefe im ersten Band vermittelten, abgesehen, habe ich „The Grand Tour“ wirklich genossen und freue mich schon auf das Wiedersehen mit Kate und Cecelia in „The Mislaid Magician“.

Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer: Sorcery and Cecelia …

… Or The Enchanted Chocolate Pot, being the correspondence of two Young Ladies of Quality regarding various Magical Scandals in London and the Country.

Die English-Challenge begann für mich in diesem Jahr mit „Sorcery and Cecelia“. Das Buch wurde gemeinsam von Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer geschrieben und hat mich wunderbar amüsiert. Die beiden Autorinnen haben 1986 einen spielerischen Briefwechsel begonnen, der als leichte und unterhaltsame Schreibübung gedacht war und aus dem nach sechs Monaten dieser Roman entstand. Jede der Autorinnen erdachte sich einen Charakter, aus dessen Perspektive sie diese Briefe verfasste.

Patricia C. Wrede, die den ersten Brief schrieb, wählte als Hintergrund für diesen Briefwechsel die Zeit nach den napoleonischen Kriegen, versetzte aber die Handlung in eine Parallelwelt, in der Magie ein vertrauter, wenn auch kein alltäglicher Bestandteil des Lebens ist. Außerdem ist ihrem ersten Brief die verwandtschaftliche Beziehung der beiden Briefschreiberinnen (die beiden Mädchen sind Cousinen) zu entnehmen sowie der Grund für die räumliche Trennung von Cecelia (Patricias Figur) und Kate (Carolines Figur).

So erfährt man von Anfang an, dass Kate in dieser Saison gemeinsam mit ihrer wunderschönen jüngeren Schwester Georgina in London unter der Obhut ihrer Tante Charlotte debütiert, während Cecelia mit ihrer Tante Elizabeth im väterlichen Anwesen auf dem Land bleiben muss. Außerdem gibt es die eine oder andere Andeutung, die dem Leser zeigt, dass die Tanten sich auf der einen Seite nicht gut genug verstehen, um sich während der Saison ein Haus in London zu teilen. Auf der anderen Seite befürchteten die Frauen wohl, dass Kate und Cecelia zusammen so viel anstellen würden, dass ihr Ruf (und der der Familie) für immer ruiniert wäre.

Um die Trennung nun erträglich zu machen und so viele Erlebnisse wie möglich zu teilen, tauschen Kate und Cecy alle paar Tage detaillierte Briefe aus. Während sich die Erzählungen anfangs um die Nachbarn, neue Bekanntschaften von Kate und ähnliche Belanglosigkeiten drehen, tauchen nach und nach immer absonderlichere Ereignisse in den Briefen auf. Kate zum Beispiel erlebt einen sehr unangenehmen Moment, als sie bei einer offiziellen Veranstaltung im „Royal College of Wizards“ in eine magische Falle gerät und sich kurz darauf vor der versammelten Gesellschaft blamiert. Von diesem Zeitpunkt an gerät die junge Frau immer wieder in gefährliche Situationen, muss sich vor den Angriffen einer bösen Zauberin schützen und einem mysteriösen Herzog im Kampf gegen seine Widersacher beistehen (wovon der Herr natürlich erst einmal nicht so begeistert ist!).

Für Cecy hingegen scheint das Leben deutlich langweiliger zu verlaufen, und so ist es ein Glück, dass eine der Nachbarinnen ihre Nichte zu Besuch bekommt. Mit Dorothea freundet Cecy sich schnell an, und als sie dann erfährt, dass die neue Freundin große Angst vor ihrer Stiefmutter hat, weckt dies ihren Beschützerinstikt. Außerdem ist Cecelia schwer damit beschäftigt, mehr über Zauber herauszufinden, seitdem das Hausmädchen einen „charm-bag“ unter der Matratze von Cecys Bruder Oliver gefunden hat – schließlich weiß man nie, wer damit einen Fluch bewirken will! Zusätzlich muss sie sich mit einem seltsamen jungen Mann herumschlagen, der Dorothea hinterherspitzelt, und herausfinden, warum sich der Nachbar Sir Hilary in letzter Zeit so unberechenbar verhält.

Ich muss zugeben, dass ich all diese großen und kleinen Ereignisse in Cecelias und Kates Leben einfach wunderbar fand. Hier und da hatte ich zwar den Eindruck, dass man schon merkt, dass die beiden Autorinnen anfangs selbst nicht wussten, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt, was zwischendurch für kleine Längen sorgte. Aber insgesamt ist durch die ungewöhnliche Entstehungsweise eine überraschende und witzige Geschichte mit sehr sympathischen Charakteren entstanden. Durch ihrer Briefe hat man Cecy und Kate sehr gut kennenlernen können, und durch die gegenseitigen Beschreibungen kamen auch die anderen Figuren nicht zu kurz.

Auch ist es Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer sehr schön gelungen, die Epoche mitsamt bekannter Figuren und Orte (zum Beispiel Lady Jersey und Almack’s) mit einem kleinen Touch Fantasy zu mischen. Dabei ist die Zauberei den Zauberern vorbehalten, auch wenn theoretisch jeder einen kleinen „charm-bag“ herstellen kann. Ohne einen Funken Magie ist die Wirkung allerdings eher zweifelhaft. So tangiert die Zauberei den normalen Alltag der Menschen nicht, ist aber selbstverständlich genug, dass sie zum Leben einfach dazugehört. Cecelia hat dabei für ein Mädchen ihrer Welt erstaunlich wenig Kontakt damit, weil ihre Tante Elizabeth eine große Abneigung gegen alles hegt, was mit Magie zu tun hat.

Das Englisch ist gut verständlich, und obwohl Cecy und Kate sehr eigene Charaktere haben, fällt beim Lesen kaum auf, dass zwei verschiedenen Frauen diese Geschichte geschrieben haben. Aber vielleicht wurde das auch bei der Überarbeitung für eine potenzielle Veröffentlichung etwas angeglichen, auch wenn die beiden Autorinnen im Nachwort behaupten, dass dem nicht so sei. Insgesamt habe ich zwei wunderschöne Abende mit dem Buch verbracht, beim Lesen viel gekichert und mich wunderbar amüsiert. Jetzt muss ich mir nur überlegen, ob ich den zweiten Teil gleich lese oder doch so standhaft bin und das Buch für einen der kommenden Monate aufhebe.

[Figurenkabinett] Prinzessin Cimorene von Linderwall

Ich weiß nicht, ob einer von euch „Die gewöhnliche Prinzessin“ von M. M. Kaye kennt, aber beim ersten Lesen des Buches „Die Drachenprinzessin“ von Patricia C. Wrede kam mir diese Geschichte in den Sinn. Das bringt mich gerade darauf, dass ich diese gewöhnliche Prinzessin wohl auch noch eines Tages hier im Figurenkabinett vorstellen muss … Aber erst einmal zu Cimorene, der jüngsten Tochter des Königs von Linderwall! Während ihre sechs älteren Schwestern perfekte Prinzessinnen sind, von denen eine schöner als die andere ist, und deren sanftes und liebliches Wesen perfekt zu ihren langen blonden Locken passt, sticht Cimorene deutlich aus der Art – und dies nicht nur aufgrund ihrer lackschwarzen, glatten Haare.

Vor allem unterscheidet sich Cimorene von dem Rest ihrer Familie, weil der übliche Alltag am Königshof sie entsetzlich langweilt. Obwohl ihrer Eltern alles dafür tun, damit ihre jüngste Tochter – trotz ihres wenig prinzessinnenhaften Benehmens – die richtige Erziehung bekommt, um einen Prinzen bezaubern zu können, langweilt sich Cimorene bei ihrem Tanz-, Stick-, Mal- und Etikette-Unterricht unendlich. So sucht sie regelmäßig Zuflucht in der Rüstkammer, wo sie den Waffenmeister dazu bringt, ihr Fechtstunden zu geben. Doch als ihr Vater dahinterkommt, ist es mit diesen Unterrichtsstunden vorbei. Ebenso ergeht es ihr mit den Zauberstunden durch den Hofmagier, dem Lateinunterricht durch den Hofphilosophen und den Ökonomiestunden durch den Schatzmeister. All die Dinge, die Cimorene interessieren, sind in den Augen ihrer Eltern absolut ungehörig für eine Prinzessin – auch wenn sie Cimorene keinen genauen Grund sagen können, warum dies so ist!

Mit sechzehn Jahren ist sie so verzweifelt, dass sie ihre Feen-Patentante herbeibeschwört (obwohl dies nur in Zeiten höchster Not gestattet ist), aber auch diese ist nicht bereit, ihr zu helfen, und empfiehlt dem Mädchen stattdessen nachdrücklich, sich doch mehr an den Wünschen seiner Eltern zu orientieren. Doch als Cimorene herausfindet, dass sie mit dem schrecklich langweiligen Prinzen Therandil von Sathem-by-the-Mountains verheiratet werden soll, reicht es ihr! Sie beschließt, eine Drachenprinzessin zu werden – was für eine Prinzessin theoretisch vollkommen akzeptabel ist, auch wenn man dafür eigentlich von einem Drachen entführt werden müsste – und so Zeit zu gewinnen. Denn bevor sie nicht von einem Prinzen vor „ihrem Drachen“ gerettet würde, hat sich das mit der Hochzeit erst einmal erledigt.

An Cimorene mag ich vor allem ihre „no nonsense“-Art. Sie sagt ohne Umschweife, was sie denkt, sie weiß genau, was ihr Spaß macht und was nicht – und sie hat absolut kein Verständnis für unsinnige Traditionen und Dummheit. Manchmal ist die Prinzessin etwas ungeduldig, wenn sie das Gefühl hat, dass sich andere Personen ungeschickter anstellen als nötig. Aber auf der anderen Seite ist sie hilfsbereit und erkennt auch, wenn jemand sein Bestes gibt (und einfach nicht mehr möglich ist). Eine Freundin wie Cimorene kann bestimmt manchmal anstrengend sein. Sie ist kein Mensch, der die Hände in den Schoß legt – und außerdem sagt sie denjenigen in ihrer Umgebung zu gern, wo es langgeht (und hat damit auch häufig auch noch recht). Auf der anderen Seite ist sie loyal, einfallsreich und hat keine Hemmungen zuzugeben, wenn sie etwas nicht weiß oder bei einer Sache Hilfe benötigt.

Auch ihren Freundeskreis, der vor allem aus der Drachin Kazul und der Hexe Morwen besteht, mag ich sehr gern. Die beiden Damen sind auf ihre Art (und für ihre Art) ebenso ungewöhnlich wie es Cimorene für eine Prinzessin ist. Und mit dem Zauberwald und den angrenzenden Märchenkönigreichen hat Patricia C. Wrede die perfekte Welt für Cimorene und die anderen geschaffen. In diese Welt gibt es wunderbar amüsante und widersinnige Details, wie man sie sonst in märchenhaften Geschichten kaum zu lesen bekommt. Sei es, dass die Autorin die Frage klärt, was aus all den Babies wird, die vom Rumpelstilzchen den Königinnen abgeluchst werden, oder welche Gesetzmäßigkeiten in einem verzauberten Wald zu beachten sind. Und wer hätte je gedacht, dass das Leben eines Riesen so anstrengend sein kann, dass er von all dem Brandschatzen und Rauben jeden Abend ganz erschöpft zu seiner Frau nach Hause kommt?

Wer von euch Lust hat, Cimorene einmal kennenzulernen, der sollte die Romane rund um den Zauberwald (The Enchanted Forest) auf jeden Fall in der richtigen Reihenfolge lesen. Die ersten beiden Bände gibt es auch auf deutsch, die letzten beiden nur im amerikanischen Original. Aber die von Patricia C. Wrede verwendete Erzählweise ist so gut zu lesen, dass auch Leute, die nicht so viel Übung im Englischen haben, damit zurechtkommen sollten. Cimorene steht vor allem in den ersten beiden Büchern im Mittelpunkt, während in „Calling on Dragons“ ihre Freundin Morwen eine wichtige Rolle einnimmt und „Talking to Dragons“ schon aus der Sicht der nächsten Generation erzählt wird.

Oh, und wer von Cimorene und den anderen nach diesen vier Bänden nicht genug hat, der kann sich die Anthologie „Book of Entchantments“ noch holen, in der am Ende noch eine amüsante Geschichte mit Cimorene und ihrer Familie zu lesen ist. Die restlichen Kurzgeschichten spielen alle in der gleichen magischen Welt, haben aber sehr unterschiedliche Ansätze, was sie spannend macht, aber für mich nicht gleichbleibend interessant sein lässt.

„The Enchanted Forest“-Chronicles von Patricia C. Wrede:

1. Dealing with Dragons (Die Drachenprinzessin)
2. Searching for Dragons (Die Drachenprinzessin rettet den Zauberwald)
3. Calling on Dragons
4. Talking to Dragons

Book of Entchantments