Richard Castle: Heat Wave

Der Roman „Heat Wave“ hat seinen Ursprung in der Fernsehserie „Castle“, da dort von der Hauptfigur Richard Castle eine Geschichte mit diesem Titel verfasst wurde – und die Serienmacher es dann für keinen schlechten Marketingtrick hielten, so ein Buch auch tatsächlich zu veröffentlichen. Die Serie kenne ich bislang noch nicht. Aber da Bibendum so ein Fan davon ist und mir Serie und Bücher nahebringen wollte, lieh sie mir sowohl „Heat Wave“ als auch den Folgeband „Naked Heat“. Und weil das Buch so schön dünn ist, hatte ich mir „Heat Wave“ als Einstieg für die „I`m in … English“-Challenge vorgenommen (zumindest nachdem ich mit der Liebesroman-Leihgabe von Irina nicht so recht vorankam 😉 ).

Leider hat mich „Heat Wave“ nicht so ganz überzeugen können. Ich könnte mir vorstellen, dass man als Fan der Serie – wenn ich Bibendums Meinung richtig in Erinnerung habe – Parallelen zwischen den Protagonisten ziehen könnte, aber für mich war das Ganze nur eine nicht besonders spannende Kriminalgeschichte. Die Hauptfiguren von „Heat Wave“ sind die Polizistin Nikki Heat und der Journalist Rook, der einen Hintergrundbericht über die New Yorker Polizei und ihre Arbeit schreibt. Nikki ist eher genervt von ihrem ständigen Begleiter (fühlt sich aber auch von ihm angezogen), während sie ermitteln soll, wer den erfolgreichen Bauunternehmer Matthew Starr ermordet hat. Dieser ist nämlich aus dem sechsten Stockwerk seines Wohnhauses gestürzt – und alle Anzeichen sprechen dafür, dass das kein freiwilliger Flug vom Balkon war. Dabei scheint es auf den ersten Blick keinen Grund für eine solche Tat zu geben. Das Opfer war zwar (erfolg)reich, aber anscheinend ein geachteter Mann, der mit seiner hübschen (und deutlich jüngeren) Ehefrau eine vorzeigbare Ehe führt. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass weder die finanzielle noch die berufliche oder private Situation des Opfers so beneidenswert waren, wie man hätte vermuten können.

Während der Kriminalfall eher Standard ist, gibt es häufig amüsant gemeinte Dialoge zwischen den beiden Protagonisten Nikki und Rook, die in meinen Augen aber nicht immer funktionieren. Denn es gibt schon einen deutlichen Unterschied zwischen einer Geschichte, die als Serienfolge ausreicht, und einem unterhaltsamen und soliden Roman. Und während gute Schauspieler (und eine durchlaufende Hintergrundidee) aus einer durchschnittlichen Krimihandlung (und einem in ähnlicher Form schon diverse Male gehörten Dialog) noch eine unterhaltsame Sache machen können, fehlt bei einem Roman diese ausgleichende Funktion der Schauspieler, und so liegen die Handlungsschwächen offen zutage. Auch hat für mich die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren lange Zeit nicht gestimmt. Vielleicht wäre das anders, wenn ich die Castle-Serie kennen – und mögen – würde, aber so fand ich den „Schlagabtausch“ zwischen Nikki und Rook vorhersehbar und viel zu oft für mich nicht nachvollziehbar.

„Heat Wave“ ist unübersehbar wie eine Serienfolge konzipiert – und das ist für mich kein positives Merkmal. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass ich in den letzten Jahren so viele amerikanische Krimiserien gesehen habe, dass ich inzwischen nicht nur übersättigt bin, sondern in der Regel auch nach der ersten Viertelstunden sagen kann, in welche Richtung die Drehbuchautoren den Plot weitergesponnnen haben. (Hm, das könnte ein Grund dafür sein, dass mein Mann mit mir keine Krimiserien mehr gucken will – oder es ist die Tatsache, dass unserem Gefühl nach die Serien immer schlechter werden. 😉 ) Vermutlich hätte ich kein Problem mit der Klischeehaftigkeit der Figuren und dem nur langsam anlaufenden Kriminalfall, wenn ich mich abends mit abgeschaltetem Gehirn vor den Fernseher setzen würde, aber als Roman hat mich das Ganze einfach nicht packen können. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob Bibendums Bekehrungsversuche zur Fernsehserie nächste Woche Erfolg habrn – und wer weiß, wenn das klappen sollte, dann sehe ich den Roman ja vielleicht auch mit anderen Augen. 😉

Oh, noch ein Nachtrag: Auch wenn ich „Castle“ nicht kenne, so habe ich einige Folgen von „The Mentalist“ (auch keine Serie, die mich begeistert) gesehen und bei dem Verhalten von Nikki und Rook musste ich regelmäßig an die Hauptfiguren dieser Serie denken – was ein weiterer Punkt war, warum ich mit dem Buch nicht warm geworden bin …

12 Kommentare

  1. Da war ich jetzt aber wirklich erstaunt, dass du "Heat Wave" gelesen hast, obwohl du die TV-Serie gar nicht kennst (bzw. nur eine Folge). Wie kommt man denn auf das Buch?!

    Wenn die Beziehung zwischen Nikki und Rook übrigens wirklich so ist wie die zwischen der Kommissarin und Patrick Jane in "The Mentalist", dann ist in dem Buch aber einiges schief gegangen. Denn die Kommissarin in "The Mentalist" ist ganz furchtbar unsouverän, unterwürfig und wirkt immer, als wäre sie ohne Jane total hilflos. Entsprechend benimmt sie sich ihm gegenüber. "Castle" finde ich aber genau deshalb so toll, weil Kate Beckett alias Nikki Heat eine starke Persönlichkeit und eine fähige Kommissarin ist, die eben sehr wohl auch ohne Castle klar kommen würde und dem nervensägigen Autor oft ordentlich Kontra gibt. Ihre Beziehung ist ziemlich gleichberechtigt, ganz im Gegensatz zu der der Figuren aus "The Mentalist".

    So, das musste raus. Weil ich "The Mentalist" genau deshalb nicht mag, während ich "Castle" liebe! 🙂 (Auch wenn ich nie auf die Idee kommen würde, das "Heat Wave" zu lesen.)

  2. ach nö … dabei finde ich "castle" richtig gut. bin mit der serie allerdings erst dann warm geworden, nachdem ich mehrere folgen auf einmal gesehen habe. das zusammenspiel von castle and beckett ist super und hie hat die beckett die hose an :)!

  3. @Irina: Erst einmal wurde mir dieses Buch von Bibendum sehr ans Herz gelegt, zweitens lese ich ja eigentlich gerne Krimis (auch wenn ich immer kritischer werde) und zuletzt stand eben auch die Frage im Raum, ob das Buch auch ohne die Kenntnis der Serie funktionieren würde.

    Was mich vor allem an "The Mentalist" erinnerte, war auf der einen Seite dieses "Gezicke" zwischen den beiden Figuren (wobei das im Laufe des Buches besser wurde) und zum anderen seine Eigenmächtigkeiten. Egal wie oft sie sagte "Bleib zurück, es wird gefährlich, das ist Polizeisache", so hat er natürlich nie auf sie gehört und geriet immer mitten ins Geschehen. Ansonsten habe ich Nikki schon als eigenständige souveräne Frau kennengelernt – auch wenn sie für meinen Geschmack viel zu sehr auf den Duft eines Mannes ansprang …

    @vielleichtsagerin: Vielleicht werde ich mit der Serie ja auch noch warm, wenn Bibendum mich nächste Woche zum DVDgucken zwingt. 😉 Ich habe bislang nur (einen Teil) der Pilotfolge gesehen und die hatte mich nicht gepackt. Also habe ich der Serie keine weiter Chance mehr gegeben, weil ich zu der Zeit eh vom Fernsehen genervt war. 😉

  4. Ich muss mich hier auch als Castle-Fan outen. Ich habe die Serie allerdings nur deswegen zu schauen angefangen, weil ich Nathan Fillion in "Firefly" und "Dr. Horrible" mochte.

    Auf die Idee, das Buch zu lesen, wäre ich allerdings nicht gekommen…

  5. Okay, dann hab ich das missverstanden. 🙂

    Wobei ich ja nicht mal finde, dass sich Lisbon und Patrick Jane in "The Mentalist" so wirklich kabbeln; eigentlich tanzt er ihr doch nur auf der Nase rum. (Ich finde diese Kommissarin und die Struktur innerhalb dieser Truppe wirklich schrecklich. *gnah*)

    Ich bin sehr gespannt, ob du dich für Castle noch erwärmen kannst! Bibendum wirds schon richten! 😉

  6. @ winterkatze: wenn es geht, dann auf englisch. die deutsche synchronisation ist im vergleich zum original dermaßen schlecht (finde ich), dass ich regelmäßig abschalten muss. die dialoge kommen viel gestellter, hölzerner daher. im orginal geht es zwischen den beiden viel flotter und gewitzter zu 🙂

    LG, m.

  7. @Monika: Da ich gerade scheußlich erkältet bin, haben wir dann doch lieber mit "Castle" auf deutsch angefangen. Sonst hätte ich mich zu sehr konzentrieren müssen. Bislang finde ich das Ganze nett, aber "gepackt" hat mich die Serie nicht …

  8. Inzwischen habe ich "Heat Wave"auch gelesen und ja,als bekennender Castle-Fan bin ich schon anders an das Buch herangegangen. Wie Du sehe ich den Fall als o.k. an und völlig blind bin ich gegenüber den Mängeln der Story auch nicht, aber für mich stand das Buch so eng im Zusammenhang mit der Show, dass ich es als einen für sich existierenden alleinstehenden Krimi gar nicht betrachtet habe (als solcher würde "Heat Wave" wohl untergehen ;)).
    Ich habe mich nett unterhalten gefühlt und bekam Lust, mit Castle wieder ganz von vorne anzufangen 😀

  9. @Natira: Schön, dann funktioniert der Roman für die eigentliche Zielgruppe also! 🙂 Und dann fang mal mit Castle wieder von vorn an, so bleibt das Regal mit den ungeguckten Movies/Serien wenigstens in einem guten Zustand! 😀

  10. stimmt *kichert*
    dabei will ich doch die dort befindliche alaska-leihgabe demnächst zurückgeben … 😀

  11. Pfff, unter einem Jahr gilt doch gar nicht als richtig ausgeliehen! Außerdem haben wir gerade eh keinen Platz im Regal, nachdem "The Prisoner" ausgeguckt und weggestellt ist. 😀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert