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Caroline Stevermer: A College of Magics

Seit ich die „Cecelia and Kate“-Romane von Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer gelesen habe, halte ich die Augen nach weiteren Büchern von Caroline Stevermer auf (Patricia C. Wrede gehört sowieso zu den wenigen Autoren, deren Neuerscheinungen automatisch von mir gekauft werden). „Magic Below Stairs“ von der Autorin hatte mir ebenfalls gut gefallen, aber so richtig wusste ich danach nicht, was ich als nächstes ausprobieren sollte, bis ich vor einigen Tagen über einen Artikel gestolpert bin, in dem die Fortsetzung von „A College of Magic“ empfohlen wurde. Da es mir aber widerstrebt, mit dem zweiten (und angeblich besseren) Teil eine Serie anzufangen, habe ich mir daraufhin „A College of Magic“ als eBook besorgt und gelesen. Der Roman erzählt die Geschichte von Faris Nallaneen, die als Achtzehnjährige in Greenlaw aufgenommen wird. Greenlaw ist mehr als eine normale „Finishing School“, denn dort wird bekannterweise Magie gelehrt, auch wenn in der Welt, in der Faris lebt, eigentlich so gut wie keine Magie vorzukommen scheint.

Caroline Stevermer erzählt in „A College of Magic“ sehr ruhig und unaufgeregt von Faris‘ Entwicklung und den Dingen, die sie in den drei Jahren nach ihrer Ankunft in Greenlaw erlebt. Dabei teilt sich die Handlung in drei Abschnitte, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte (und Handlungsorte) aufweisen. Der erste Teil konzentriert sich darauf, Faris und ihren Hintergrund vorzustellen und eine Basis für die folgenden Ereignisse zu schaffen. Faris ist die Herzogin von Galazon, einem kleinen Herzogtum im Osten eines alternativen Europas, und bis zu ihrem 21. Geburtstag wird das Land von Faris‘ Onkel Brinker regiert. Da Faris ihrem Onkel nicht vertraut und sich sicher ist, dass er Galazon in den Ruin treiben wird, ist sie nicht gerade begeistert von der Aussicht, einige Jahre in Frankreich zur Schule zu gehen und keinerlei Kontakt zu ihrem Herzogtum zu haben. Doch im Laufe der Zeit findet Faris nicht nur einige Freundinnen, sondern lernt auch, das Lernen zu lieben. Spannenderweise wird in Greenlaw aber nicht – wie man bei einem College für Magie eigentlich erwarten sollte – Magie gelehrt, sondern die „Magiestunden“ konzentrieren sich auf Theorien und Philosophien, die es jemanden mit angeborener Magie ermöglichen sollten, die eigenen verborgenen Kräfte zu nutzen.

Der anschließende mittlere Teil der Geschichte erzählt von Faris‘ Reise nach Hause, von all den Entdeckungen und Erlebnissen während des Heimwegs, und zeigt, wie Galazon sich unter der Herrschaft ihres Onkels entwickelt hat. Dieser Abschnitt der Handlung zeigt ein größeres Bild als der vorhergehende Teil, so dass man nicht nur ein Gefühl dafür bekommt, in welcher politischen (und persönlichen) Situation sich Faris befindet, sondern auch dafür, wie weit die Ereignisse in Galazon auch Einfluss auf die Nachbarländer haben, und dafür, dass Faris‘ Stellung in der Welt mehr sein könnte als die eine bloßen Herzogin eines recht unbedeutenden kleinen Landes. Im dritten Abschnitt wiederum muss Faris ihre Ausbildung, die Erfahrungen der letzten Monate und die Fähigkeiten, über die sie potenziell verfügt, nutzen, um sich den Aufgaben zu stellen, die sie (nicht nur in ihrer Rolle als Herzogin) von ihren Vorfahren geerbt hat.

Es gibt vieles, was ich – neben dem wunderschönen Schreibstil von Caroline Stevermer – an „A College of Magic“ mochte. Mir gefiel die Low-Magic-Welt, in der die Geschichte spielt und die an unser Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert, und mir gefiel die Darstellung des Collegelebens in Greenlaw. Ich mochte Faris, ihre Freundinnen (allen voran die großartige Jane) und ihre Vertrauten und (von einer ganz speziellen Gegnerin abgesehen) las ich gern von Faris‘ Gegenspielern, die schön vielschichtig angelegt waren. Außerdem zog sich durch den gesamten Roman ein feiner Humor, der immer wieder zu Sätzen oder Szenen führte, die ich gern jemandem vorgelesen hätte, weil ich dabei schmunzeln musste. Besonders geschätzt habe ich auch all die kleinen Details, die stimmig das Leben in einem kleinen und von Landwirtschaft geprägten Land darstellten, wie zum Beispiel die Erwähnung, dass die Steuern immer nach der letzten Ernte des Jahres erhoben wurden. Überhaupt lag Faris‘ Augenmerk – egal, ob es um Nachrichten von Zuhause oder um die vorbeiziehende Landschaft während einer Reise ging – auf der Landwirtschaft, und der Frage, wie die Ernte ausgefallen ist, lag ihr ebenso nah wie die Beobachtung, welche Produkte in welchem Gebiet angebaut werden, oder die selbstverständliche Rücksicht auf die Felder während einer herbstlichen Fuchsjagd.

Ich muss aber auch zugeben, dass dies keines der Bücher war, bei denen mir die Personen besonders am Herzen gelegen hätten. Ich habe gern von Faris und all den anderen gelesen und ich war neugierig darauf, wie ihre Geschichte weiterging, aber ich hatte trotzdem keinerlei Probleme, das Buch aus der Hand zu legen und mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Zum Teil lag das vermutlich auch daran, dass gerade im ersten Drittel des Romans relativ große Zeitsprünge in der Handlung vorkommen, um die verschiedenen Entwicklungs- und Lernstufen von Faris besser darstellen zu können. „A College of Magic“ war für mich eindeutig ein Buch, das mehr meinen Kopf als meine Emotionen beschäftigt hat (obwohl ich lustigerweise den einen oder anderen Aspekt der Geschichte nachts mit in meine Träume genommen habe, wenn ich vor dem Schlafengehen darin gelesen habe). Insgesamt mochte ich den Roman aber sehr und bin jetzt schon gespannt darauf, was in „A Scholar of Magic“ – das in dem englischen College Greencastle spielt und in dem Faris‘ Freundin Jane wieder vorkommt – für eine Geschichte erzählt wird.

Caroline Stevermer: Magic Below Stairs

Kiya hat mich vor kurzem unabsichtlich – über einen Link in den Kommentaren – auf „Magic Below Stairs“ von Caroline Stevermer aufmerksam gemacht und ich habe den (viel zu kurzen) Roman auch schon gelesen. Caroline Stevermer ist mir von den „Cecelia and Kate“-Romanen bekannt, die sie zusammen mit Patricia C. Wrede geschrieben hat, und als ich mitbekam, dass „Magic Below Stairs“ in der selben Welt spielt, musste ich das Buch einfach haben – auch wenn die Geschichte sich an ein jüngeres Publikum (10 bis 12 Jahre) richtet als die „Cecelia and Kate“-Bücher.

Protagonist von „Magic Below Stairs“ ist Frederick, den der Leser kennenlernt, als er gerade in einem Waisenhaus eine Strafarbeit verrichten muss. Allerdings es ist Frederick unmöglich die Erbsen und Bohnen, die der Waisenhausleiter in der Küche verteilt hat, aufzusammeln, bevor er mitten in der Nacht erschöpft einschläft. Doch als er am nächsten Morgen aufwacht, findet der Junge die Hülsenfrüchte ordentlich in Schüsseln und den Fußboden blitzeblank vor – und muss sich fragen, ob der grüngekleidete kleine Mann, von dem er geträumt hatte, vielleicht doch real war. In den folgenden Monaten darf der Junge dem Koch des Waisenhauses zur Hand gehen und lernt das eine oder andere Nützliche von dem freundlichen Mann.

Mit elf Jahren wird Frederick dann als Laufjunge im Haushalt von Lord Schofield (jupp, Kates Ehemann) aufgenommen, weil er das Glück hat, dass ihm die Uniform des vorherigen Laufburschen perfekt passt. Wieder ergibt sich so die Gelegenheit für den Jungen ganz viel neues Wissen zu sammeln, während er seinen diversen Aufgaben nachgeht. Viel passiert eigentlich gar nicht in dieser Zeit, aber langweilig wird das Buch trotzdem nicht. Caroline Stevermer erzählt von den vielen kleinen Begebenheiten, die Fredericks neues Leben ausmachen, und beschreibt dabei wunderbar nachvollziehbar die Reaktionen des Jungen auf die neuen Lebensumstände, seine Pflichten und die Menschen um ihn herum. Ich habe zum Beispiel mit glänzenden Augen dagesessen, als Frederick herausfand, dass er als Dienstbote im herrschaftlichen Haushalt frisches Brot zu essen bekommt. Auch mochte ich es von all den kleinen Aufgaben zu lesen, die zu seinem Alltag gehören, und von den Gedanken, die er sich zu den verschiedenen Leuten macht.

Natürlich bleibt Fredericks Leben nicht so geruhsam – schließlich sind Kate und ihr Mann nicht gerade dafür berühmt, dass ihr Alltag langweilig verläuft, was natürlich auch Auswirkungen auf ihr Personal hat. So findet der Junge im Laufe der Zeit eine gute Freundin, einen unerwarteten Verbündeten und sogar eine überraschende Chance für sein zukünftiges Leben, während er mit den Auswirkungen einer magischen Auseinandersetzung konfrontiert wird. Ich habe die heimelige Atmosphäre im Haus der Schofields ebenso genossen wie den Humor, der sich durch das ganze Buch zieht. Frederick ist mir, ebenso wie verschiedene andere Mitglieder des Haushalts, sehr ans Herz gewachsen und ich fand es wunderbar auf diese Weise noch einmal in diese Welt zurückzukehren (auch wenn ich Cecelia etwas vermisst habe).

Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer: The Mislaid Magician …

… Or Ten Years After

Der dritte Band der beiden Autorinnen Patricia C.Wrede und Caroline Stevermer rund um die beiden Cousinen Cecelia und Kate spielt zehn Jahre nach der ungewöhnlichen Hochzeitsreise, die in „The Grand Tour“ beschrieben wurde. Sowohl Cecelia als auch Kate sind immer noch glücklich verheiratet und haben inzwischen einen Stall voller Kinder. Das aber hindert Cecy nicht daran gemeinsam mit ihrem Mann James weiterhin Aufträge von Lord Wellington anzunehmen, der inzwischen zum Premierminister aufgestiegen ist.

Und so liefern Cecy und James ihre vier Kinder bei Kate und Thomas ab, als es darum geht in den Norden zu reisen, um einen vermissten deutschen Ingenieur aufzuspüren. Herr Magus Schellen war im Herbst des Vorjahres verschwunden, als er im Auftrag einer Bahngesellschaft etwas untersuchen sollte. Was genau der Ingenieur (und Magier) untersuchen sollte, ist nicht bekannt – und so müssen Cecy und ihr Mann nicht nur den Verbleib des Deutschen herausfinden, sondern auch Details über seine Arbeit. Doch obwohl der Ausländer nachweislich in der Gegend rund um Stockton war, scheint sich kein Mensch an ihr erinnern oder gar über ihn reden zu wollen.

Kate hingegen hat in der Zwischenzeit mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen. Während ihr neunjähriger Sohn Edward das Kinderzimmer mit Schlangen und anderem Viehzeug überflutet, haben Cecys Zwillinge Eleanor und Arthur einen Spionagezauber gelernt, der es ihnen ermöglicht jederzeit jedes Haushaltmitglied in einer Schale mit Tinte zu sehen. Außerdem fällt überraschend Kates Schwester Georgina bei ihr ein. So verwunderlich es ist, dass Georgy den Beginn der Londoner Saison verpasst, so ist es doch noch beunruhgender, dass die Herzogin anscheinend vor irgendetwas Angst hat, sich aber nicht ihrer Schwester anvertrauen will.

Eine Kindesentführung, geheimnisvolle Zigeuner, ein Spion im Ministerium, ein mysteriöser Turm, Ley-Linien und ihre Beziehung zur Eisenbahn, sowie ein Steinkreis, ein verzauberter Hütehund und andere Aspekte machen „The Mislaid Magician“ wieder zu einer amüsanten und spannenden Lektüre. Dabei hat es mir gefallen, dass in diesem Roman nicht nur Kate und Cecy zu Wort kommen, sondern auch ihre beiden Ehemänner. Aus den Briefen, die sich die vier gegenseitig schreiben, setzt sich die ganze Geschichte auf höchst vergnügliche Weise zusammen. Wobei ich gestehen muss, dass sich die ersten drei Monate (die Einteilung der Kapitel erfolgt monatsweise) ein bisschen hinziehen, während erst einmal die Grundsituation geschaffen wird. Danach aber ist dieses Buch wieder einmal höchst gefährlich, wenn man eigentlich früh schlafen gehen will, da es doch so verlockend ist nur noch eben einen Brief zu lesen oder nur noch eben zu gucken, was die eine der anderen auf ihren Brief antwortet oder wie eine kritische Situation ausgeht oder …

Obwohl Kate und Cecy unübersehbar gereift sind in den Jahren, die seit „The Grand Tour“ vergangen sind, so bleibt doch der vertraute (und humorvolle) Unterton bestehen. Außerdem gelingt es den beiden Autorinnen sehr schön auch die beiden Männer und ihre so unterschiedlichen Charaktere in den jeweiligen Briefen zum Ausdruck zu bringen. Hier merkt man, dass James und Thomas schon seit vielen Jahren eng befreundet sind und deshalb nicht nur offen schreiben können, sondern auch bestimmte Reaktionen des anderen vorhersagen können. Ich mag diesen vertrauten Ton in den Briefen, der trotz der gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu dieser Zeit (Februar bis Juni 1828) dafür sorgt, dass man als Leser viele vertrauliche Details und Gedanken erfährt.

Sprachlich ist auch dieser Band auf Englisch wieder gut zu verstehen gewesen – einzige bei Kleidungsdetails und zwei oder drei Slangausdrücken hatte ich Probleme. Wobei „Probleme“ schon zu hochgegriffen wären, denn die jeweiligen Aussagen habe ich schon verstanden, nur wortwörtlich hätte ich es nicht übersetzen können. Auch wenn der erste Band wohl immer mein Favorit bleiben wird, so habe ich auch diesen letzten Teil der Geschichte rund um Cecelia und Kate genossen und finde es sehr schade, dass keine weiteren Abenteuer der beiden Cousinen auf mich warten. Aber ich werde weiter die Augen nach Geschichten aus der Feder von Patricia C. Wrede (und Caroline Stevermer) aufhalten – ich mag den Humor, die Charaktere und die fantastischen Einfälle wirklich gern!

Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer: The Grand Tour …

… Or The Purloined Coronation Regalia, being a revelation of matters of High Confidentiality and Greatest Importance, including extracts from the intimate diary of a Noblewoman and the sworn testimony of a Lady of Quality.

Auch in diesem Monat begleiten mich Kate und Cecelia während des Lesens für die English-Challenge. Es sind nur einige Wochen seit den Geschehnissen in „Sorcery and Cecelia“ vergangen und inzwischen sind die beiden liebenswerten Cousinen frisch verheiratet. Ihre gemeinsame Hochzeitsreise soll Cecelia und James, sowie Kate und Thomas quer durch Europa führen, wobei die Reise in Begleitung von Kates Schwiegermutter Lady Sylvia Schofield angetreten wird. So wenig romantisch dies anmutet, so ist es doch weniger ihre Reisegesellschaft, die die beiden frischvermählten Paare in ihrer Zweisamkeit stört als die seltsamen Begebenheiten, die schon in Calais mit dem Besuch der „Lady in Blue“ ihren Anfang nehmen.

Schnell überschlagen sich die Ereignisse und so wird der kleinen Gruppe mit der Ankunft in Frankreich nicht nur ein mysteriöses Artefakt übergeben, sondern sie müssen im Laufe der nächsten Tagen miterleben, wie ihr Diener von einem vermeintlichen Dienstmädchen des Gasthofs überwältigt wird, wie in Lady Schofields Schlafzimmer eingebrochen wird, wie der Erzbischof von Amiens eine Strickstunde gibt und wie ihre Kutsche überfallen wird, wobei einer der Insassen eine Schussverletzung erleidet. Und es sieht nicht so aus, als ob die weiteren Etappen dieser ungewöhnlichen Hochzeitreise geruhsamer verlaufen würden …

Nachdem ich den Briefkontakt zwischen Cecy und Kate im ersten Band so amüsant fand, war es erst einmal gewöhnungsbedürftig, dass mir die Geschichte nun in Tagebuchauszügen (bzw. einem offiziellen Bericht) erzählt wird. So nett es ist, wenn eine Szene aus den unterschiedlichen Perspektiven der beiden beschrieben wird, so fehlte mir doch der emotionale und spontan wirkende Austausch zwischen den Cousinen, der einen großen Reiz des ersten Buches ausgemacht hatte. Aber auch „The Grand Tour“ hat mir unterhaltsame Lesestunden bereitet, während ich auf der einen Seite voller Spannung die nächste skurrile Entwicklung erwartete und auf der anderen Seite mitverfolgen konnte wie Kate und Cecy das Leben als verheiratete Frauen entdeckten.

Vor allem für Kate, die im Alltag immer wieder durch ihr Ungeschick auffällt, bietet dieses Leben so einige Herausforderungen. Allein die Tatsache, dass man von ihr erwartet eine französische Zofe einzustellen, sorgt schon für so einige Beunruhigung bei ihr. Denn abgesehen davon, dass sie noch nie Personal eingestellt hat, traut sie sich ein solch wichtiges Gespräch auch nicht auf französisch zu. Andererseits zeigt sie im Umgang mit ihrem Mann Thomas ein sympathisches Selbstbewusstsein und viel Humor – was mich zu der Frage bringt, was für eine Persönlichkeit sie wohl in ein paar Jahren entwickelt haben wird (geheiratet hat sie übrigens mit 18 Jahren).

Quer durch Europa geht die Reise und bietet viele unterhaltsame Momente, sei es bei den Reisebeschreibungen, den Begegnungen, die die kleine Gruppe in den verschiedenen Städten hat oder beim Umgang der Paare miteinander. Und während Kate des kalten und schmuddeligen Reisens im Herbst schnell müde wird (nie wieder Maultiere!), scheint Cecy die Strapazen bei all den aufregenden und anregenden Ereignissen kaum wahrzunehmen. Ich finde es sehr schön, wie individuell die beiden Cousinen ihre Hochzeitsreise erleben. Außerdem werden immer wieder bekannte Figuren der Zeit (die Reise beginnt im August 1817), politische Ereignisse oder Verweise auf den (vor wenigen Jahren erst beendeten) Kampf gegen Napoleon Bonaparte geschickt in die Handlung eingeflochten, während die Reisegruppe herausfinden muss, was es mit den seltsamen Vorfällen in ganz Europa auf sich hat.

Leider gibt es in diesem Roman kein Nachwort der Autorinnen, in denen sie beschreiben wie es zu dieser Geschichte gekommen ist. Ich wäre schon neugierig darauf gewesen, ob sie die verschiedenen Tagebucheinträge ausführlich aufeinander abgestimmt haben oder ob sie anfangs nach einem groben Gerüst „frei“ geschrieben haben. Oder vielleicht hat nur eine von beiden den Großteil geschrieben, während die andere bei der Feinarbeit dann dabei war … Von diesen ungeklärten Fragen und der fehlenden Spontanität die die Briefe im ersten Band vermittelten, abgesehen, habe ich „The Grand Tour“ wirklich genossen und freue mich schon auf das Wiedersehen mit Kate und Cecelia in „The Mislaid Magician“.

Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer: Sorcery and Cecelia …

… Or The Enchanted Chocolate Pot, being the correspondence of two Young Ladies of Quality regarding various Magical Scandals in London and the Country.

Die English-Challenge begann für mich in diesem Jahr mit „Sorcery and Cecelia“. Das Buch wurde gemeinsam von Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer geschrieben und hat mich wunderbar amüsiert. Die beiden Autorinnen haben 1986 einen spielerischen Briefwechsel begonnen, der als leichte und unterhaltsame Schreibübung gedacht war und aus dem nach sechs Monaten dieser Roman entstand. Jede der Autorinnen erdachte sich einen Charakter, aus dessen Perspektive sie diese Briefe verfasste.

Patricia C. Wrede, die den ersten Brief schrieb, wählte als Hintergrund für diesen Briefwechsel die Zeit nach den napoleonischen Kriegen, versetzte aber die Handlung in eine Parallelwelt, in der Magie ein vertrauter, wenn auch kein alltäglicher Bestandteil des Lebens ist. Außerdem ist ihrem ersten Brief die verwandtschaftliche Beziehung der beiden Briefschreiberinnen (die beiden Mädchen sind Cousinen) zu entnehmen sowie der Grund für die räumliche Trennung von Cecelia (Patricias Figur) und Kate (Carolines Figur).

So erfährt man von Anfang an, dass Kate in dieser Saison gemeinsam mit ihrer wunderschönen jüngeren Schwester Georgina in London unter der Obhut ihrer Tante Charlotte debütiert, während Cecelia mit ihrer Tante Elizabeth im väterlichen Anwesen auf dem Land bleiben muss. Außerdem gibt es die eine oder andere Andeutung, die dem Leser zeigt, dass die Tanten sich auf der einen Seite nicht gut genug verstehen, um sich während der Saison ein Haus in London zu teilen. Auf der anderen Seite befürchteten die Frauen wohl, dass Kate und Cecelia zusammen so viel anstellen würden, dass ihr Ruf (und der der Familie) für immer ruiniert wäre.

Um die Trennung nun erträglich zu machen und so viele Erlebnisse wie möglich zu teilen, tauschen Kate und Cecy alle paar Tage detaillierte Briefe aus. Während sich die Erzählungen anfangs um die Nachbarn, neue Bekanntschaften von Kate und ähnliche Belanglosigkeiten drehen, tauchen nach und nach immer absonderlichere Ereignisse in den Briefen auf. Kate zum Beispiel erlebt einen sehr unangenehmen Moment, als sie bei einer offiziellen Veranstaltung im „Royal College of Wizards“ in eine magische Falle gerät und sich kurz darauf vor der versammelten Gesellschaft blamiert. Von diesem Zeitpunkt an gerät die junge Frau immer wieder in gefährliche Situationen, muss sich vor den Angriffen einer bösen Zauberin schützen und einem mysteriösen Herzog im Kampf gegen seine Widersacher beistehen (wovon der Herr natürlich erst einmal nicht so begeistert ist!).

Für Cecy hingegen scheint das Leben deutlich langweiliger zu verlaufen, und so ist es ein Glück, dass eine der Nachbarinnen ihre Nichte zu Besuch bekommt. Mit Dorothea freundet Cecy sich schnell an, und als sie dann erfährt, dass die neue Freundin große Angst vor ihrer Stiefmutter hat, weckt dies ihren Beschützerinstikt. Außerdem ist Cecelia schwer damit beschäftigt, mehr über Zauber herauszufinden, seitdem das Hausmädchen einen „charm-bag“ unter der Matratze von Cecys Bruder Oliver gefunden hat – schließlich weiß man nie, wer damit einen Fluch bewirken will! Zusätzlich muss sie sich mit einem seltsamen jungen Mann herumschlagen, der Dorothea hinterherspitzelt, und herausfinden, warum sich der Nachbar Sir Hilary in letzter Zeit so unberechenbar verhält.

Ich muss zugeben, dass ich all diese großen und kleinen Ereignisse in Cecelias und Kates Leben einfach wunderbar fand. Hier und da hatte ich zwar den Eindruck, dass man schon merkt, dass die beiden Autorinnen anfangs selbst nicht wussten, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt, was zwischendurch für kleine Längen sorgte. Aber insgesamt ist durch die ungewöhnliche Entstehungsweise eine überraschende und witzige Geschichte mit sehr sympathischen Charakteren entstanden. Durch ihrer Briefe hat man Cecy und Kate sehr gut kennenlernen können, und durch die gegenseitigen Beschreibungen kamen auch die anderen Figuren nicht zu kurz.

Auch ist es Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer sehr schön gelungen, die Epoche mitsamt bekannter Figuren und Orte (zum Beispiel Lady Jersey und Almack’s) mit einem kleinen Touch Fantasy zu mischen. Dabei ist die Zauberei den Zauberern vorbehalten, auch wenn theoretisch jeder einen kleinen „charm-bag“ herstellen kann. Ohne einen Funken Magie ist die Wirkung allerdings eher zweifelhaft. So tangiert die Zauberei den normalen Alltag der Menschen nicht, ist aber selbstverständlich genug, dass sie zum Leben einfach dazugehört. Cecelia hat dabei für ein Mädchen ihrer Welt erstaunlich wenig Kontakt damit, weil ihre Tante Elizabeth eine große Abneigung gegen alles hegt, was mit Magie zu tun hat.

Das Englisch ist gut verständlich, und obwohl Cecy und Kate sehr eigene Charaktere haben, fällt beim Lesen kaum auf, dass zwei verschiedenen Frauen diese Geschichte geschrieben haben. Aber vielleicht wurde das auch bei der Überarbeitung für eine potenzielle Veröffentlichung etwas angeglichen, auch wenn die beiden Autorinnen im Nachwort behaupten, dass dem nicht so sei. Insgesamt habe ich zwei wunderschöne Abende mit dem Buch verbracht, beim Lesen viel gekichert und mich wunderbar amüsiert. Jetzt muss ich mir nur überlegen, ob ich den zweiten Teil gleich lese oder doch so standhaft bin und das Buch für einen der kommenden Monate aufhebe.