Patricia C. Wrede und Caroline Stevermer: The Grand Tour …

… Or The Purloined Coronation Regalia, being a revelation of matters of High Confidentiality and Greatest Importance, including extracts from the intimate diary of a Noblewoman and the sworn testimony of a Lady of Quality.

Auch in diesem Monat begleiten mich Kate und Cecelia während des Lesens für die English-Challenge. Es sind nur einige Wochen seit den Geschehnissen in „Sorcery and Cecelia“ vergangen und inzwischen sind die beiden liebenswerten Cousinen frisch verheiratet. Ihre gemeinsame Hochzeitsreise soll Cecelia und James, sowie Kate und Thomas quer durch Europa führen, wobei die Reise in Begleitung von Kates Schwiegermutter Lady Sylvia Schofield angetreten wird. So wenig romantisch dies anmutet, so ist es doch weniger ihre Reisegesellschaft, die die beiden frischvermählten Paare in ihrer Zweisamkeit stört als die seltsamen Begebenheiten, die schon in Calais mit dem Besuch der „Lady in Blue“ ihren Anfang nehmen.

Schnell überschlagen sich die Ereignisse und so wird der kleinen Gruppe mit der Ankunft in Frankreich nicht nur ein mysteriöses Artefakt übergeben, sondern sie müssen im Laufe der nächsten Tagen miterleben, wie ihr Diener von einem vermeintlichen Dienstmädchen des Gasthofs überwältigt wird, wie in Lady Schofields Schlafzimmer eingebrochen wird, wie der Erzbischof von Amiens eine Strickstunde gibt und wie ihre Kutsche überfallen wird, wobei einer der Insassen eine Schussverletzung erleidet. Und es sieht nicht so aus, als ob die weiteren Etappen dieser ungewöhnlichen Hochzeitreise geruhsamer verlaufen würden …

Nachdem ich den Briefkontakt zwischen Cecy und Kate im ersten Band so amüsant fand, war es erst einmal gewöhnungsbedürftig, dass mir die Geschichte nun in Tagebuchauszügen (bzw. einem offiziellen Bericht) erzählt wird. So nett es ist, wenn eine Szene aus den unterschiedlichen Perspektiven der beiden beschrieben wird, so fehlte mir doch der emotionale und spontan wirkende Austausch zwischen den Cousinen, der einen großen Reiz des ersten Buches ausgemacht hatte. Aber auch „The Grand Tour“ hat mir unterhaltsame Lesestunden bereitet, während ich auf der einen Seite voller Spannung die nächste skurrile Entwicklung erwartete und auf der anderen Seite mitverfolgen konnte wie Kate und Cecy das Leben als verheiratete Frauen entdeckten.

Vor allem für Kate, die im Alltag immer wieder durch ihr Ungeschick auffällt, bietet dieses Leben so einige Herausforderungen. Allein die Tatsache, dass man von ihr erwartet eine französische Zofe einzustellen, sorgt schon für so einige Beunruhigung bei ihr. Denn abgesehen davon, dass sie noch nie Personal eingestellt hat, traut sie sich ein solch wichtiges Gespräch auch nicht auf französisch zu. Andererseits zeigt sie im Umgang mit ihrem Mann Thomas ein sympathisches Selbstbewusstsein und viel Humor – was mich zu der Frage bringt, was für eine Persönlichkeit sie wohl in ein paar Jahren entwickelt haben wird (geheiratet hat sie übrigens mit 18 Jahren).

Quer durch Europa geht die Reise und bietet viele unterhaltsame Momente, sei es bei den Reisebeschreibungen, den Begegnungen, die die kleine Gruppe in den verschiedenen Städten hat oder beim Umgang der Paare miteinander. Und während Kate des kalten und schmuddeligen Reisens im Herbst schnell müde wird (nie wieder Maultiere!), scheint Cecy die Strapazen bei all den aufregenden und anregenden Ereignissen kaum wahrzunehmen. Ich finde es sehr schön, wie individuell die beiden Cousinen ihre Hochzeitsreise erleben. Außerdem werden immer wieder bekannte Figuren der Zeit (die Reise beginnt im August 1817), politische Ereignisse oder Verweise auf den (vor wenigen Jahren erst beendeten) Kampf gegen Napoleon Bonaparte geschickt in die Handlung eingeflochten, während die Reisegruppe herausfinden muss, was es mit den seltsamen Vorfällen in ganz Europa auf sich hat.

Leider gibt es in diesem Roman kein Nachwort der Autorinnen, in denen sie beschreiben wie es zu dieser Geschichte gekommen ist. Ich wäre schon neugierig darauf gewesen, ob sie die verschiedenen Tagebucheinträge ausführlich aufeinander abgestimmt haben oder ob sie anfangs nach einem groben Gerüst „frei“ geschrieben haben. Oder vielleicht hat nur eine von beiden den Großteil geschrieben, während die andere bei der Feinarbeit dann dabei war … Von diesen ungeklärten Fragen und der fehlenden Spontanität die die Briefe im ersten Band vermittelten, abgesehen, habe ich „The Grand Tour“ wirklich genossen und freue mich schon auf das Wiedersehen mit Kate und Cecelia in „The Mislaid Magician“.

16 Kommentare

  1. @Mila: Das ist auch eine sehr nette Szene und das Stricken zieht sich in gewisser Weise durch den gesamten Roman. 🙂 Ich mag den Autor der beiden Autorinnen wirklich gern und kann die Bücher nur empfehlen.

    Also … falls das noch nicht so ganz klar war … 😉

  2. Jetzt bist du ja doch ziemlich schnell fertig geworden 🙂 Ich stehe nun vor den Toren vor Paris und freue mich auf die angekündigte Zofe.

    Schön, daß dir auch der zweite Teil so gefallen hat, dann kann ich ja zuversichtlich weiterlesen…

  3. @Natira: Jupp, ich sollte den gleich zu deinen Büchern packen, dann verschwindet der nicht wieder in einem Karton. 🙂

    @Kiya: Ich brauchte das Buch ja für die English-Challenge. Wobei ich jetzt um Teil drei rumschleiche … ich habe schon reingelinst, es ist wieder ein Briefroman und dieses Mal schreiben auch die Ehemänner Briefe! 😀

    Aber vermutlich sollte ich den bis zum März aufheben, sonst kann ich mich wieder nicht entscheiden, was ich lesen soll. 😉

  4. @Kiya: Ich drücke mich gerade etwas vor dem nächsten Harry, da ich befürchte, dass es zu einer Entwicklung kommt, von der ich schon einen kleinen Spoiler mitbekommen habe. Ich bin mir sich, dass es nach diesem Punkt wieder sehr unterhaltsam wird, aber ich scheue die Szenen, die dahin führen könnten. Herjeh!

  5. @Natira: Nicht nur, aber auch! 🙂 Und sie treffen den Ton ganz gut, etwas rauer und unbekümmerter, aber herzlich. Und ja, ich habe schon ein bisschen weitergelesen. Es bietet sich so an, wenn man nur eben kurz für ein paar Minuten ein Buch in die Hand nehmen will …

  6. DAS Buch fällt also als Märzlektüre der Englisch-Challenge weg 😉 März – hm, Du könntest den "march hare" besuchen *kichert*

  7. Nur dann, wenn ich es vorher zuende lese. Nina meinte letztes Jahr, dass auch ein Buch gelten würde, das ich im Vormonat angefangen hätte … 😀

    Für den Märzhasen müsste ich mir erst einmal das passende Buch besorgen, dann würde ich eher zu Harry Dresden oder October Daye greifen. 🙂

  8. DAS ist eine interessante Information! Wenn ich zum Monatsende also ein HP-Audibook anfange und im März beende, gilt das *Händereibt*. Super 🙂

    Die Alternative zur Märzhasen-Printversion wäre das Lesen am Bildschirm (gutenberg-projekt) 😉

  9. Ja, das fand ich auch! Sie hatte mir das per Tweet gesagt als ich jammerte, weil ich solche Harry-Dresden-Lust hatte, den aber für die English-Challenge aufheben wollte.

    Und da die Challenge "reloaded" ist, gehe ich davon aus, dass das in diesem Jahr auch gilt. 🙂

    Am Bildschirm will ich gerade nicht lesen, meine Augen beschweren sich eh schon über die Menge an Bildschirm-/Fernsehzeit. Und ich habe ja noch das eine oder andere englische Buch im Haus. *hüstel*

  10. Letzteres verstehe ich nur zu gut – ich sitzt ja auch viel am Rechner, das belastet die Augen.

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