… Or Ten Years After
Der dritte Band der beiden Autorinnen Patricia C.Wrede und Caroline Stevermer rund um die beiden Cousinen Cecelia und Kate spielt zehn Jahre nach der ungewöhnlichen Hochzeitsreise, die in „The Grand Tour“ beschrieben wurde. Sowohl Cecelia als auch Kate sind immer noch glücklich verheiratet und haben inzwischen einen Stall voller Kinder. Das aber hindert Cecy nicht daran gemeinsam mit ihrem Mann James weiterhin Aufträge von Lord Wellington anzunehmen, der inzwischen zum Premierminister aufgestiegen ist.
Und so liefern Cecy und James ihre vier Kinder bei Kate und Thomas ab, als es darum geht in den Norden zu reisen, um einen vermissten deutschen Ingenieur aufzuspüren. Herr Magus Schellen war im Herbst des Vorjahres verschwunden, als er im Auftrag einer Bahngesellschaft etwas untersuchen sollte. Was genau der Ingenieur (und Magier) untersuchen sollte, ist nicht bekannt – und so müssen Cecy und ihr Mann nicht nur den Verbleib des Deutschen herausfinden, sondern auch Details über seine Arbeit. Doch obwohl der Ausländer nachweislich in der Gegend rund um Stockton war, scheint sich kein Mensch an ihr erinnern oder gar über ihn reden zu wollen.
Kate hingegen hat in der Zwischenzeit mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen. Während ihr neunjähriger Sohn Edward das Kinderzimmer mit Schlangen und anderem Viehzeug überflutet, haben Cecys Zwillinge Eleanor und Arthur einen Spionagezauber gelernt, der es ihnen ermöglicht jederzeit jedes Haushaltmitglied in einer Schale mit Tinte zu sehen. Außerdem fällt überraschend Kates Schwester Georgina bei ihr ein. So verwunderlich es ist, dass Georgy den Beginn der Londoner Saison verpasst, so ist es doch noch beunruhgender, dass die Herzogin anscheinend vor irgendetwas Angst hat, sich aber nicht ihrer Schwester anvertrauen will.
Eine Kindesentführung, geheimnisvolle Zigeuner, ein Spion im Ministerium, ein mysteriöser Turm, Ley-Linien und ihre Beziehung zur Eisenbahn, sowie ein Steinkreis, ein verzauberter Hütehund und andere Aspekte machen „The Mislaid Magician“ wieder zu einer amüsanten und spannenden Lektüre. Dabei hat es mir gefallen, dass in diesem Roman nicht nur Kate und Cecy zu Wort kommen, sondern auch ihre beiden Ehemänner. Aus den Briefen, die sich die vier gegenseitig schreiben, setzt sich die ganze Geschichte auf höchst vergnügliche Weise zusammen. Wobei ich gestehen muss, dass sich die ersten drei Monate (die Einteilung der Kapitel erfolgt monatsweise) ein bisschen hinziehen, während erst einmal die Grundsituation geschaffen wird. Danach aber ist dieses Buch wieder einmal höchst gefährlich, wenn man eigentlich früh schlafen gehen will, da es doch so verlockend ist nur noch eben einen Brief zu lesen oder nur noch eben zu gucken, was die eine der anderen auf ihren Brief antwortet oder wie eine kritische Situation ausgeht oder …
Obwohl Kate und Cecy unübersehbar gereift sind in den Jahren, die seit „The Grand Tour“ vergangen sind, so bleibt doch der vertraute (und humorvolle) Unterton bestehen. Außerdem gelingt es den beiden Autorinnen sehr schön auch die beiden Männer und ihre so unterschiedlichen Charaktere in den jeweiligen Briefen zum Ausdruck zu bringen. Hier merkt man, dass James und Thomas schon seit vielen Jahren eng befreundet sind und deshalb nicht nur offen schreiben können, sondern auch bestimmte Reaktionen des anderen vorhersagen können. Ich mag diesen vertrauten Ton in den Briefen, der trotz der gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu dieser Zeit (Februar bis Juni 1828) dafür sorgt, dass man als Leser viele vertrauliche Details und Gedanken erfährt.
Sprachlich ist auch dieser Band auf Englisch wieder gut zu verstehen gewesen – einzige bei Kleidungsdetails und zwei oder drei Slangausdrücken hatte ich Probleme. Wobei „Probleme“ schon zu hochgegriffen wären, denn die jeweiligen Aussagen habe ich schon verstanden, nur wortwörtlich hätte ich es nicht übersetzen können. Auch wenn der erste Band wohl immer mein Favorit bleiben wird, so habe ich auch diesen letzten Teil der Geschichte rund um Cecelia und Kate genossen und finde es sehr schade, dass keine weiteren Abenteuer der beiden Cousinen auf mich warten. Aber ich werde weiter die Augen nach Geschichten aus der Feder von Patricia C. Wrede (und Caroline Stevermer) aufhalten – ich mag den Humor, die Charaktere und die fantastischen Einfälle wirklich gern!
Aaaach, die Bücher (bzw. das erste davon) hatte ich doch schon vor längerer Zeit mal "entdeckt" und auf die imaginäre "zu lesen"-Liste gesetzt … und dann völlig vergessen.
Gut, dass ich inzwischen eine nicht-imaginäre Liste führe. Da kommt "Sorcery and Cecelia" mal sofort drauf. 🙂
Hach, Buchblogs lesen ist super (vor allem solche wie deiner, wo nicht nur die aktuellsten Bestseller rezensiert werden)!
@Birthe: Schön, dass ich dir die Reihe wieder in Erinnerung rufen konnte. Ich mag die drei Romane wirklich gern, aber der erste Teil ist einfach der beste! 😉
Buchblogs lesen ist gefährlich! 😉 Wobei mir das Kompliment natürlich runtergeht wie Öl. *g*
Aktuelle Bücher finde man bei mir zwar auch, aber Bestseller doch recht selten …
Ich muss jetzt auch endlich mal mit dieser Serie anfangen… Danke für den Gedanken-Knoten – Herzlichst Mila
Gern geschehen – ich freu mich ja immer, wenn ich jemanden auf eine schöne Geschichte aufmerksam machen kann. 🙂
Vielleicht ist es ganz gut, dass die Autorin mit diesem Band (halbwüchsige Kinder) die Serie um Cecelia und Kate beenden: Der nächste Band würde vielleicht im Rentenalter spielen 😉 Und wer weiß,vielleicht gibt es ja mal Bücher um die jüngere Generation
Ich glaube, mir wäre es von Anfang an lieber gewesen, wenn die beiden nicht so früh geheiratet hätten. So eine Verlobung hätte sich doch auch ein oder zwei Bände hinziehen können – so amüsant ihre Hochzeitsreise auch war. 😉
Aber auf der anderen Seite war es auch schön zu sehen wie sich die beiden zu Ehefrauen und Müttern entwickeln und wie wenig sie dabei von ihrem ursprünglichen Charme verlieren. 🙂