Da unser beider Tagesplanung im Moment zu sehr aus dem Rhythmus ist, um zeitgleich einen Vor- oder Nachmittag zum gemeinsamen Lesen freizuschaufeln, Sayuri und ich aber trotzdem mit dem Deborah-Crombie-Lesen weitermachen wollen, gibt es hier in den nächsten Wochen immer am Freitag ein Update zu je drei Kapiteln aus „Denn nie bist du allein“. Ich glaube, ich habe die Geschichte bislang nur einmal gelesen, als sie damals neu herauskam. Allerdings hat der Klappentext meiner Ausgabe doch schon einige Erinnungen bei mir geweckt, mal schauen wie mir die Handlung beim Reread so gefällt. 😉
Da ich heute Vormittag ein bisschen Zeit habe, werde ich mir eine ausgedehnte Frühstückspause mit den ersten drei Kapiteln des Romans gönnen – das Update gibt es aber erst morgen, wenn auch Sayuri soweit ist. Wie immer gilt, dass dieser Beitrag nur von Leuten gelesen werden sollte, die die Kincaid-und-James-Reihe schon kennen oder nie vorhaben diese Krimis zu lesen, denn wir werden uns mit Spoilern nicht zurückhalten.
Update 17. April (Kapitel 1 bis 3)
Da schreibe ich, dass ich mir eine ausgedehnte Frühstückspause gönnen würde und kaum ist der Satz veröffentlicht, gibt es mal wieder einen kleinen Schluckauf in meiner Tagesplanung. Am Ende habe ich mich gestern um halb drei hingesetzt und erst einmal beim Lesen die Schoko-Eier genascht, die für den Nachmittag geplant waren, während mein Frühstück (Milchreis) fertig wurde. Nun aber endlich zu „Denn nie bist du allein“, das sich dieses Mal um das Thema „historische Brände in London“ und natürlich einen Feuerteufel dreht. Ich mochte den Einstieg in die Geschichte und die Perspektive von Rose, die Feuerwehrfrau ist und bei einem Einsatz über eine Leiche stolpert, ebenso wie die anderen beiden „Personenvorstellungen“, bei denen Deborah Crombie zeigt wie gut sie mit wenigen Sätzen einen Charakter (und seine Lebensumstände) einführen kann.
Die Ermittlungen um die Tote in dem abgebrannten Gebäude werden – auch aus politischen Gründen – Duncan Kincaid zugeschanzt, der sich anscheinend mit Brandschauplätzen nicht wohl fühlt (ob es dafür eine Ursache gibt, wird nicht erklärt), und Winifred taucht wieder auf! Winifred war der einzige Lichtblick in dem schrecklichen Glastonbury-Band der Reihe und ist die Frau von Duncans Cousin Jack. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht erinnern kann, welche Rolle sie in dieser Geschichte spielen wird, aber grundsätzlich freue ich mich, dass sie überhaupt wieder einen Teil in der Handlung einnimmt. Und wenn ich mich recht an den Namen erinnere, dann gehört auch Maura Bell von der Kriminalpolizei zu den Personen, die noch häufiger vorkommen werden.
Worüber ich immer wieder stolpere, seitdem wir die Reihe gemeinsam lesen, sind kleine Nebenbemerkungen von Duncan – und zwar in wirklich in erster Linie von Duncan und keinem anderen Charakter. In diesem Fall denkt er mit großem Bedauern darüber nach, dass in diesen „politisch korrekten Zeiten“ seine Kinder nie „Cowboy und Indianer“ spielen können, obwohl ihm das als Kind so viel Spaß gemacht hätte und aus ihm ja auch ein anständiger Mensch geworden wäre. Wie entlarvend solche Gedanken doch sind und wie unsympathisch sie mir eine Figur machen, die ich so viele Jahre lang wirklich mochte. Es ist nicht so, dass ich Duncan nicht mehr mag, aber über solche Aussagen stolpere ich bei ihm wirklich und sie ärgern mich, weil sie für mich nicht dem Bild entsprechen, die die Autorin sonst von dem Charakter zeichnet.
Hm, was sonst noch nach diesen ersten drei Kapiteln? Ich finde es interessant, dass wir mindestens vier Personen in der Geschichte haben, die in Krankenhäusern bzw. im medizinischem Bereich arbeiten oder arbeiteten, auch wenn die Handlung bislang den Schwerpunkt auf Brandstiftung und Kindesentzug zu setzen scheint.
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Update 24. April (Kapitel 4 bis 6)
Es fühlt sich immer noch so an, als ob Deborah Crombie hier die Grundsituation darstellt. Maura ist nicht begeistert, dass sich Scotland Yard in ihren Fall einmischt, auch wenn sie langsam auftaut, und wir lernen ein paar neue Figuren kennen, wobei die eine Person (Leiterin des neben dem Tatort liegenden Frauenhauses) bislang keinerlei Bezug zu irgendeinem bislang erwähnten Charakter hat, während die andere (der Abgeordnete Michael Yarwood) der Besitzer des abgebrannten Hauses ist. Außerdem haben sich inzwischen Winnie und Gemma getroffen, um über die verschwundene Elaine zu reden (die möglicherweise die Tote am Brandschauplatz ist). Bislang bewegt sich also nicht so viel, man lernt die verschiedenen Figuren ein kleines Bisschen besser kennen und wird darüber informiert, auf welchem Stand Gemma und Duncans Familie gerade seht (die Anhörung, die darüber entscheiden soll, ob Kit zu seiner Großmutter ziehen muss, findet in der kommenden Woche statt).
Außerdem wird immer deutlicher, dass Fannys verschwundene Mitbewohnerin Elaine wohl so einige Geheimnisse hatte, die die Frage aufkommen lassen, ob sie wirklich eine so gute Mitbewohnerin war wie Fanny denkt. Und natürlich ist bei dem Fall von Kindesentzug etwas schief gelaufen (was ehrlich gesagt ab dem Punkt absehbar war, als man das erste Mal eine Szene aus Perspektive des Vaters gelesen hatte) … Alles in allem war das nett zu lesen und es gab immer wieder gut geschriebene Momente mit den verschiedenen Figuren, die dafür sorgten, dass sie sich wie reale Menschen anfühlen und nicht wie Charaktere. Ansonsten bin ich noch nicht so recht neugierig auf die Hintergründe und kann die Geschichte einfach so auf mich zukommen lassen (und ebenso einfach aus der Hand legen, um eine Lesepause bis zum nächsten Update einzulegen).
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Update 1. Mai (Kapitel 7 bis 10)
Diese Kapitel haben bei mir viele kleine Gedanken ausgelöst. Ich finde es schrecklich, dass eine so aufgeweckte und mitdenkende Person wie Rose von ihrem Vorgesetzten so gedeckelt wird, dass sie sich kaum traut mit einem der ermittelnden Polizisten oder gar dem Brandspezialisten zu sprechen.
Duncan hatte zwischendurch einen erhellenden Moment, als er mit Rose sprach und mal über sein eigenes Verhalten nachdenken musste – allerdings hatte ich das Gefühl, dass er vor der Frage, ob er Maura auch so herablassend behandelt hätte, wenn sie ein Mann gewesen wäre, sehr schnell zurückschreckt und das Thema nur zu gern wieder verlässt, ohne sich wirklich ernsthaft damit zu beschäftigen. Genauso wie seine Gedanken rund um Fanny und ihre Behinderung mich wirklich wütend gemacht haben und da reicht es nicht, dass ihm seine Vorurteile bewusst werden, ich erwarte bei solchen Stellen von Deborah Crombie, dass sie ihre Figuren an solchen Punkten sich weiterentwickeln lässt, wenn sie solche menschenfeindlichen Gedanken bei sich entdecken. Und dann noch der Schluss, dass er ja eigentlich nicht ihre Behinderung abstoßend findet, sondern die Tatsache, dass sie hilfebedürftig wirkt statt kämpferisch … Wie habe ich über solche Stellen früher hinweglesen können?
Und dann zieht er Gemma ein paar Kapitel vorher in seine Ermittlungen, nur um kurz darauf irritiert zu sein, weil sie auf eigene Faust Ermittlungen rund um die verschwundene Elaine anstellt – dabei wissen sie an diesem Punkt noch gar nicht, ob „seine“ Leiche überhaupt Elaine ist und Gemma war diejenige, die überhaupt die Vermisstenanzeige durch Fanny veranlasst hat! Oh, und besonders nett verhält er sich Doug und Maura gegenüber auch nicht – ich hasse diese „Wie will sie bei der Polizei überleben, wenn sie nicht mal eine harmlose Neckerei hinnehmen kann“-Haltung und frage mich, wie er reagieren würde, wenn jemand Gemma so behandeln würde, wie er mit Maura umgeht. Überhaupt ist Duncan hier extrem unprofessionell und schmollt dann, weil seine Kollegen doch glatt den Mut aufbringen und ihm das auch sagen.
Duncan und Gemma geben mir außerdem weiterhin das Gefühl, dass sie ihre Kinder einfach so mitlaufen lassen. Was nicht gerade die richtige Vorgehensweise ist, wenn eines der Kinder gerade eine wichtige und Angst erzeugende Anhörung vor sich hat. Kit tut mir einfach nur leid, aber selbst in den wenigen Momenten, wenn Duncan und Gemma erneut bewusst wird, dass sie sich mehr Zeit für die Kinder nehmen sollten, bekomme ich nicht das Gefühl, dass sich auch nur irgendwas ändern wird. Vor allem, wenn beide keine Hemmungen haben die Termine mit den Kindern abzusagen oder zu verkürzen, wenn etwas Wichtiges (also irgendwas rund um die Arbeit, was vermutlich auch von einer anderen Person oder einen Tag später erledigt werden könnte) dazwischenkommt.
Ansonsten war die Identität der unbekannten jungen Frau von dem Überwachungsvideo im Prinzip in dem Moment erahnbar, als sie das erste Mal auf dem Video auftauchte – ich fände es schön, wenn da jetzt mal ein bisschen mehr Schwung in die Geschichte käme. Wobei es auch sein kann, dass ich die Handlung als etwas langatmig empfinde, weil wir momentan den Roman „Wochenportionen“ lese, während ich so ein Buch normalerweise schneller verschlingen (und vermutlich nicht so viele Details wahrnehmen) würde.
Wollen wir den Rest des Romans in zwei Portionen lesen, Sayuri? Vier Kapitel pro Woche und dann wären wir durch. 😉
Update 8. Mai (Kapitel 11 bis 14)
Ich mochte den Anfang des elften Kapitels, das Wiedersehen mit Erika und wie Gemma Erikas Wohnung wahrnimmt. Da sind auf einmal all die kleinen Details, die ich bislang in diesem Roman vermisst habe. Es gab zwar auch schon bei Elaines Wohnung Dinge, die beschrieben wurden und ihre Persönlichkeit ausdrücken sollten, aber es fehlte ein wenig … die Seele oder das Herz hinter diesen Beschreibungen und es fühlte sich mehr nach einer Auflistung an.
Dummerweise war ich dann wenig später beim Lesen wieder auf 180, weil Duncan sein Versprechen gegenüber Rose vergessen hatte und sie nun den ganzen Abend auf eine Rückmeldung des Brandmeisters wartete, der bislang ihre Daten noch nicht einmal erhalten hatte. Dass Duncan das Ganze überhaupt so abtut, als ihm einfällt, dass er das vergessen hat, ärgert mich dann noch ein Stückchen mehr, weil das verdammt noch mal wichtige Informationen rund um Brände sind, die Leben kosten können. Aber seine Pläne und Ermittlungen sind natürlich wieder wichtiger, als das Einhalten eines Versprechens oder die Ermittlungsansätze anderer Personen.
Grundsätzlich bekleckert sich Duncan in diesem Band (mal wieder *seufz*) nicht gerade mit Ruhm, wenn es um den Umgang mit anderen Menschen geht. Ich würde sein Verhalten ja darauf schieben, dass er sich Sorgen um die Anhörung und Kit macht, aber eigentlich scheint das in seinem Leben gerade so gar keine Rolle zu spielen und man bekommt davon vor allem etwas mit, weil Gemma zumindest ab und an daran denkt. Genauso wie sie inzwischen als „Mutter zweier Söhne“ bezeichnet wird – was ich mir bei Duncan so gar nicht vorstellen kann. Der scheint ja aktuell nicht mal für seinen leiblichen Sohn als Vater wirklich herzuhalten, während Gemma wenigstens hin und wieder Zeit mit den Kindern verbringt. Das Ganze würde ich übrigens deutlich weniger übel nehmen, wenn man als Leser das Gefühl bekäme, dass Duncan und Gemma für solche Notfälle vorplanen. Aber stattdessen gibt es immer wieder Leute, die einspringen, oder eben Kit, der auf Toby aufpasst, und viele, viele abgesagte oder verschobene Verabredungen, die den Kindern versprochen worden waren.
Immerhin kommt endlich etwas Bewegung in die Geschichte – so kurz vorm Ende wäre alles andere aber auch wirklich dramatisch 😉 – und die Ermittler bekommen hier und da doch wirklich mal eine greifbare Information in die Finger. Wobei mir das alles viel zu langsam vorwärts geht, weil der „unverdächtige Nebencharakter“ so verdächtig als „Nebencharakter“ ist, dass einem das Wort „Mörder“ geradezu ins Gesicht springt.
Inzwischen bin ich übrigens der Überzeugung, dass ich mich nicht nur deshalb so sehr beim Lesen ärgere, weil ich durch das gemeinsame Lesen aufmerksamer (und langsamer) lese als sonst, sondern auch weil ich diese vagen Momente von „das gefiel mir gerade nicht“ zusätzlich hier in Worte fasse. Je länger ich darüber nachdenke, was mir da gerade nicht gefiel und wie ich das hier nachvollziehbar ausdrücken kann, desto mehr kann ich mich in das Ganze reinsteigern. 😉
Update 15. Mai (Kapitel 15 bis Ende)
Zu Beginn des 15. Kapitels schwanke ich zwischen „ich will das jetzt hinter mich bringen“ und „ich will nicht weiterlesen, weil ich davon ausgehe, dass Kit mal wieder von Duncan im Stich gelassen wird“. Aber nun gut, bringen wir das Ganze mal hinter uns! Harriet ist inzwischen nur zu bewusst, dass sie entführt wurde und dazu kommt noch ein gebrochener Arm, der ihr große Schmerzen bereitet. Auch Duncan und sein Team haben inzwischen von der Entführung erfahren und wissen, wer die Entführerin ist. Rose hat bei einem Brand einen Kollegen verloren und hat kurz darauf die entscheidende Eingebung rund um die Brände und das Motiv des Brandstifters – beides finde ich etwas … hm … wenig innovativ, außerdem finde ich es enttäuschend, dass dieser Täter so aus dem Blauen auftaucht. Natürlich ist mir bewusst, dass dieser ganze Brandstiftungskram davon ablenken soll, dass der Mord an Harriets Mutter andere Motive hat, aber ich möchte trotzdem eine Chance haben im Laufe der Geschichte einen Blick auf den Täter zu werfen, der nicht ausschließlich aus der Täterperspektive kommt.
Außerdem mag ich es normalerweise, wenn Deborah Crombie die großen und kleinen Dramen in ihren Büchern verwebt und so die Tragik rund um einen Mord und die Alltagsprobleme ihrer Stammcharaktere nebeneinander stellt. Dummerweise habe ich aber hier das Gefühl, die Autorin lässt Doug nur deshalb mit seiner Freundin Stella Schluss machen (während er eigentlich auf dem Weg zu einem wichtigen Zeugen/Verdächtigen ist), weil sie keine Ahnung hat, wie dieser Teil der Geschichte hätte weitergehen können. Überhaupt kommt es mir so vor, als ob sie in den letzten Bänden – also seitdem Gemma und Duncan kein berufliches Team mehr sind – keine Ahnung, wie sie die Reihe (und somit auch die Zusammenarbeit der beiden) weiterschreiben sollte. Da ich die kommenden Romane in besserer Erinnerung habe, hoffe ich, dass sie nun mit all den seltsamen, abrupten und ärgerlichen Szenen in diesem Buch diese ganzen Sackgassen beseitigt hat und es in Zukunft wieder besser wird.
Auch der Tod von Mouse kommt mir vor wie eine Flucht aus der Sackgasse, also als ob Deborah Crombie nicht gewusst hätte, wie sie Duncan auf die Spur des Mörders bringen sollte, ohne noch einen weiteren Nebencharakter zu opfern. Mir kommt es so vor, als ob sie in den ersten Bänden liebevoller mit ihren Nebenfiguren umgegangen wäre und im Gegenzug ruhigere und stimmigere Krimihandlungen entworfen hätte. Aber es ist natürlich einfacher mit Leichen um sich zu werfen und so dafür zu sorgen, dass die Polizei mit jeder neuen Tat neue Puzzlestücke bekommt, statt eine intensivere Ermittlung zu beschreiben, bei der Duncan und sein Team für die gewonnen Erkenntnisse auch arbeiten müssen …
Und ja, natürlich war für Duncan Kits Anhörung nicht so wichtig wie sein Job – also ist da weiterhin alles so ärgerlich wie immer. Und wieso macht Gemma sich Vorwürfe, dass sie „ungerecht“ gewesen wäre, weil sie Duncan mal klar gesagt hat, dass er Kit im Stich gelassen und wieder einmal seinen Beruf über seinen Sohn gestellt hat? (Und wie konnte ich früher dieses Verhalten einfach hinnehmen, statt das Bedürfnis zu haben alle Beteiligten zu schütteln? Darf ich bitte wieder zu den ersten Romanen zurückkehren und die Reread-Erfahrungen der letzten Bände vergessen?!)
Wie gesagt, die Auflösung mit dem Brandstifter fand ich unbefriedigend, auch wenn ich es nett fand, dass Rose noch einmal eine aktive Rolle bekam. Die Auflösung mit dem Mörder war ebenso unbefriedigend und dass nicht nur, weil er so einen lächerliche Gestalt und so offensichtlich als total unverdächtiger Nebencharakter eingeführt worden war. Schön hingegen fand ich Gemmas Lösung zur … Hausdurchsuchung, in der Hoffnung Harriet zu retten.
Und irgendwie hätte ich es cool gefunden, wenn Duncan seinen Job für Kit aufgegaben hätte. Gemma als offizielle Ermittlerin, Duncan als … Hausmann und Teilzeitbuchhändler oder so, der seine Frau bei ihrer Arbeit inoffiziell unterstützt. 😀