Abgesehen davon, dass ich gerade diese ruhigen amerikanischen Krimis gern mag, haben diese Hörbücher den Vorteil, dass sie mit über elf Stunden relativ lange „halten“ und so deutlich mehr Arbeitsstunden füllen als die meisten anderne Titel auf meinem Wuschzettel. „The Great Mistake“ wurde 1940 von Mary Roberts Rinehart geschrieben und man merkt der Geschichte auch an, dass sie später spielt als „The Album“ oder „The Circular Staircase“. Die Handlung hat eine andere Atmosphäre, wirkt moderner und die Figuren sind weniger traditionsverhaftet und die Frauen wirken großteils deutlich selbstbewusster.
Bislang mag ich es sehr, wie sich die Geschichte der Autorin im Laufe der Zeit verändern, obwohl die grundsätzliche Erzählweise (chronologisch und mit dem jeweiligen Wissen, dass die Erzählerin zu dem Zeitpunkt hatte) gleich bleibt. Protagonistin in „The Great Mistake“ ist die fünfundzwanzigjährige Patricia „Pat“ Abbott. Die junge Frau hat früh ihre Eltern verloren und war dadurch gezwungen ihren Lebensunterhalt als Schreibkraft zu verdienen. Als sie in ihrem Heimatort Beverly (genauer gesagt auf dem „Hill“, während sie selber als Mitglied einer alteingesessenen Familie aus dem Valley stammt) einen Job als persönliche Sekretärin von Maud Wainwright und ihrem charmanten Sohn Tony ergattern kann, scheint ihr Leben deutlich besser zu werden.
Doch dann wird ein Mann im „Playhouse“ der Wainwrights ermordet, Tonys geldgierige Ehefrau Bessie taucht nach langer Zeit wieder auf und Maud scheint einen großen Schock verarbeiten zu müssen, über den sie mit niemanden reden kann. Pat ist bei den ganzen Ereignissen anfangs vor allem nur als Beobachterin dabei, aber durch ihre Freundschaft zu Maud (und ihre Gefühle für Tony) wird sie – ebenso wie durch ihre Bekanntschaft mit dem Polizeichef von Beverly – immer tiefer in die Sache verwickelt.
So sehr es mich sonst nervt, wenn bei einer solchen Geschichte mit Andeutungen der weiteren Entwicklung („hätte ich gewusst, dass diese vier Ereignisse zusammenhängen“ oder ähnliches) gearbeitet wird, finde ich es hier so gut in die Erzählstimme eingebunden ist, dass es mir Spaß macht und meine Neugier auf die weitere Handlung weiter anfacht. So habe ich mich dieses Mal lange Zeit gefragt, wie der nette kleine Polizist angeschossen wurde, und durfte die Auflösung des Mordes ebenso wie die Protagonist erst einige Zeit nach der Ergreifung des Täters erfahren.
Ich mag es, wie die Autorin in ihrem vertrauten Rahmen immer wieder Abwechslung in die Erzählung bringt, und ich mag die verschiedenen Figuren. Ich stelle mir gern vor wie ihr Leben verläuft und lasse mir Details daraus erzählen und ich finde es spannend, wie die Verbrechen den Alltag der verschiedenen Personen erschüttert. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich bei diesem Hörbuch die verschiedenen Geheimnisse, Motive und die Identität des Mörders relativ schnell durchschaut hatte. So hat mich „The Great Mistake“ weniger miträtseln lassen (auch wenn es noch genügend Punkte gab, bei denen mich die genauen Details überrascht haben), als dass ich interessiert verfolgt habe, wie die Ereignisse nach und nach aufgelöst wurden.
Die Sprecherin Laurel Lefkow hat ihre Arbeit sehr gut gemacht. Ich mochte sie sowohl in der Rolle der vernünftige Pat, als auch in der des pragmatischen Polizeichefs Jim oder all den anderen Figuren. Sie hat mir nie das Gefühl gegeben, sie würde übertreiben oder unangemessen betonen. Egal, ob sie Frauen- oder Männerstimmen verkörperte, ich habe ihr die Figur abgenommen – und es hat Spaß gemacht ihr zuzuhören.
Elf Stunden ist ja doch ganz schön lang… Klingt aber gut, dein neues Hörbuch… LG mila
Lang, aber nie langweilig! Ich mag die Erzählweise der Autorin gerade wirklich gern. 🙂