Patricia C. Wrede: The Thirteenth Child (Frontier Magic 1)

„The Thirteenth Child“ ist der erste Band der Fontier-Magic-Trilogie von Patricia C. Wrede. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Francis „Eff“ Rothmer erzählt, die zu Beginn des Romans gerade mal fünf Jahre alt ist. Die Autorin hat für diese Trilogie eine Welt geschaffen, die in vielen Aspekten unserer Welt ähnelt, aber voller Magie ist. So müssen die Siedler, die den Westen von Nordamerika in Besitz nehmen wollen, nicht nur gegen das Klima und „normale“ Wildtiere (inklusive Mammuts und Säbelzahnkatzen) und Schädlinge kämpfen, sondern auch befürchten, dass die magischen Elemente dieser Welt ihre Siedlung und ihr Leben bedrohen. Schon vorhandene Bewohner des Landes sind übrigens kein Thema – und nach dem Lesen des ersten Bandes bin ich mir nicht ganz sicher, ob es daran liegt, dass es bis zur Ankunft der Siedler keine Menschen dort gab, oder ob es da noch ein Geheimnis zu entdecken gibt. Aber ich vermute, dass es wirklich keine Menschen vor den Siedlern auf diesem Kontinent gab.

Eff selber ist im zivilisierten Osten geboren worden, wo ihr Vater als Magieprofessor arbeitet, und als zweitjüngstes Kind ihrer Familie könnte sie theoretisch recht behütet aufwachsen, wären da nicht zwei Aspekte, die ihr Leben kompliziert machen. Auf der einen Seite ist Effs Zwillingsbruder Lan der siebte Sohn eines siebten Sohnes, was bedeutet, dass er ein „natürlicher Magier“ ist und über deutlich mehr Potential verfügt als ein „gelernter Magier“. Eff beneidet ihren Bruder nicht darum, dass alle in ihm etwas Besonderes sehen, schließlich ist er für sie einfach nur großartig und der beste Beschützer, den sie sich vorstellen kann. Dass sie überhaupt einen Beschützer nötigt hat, liegt daran, dass sie das dreizehnte Kind der Familie ist und jeder weiß schließlich, dass das dreizehnte Kind einer Familie verflucht und von Grund auf böse ist – und dass die einzige Möglichkeit das Pech abzuwenden, dass von so einem Kind ausgeht, darin besteht, das Kind nach der Geburt zu ertränken.

Zum Glück sind Effs Eltern deutlich weniger abergläubisch als der Rest der Familie und so beschließen sie mitsamt ihren Kindern (also denen, die noch nicht alt genug sind, um auf eigenen Beinen zu stehen) nach Westen zu ziehen, bevor die Situation für ihre Tochter eskaliert. Nicht alle von Effs Geschwistern sind glücklich darüber, dass ihre Eltern bereit sind an die Grenze der zivilisierten Welt zu ziehen – denn auch wenn eine magische Barriere die Stadt Mill City vor den Gefahren des Wilden Westen beschützt und die Stadt groß genug ist, um sogar ein eigenes College zu haben -, so ist der Landstrich deutlich gefährlicher als die östlichen Küstengebiete, die schon seit langer Zeit von den Siedlern urbar gemacht wurden.

Der Leser begleitet Eff bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr und da nicht in all diesen dreizehn Jahren etwas bemerkenswertes geschieht, wird „The Thirteenth Child“ stellenweise etwas episodenhaft erzählt. Aber da man nie das Gefühl hat, man würde eine Entwicklung oder ein wichtiges Ereignis in Effs Leben verpassen, fand ich das in keiner Weise schlimm. Spannend fand ich, dass Patricia C. Wrede den ganzen Roman hindurch einen Ton anschlug, den ich vor allem von Laura Ingalls Wilders Büchern über ihr Leben im Wilden Westen _(oder Lucy Maud Montgomerys „Anne of Green Gables“-Romanen) kenne. Und auch hier ist es so, dass einem vor allem die wichtigen oder besonderen Erinnerungen aus der Kindheit erzählt werden, während man den Alltag nur in den kleinen Nebensätzen mitbekommt. Dabei sind die erzählenswerten Passagen oft gar nicht mal besonders aufsehenserregend, aber eben wichtig für Effs Heranwachsen, für die Veränderungen in ihrer Familie und für ihr Leben an der Grenze.

Erst so nach und nach gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass es Probleme in den Siedlungen außerhalb der Grenzmauer gibt, und dass dies langfristig auch die Städte östlich des magischen Walls beeinflussen könnte. So muss man als Leser nicht auf den dramatischen Höhepunkt am Ende der Geschichte verzichten, wobei ich auch mit all den kleinen Dingen in Effs Leben vollkommen zufrieden war. Sehr gut gemacht fand ich auch Effs Verhältnis zu ihrem Bruder Lan geschildert, ebenso wie ihre Befürchtungen bezüglich der Tatsache, dass sie nun mal das dreizehnte Kind ihrer Familie ist. Da Eff ein wirklich netter Mensch ist, fürchtet sie sich von klein auf davor, dass sie böse werden und ihre Familie oder andere Personen verletzten könnte. Wie schwer sie durch die Behandlung durch ihre Verwandtschaft während ihrer ersten Lebensjahre traumatisiert wurde, wird ihr (und ihrer Familie) erst sehr spät bewusst. Und auch dann fällt es ihr sehr schwer Verhaltensweisen abzulegen, die sie schon so vielen Jahre aufrecht erhalten hat.

Es ist schwierig mehr zu der Handlung zu schreiben, denn es gibt so viele kleine Dinge und Nebenfiguren, von denen ich erzählen möchte. Aber wenn ich erst einmal damit anfangen würde, dann gäbe es für euch in der Geschichte gar nicht mehr so viel zu entdecken – und gerade dieses Kennenlernen der Charaktere und Erforschen der Welt fand ich während des Lesens so schön. Es gibt Figuren, die man von Anfang an am Liebsten in eine Schublade stecken würde, aber da passen sie einfach nicht rein, und dann gibt es noch all die kleinen Unterschiede, wenn es um Geschichte, Ländernamen, Flora und Fauna und all die anderen Dinge geht, die diese Welt zu einer magischen Version der unseren machen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht Eff in den magischen Wilden Westen zu folgen – und inzwischen bin ich schon beim zweiten Band angefangen, in dem mir mehr von dieser magischen Welt gezeigt wird (und der eine deutlich geringere Zeitspanne umfasst).

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