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Deborah-Crombie-Lesetag (10) – Denn nie bist du allein

Da unser beider Tagesplanung im Moment zu sehr aus dem Rhythmus ist, um zeitgleich einen Vor- oder Nachmittag zum gemeinsamen Lesen freizuschaufeln, Sayuri und ich aber trotzdem mit dem Deborah-Crombie-Lesen weitermachen wollen, gibt es hier in den nächsten Wochen immer am Freitag ein Update zu je drei Kapiteln aus „Denn nie bist du allein“. Ich glaube, ich habe die Geschichte bislang nur einmal gelesen, als sie damals neu herauskam. Allerdings hat der Klappentext meiner Ausgabe doch schon einige Erinnungen bei mir geweckt, mal schauen wie mir die Handlung beim Reread so gefällt. 😉

Da ich heute Vormittag ein bisschen Zeit habe, werde ich mir eine ausgedehnte Frühstückspause mit den ersten drei Kapiteln des Romans gönnen – das Update gibt es aber erst morgen, wenn auch Sayuri soweit ist. Wie immer gilt, dass dieser Beitrag nur von Leuten gelesen werden sollte, die die Kincaid-und-James-Reihe schon kennen oder nie vorhaben diese Krimis zu lesen, denn wir werden uns mit Spoilern nicht zurückhalten.

Update 17. April (Kapitel 1 bis 3)

Da schreibe ich, dass ich mir eine ausgedehnte Frühstückspause gönnen würde und kaum ist der Satz veröffentlicht, gibt es mal wieder einen kleinen Schluckauf in meiner Tagesplanung. Am Ende habe ich mich gestern um halb drei hingesetzt und erst einmal beim Lesen die Schoko-Eier genascht, die für den Nachmittag geplant waren, während mein Frühstück (Milchreis) fertig wurde. Nun aber endlich zu „Denn nie bist du allein“, das sich dieses Mal um das Thema „historische Brände in London“ und natürlich einen Feuerteufel dreht. Ich mochte den Einstieg in die Geschichte und die Perspektive von Rose, die Feuerwehrfrau ist und bei einem Einsatz über eine Leiche stolpert, ebenso wie die anderen beiden „Personenvorstellungen“, bei denen Deborah Crombie zeigt wie gut sie mit wenigen Sätzen einen Charakter (und seine Lebensumstände) einführen kann.

Die Ermittlungen um die Tote in dem abgebrannten Gebäude werden – auch aus politischen Gründen – Duncan Kincaid zugeschanzt, der sich anscheinend mit Brandschauplätzen nicht wohl fühlt (ob es dafür eine Ursache gibt, wird nicht erklärt), und Winifred taucht wieder auf! Winifred war der einzige Lichtblick in dem schrecklichen Glastonbury-Band der Reihe und ist die Frau von Duncans Cousin Jack. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht erinnern kann, welche Rolle sie in dieser Geschichte spielen wird, aber grundsätzlich freue ich mich, dass sie überhaupt wieder einen Teil in der Handlung einnimmt. Und wenn ich mich recht an den Namen erinnere, dann gehört auch Maura Bell von der Kriminalpolizei zu den Personen, die noch häufiger vorkommen werden.

Worüber ich immer wieder stolpere, seitdem wir die Reihe gemeinsam lesen, sind kleine Nebenbemerkungen von Duncan – und zwar in wirklich in erster Linie von Duncan und keinem anderen Charakter. In diesem Fall denkt er mit großem Bedauern darüber nach, dass in diesen „politisch korrekten Zeiten“ seine Kinder nie „Cowboy und Indianer“ spielen können, obwohl ihm das als Kind so viel Spaß gemacht hätte und aus ihm ja auch ein anständiger Mensch geworden wäre. Wie entlarvend solche Gedanken doch sind und wie unsympathisch sie mir eine Figur machen, die ich so viele Jahre lang wirklich mochte. Es ist nicht so, dass ich Duncan nicht mehr mag, aber über solche Aussagen stolpere ich bei ihm wirklich und sie ärgern mich, weil sie für mich nicht dem Bild entsprechen, die die Autorin sonst von dem Charakter zeichnet.

Hm, was sonst noch nach diesen ersten drei Kapiteln? Ich finde es interessant, dass wir mindestens vier Personen in der Geschichte haben, die in Krankenhäusern bzw. im medizinischem Bereich arbeiten oder arbeiteten, auch wenn die Handlung bislang den Schwerpunkt auf Brandstiftung und Kindesentzug zu setzen scheint.

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Update 24. April (Kapitel 4 bis 6)

Es fühlt sich immer noch so an, als ob Deborah Crombie hier die Grundsituation darstellt. Maura ist nicht begeistert, dass sich Scotland Yard in ihren Fall einmischt, auch wenn sie langsam auftaut, und wir lernen ein paar neue Figuren kennen, wobei die eine Person (Leiterin des neben dem Tatort liegenden Frauenhauses) bislang keinerlei Bezug zu irgendeinem bislang erwähnten Charakter hat, während die andere (der Abgeordnete Michael Yarwood) der Besitzer des abgebrannten Hauses ist. Außerdem haben sich inzwischen Winnie und Gemma getroffen, um über die verschwundene Elaine zu reden (die möglicherweise die Tote am Brandschauplatz ist). Bislang bewegt sich also nicht so viel, man lernt die verschiedenen Figuren ein kleines Bisschen besser kennen und wird darüber informiert, auf welchem Stand Gemma und Duncans Familie gerade seht (die Anhörung, die darüber entscheiden soll, ob Kit zu seiner Großmutter ziehen muss, findet in der kommenden Woche statt).

Außerdem wird immer deutlicher, dass Fannys verschwundene Mitbewohnerin Elaine wohl so einige Geheimnisse hatte, die die Frage aufkommen lassen, ob sie wirklich eine so gute Mitbewohnerin war wie Fanny denkt. Und natürlich ist bei dem Fall von Kindesentzug etwas schief gelaufen (was ehrlich gesagt ab dem Punkt absehbar war, als man das erste Mal eine Szene aus Perspektive des Vaters gelesen hatte) … Alles in allem war das nett zu lesen und es gab immer wieder gut geschriebene Momente mit den verschiedenen Figuren, die dafür sorgten, dass sie sich wie reale Menschen anfühlen und nicht wie Charaktere. Ansonsten bin ich noch nicht so recht neugierig auf die Hintergründe und kann die Geschichte einfach so auf mich zukommen lassen (und ebenso einfach aus der Hand legen, um eine Lesepause bis zum nächsten Update einzulegen).

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Update 1. Mai (Kapitel 7 bis 10)

Diese Kapitel haben bei mir viele kleine Gedanken ausgelöst. Ich finde es schrecklich, dass eine so aufgeweckte und mitdenkende Person wie Rose von ihrem Vorgesetzten so gedeckelt wird, dass sie sich kaum traut mit einem der ermittelnden Polizisten oder gar dem Brandspezialisten zu sprechen.

Duncan hatte zwischendurch einen erhellenden Moment, als er mit Rose sprach und mal über sein eigenes Verhalten nachdenken musste – allerdings hatte ich das Gefühl, dass er vor der Frage, ob er Maura auch so herablassend behandelt hätte, wenn sie ein Mann gewesen wäre, sehr schnell zurückschreckt und das Thema nur zu gern wieder verlässt, ohne sich wirklich ernsthaft damit zu beschäftigen. Genauso wie seine Gedanken rund um Fanny und ihre Behinderung mich wirklich wütend gemacht haben und da reicht es nicht, dass ihm seine Vorurteile bewusst werden, ich erwarte bei solchen Stellen von Deborah Crombie, dass sie ihre Figuren an solchen Punkten sich weiterentwickeln lässt, wenn sie solche menschenfeindlichen Gedanken bei sich entdecken. Und dann noch der Schluss, dass er ja eigentlich nicht ihre Behinderung abstoßend findet, sondern die Tatsache, dass sie hilfebedürftig wirkt statt kämpferisch … Wie habe ich über solche Stellen früher hinweglesen können?

Und dann zieht er Gemma ein paar Kapitel vorher in seine Ermittlungen, nur um kurz darauf irritiert zu sein, weil sie auf eigene Faust Ermittlungen rund um die verschwundene Elaine anstellt – dabei wissen sie an diesem Punkt noch gar nicht, ob „seine“ Leiche überhaupt Elaine ist und Gemma war diejenige, die überhaupt die Vermisstenanzeige durch Fanny veranlasst hat! Oh, und besonders nett verhält er sich Doug und Maura gegenüber auch nicht – ich hasse diese „Wie will sie bei der Polizei überleben, wenn sie nicht mal eine harmlose Neckerei hinnehmen kann“-Haltung und frage mich, wie er reagieren würde, wenn jemand Gemma so behandeln würde, wie er mit Maura umgeht. Überhaupt ist Duncan hier extrem unprofessionell und schmollt dann, weil seine Kollegen doch glatt den Mut aufbringen und ihm das auch sagen.

Duncan und Gemma geben mir außerdem weiterhin das Gefühl, dass sie ihre Kinder einfach so mitlaufen lassen. Was nicht gerade die richtige Vorgehensweise ist, wenn eines der Kinder gerade eine wichtige und Angst erzeugende Anhörung vor sich hat. Kit tut mir einfach nur leid, aber selbst in den wenigen Momenten, wenn Duncan und Gemma erneut bewusst wird, dass sie sich mehr Zeit für die Kinder nehmen sollten, bekomme ich nicht das Gefühl, dass sich auch nur irgendwas ändern wird. Vor allem, wenn beide keine Hemmungen haben die Termine mit den Kindern abzusagen oder zu verkürzen, wenn etwas Wichtiges (also irgendwas rund um die Arbeit, was vermutlich auch von einer anderen Person oder einen Tag später erledigt werden könnte) dazwischenkommt.

Ansonsten war die Identität der unbekannten jungen Frau von dem Überwachungsvideo im Prinzip in dem Moment erahnbar, als sie das erste Mal auf dem Video auftauchte – ich fände es schön, wenn da jetzt mal ein bisschen mehr Schwung in die Geschichte käme. Wobei es auch sein kann, dass ich die Handlung als etwas langatmig empfinde, weil wir momentan den Roman „Wochenportionen“ lese, während ich so ein Buch normalerweise schneller verschlingen (und vermutlich nicht so viele Details wahrnehmen) würde.

Wollen wir den Rest des Romans in zwei Portionen lesen, Sayuri? Vier Kapitel pro Woche und dann wären wir durch. 😉

 

Update 8. Mai (Kapitel 11 bis 14)

Ich mochte den Anfang des elften Kapitels, das Wiedersehen mit Erika und wie Gemma Erikas Wohnung wahrnimmt. Da sind auf einmal all die kleinen Details, die ich bislang in diesem Roman vermisst habe. Es gab zwar auch schon bei Elaines Wohnung Dinge, die beschrieben wurden und ihre Persönlichkeit ausdrücken sollten, aber es fehlte ein wenig … die Seele oder das Herz hinter diesen Beschreibungen und es fühlte sich mehr nach einer Auflistung an.

Dummerweise war ich dann wenig später beim Lesen wieder auf 180, weil Duncan sein Versprechen gegenüber Rose vergessen hatte und sie nun den ganzen Abend auf eine Rückmeldung des Brandmeisters wartete, der bislang ihre Daten noch nicht einmal erhalten hatte. Dass Duncan das Ganze überhaupt so abtut, als ihm einfällt, dass er das vergessen hat, ärgert mich dann noch ein Stückchen mehr, weil das verdammt noch mal wichtige Informationen rund um Brände sind, die Leben kosten können. Aber seine Pläne und Ermittlungen sind natürlich wieder wichtiger, als das Einhalten eines Versprechens oder die Ermittlungsansätze anderer Personen.

Grundsätzlich bekleckert sich Duncan in diesem Band (mal wieder *seufz*) nicht gerade mit Ruhm, wenn es um den Umgang mit anderen Menschen geht. Ich würde sein Verhalten ja darauf schieben, dass er sich Sorgen um die Anhörung und Kit macht, aber eigentlich scheint das in seinem Leben gerade so gar keine Rolle zu spielen und man bekommt davon vor allem etwas mit, weil Gemma zumindest ab und an daran denkt. Genauso wie sie inzwischen als „Mutter zweier Söhne“ bezeichnet wird – was ich mir bei Duncan so gar nicht vorstellen kann. Der scheint ja aktuell nicht mal für seinen leiblichen Sohn als Vater wirklich herzuhalten, während Gemma wenigstens hin und wieder Zeit mit den Kindern verbringt. Das Ganze würde ich übrigens deutlich weniger übel nehmen, wenn man als Leser das Gefühl bekäme, dass Duncan und Gemma für solche Notfälle vorplanen. Aber stattdessen gibt es immer wieder Leute, die einspringen, oder eben Kit, der auf Toby aufpasst, und viele, viele abgesagte oder verschobene Verabredungen, die den Kindern versprochen worden waren.

Immerhin kommt endlich etwas Bewegung in die Geschichte – so kurz vorm Ende wäre alles andere aber auch wirklich dramatisch 😉 – und die Ermittler bekommen hier und da doch wirklich mal eine greifbare Information in die Finger. Wobei mir das alles viel zu langsam vorwärts geht, weil der „unverdächtige Nebencharakter“ so verdächtig als „Nebencharakter“ ist, dass einem das Wort „Mörder“ geradezu ins Gesicht springt.

Inzwischen bin ich übrigens der Überzeugung, dass ich mich nicht nur deshalb so sehr beim Lesen ärgere, weil ich durch das gemeinsame Lesen aufmerksamer (und langsamer) lese als sonst, sondern auch weil ich diese vagen Momente von „das gefiel mir gerade nicht“ zusätzlich hier in Worte fasse. Je länger ich darüber nachdenke, was mir da gerade nicht gefiel und wie ich das hier nachvollziehbar ausdrücken kann, desto mehr kann ich mich in das Ganze reinsteigern. 😉

Update 15. Mai (Kapitel 15 bis Ende)

Zu Beginn des 15. Kapitels schwanke ich zwischen „ich will das jetzt hinter mich bringen“ und „ich will nicht weiterlesen, weil ich davon ausgehe, dass Kit mal wieder von Duncan im Stich gelassen wird“. Aber nun gut, bringen wir das Ganze mal hinter uns! Harriet ist inzwischen nur zu bewusst, dass sie entführt wurde und dazu kommt noch ein gebrochener Arm, der ihr große Schmerzen bereitet. Auch Duncan und sein Team haben inzwischen von der Entführung erfahren und wissen, wer die Entführerin ist. Rose hat bei einem Brand einen Kollegen verloren und hat kurz darauf die entscheidende Eingebung rund um die Brände und das Motiv des Brandstifters – beides finde ich etwas … hm … wenig innovativ, außerdem finde ich es enttäuschend, dass dieser Täter so aus dem Blauen auftaucht. Natürlich ist mir bewusst, dass dieser ganze Brandstiftungskram davon ablenken soll, dass der Mord an Harriets Mutter andere Motive hat, aber ich möchte trotzdem eine Chance haben im Laufe der Geschichte einen Blick auf den Täter zu werfen, der nicht ausschließlich aus der Täterperspektive kommt.

Außerdem mag ich es normalerweise, wenn Deborah Crombie die großen und kleinen Dramen in ihren Büchern verwebt und so die Tragik rund um einen Mord und die Alltagsprobleme ihrer Stammcharaktere nebeneinander stellt. Dummerweise habe ich aber hier das Gefühl, die Autorin lässt Doug nur deshalb mit seiner Freundin Stella Schluss machen (während er eigentlich auf dem Weg zu einem wichtigen Zeugen/Verdächtigen ist), weil sie keine Ahnung hat, wie dieser Teil der Geschichte hätte weitergehen können. Überhaupt kommt es mir so vor, als ob sie in den letzten Bänden – also seitdem Gemma und Duncan kein berufliches Team mehr sind – keine Ahnung, wie sie die Reihe (und somit auch die Zusammenarbeit der beiden) weiterschreiben sollte. Da ich die kommenden Romane in besserer Erinnerung habe, hoffe ich, dass sie nun mit all den seltsamen, abrupten und ärgerlichen Szenen in diesem Buch diese ganzen Sackgassen beseitigt hat und es in Zukunft wieder besser wird.

Auch der Tod von Mouse kommt mir vor wie eine Flucht aus der Sackgasse, also als ob Deborah Crombie nicht gewusst hätte, wie sie Duncan auf die Spur des Mörders bringen sollte, ohne noch einen weiteren Nebencharakter zu opfern. Mir kommt es so vor, als ob sie in den ersten Bänden liebevoller mit ihren Nebenfiguren umgegangen wäre und im Gegenzug ruhigere und stimmigere Krimihandlungen entworfen hätte. Aber es ist natürlich einfacher mit Leichen um sich zu werfen und so dafür zu sorgen, dass die Polizei mit jeder neuen Tat neue Puzzlestücke bekommt, statt eine intensivere Ermittlung zu beschreiben, bei der Duncan und sein Team für die gewonnen Erkenntnisse auch arbeiten müssen …

Und ja, natürlich war für Duncan Kits Anhörung nicht so wichtig wie sein Job – also ist da weiterhin alles so ärgerlich wie immer. Und wieso macht Gemma sich Vorwürfe, dass sie „ungerecht“ gewesen wäre, weil sie Duncan mal klar gesagt hat, dass er Kit im Stich gelassen und wieder einmal seinen Beruf über seinen Sohn gestellt hat? (Und wie konnte ich früher dieses Verhalten einfach hinnehmen, statt das Bedürfnis zu haben alle Beteiligten zu schütteln? Darf ich bitte wieder zu den ersten Romanen zurückkehren und die Reread-Erfahrungen der letzten Bände vergessen?!)

Wie gesagt, die Auflösung mit dem Brandstifter fand ich unbefriedigend, auch wenn ich es nett fand, dass Rose noch einmal eine aktive Rolle bekam. Die Auflösung mit dem Mörder war ebenso unbefriedigend und dass nicht nur, weil er so einen lächerliche Gestalt und so offensichtlich als total unverdächtiger Nebencharakter eingeführt worden war. Schön hingegen fand ich Gemmas Lösung zur … Hausdurchsuchung, in der Hoffnung Harriet zu retten.

Und irgendwie hätte ich es cool gefunden, wenn Duncan seinen Job für Kit aufgegaben hätte. Gemma als offizielle Ermittlerin, Duncan als … Hausmann und Teilzeitbuchhändler oder so, der seine Frau bei ihrer Arbeit inoffiziell unterstützt. 😀

Deborah-Crombie-Lesetag (9) – Nur wenn du mir vertraust

*seufz* Da sind wir also beim „Hazel“-Roman angekommen … Es ist lustig, dass ich die ganze Serie so gut in Erinnerung hatte und trotzdem jahrelang zwei Ausnahmen erwähnen musste, wenn ich über diese Kriminalromane sprach. Die eine Ausnahme haben wir mit „Von fremder Hand“ schon hinter uns gebracht, die andere ist „Nur wenn du mir vertraust“. Hazel ist eine der Figuren, die ich auf Anhieb mochte und die es in den vorhergehenden Romanen so stimmig gemacht hat, dass Gemma trotz der Tatsache, dass sie eine alleinerziehende Mutter mit einem zeitlich und psychisch sehr anspruchsvollen Job, alles so gut auf die Reihe bekam. Ich weiß nur noch wenige Details zur Handlung in diesem Roman, aber über die Entwicklung, die Hazel hier nimmt, bin ich bis heute verärgert (was natürlich auch damit zusammenhängt, dass die Figur weiterhin als Gemmas Freundin eine Rolle haben wird und mich so immer wieder daran erinnert, dass ich mich hier über sie geärgert habe). Ich bin gespannt, wie ich die Geschichte nach so vielen Jahren beim Lesen empfinde und ob ich vielleicht dieses Mal gnädiger mit Hazel umgehen werde. Wie immer gilt, dass dieser Beitrag voller Spoiler sein wird – wobei sich diese Warnung vermutlich nach acht gemeinsam gelesenen Bänden erübrigt. 😉

Update 12:00 Uhr

Diese Traumverbindung, die ganz am Anfang des Romans angedeutet wird, macht mich ja schon misstrauisch. Es ist lustig zu sehen, auf welche Elemente ich mit deutlicher Ablehnung reagiere – das sind Sachen, die mir sonst gar nicht so extrem auffallen, weil ich einfach drüberweglese statt darüber nachzudenken, dass ich es hier erwähnen könnte. Was Hazels Verhalten angeht, das dazu geführt hat, dass ich diesen Roman so viele Jahre lang nicht noch einmal gelesen habe (mein Buch sieht aus wie neu und lässt sich nicht entspannt aufblättern, weil die Bindung so selten beansprucht wurde *g*), so verzeihe ich ihr mehrere Sachen nicht. 1. gibt sie Gemma das Gefühl, dass sie sich um sie sorgt und deshalb diesen Kurzurlaub vorgeschlagen hat, während sie 2. Gemma eigentlich als Alibi verwendet, um sich mit einem Mann zu treffen, ohne dass ihr Ehemann Tim es erfährt, und 3. dass sie Tim, der bislang – also wenn man von seinem Verhalten in diesem Buch absieht – immer nur als liebenswerter, verständnisvoller und warmherziger Mann dargestellt wurde, so hintergeht. Ich kann verstehen, dass es da eine alte Liebesgeschichte gibt und dass die Versuchung groß ist, aber wenn Hazel schon diesen alten Gefühlen nachgibt, dann würde ich mir wünschen, dass sie mit offenen Karten spielt – statt Tim zu hintergehen und Gemma zu benutzen. Ich glaube, ich kann es Deborah Crombie einfach nicht verzeihen, dass sie mehrere Bücher lang Hazel (und Tim) aufgebaut hat, um das Bild, dass man sich von ihnen gemacht hat, in „Nur wenn du mir vertraust“ einzureißen – und dann in den kommenden Bänden daran zu arbeiten, dieses Bild wieder zu restaurieren, was aber natürlich nur dazu führt, dass es einem leichter fällt die Sprünge zu sehen als das ursprüngliche Muster.

Update 15:00 Uhr

Nach dem letzten Update habe ich erst einmal meiner Unruhe nachgegeben und meinen restlichen Haushaltskram erledigt. Nachdem das Bad nun geputzt, das Geschirr abgewaschen und die Kochwäsche angeworfen wurde, lauft es auch etwas besser – wenn auch nicht gerade flüssig – mit dem Lesen. Ich finde es interessant, wie viele Charaktere ich auf Anhieb erst einmal nicht leiden kann, obwohl man als Leser noch nicht so viel über sie erfährt. Donald, der recht egozentrisch zu sein scheint und deshalb das Gefühl zu haben scheint, dass er andere Menschen ausnutzen darf. Heather, die aus irgendeinem Grund sauer auf Hazel zu sein scheint. Hazel, deren Verhalten gegenüber Gemma mich in den Wahnsinn treibt, weil sie Gemma nicht nur zu ihrem Wochenende mit Donald mitnimmt, sondern auch weil sie ihr nichts von ihrer Familie oder Vergangenheit erzählt hat, was Gemma in die unangenehme Situation bringt, dass alle davon ausgehen, dass sie mehr über Hazel weiß, als sie tut. Oh, und Alison, deren Motive ich zwar teilweise nachvollziehen kann, deren Gedanken ich trotzdem nicht gern verfolge. Und was soll diese „Tim will nichts von meiner Kindheit wissen“-Aussage von Hazel? Ich glaube, ich bin grundsätzlich in Nörgelstimmung, wenn es um dieses Buch geht, denn ich frage mich sogar bei den „Rückblicken“ wieso jemand einen Stall – trotz regelmäßiger Einschneigefahr im Winter – so baut, dass jemand eine Stunde durch den Schnee schaufeln muss, um die Tiere zu erreichen. Das finde ich unstimmig, da Tiere einfach zu kostbar (sind und) waren, um ihren Tod zu riskieren, weil niemand sie im Winter versorgen kann. Ach ja, ich bin übrigens gerade beim Mord angekommen und gespannt wie Duncans in Aussicht stehende Ankunft auf die Atmosphäre vor Ort auswirkt. Aber bevor ich weiterlese, werde ich erst einmal zwei Riegel Zartbitterschokolade in Milch versenken und es mir damit gut gehen lassen. 😉

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Update Mittwoch, der 11.03.2020

Leider doch kein gemeinsames Lesen heute (vielleicht bekommen wir das ja am kommenden Mittwoch wieder auf die Reihe), dafür ein Update, in dem ich meine Gedanken zu den Kapiteln 9 bis 11 zusammenfasse, damit Sayuri und ich uns auch ohne gemeinsame Lesezeit austauschen können. Ich fürchte, ich bin weiterhin einfach unzufrieden mit allen Beteiligten. Hazel, weil sie mit Donald geschlafen hat, obwohl sie schon beschlossen hatte, dass sie ihre Ehe mit Tim nicht aufs Spiel setzen und Donald abweisen will. Duncan, weil gerade wieder etwas Wichtiges mit Kit los ist und er Gemma nichts davon erzählt (weil er ihren Urlaub nicht stören will … pfffff …) und all die anderen Figuren, weil sie alle vor sich hinbrüten und keiner mit irgendjemandem redet. Callum, weil er Alison das angetan hat – auch wenn es vielleicht notwendig war, damit sie sich keine weiteren Illusionen mehr macht. Gemma, weil sie das Gefühl hat, sie müsse von der Polizei eine Sonderstellung bekommen, weil sie eine Kollegin ist – obwohl sie doch oft genug auf der anderen Seite stand und dann ebensowenig erfreut war, wenn sich jemand in ihre Ermittlungen einmischen wollte.

Ich bin so grumpig, dass es mich nicht mal interessiert, warum John sich ständig aus dem Haus schleicht. Einzig das Verhältnis zwischen Louise und Callum finde ich interessant, ich hätte nicht gedacht, dass er so etwas wie eine Zuflucht für sie darstellt, auch wenn ihr dann aufgeht, dass sie ihn eigentlich kaum kennt. Immerhin muss ich anerkennen, dass sich die ganze Geschichte gut lesen lässt, obwohl ich weiterhin der Meinung bin, dass die Handlung nicht gut geschrieben ist und dass Hazel und Tim vollkommen „out of character“ dargestellt werden. Oh, und ich erinnere mich an so gut wie gar nichts mehr und habe dieses Mal relativ wenig Lust mitzuermitteln, weshalb ich momentan davon ausgehe, dass die Auflösung eine ziemliche Überraschung für mich sein wird. *g*

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Update 29.03. – ich muss zugeben, dass ich diesen Text vor gut einer Woche vorgeschrieben hatte, nachdem ich die Kapitel 12 bis 14 gelesen hatte, und nun musste ich selber erst einmal schauen, welche Meinung ich vor einigen Tagen zu diesem Teil der Geschichte hatte. 😉

Uhhhh, ich bin so frustriert mit diesem Buch und den Charakteren! Sorry, für diese Wiederholungen, aber das ist alles, was mir gerade beim Lesen durch den Kopf geht. Duncan, der doch als Ermittler so aufmerksam ist und ein gutes Gespür für Menschen beweist, ist nicht mal in der Lage festzustellen, dass sein Sohn sich Sorgen macht, weil die Großmutter das Sorgerecht einklagen will und weil Gemma und Hazel nun in einen Mordfall verwickelt sind – und dass auch noch in Schottland, so dass Kit sich nicht persönlich davon überzeugen kann, dass es den beiden Frauen, die ihm am Herzen liegen, gut geht. Mal abgesehen davon, dass Kit seit dem Tod seiner Mutter Angst davor hat, dass Menschen aus seinem Leben verschwinden könnten, ohne dass er sie beschützen oder zumindest von ihnen verabschieden kann!

Tim, der in den vorhergehenden Bänden eher eine farblose, aber sympathische Randfigur war, dreht inzwischen richtig am Rad, weshalb ich von dieser Figur total enttäuscht bin. Er ist so wütend über Hazels Benehmen (was ich auch nur teilweise verständlich finde), dass er nicht nur gegenüber Duncan ein unmögliches Verhalten an den Tag legt, sondern auch anscheinend kein Problem damit hat, dass er seine eigene Tochter ängstigt. Bei jemandem, der seinen Lebensunterhalt als Therapeut verdient, erwarte ich keinen Heiligenschein im Privatleben, aber ein kleines Bisschen Rücksicht gegenüber einem Kleinkind! Boah, das macht mich so wütend – und sorgt natürlich dafür, dass ich weiterhin mit allen beteiligten Figuren sehr ungnädig bin.

Was mich zu Gemma bringt, die sich weiterhin nicht wie eine erfahrene Polizistin verhält, sondern wie ein emotionales Schäfchen, dass auf der einen Seite die Ermittler bedrängt, weil sie unbedingt weiterhin zu Hazel will, und auf der anderen Seite darauf wartet, dass endlich Duncan kommt und alles in die Hand nimmt. Naja, ein bisschen ermittelt sie selber natürlich auch auf eigene Faust, aber in erster Linie, weil sie nicht in der Pension mit ihren Freunden zusammensitzen will, die sie nun als Verdächtige ansehen muss. Übrigens den Freunden, die sie gerade mal gut 36 Stunden kennt und denen sie bislang nicht besonders nahe gekommen ist!

Und dann trifft Duncan ein und sie streiten sich, weil Gemma zu recht sauer ist, weil ihr Liebster sie über die ganze Sache mit Kit im unklaren gelassen hat. Dummerweise glaube ich nicht, dass die Erkenntnis, die er daraus gewinnt, wirklich anhaltende Früchte trägt – wir werden sehen, schließlich muss es ja irgendeinen Grund geben, dass ich immer dachte, dass die beiden eigentlich eine gute Beziehung führen. 😉

Update 02.04. – Kapitel 15 bis 17

An allen Ecken und Enden Drama und ich bin nicht daran interessiert. Das große Geheimnis rund um Johns heimliche Unternehmungen interessiert mich überhaupt nicht – vor allem, da ich davon ausgehe, dass es am Ende nichts groß mit dem Mord an Donald zu tun haben wird. Der kleine Martin hat Dreck am Stecken, aber auch das fühlt sich so gar nicht relevant an … und immer wieder Gemma, die wie eine hilflose Glucke versucht alle zu beschützen, obwohl das so gar nicht zu ihrem sonst so professionellen Auftreten passt und obwohl sie mit den meisten Personen bislang gerade mal ein paar Sätze gewechselt hat. Während Deborah Crombie sonst so gut darin ist kleine Szenen einzuflechten, die selbst die kleinste Nebenfigur zu einem Charakter machen, der einem ans Herz wächst, gibt es hier selbst bei den relevanten Figuren so gar keine Momente, die dafür sorgen, dass ich mich für sie interessiere. Es ist schon irgendwie faszinierend, wie viel bei dieser Geschichte schief gelaufen ist … Das Einzige, was gerade eine vage Neugier in mir weckt, ist die Frage, was Callum wohl weiß, dass ihn jemand ermorden wollte. Allerdings gibt mir diese Entwicklung auch das Gefühl, dass Deborah Crombie selber nicht wusste, wie sie ihre seltsam Geschichte auflösen sollte und nun auf einen Zeugen, dem nicht bewusst ist, dass er den Mörder überführen könnte, zurückgreifen musste. Oh, und obwohl ich vor lauter „ich rege mich über das Verhalten der Charaktere auf“-Ablenkung nicht so richtig aufgepasst habe, denke ich, dass eigentlich nur eine Person die Gelegenheit und die Mittel gehabt hätte beide Taten zu begehen …

Nur noch vier Kapitel – ein Ende ist in Sicht und ich hoffe sehr, dass die kommenden Bände sich so gut lesen lassen, wie ich sie in Erinnerung hatte, während ich kurz davor bin „Nur wenn du mir vertraust“ aus dem Regal zu werfen, weil ich den Teil vermutlich nie wieder lesen werde. 😉

Update 07.04. (Kapitel 18 bis Ende)

Und dann entpuppt sich die einzige Person, die Zugang zu allen „Tatwaffen“ hatte, als Mörderin. Überraschung! Oder auch nicht … Das Motiv ist peinlich, die Auflösung nur durch zwei Männer möglich, die beide aus seltsamen Gründen, den Mund nicht aufgemacht haben … was ist nur in die Autorin gefahren, dass sie dachte, dass das eine erzählenswerte Handlung wäre? Immerhin fühlten sich Gemma und Duncan in den letzten vier Kapiteln fast wieder normal an und die Tatsache, dass Nathan mal wieder kurz vorkam und Kits Leben in die richtige Richtung rücken konnte, hat mich auch gefreut. Außerdem bin ich dieses Mal erst recht spät auf die Auflösung gekommen (unter anderem, weil ich mich nicht intensiver mit der Handlung beschäftigen wollte *g*). Alles in allem bin ich froh, dass wir diesen Roman hinter uns gebracht haben! Wieso hat Deborah Crombie eigentlich nie eine zweite Reihe rund um Nathan angefangen? Die hätte wirklich gut werden können. 😉

Deborah-Crombie-Lesetag (8) – Der Rache kaltes Schwert

Es ist schon wieder ein Weilchen her, seitdem Sayuri und ich das letzte Mal zusammen einen Deborah-Crombie-Roman gelesen haben, aber Vorweihnachtsstress, Feiertage, Urlaubswochen und anderer Trubel sind dann doch ein bisschen wichtiger als das gemeinsame Lesen zwanzig Jahre alter Krimis. 😉 Wie immer gilt, dass diese Beiträge nur für Leute geeignet sind, die die Kincaid-und-James-Romane schon kennen oder nicht vorhaben sie jemals zu lesen, denn wir werden uns mit Spoilern nicht zurückhalten.

Mit „Der Rache kaltes Schwert“ kommen wir langsam in einen Bereich der Reihe, wo meine Erinnerungen etwas verschwimmen. Es gibt viele Elemente aus dem Leben von Gemma und Duncan, an die ich mich erinnere, die ich aber nicht einem bestimmten Roman zuordnen kann. Was auch daran liegt, dass ich die ersten sechs Romane (über den siebten Band rede ich dann doch lieber nicht,) während meines Studiums immer mal wieder gelesen habe. Den folgenden Romanen hing aber so ein bisschen das „Von fremder Hand“-Stigma (und eine Entwicklung von Hazel, die bald kommen wird,) nach und dazu kam, dass ich fast zehn Jahre lang den Großteil meiner Bücher in Umzugskartons aufbewahrte, so dass ich irgendwann nur noch die Neuerscheinungen las und kaum noch Rereads in Angriff nahm. Ich bin also gespannt, was mich in „Der Rache kaltes Schwert“ erwartet und welche Erinnerungen während des Lesens wieder hochkommen …

Update 12:00 Uhr

Freitagvormittag kümmere ich mich normalerweise um all den Haushaltskram, für den ich an den anderen Tagen keine Zeit habe und den ich vor dem Wochenende erledigt haben will. Und selbst wenn ich – wie in dieser Woche – das alles auf Donnerstag gelegt habe, fallen mir immer noch Dinge ein, die mich kurz vom Sofa springen lassen. Ich finde es wirklich seltsam, dass es mir so schwer fällt mich selbst bei solchen Leseverabredungen vormittags einfach hinzusetzen und längere Zeit am Stück zu lesen … Aber nun zum Buch: Faszinierenderweise fühlt es sich an, als ob ich die Geschichte noch nie gelesen hätte. In der Regel kommen bei diesen Rereads relativ schnell Erinnerungen an die Figuren zurück, wenn ich die ersten Kapitel gelesen habe, aber weder das Opfer, noch die Männer, die mit Dawn Arrowood in Verbindung standen, kommen mir irgendwie vertraut vor. Einzig bei der Tierärztin klingelte ein sehr, sehr fernes Glöckchen, aber mehr war da auch nicht, ich kann mich weder an sie als Person noch als Teil der Handlung erinnern.

Die persönlichen Momente zwischen Gemma und Duncan geben mir dafür eher ein Gefühl von „ach ja, so war das“ und „stimmt, das Haus gehörte der Schwester von Duncans Chef“ – wobei ich mich frage, ob die fünf Jahre nicht schon längst vorbei sind (also bei dem aktuellen Roman, nicht bei „Der Rache kaltes Schwert“). 😉 Außerdem mag ich, wie Deborah Crombie in diesem Band den ersten gemeinsamen Auftritt von Gemma und Duncan an einem Mordschauplatz gestaltet hat, bei dem Duncan nur die Rolle des Zuschauers übernehmen darf, und ich freu mich mehr über Doug und Melody zu lesen, die inzwischen schon so lange zum „Team“ gehören, dass ich mich gar nicht mehr an die ersten Szenen mit den beiden erinnern kann. (Wie lang es wohl dauert, bis Doug nicht mehr das Gefühl hat, dass er gegen Gemma immer verlieren wird, weil Duncan mit ihrer Arbeit soooo zufrieden war.)

Bevor ich weiterlese, räume ich erst einmal die Gemüsekiste weg, die gerade geliefert wurde, und mache mir ein Frühstück.

Update 14:00 Uhr

Nach Frühstück, Tee und ein paar weiteren Kapiteln bin ich inzwischen mehr in der Geschichte drin und genieße es einen „unvertrauten“ Deborah-Crombie-Roman zu lesen. Spannend finde ich, dass ich Dawn in den wenigen Momente, die man aus Sicht des Opfers erlebte, gar nicht sooo sympathisch fand, während sie mir nun nach ihrem Tod ans Herz wächst, weil die Menschen um sie herum so von ihr fasziniert waren. (Irgendwann würde ich allerdings gern mal einen Kriminalroman der Autorin lesen, in dem das Mordopfer einfach nur ein ganz gewöhnlicher und unauffälliger Mensch war.) Außerdem deuten sich bei Hazel schon ganz leicht die kommenden Entwicklungen an (ich bin gespannt, ob ich den Teil beim erneuten Lesen auch wieder so doof finde wie vor einigen Jahren) und Duncan rollt in typischer Duncan-Manier in Gemmas Fall hinein, ohne ihr gegenüber überhaupt vorher eine Andeutung fallen zu lassen. Wie kann er die Nacht nach dem Mord mit ihr verbringen und nicht einmal erwähnen, dass er vor einiger Zeit einen ähnlichen Mordfall hatte? Und auch nachdem er seinen Chef darum gebeten hat, dass er sich in Gemmas Mordfall einmischen darf, wartet er noch einen weiteren Tag, bis er ihr Bescheid gibt … Ganz ehrlich, da hätte ich mich an Gemmas Stelle nicht so schnell beruhigen lassen!

Ansonsten finde ich Ferns Verhalten sehr seltsam. Ich kann verstehen, dass sie Alex vor Dawns Ehemann in Sicherheit bringen will, wenn sie befürchet, dass dieser Dawn umgebracht hat, weil sie ein Verhältnis mit Alex hatte (und von ihm schwanger war). Aber wieso sie dann der Polizei nicht sagen will, wo Alex ist und solch ein Rumgeeiere mit Gemma aufführt, kann ich nicht nachvollziehen. Auf der anderen Seite gibt es gleich zwei Frauen in dieser Geschichte, die an hoffnungslosen Gefühlen für Männer festhalten, die anscheinend nichts für sie empfinden, was mir eigentlich etwas viel für einen einzigen Roman ist. 😉

Ich weiß nicht, wie lange Sayuri heute lesen will, aber ich bin gerade mit dem sechsten Kapitel fertig geworden und lege jetzt erst einmal eine Lesepause ein, um ein paar Sachen zu erledigen, und schaue dann, ob es bei Sayuri in der Zwischenzeit ein neues Update gab und ob es bei ihr dann noch weitergeht oder ob sie in den kommenden Tagen etwas „nachlesen“ möchte, bis wir uns zum nächsten gemeinsamen Lesen verabreden.

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Update Montag, der 17.02.2020

Da Sayuri und ich am Freitag mit dem zehnten Kapitel starten wollen, gibt es hier noch meine Eindrücke zu den Kapiteln sieben bis neun. Als ich heute wieder zu „Der Rache kaltes Schwert“ griff, war ich ein bisschen überrascht, dass sich der Ton – meinem Gefühl nach – so deutlich geändert hatte. Es war, als ob die ersten sechs Kapitel die Grundlagen für die Geschichten gelegt hätten (was ist passiert, welche Personen sind beteiligt und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander), während jetzt nicht nur die Ermittlungen mehr Hinweise an den Tag bringen, sondern auch die vielen Charaktere sich ernsthaft der Tatsache stellen müssen, dass so ein Mord mehr als nur die offensichtliche Folge (also den Tod eines Menschen) mit sich bringt und dass jeder von ihnen unter Verdacht steht und sich – bis zur Auflösung des Falles – fragen wird, ob er etwas hätte anders tun können, ob der Mensch, mit dem er sich gerade unterhält, in den Mord verwickelt ist und wie die Person, die einem am Herzen liegt, sich von so einem Schicksalsschlag wieder erholen kann.

Wie immer bei den Romanen, die innerhalb von London spielen, finde ich es wunderbar, wie Deborah Crombie die Geschichte des Stadtteils und die Entwicklung der Gegend in ihre Handlung miteinbezieht. Die Szenen mit Angel und Ronnie waren übrigens die ersten, die mir seitdem wir Freitag das Buch begonnen haben, vertraut vorkamen. Ansonsten bin ich mir – eigentlich seit der ersten Erwähnung der Person – sehr sicher, dass ich weiß, wer der Täter ist, auch wenn ich keine Ahnung habe, was sein Motiv ist. Ebenso finde ich es etwas arg bemüht, dass Deborah Crombie mit dem Spitznamen Angel arbeitet, um die Verbindung zwischen diese Szenen und einem der Mordopfer zu vertuschen – obwohl doch offensichtlich ist, wie der reale Name dieser Frau war – und spätestens nach dem Fotos, dass der Nachbar der ermordeten Marianne Kincaid gegeben hat, kann man sich als Leser auch denken, in wessen Beuteschema Marianne als junge Frau fiel …

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Update Freitag, der 21.02.2020
10:30 Uhr

Ich bin heute mal wieder ein bisschen spät dran, aber dafür habe ich alles erledigt, was ich diese Woche erledigen musste und kann mich nun entspannt aufs Lesen konzentrieren. Ich muss zugeben, dass ich in den vergangenen Tagen kaum an „Der Rache kaltes Schwert“ gedacht habe, weil ich das Gefühl habe, ich wüsste die Auflösung schon und dieses Mal beschäftigen mich die verschiedenen Charaktere nicht so sehr wie sonst bei einem Deborah-Crombie-Roman. Die einzigen Sachen, die mir eben beim Teekochen durch den Kopf gingen, war, dass ich 1. zu wissen glaube, wie Gemma ihr Baby verliert (bei einer Konfrontation mit dem Mörder in der Suppenküche) und 2. ging mir die Frage durch den Kopf, ob ich mich richtig erinnere, dass Wesley in Zukunft als Babysitter für Gemmas Sohn herhalten wird. Da bin ich mir nicht mehr sicher, aber spätestens als erwähnt wurde, dass er auf die Töchter des Cafébesitzers aufpasst, dachte ich, dass er mir vertraut vorkommen würde. Oh, und ich wusste gar nicht mehr wie Geordie zur Familie James-Kincaid kam und finde Gemmas spontanen Entschluss nicht nur untypisch für sie (wenn auch irgendwie liebenswert), sondern hätte mich auch gefreut, wenn sie das in der Zwischenzeit Duncan gegenüber mal angesprochen hätte. Dass die beiden auch über wichtige Punkte ihres Familienlebens kaum reden, finde ich erschreckend irritierend!

Update 13:00 Uhr

Hunger und keine Ahnung, was ich frühstücken soll – also gibt es mal wieder Zimtmilchreis. *g*

Ich mochte diesen Moment der Erkenntnis, den Fern hatte, als sie darüber nachdachte, ob sie deshalb so an Alex Dunn hing, weil diese unerwiederte Liebe ihr erlaubte in ihrer aktuellen Situation zu verharren statt sich weiterzubewegen. Während ich es schon ganz schön heftig finde, dass Gemma und Duncan Kit an seinem allerersten Abend im neuen Haus zum Babysitten verdonnern. Als ob er ein Gummiball wäre, denn man mal eben in jede beliebige Richtung schleudern kann und der heil von allen Herausforderungen zurückprallt. Er war bislang nur zu Besuch in London, kennt sich in der Gegen nicht aus, hat niemanden in der Nachbarschaft, an den er sich wenden kann, und ist verantwortlich für einen kleinen aktiven Jungen – in seinem Alter und mit seiner Vorgeschichte würde es mich nicht beruhigen, dass ich Gemma per Handy jederzeit erreichen kann. Ansonsten musste ich natürlich das Lesen unterbrechen, um mich über Stephen Ward und Christine Keeler zu informieren – das ist genau die Art von Geschichte, die mein Mann in seinen britischen Spionage-Serien so liebt. *g*

Ansonsten hätte ich gern noch mehr über Betty gelesen. Sie kommt so wenig vor in den Rückblicken, aber die wenigen Sätze, die man von ihr hört, lassen sie sehr sympathisch wirken. Mrs. Farley hingegen fand ich gruselig – so viel Fassade, so wenig Inhalt. Ich möchte mir nicht vorstellen, was sie für eine Ehe mit dem Tierarzt (so ein unangenehmer Mensch!) führt. Aber ich kann anerkennen, dass Deborah Crombie es auch hier mal wieder geschafft hat, dass man nach einem kurzen Gespräch eben doch eine erschreckend gute Vorstellung von dieser Ehe bekommt. Und dann ist da noch Marc Mitchell, der zum ersten Mal überhaupt richtig zu Wort kommt und den man sonst nur durch die Augen von Bryony erlebt. Sich selbst soweit aufzugeben, um Gutes zu tun, zeugt von einem Extremismus, den ich bedenklich finde – und kein Wort über seine Mutter, nur über seine Großmutter …

Nur noch ein paar Seiten, aber bevor ich weiterlese gibt es erst einmal Frühstück. 😉

Update 14:00 Uhr

Gemma und das Baby – ich muss gestehen, dass ich es sehr geschickt finde, dass Deborah Crombie Gemma erst allen von Schwangerschaft erzählen lässt und es wirkt, als ob alles gut ist und es keine Probleme mit der Arbeit gibt. Geschickt, aber auch herzzerreißend …

Oh, und ich habe erst als Gemma die Wohnung beschrieb daran gedacht, dass Wesley Bettys Sohn ist – das ist schon etwas sehr viel Zufall, aber ich mag es. Die Betty, die man aus Angels Perspektive kennenlernt, ist die passende Frau, um einen Sohn wie Wesley zu erziehen.

Was den Täter angeht, so wusste ich schon bei seinem Auftauchen, dass er der Täter war, aber erst als Evan erwähnt wurde, konnte man ein Motiv erahnen. Am Ende finde ich den Fall vor allem frustrierend, weil die Gier eines Mannes so viel Leid verursacht hat und weil all die Morde so sinnlos waren … und natürlich das Ende der Geschichte schrecklich traurig, auch wenn die Teekanne ein schönes Element ist. Ich finde es schön, dass sie sich in Zukunft durch fast alle Bücher zieht und dass ich mich nun daran erinnere, wofür sie steht. 🙂

Deborah-Crombie-Lesetag (7) – Von fremder Hand

Nachdem Sayuri und ich inzwischen beide „Böses Erwachen“ beendet haben, beginnen wir heute mit „Von fremder Hand“. Ich muss zugeben, dass ich mich auch hier an relativ wenig erinnere, was dieses Mal daran liegt, dass ich den Roman (ebenso wie den neunten Teil) beim ersten Lesen nicht mochte und deshalb auch deutlich seltener gelesen habe als die anderen Deborah-Crombie-Titel. Alles, woran ich mich noch erinnere, ist, dass sich diese Geschichte um eine Person dreht, die Texte, die von einem mittelalterlichen(?) Mönch niederschreibt, und sich darum eine Art Kult bildet (bei dem Teil bin ich mir nicht so sicher). Für mich bildet dieses Buch den Tiefpunkt der Reihe – ich bin gespannt, ob das nach dem erneuten Lesen so bleibt, oder ob ich überraschenderweise Elemente finde, die ich doch mögen werde. 😉

Wie immer kommt hier die Warnung, dass dieser Beitrag nur für Leute geeignet ist, die den Roman schon kennen oder keinerlei Probleme mit Spoilern haben, denn Sayuri und ich werden uns hemmungslos über die Geschichte austauschen. Ansonsten bin ich gespannt, wie viel Konzentration ich in den nächsten Stunden aufbringe, da ich auf Paketboten warte und mich das immer sehr unruhig macht, weil die örtlichen Boten recht unzuverlässig sind.

Update 12:00 Uhr

Es ist schwierig für mich unbefangen an ein Buch heranzugehen, das ich seit so vielen Jahren als „Tiefpunkt“ der Reihe in Erinnerung habe – obwohl ich kaum noch Erinnerungen an den Inhalt habe. *g* Ich bemühe mich wirklich unbefangen an die Geschichte heranzugehen, finde aber Jacks Reaktion auf die lateinischen Texte, die er unbewusst produziert, etwas extrem, auch wenn Deborah Crombie versucht das mit einem „Gefühl“ zu hinterlegen, das dafür sorgt, dass Jack die Vorgänge nicht einfach verdrängen/ignorieren kann. Ebenfalls finde ich es etwas seltsam, dass Nick bei seinem ersten Gespräch mit Jack so schnell auf den Gedanken kommt, dass dieser genau wie Frederick Bligh Bond paranormale Botschaften erhält. Frederich Bligh Bond hat mich dann erst einmal vom Lesen abgelenkt hat, weil ich durch eine Online-Recherche meine Erinnungen an ihn auffrischen musste und nun bin ich irritiert, weil in dem englischen Wiki-Artikel behauptet wird, dass er Botschaften durch ein Medium bekam, während in „Von fremder Hand“ gesagt wird, dass er selber – mit Hilfe eines Freundes – das „automatisches Schreiben“ beherrschte.

Ansonsten finde ich es gerade überraschend anstrengend, dass die Autorin einem erst einmal eine ganze Reihe von Personen vorstellt. Jede Figur hat zwar auch ihren ganz eigenen Ton, aber da ich etwas unruhig bin, würde ich gerade gern lieber länger bei einem Charakter bleiben. Immerhin freue ich mich über das Wiedersehen mit Winnie und mochte es, wie Jack an sie denkt und wie er in Gedanken ihr erstes Treffen noch einmal durchspielte. Außerdem hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung, dass es für Gemma so schwierig war den Entschluss zu fassen, dass es Zeit für den nächsten Karriereschritt sei. Aber zu Beginn dieses Buches zögert sie, weil das bedeuten würde, dass sie nicht länger mit Duncan zusammenarbeiten würde und weil sie nicht weiß, wie Duncan darauf reagieren wird. Insgesamt bleibt es momentan dabei, dass ich kaum Erinnerungen an die Geschichte habe – stattdessen habe ich bislang einen Haufen Leute kennengelernt, den ich erst einmal zuordnen muss, wobei Winnie sich als roter Faden erweist, denn sie scheint diejenige zu sein, zu der fast alle eine Beziehung haben.

Update 14:00 Uhr

Sehr weit bin ich heute mit dem Roman nicht gekommen, aber ich denke, ich habe jetzt so gut wie alle relevanten Personen kennengelernt und ein Gefühl für ihren jeweiligen Charakter und ihre Ansichten bekommen. Und ich muss mich berichtigen, Deborah Crombie klärt dann relativ schnell noch auf, dass nicht Bligh Bond, sondern sein „helfender“ Freund derjenige war, der das automatische Schreiben praktizierte. Außerdem bin ich etwas grummelig, weil wir als Leser das Gespräch zwischen Gemma und Kincaid, in dem es um ihre Bemühungen um eine Beförderung geht, nicht mitbekommen hat. Wieso hat die Autorin dann das Thema überhaupt aus Gemmas Sicht aufgebracht, wieso ist sie nicht gleich an dem Punkt eingestiegen, an dem sich Duncan und Kit darüber unterhalten? Alles in allem packt mich die Geschichte noch nicht, aber da es inzwischen in dem Kreis, der sich rund um Jack gebildet hat, knirscht, bin ich neugierig darauf, wann endlich etwas passiert, das dafür sorgt, dass Duncan hinzugezogen wird.

Jetzt höre ich für heute aber erst einmal auf mit dem Lesen, denn sonst ist das letzte bisschen Tageslicht weg, bevor die Wohnung einigermaßen sauber ist. 😉

Mittwoch, der 27. November
Update10:45 Uhr

Heute steige ich etwas verspätet in die gemeinsame Leserunde mit Sayuri ein, da mein Wuseln in der Küche etwas länger gedauert hatte als geplant. Dafür habe ich das Abendessen für heute schon vorgekocht und mein Frühstück fertig gemacht und kann mich jetzt ungestört mit meinem Buch einrollen. 😉 Ich muss gestehen, dass ich seit Freitag nicht einmal an „Von fremder Hand“ gedacht habe. Die Geschichte hinterlässt bei mir nicht genügend Spuren, um mich auch zwischen den Lesestunden zu beschäftigen (während mich mein „Zweitkrimi“ sogar bis in den Schlaf begleitet). So ganz ohne Grund habe ich diesen Band der Kincaid-und-James-Reihe also doch nicht als den schlechtesten Roman von Deborah Crombie in Erinnerung. Wie Sayuri auch, finde ich den esoterische Anteil nicht stimmig. Mir kommt Jack zwar glaubwürdig vor, aber ich glaube der Autorin nicht, dass mit ihm die Dinge passieren, die sie schildert. Ansonsten muss ich schon etwas genauer darüber nachdenken, um mich an Details aus den ersten vier Kapiteln zu erinnern und abgesehen davon, dass ich Winnie wirklich mag, bleibt nur eine vage Furcht um Faith, weil ich ihr Verhältnis zu Garnet wirklich ungesund finde.

Update 12:00 Uhr

Dank Gemmas Beförderung taucht nun Doug Cullen in der Geschichte auf bzw. er wurde einmal kurz erwähnt – darüber freu ich mich, ich weiß gar nicht mehr, wie seine erste Zeit als Duncans Sergant war, aber ich mag die Figur und hoffe, dass es bald mehr von ihm (und Gemma und Duncan) zu lesen gibt. (Dass Gemma schon so früh in ihrer Beziehung befürchtet schwanger zu sein, hatte ich auch komplett vergessen.) Ansonsten bin ich jetzt gerade erst mit dem siebten Kapitel fertig geworden, weil ich mich kurz von einer Recherche zum Thema Straußenfeder-Staubwedel habe ablenken lassen, und hoffe, dass die Geschichte nun mit Winnies Unfall endlich etwas Fahrt aufnimmt. Diese ganzen Vorahnungen bei den diversen Beteiligten und die unausgesprochenen Verbindungen und Erwartungen, die die Charakter miteinander verknüpft, finde ich in diesem Roman wirklich etwas zu viel. Wobei es immerhin nett zu lesen ist, dass sich so viele Leute Gedanken um Faith machen und sie beschützen wollen, auch wenn kaum eine dieser Personen uneigennützig handelt. Für heute beende ich erst einmal das Deborah-Crombie-Lesen, aber vielleicht schaffe ich morgen noch ein Kapitel oder so, damit ich am Freitag wieder ungefähr auf dem gleichen Stand wie Sayuri bin.

Freitag, der 29. November
Update 13:30 Uhr

Ich fürchte, es bleibt dabei, dass mich die Geschichte von „Von fremder Hand“ nach dem Weglegen des Buches nicht länger beschäftigt. Ich habe sogar regelmäßig beim Weiterlesen einen leichten Moment der Orientierungslosigkeit, weil ich mich nicht daran erinnern kann, was als letztes passiert ist. Ganz so schlimm wird es heute nicht sein, denn 1. habe ich erst gestern Abend das achte und neunte Kapitel gelesen, damit ich heute auf dem selben Stand bin wie Sayuri, und 2. zieht die Handlung endlich etwas an, nachdem Winnie angefahren wurde und Faith in verwirrtem Zustand bei Jack aufgeschlagen ist. Außerdem Duncan und Gemma auf dem Weg nach Glastonbury, so dass das Ganze jetzt hoffentlich in den kommenden Kapiteln mehr an einen Krimi erinnern wird. 😉

Update 14:30 Uhr

Heute komme ich wirklich deutlich besser voran, als an den letzten Tagen, was damit zusammenhängt, dass endlich mehr in der Geschichte passiert. Nicht nur, dass Winnie angefahren wurde und es mehrere Verdächtige gibt, sondern inzwischen ist auch Garnet ermordet aufgefunden worden. Und auch wenn ich mich nicht mehr an die Handlung erinneren kann, verhält sich Andrew (Winnies Bruder) momentan so verdächtig, dass ich mir sicher bin, dass er nichts mit den Morden zu tun hat.

Update 16:10 Uhr

Und das war es dann auch schon für mich mit „Von fremder Hand“. Es bleibt dabei, dass ich Winnie und Jack sehr mag, und nachdem die Geschichte mit dem Eintreffen von Gemma und Duncan in Glastonbury an Fahrt aufnahm, habe ich den Roman auch gern gelesen. Die Auflösung der verschiedenen Geheimnisse fand ich allerdings etwas unbefriedigend. Dass Andrew der Vater von Faith Kind ist, war von langer Hand abzusehen, dass er sich am Ende so unreif und dumm benimmt, finde ich weiterhin nervig. Ansonsten fand ich das Motiv für den Mord an Garnet etwas schwach. Die Verheimlichung einer Tat, die vor mehreren Jahren stattfand, ist zwar ein klassisches Mordmotiv, aber so viel hätte der Täter durch das Eingeständnis der damaligen Fahrerflucht meiner Meinung nach nicht zu verlieren gehabt. Ein bisschen frage ich mich, wie es langfristig mit Fiona weitergehen wird – auf der anderen Seite gehe ich davon aus, dass Winnie sich schon um ihre Freundin kümmern wird. Alles in allem bleibe ich dabei, dass dieser Band für mich der schwächste der Reihe ist, weil die esoterischen Elemente der Krimihandlung ebenso wenig wie dem Erzähltempo gut getan haben.

Deborah-Crombie-Lesetag (6) – Böses Erwachen

Inzwischen sind Sayuri und ich schon beim sechsten Kincaid-und-James-Roman angekommen und als ich in der vergangenen Woche online den Klappentext der aktuellen Ausgabe las, konnte ich so gar nichts mit der Inhaltsangabe anfangen. Meine ältere Ausgabe hingegen beinhaltet nicht nur die Erwähnung eines „Straßenmusiker“ (bei dem ich mich frage, ob ich die richtige Figur im Kopf habe), sondern auch den Namen des Opfers und der sorgt dafür, dass ich mich zumindest erinnern kann, dass ich die Geschichte früher mochte. Ich bin gespannt, welche Erinnerungen im Laufe der ersten Kapitel noch hochkommen oder ob es dieses Mal so sein wird, als ob ich den Roman zum ersten Mal lesen würde. 😉

Update 11:45 Uhr

Es ist für mich jedes Mal wieder von neuem faszinierend, wie Deborah Crombie mit wenigen Worten einen Charakter kreiert, der für mich lebendig wird. Auf den ersten Seiten von „Böses Erwachen“ schafft sie das für mich mit George Brent, der nur seine Hündin ausführen will, bevor der Tag noch heißer wird, und dabei eine Leiche findet. Die wenigen Absätze aus seiner Sicht führen dazu, dass es mir schrecklich leid tut, dass gerade er diese Leiche finden muss. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass seine Hündin Sheba und seine verwitwete Nachbarin sich gut um ihn kümmern werden. 🙂 Außerdem mochte ich sehr die ersten beiden Szenen mit Gemma (die all ihren Mut zusammengenommen hat, um eine Klavierlehrerin aufzusuchen,) und Duncan (der auf dem Weg ist, um einen Tag mit Kit zu verbringen, der immer noch nicht weiß, dass er Duncans Sohn ist). Während Gemma Angst vor ihrer eigenen Courage hat, ist Duncan richtig glücklich darüber, dass er Zeit mit Kit verbringen kann und dass sie sich in den letzten Monaten so gut verstanden haben. Das ist ebenso schön zu lesen wie die Pläne, die er sich beim Anblick eines bunten Marktes für einen gemeinsamen Ausflug mit Kit und Gemma überlegt.

Schon auf den ersten Seiten stellt Deborah Crombie mit wenigen Sätzen die Entwicklung der Docklands da. Die Arbeiter und Farmer, die früher dort lebten, und die Baufirmen, die in den 90er Jahren der Gegend einen ganz neuen Schwerpunkt verliehen haben. Sehr schön die Beschreibung des Supermarktes, der für eine gehobenere Schichte geplant zu sein scheint, aber (noch?) vor allem von Arbeitern genutzt wird. Dass es sich bei der Toten um Annabelle Hammond handelt, wird schon lange vor der Identifizierung der Leiche deutlich, und obwohl die Autorin wie immer schöne „Vorstellungsszenen“ geschrieben hat, wurde es mir am Anfang fast ein wenig viel mit all den neuen Charakteren, die sich Gedanken über Annabelle machten. Es fühlte sich an, als ob ich die selbe Stunde des selben Samstags immer wieder erlebte, ohne dass es weiterging. Wobei Letzteres vermutlich an mir liegt und weniger an dem Buch, da ich den Vormittag über auf eine Lieferung gewartet habe und mich das immer unruhig macht. Aber da meine Gemüsekiste gerade geliefert wurde, kann ich mich jetzt in Ruhe mit Frühstück und Buch auf dem Sofa einrollen und mich in den nächsten Stunden etwas intensiver mit der Geschichte befassen.

Update 13:30 Uhr

So richtig klappte es heute nicht mit dem konzentrierten Lesen, aber trotzdem habe ich das Gefühl, ich bin wieder in der Handlung drin. Ich erinnere mich an die Atmosphäre des Romans und bestimmte Szenen kommen mir auch vertraut vor (wie der Moment, in dem Reg und der Vater der Toten zusammen Tee trinken und sich Reg Gedanken über die richtige Art des Teeaufbrühens macht), aber ich habe keine Erinnerungen an noch kommende Szenen. Ich bin mir nur sicher, dass der Straßenmusikant (der bislang vor allem in den Gedanken anderer vorkam) nichts mit dem Mord zu tun hat und in gewisser Weise selber ein Opfer ist. Ansonsten frage ich mich, was Deborah Crombie mit der Figur von Janice Coopin beabsichtigt hat. Es fühlt sich an, als ob die Autorin sich nicht entscheiden konnte, ob diese Polizistin nun sympathisch sein sollte oder nicht, und wie so oft denke ich, dass Duncan ihr gegenüber etwas aufmerksamer sein könnte. Er bemerkt zwar, dass es für sie nicht schön ist, dass er ihr bei dieser Ermittlung vor die Nase gesetzt wird, hat aber kein Gefühl dafür, dass es für sie als Frau noch einmal ein Stück schwieriger ist, obwohl er inzwischen durch Gemma doch genügend Einblicke in das Leben als Polizistin bekommen haben müsste.

Ein wenig schmunzeln musste ich bei der Beschreibung der Wohnung von Annabelle, da Gemma feststellt, dass alles ein bisschen zu ordentlich ist und nichts darauf hinweist, dass das Opfer irgendeiner Tätigkeit nachgegangen sei, bevor sie das Haus verließ. Wenn ich so über den Rand meines Buches blicke, dann sehe ich bei mir genau das Gegenteil davon (und bekomme spontan Lust ein paar der angefangenen Sachen jetzt sofort weiter zu machen). *g*

Update 15:00 Uhr

Heute ist einer dieser Tage, an denen sich mein Gehirn mit allem möglichen beschäftigt und viel zu wenig mit dem Buch vor meiner Nase. (Ein Teil meines Gehirns hat sich zum Beispiel mit der Frage beschäftigt, ob es sich lohnen würde, wenn man After-Eight-Stückchen dünn mit Mürbeteig ummantelt, um Kekse darauf zu backen, oder ob sich die Schokolade mit der Minzfüllung einfach bei der Wärme im Ofen verabschieden würden. Und nein, ich weiß nicht, wieso mir das gerade heute in den Sinn gekommen ist …) Aber zurück zu „Boses Erwachen“: Inzwischen hat der Straßenmusiker (Gordon Finch) nicht nur einen Namen, sondern ist auch zum ersten Mal von der Polizei verhört worden. Was zu der Frage führt, was wohl zwischen ihm und Gemma vor einiger Zeit vorgefallen ist, was uns als Leser bislang vorenthalten wird.

Ansonsten schwanke ich zwischen Faszination und Erschütterung, wenn es um das Verhältnis der verschiedenen Personen zu Annabell geht. Auf der einen Seite hat sie ihre Angestellten anscheinend sehr unterstützt und sie ermutigt das Beste aus sich herauszuholen und sich mehr zuzutrauen, auf der anderen Seite scheint sie die Leute in ihrer Nähe regelmäßig verletzt zu haben (ohne dass sie es wollte oder es sie kümmerte?). Was mich erschüttert, ist die Verherrlichung ihrer Person, die anscheinend schon vor ihrem Tod stattfand. Für ihren Vater war sie die perfekte Tochter und ihre Schwester Jo konnte da nicht mithalten, für ihren Verlobten schien es klar zu sein, dass Annabell diejenige war, die die Regeln aufstellte, die die Entscheidungen traf und deren Launen jederzeit nachgegangen werden müsste. Es kann für Annabell nicht einfach gewesen sein, diesem Ideal ihres Vaters/ihrer Umgebung zu entsprechend, und damit zu leben, dass dies natürlich auch (negative) Reaktionen in ihrem Umfeld hervorgerufen hat.

Außerdem hatte ich ganz vergessen, dass es eine Verbindung zwischen William Hammond und Lewis Finch gibt – zum Großteil ist es wirklich, als ob ich den Roman noch gar nicht kennen würde. Ansonsten bin ich ziemlich verärgert mit Duncan, weil er Kit gegenüber so rücksichtslos ist und ihn (und seine Versprechen Kit gegenüber) vollkommen über die Arbeit vergessen hat. Das ist mehr als nur „er ist nicht ans Vatersein gewöhnt“, das ist rücksicht- und herzlos. Auch wenn ich vermute, dass das von Deborah Crombie so aufgebaut wurde, damit Duncan Kit endlich sagt, dass er sein leiblicher Vater ist.

Für heute war es das auf jeden Fall mit dem Deborah-Crombie-Lesetag für mich. Der Staubsauger und das Badezimmer rufen nach mir und auch sonst stehen noch ein paar weitere Punkte auf der To-do-Liste, die ich erledigen möchte, damit ich den Samstag entspannt genießen kann. 🙂

Mittwoch, der 6. November
Update 10:30 Uhr

Irgendwie bin ich heute nicht in den Tritt gekommen und renne ein bisschen hinter meiner Terminplanung hinterher, aber jetzt ist es soweit, dass die dringensten Vormittagssachen erledigt sind, mein Tee fertig gezogen ist und ich mich für eine Weile mit dem Buch aufs Sofa zurückziehen kann. Ich muss zugeben, dass ich mich seit Ende Oktober gar nicht mehr mit dem Roman beschäftigt habe und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass mich dieses Mal die Figuren (noch) nicht so gepackt haben, oder einfach daran, dass gerade in jeder freien Minute Bücher verschlinge und deshalb so viele Charaktere und Geschichten zwischen mich und „Böses Erwachen“ kamen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie die Handlung weitergeht, denn es bleibt dabei, dass ich mich an erstaunlich wenig Dinge erinnern kann. 🙂

Update 12:00 Uhr

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich wieder in der Geschichte drin war. Vor allem sind mir zwei Dinge durch den Kopf gegangen: Wie einsam all diese Figuren sind, selbst wenn sie Familien und Freunde haben, zu denen sie regelmäßig Kontakt haben. Jeder von ihnen gibt mir das Gefühl, er müsse einen Teil seiner Selbst verbergen, um den Erwartungen und Ansprüchen seiner Umgebung zu genügen. Auf der anderen Seite ist da Annabell, die den Menschen, mit denen sie zusammen war, das Gefühl gab, dass sie ihnen nur einen kleinen Teil ihrer selbst zeigen würde, dass sie sich und ihr Verhalten nie an die Erwartungen und Ansprüche ihrer Umgebung anpassen würde. Immer wieder fällt dabei das Wort „Egoismus“, aber fast nie schwingt dabei ein bitterer Unterton bei, sondern eher Bewunderung dafür, dass sie so konsequent in ihrem Verhalten war.

Ansonsten hänge ich mit meinem Kopf ein bisschen bei der Frage, was Gemma mit Gordon Finch verbindet und wieso sie mit Duncan nicht darüber reden mag. Gemma und Gordon haben keine Beziehung miteinander und doch ist da etwas Persönliches, das über die gemeinsame (und auf Gemmas Seite unausgesprochene) Liebe zur Musik hinaus zu gehen scheint. Duncan hingegen darf sich nun damit herumschlagen, dass Ian McClellan wieder eine Rolle in Kits Leben spielen will. All diese Erwachsenen, die für den Jungen wichtig sein wollen, aber nicht wirklich bereit sind ihren Alltag so weit umzukrempeln, dass Kit auch darin Platz findet, machen mich gerade ziemlich wütend. Ebenso wenig bin ich darüber glücklich, dass Duncan Gemma so von seinem Leben ausschließt, weil es bei ihm gerade nicht so gut läuft. Dieses Zurückziehen und Schweigen in einer Beziehung macht es für beide doch nur schwieriger …

Freitag, der 8. November
Update 10:30 Uhr

In den kommenden ein oder zwei Stunden wird es bei mir noch nicht so viel mit dem ungestörten Lesen, da ich unter anderem die Lieferung der Gemüsekiste erwarte und noch einen Kuchenteig im Ofen hatte. Außerdem muckt mein Körper ein bisschen, nachdem ich gestern die Treppe vor unserer Wohnungstür auf eher unkonventionellere Weise hinter mich gebracht habe. Zum Glück ist mir kaum etwas passiert, aber längere Zeit in der selben Position sitzen mag meine rechte Schulter seitdem so gar nicht, was das gemütliche Einrollen auf dem Sofa etwas erschwert. Was „Böses Erwachen“ angeht, so hinterlässt dieser Roman selbst beim Lesen bei mir relativ wenig Eindrücke. Vielleicht liegt das daran, dass ich schon weiß, wie es mit Kit und Duncan ausgehen wird, oder daran, dass ich Gordon Finch zwar mag, aber nicht das Gefühl habe, als ob er jemals wieder eine Rolle spielen wird, weil er einfach ein Mensch ist, dessen Prioritäten keine tieferen Bindungen zu anderen Menschen zulassen. Ich mag die Geschichte, aber sie klingt nicht so in mir nach wie die anderen Deborah-Crombie-Romane. Trotzdem bin ich neugierig darauf, wie es nun weitergeht und welche Spuren Gemma und Duncan letztendlich zum Täter (an den ich mich weiterhin nicht erinnern kann) führen. Ich glaube, am Ende bleiben zu Annabell bei mir vor allem die Sätze der Nachbarin Rachel hängen, die bedauert, dass Annabell durch ihren frühen Tod nicht die Gelegenheit hatte ihrer Schönheit zu entwachsen.

Update 12:30 Uhr

Sehr viel habe ich bislang nicht gelesen, dafür ist der Kuchen aus dem Ofen und ich habe mir noch einen Apfel-Milchreis zum Frühstück angesetzt … Bei „Böses Erwachsen“ ist bislang auch nicht so viel Neues passiert, allerdings habe ich gerade Brandy, die neue „Freundin“ von Martin Lowell, kennengelernt. Sie ist sehr jung, hat blondgefärbte Haare und trägt während einer sommerlichen Hitzewelle einen Minirock, ein bauchfreies Top und ein Nabelpiercing. Das wäre ja nicht bemerkenswert, wenn nicht sowohl Duncan, als auch Gemma abfällige Bemerkungen über Brandy machen würden, bei denen klar gesagt wird, dass Brandy selber Schuld ist, wenn Männer sie anglotzen, weil sie das mit ihrer Kleidung provoziert. Solche Bemerkungen machen mich wütend und ich hatte von Deborah Crombie eigentlich mehr erwartet, vor allem nachdem die Autorin im dritten Band der Reihe genau diese „Falle“ umgangen hatte, in dem sie Connors Freundin Sharon zwar auf den ersten Blick „billig“ wirken ließ, aber dann durch die weiteren Gespräche zwischen Duncan und ihr zeigte, was für ein Unrecht Sharon mit solch einer schnellen Verurteilung angetan wurde. Brandy hingegen wird wohl keinen weiteren Raum im Roman mehr einnehmen … Überhaupt muss ich bei diesem Band einen beklagenswerten Mangel an liebenswerten Nebenfiguren feststellen, wenn man von George Brent und Jos Nachbarin Rachel absieht, aber beide gehen etwas unter zwischen all den Personen, die direkter mit Annabell zu tun hatten.

Update 15:00 Uhr

Beim Fotografieren ist mir eben mal wieder aufgefallen, wie nichtssagend die Cover der Deborah-Crombie-Romane doch gestaltet wurden. Dabei hätte man bei diesem Band so schön einen alten Speicher, einen Teil der Themse oder ähnliches verwenden können, um die Stimmung der Geschichte aufzugreifen. Selbst ein altes Herrenhaus, wie das in dem William und Lewis die Kriegsjahre verbracht haben, wäre passender gewesen als dieses nichtssagende Gebäude. Aber nun gut, nur weil ich die Cover wenig ansprechend finde, wird der Verlag wohl nicht anfangen eine 25-Jahre-alte Verkaufsstrategie zu ändern. 😉

Es hat eben ein bisschen gedauert, bis ich mich wirklich in Ruhe aufs Sofa setzen und lesen konnte, aber da ich wusste, dass ich Sayuri mal wieder davon geeilt war, fand ich es heute auch nicht so schlimm, dass ich von Paketboten, Gemüselieferanten und all den anderen Kleinigkeiten, die ich „nur kurz“ eben erledigt habe, abgelenkt wurde. Was „Böses Erwachen“ angeht, so finde ich es schwierig über Gemmas „Beziehung“ mit Gordon zu lesen. Ich kann verstehen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlt, ich kann aber nicht verstehen, dass sie damit nicht umgehen kann. Letztendlich sind es einfach nur ein gut aussehender Mann und seine Musik und ich vermute, dass Letzteres der Hauptgrund für die Anziehung ist, die sie reizen. Aber bislang war Gemma zu professionell, um private Elemente so sehr in ihre Arbeit einfließen zu lassen, und diese Professionalität vermisse ich hier. Ebenso passt es für mich nicht, dass sie sich wie Duncan in den vergangenen Romanen benimmt, statt wie die Gemma, die ich bislang kennengelernt habe.

Ansonsten fand ich es schön Irene kennenzulernen, auch wenn sie nur sehr wenig Raum einnahm, und dass Madelaine Wade (aus „Kein Grund zur Trauer“) noch einmal auftauchen durfte. Außerdem fand ich die Szenen berührend, in der Gordon und Lewis endlich einmal miteinander reden und endlich das ausgesprochen wird, was die ganze Zeit bei jedem Gespräch der beiden mit der Polizei mitschwang (nämlich, dass sie befürchteten, dass der jeweils andere der Mörder sein könnte). Was die Auflösung des Falls angeht, so habe ich inzwischen das Gefühl, dass ich die nach dem Lesen einfach jedes Mal wieder verdränge. So eine unschöne Geschichte, so viel verschwendetes Leben, so große unrealistische Erwartungen und so viele Jahre Kummer, obwohl das eine oder andere leicht hätte geklärt werden können. Oh, und irgendwie hatte ich gedacht, dass der Tee eine größere Rolle spielen würde – vielleicht weil das der Teil ist, der am unberührtesten von der ganzen Geschichte bleibt …

Deborah-Crombie-Lesetag (5) – Das verlorene Gedicht

Auch wenn es immer wieder etwas schwieriger mit der Terminabsprache ist, als wir ursprünglich gedacht haben, führen Sayuri und ich natürlich auch im Oktober unser Deborah-Crombie-Lesen weiter. Inzwischen sind wir beim fünften Roman der „Kincaid und James“-Krimis angelangt und wir freuen uns beide schon sehr auf „Das verlorene Gedicht“. Ich erinnere mich leider noch sehr gut an die Auflösung, aber das hindert mich ja nicht daran einen Krimi zu genießen. In diesem Band dreht sich sehr viel um Duncan Kincaids Ex-Frau und eine Überrschung, die sie für ihn bereithält. Das hier war mein erster und letzter Versuch in diesem Beitrag einen Spoiler zu vermeiden, aber hier schreibe ich ohne weitere Hemmungen, was bedeutet, dass dieser Text nur gelesen werden sollte, wenn ihr das Buch schon kennt oder eh davon ausgeht, dass man es nie lesen wird. 😉

Update 13:00 Uhr

So viel Lesezeit wie geplant, habe ich heute nicht gehabt, da ich einen Anruf bekam, nachdem ich gerade erst zum Buch gegriffen hatte. Aber inzwischen bin ich schon wieder in der Geschichte drin und habe die Szene sehr genossen, in der Duncan seine Ex-Frau Vic(toria) wiedertrifft. Während die beiden gemeinsam in ihrer Küche sitzen bekommt man das Gefühl, dass die beiden jetzt reif genug sind, dass sie gute Freunde werden könnten – was Vics Tod wenig später umso tragischer wirken lässt. Und Nathan. Ich liebe Nathan als Figur wirklich!

Amüsant finde ich immer wieder kleine Nebenbemerkungen, bei denen man merkt wie alt das Buch schon ist – wie zum Beispiel den Satz über die „einzige Nichtraucherkneipe“ in Großbritannien. 😀 Ansonsten genieße ich es gerade sehr all die Charaktere wiederzutreffen und Kit durch die Augen seiner Mutter und die Gespräche zwischen ihr und Nathan kennenzulernen. Ich hatte ganz vergessen, dass Gemma und Vic sich auch getroffen hatten – und wie lange es dauert, bis Vic ermordet wird … Für heute war es das schon wieder, mal schauen, ob ich am Freitag Zeit finde, um weiter mit Sayuri zu lesen, oder ob wir uns für die kommende Woche verabreden müssen.

Update Freitag 10:00 Uhr

Heute geht es also weiter mit „Das verlorene Gedicht“ und ich muss zugeben, dass ich seit Mittwoch immer wieder an den Roman gedacht habe – weniger, weil es mich der Fall beschäftigt, als die all die kleinen und größeren Beziehungen rund um Victoria/Lydia Brooke und die Personen, die sie in Cambridge kennen/kannten. Aber jetzt greife ich erst einmal wieder zum Buch, auch wenn ich es jetzt schon traurig finde, dass ich nur noch wenige Seiten vor mir habe, bis Vic ermordet wird …

Update 12:20 Uhr

Da ich mich noch erinnere, wer der Mörder ist, lese ich natürlich in alle Szenen mit dieser Person etwas hinein, das ich vermutlich beim ersten Lesen nicht so interpretiert hätte. *g* Ansonsten mochte ich die Reaktionen der meisten Menschen auf Vics Tod – was sich jetzt vermutlich seltsam anhört, aber selbst Menschen, die sie nur flüchtig gekannt hatten, mochten sie und waren von ihrer Leidenschaft für ihre Arbeit beeindruckt.

Was Duncans Reaktion auf ihren Tod angeht, so kann ich die Heftigkeit nachvollziehen, mit der er reagiert, aber ich mochte die Auseinandersetzung mit seinem Freund von der Polizei in Cambridge nicht. Duncan und Alec Byrne sind seit vielen Jahren befreundet und es wurde anfangs betont, dass Alec ein guter Polizist sei. Natürlich gefällt es ihm nicht, dass Duncan andeutet, dass seine Kollegen bei Lydias Tod schlampig gearbeitet haben, aber ich sehe keinen Grund, wieso Deborah Crombie Alec auch bei Vics Tod so gleichgültig an die Arbeit gehen lässt. Selbst mit einer professionellen Ermittlung vor Ort, hätte Duncan aufgrund seiner persönlichen Verwicklung genügend Motivation gehabt, um sich auf eigene Faust umzuhören. So hingegen gibt mir die Autorin das Gefühl, als ob sich Duncan als der einzige Polizist sehen würde, der eine Mordermittlung intensiv genug durchziehen würde. Ach, sowas mag ich einfach nicht.

Was ich hingegen immer wieder sehr mag, ist, wie Deborah Crombie Beziehungen schildert. Gemma, die sich um Vics Tod Gedanken macht, sich krank meldet und auf eigene Faust ermittelt, weil Duncan nicht in der Lage ist sie mit einzubeziehen. Oder Francesca Ashby, die einen Mann geheiratet hat, der sie vor seinen Gefühlen für seine Ex-Frau Lydia beschützen will, während sie versucht als Puffer für ihn und seine Gefühle zu dienen. Und dazu all diese kleinen Unwahrheiten zugunsten des anderen, um die Person, die man liebt zu schützen, oder auch sich selber vor der Enttäuschung zu bewahren, vor dem „nicht ausreichend“ oder „nicht richtig“ geliebt werden.

Ansonsten finde ich es erschreckend, dass so wenig Leute an Kit zu denken scheinen, wenn es um den Tod seiner Mutter geht. Aber das liegt vermutlich daran, dass diese Personen Vic in der Regel nicht als Mutter, sondern als Kollegin oder als Wissenschaftlerin kennengelernt haben … Oh, und ich mochte es, Gemma aus Sicht von Duncans Mutter zu sehen. Überhaupt mag ich Duncans Eltern – so selten sie in den Romanen vorkommen – sehr, sehr gern.

Für heute war es das erst einmal mit „Das verlorene Gedicht“, für die nächste Deborah-Crombie-Leserunde habe ich in diesem Band noch ungefähr 100 Seiten vor mir – mal schauen, wann Sayuri und ich zum Weiterlesen kommen. 🙂

Update Mittwoch 15:00 Uhr

Kaum hatte ich das Buch wieder aufgeschlagen, kam auch schon die Person vor, die zur Auflösung der Geschichte sorgte. Genau genommen wurde Verity nur erwähnt und wie immer, wenn ich den Namen und die Beschreibung (eine 15jährige, die verschwindet und vermutlich ermordet wurde) lese, muss ich an Agatha Christies Roman „Nemesis/Das Schicksal in Person“ denken – ob Deborah Crombie sich davon inspirieren ließ?  Ich muss zugeben, dass ich die Einführung von Verity zu diesem Zeitpunkt ziemlich schwach von der Autorin finde. Sie hat zwar vorher schon angedeutet, dass Lydia und ihre Freunde in ihrer Collegezeit ein recht „freies“ Leben führten und dass da Dinge vorgefallen sind, die bei Lydia zu Albträumen führten, aber Verity oder überhaupt weitere Personen außerhalb des engen Freundeskreises wurden nie erwähnt. Das führt bei mir dazu, dass ich den Tod von Verity als ein Verlegenheits-Plott-Element empfinde, und nicht das Gefühl habe, als ob Deborah Crombie diesen Teil des Falls gut durchdacht hätte. Wobei ich zugeben muss, dass „Das verlorene Gedicht“ sich auch weniger um den Kriminalfall dreht, als um die Persönlichkeiten von Lydia und Vic und diese beiden Figuren waren es auch, die mich zwischen den einzelnen Leserunden immer wieder beschäftigt haben.

Ansonsten ist mir mal wieder aufgefallen wie unterschiedlich Duncan und Gemma Menschen wahrnehmen. Während Duncan voller Empörung darüber ist, dass Morgan seine Frau geschlagen hat, und nicht über die Tat selber hinaussehen kann, sieht Gemma – die es selbstverständlich ebenfalls unakzeptabel findet, wenn ein Mann (s)eine Frau schlägt, dass die Beziehung zwischen Morgan und Lydia zu diesem Zeitpunkt schon so eskaliert war, dass ein Mensch wie Morgan keinen anderen Weg fand als zur Gewalt zu greifen. Außerdem kann Gemma anerkennen, dass dieser einmalige Akt der Gewalt für Morgan der Punkt war, an dem er die Beziehung zu Lydia beendete und sich stattdessen einer Partnerin zuwandte, bei der er sich sicher vor seinem (und ihrem) Temperament fühlen konnte.

Ein bisschen schade finde ich es, dass man als Leser lange Zeit nichts darüber erfährt, wie Duncan darüber denkt, dass er wahrscheinlich Kits leiblicher Vater ist. Es gibt eine Lücke zwischen „seine Mutter sagt ihm, dass Kit ausschaut wie Duncan als er klein war“ und „Duncan geht davon aus, dass er wirklich der Vater ist, weiß aber nicht damit umzugehen“, bei der ich mir wünschte, wir würden mehr über Duncans Gedanken erfahren, statt nur Gemmas Perspektive zu verfolgen, die sich ebenso wie der Leser fragt, was in Duncan vorgeht.

Was den Schluss des Romans angeht, so weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll, dass Nathan am Ende derjenige ist, der den Täter zur Strecke bringt (und das im wortwörtlichen Sinn), auch wenn ihm das gezeigt hat, dass sein Wunsch weiterzuleben deutlich größer ist als er dachte.

Als nächster Band steht dann „Böses erwachen“ an und nach einem Blick auf dem Klappentext muss ich zugeben, dass ich mich an den Roman so gar nicht erinnere. *g*

 

Deborah-Crombie-Lesetag (4) – Kein Grund zur Trauer

Nach „Und ruhe in Frieden“ , das ich gemeinsam mit Sayuri Ende Juli gelesen habe, geht es heute weiter mit „Kein Grund zur Trauer“ von Deborah Crombie. An den vierten Band der Kincaid-und-James-Krimis habe ich noch erstaunlich viele Erinnerungen, obwohl auch hier das letzte Lesen mehr als zehn Jahre her ist. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich noch weiß, wer der Mörder ist, obwohl ich natürlich nicht mehr alle Personen auf die Reihe bekomme, die in dem Buch vorkommen. Da Sayuri und ich auch dieses Mal keine Hemmungen haben werden zu spoilern, gibt es hier wieder die Warnung, dass dieser Beitrag nur für diejenigen geeignet ist, die diesen Roman schon kennen oder eh nicht lesen wollen. 😉

Update 11:15 Uhr

So ganz bin ich eben nicht ins Lesen gekommen, aber inzwischen bin ich dann doch in der Handlung drin. In diesem Roman dreht sich die Geschichte um die Ermordung von Commander Alastair Gilbert, einem hochrangigen Polizisten, der von seiner Frau Claire und seiner Stieftochter Lucy abends ermordet in der Küche gefunden wird, als die beiden von einem Einkaufstripp zurückkehrten. Ich mag es sehr, wie Deborah Crombie schon beim ersten Gespräch mit der Familie andeutet, dass der Ermordete kein freundlicher Mensch war. All die kleinen Bemerkungen, die dafür sorgen, dass man nebenbei mitbekommt, dass Gilbert mit seiner Frau nicht über seine Arbeit geredet hat, dass er Lucy nicht erlaubt hat ihren Hund mit ins Haus zu nehmen, obwohl dieser ihr offentlichtlich viel bedeutet, und die doch erst einmal keine so große Bedeutung zu haben scheinen, obwohl hier der Schlüssel zur Tat liegt.

Was das Verhältnis zwischen Gemma und Kincaid angeht, so bin ich hin und her gerissen. Auf der einen Seite war ich am Ende des dritten Bandes irritiert, weil die beide schon so früh im Bett miteinander gelandet sind (und ich beider Motivation nicht so recht verstehen konnte, weil er die ganze Zeit mit anderen Frauen flirtete, während sie von ihm nur genervt war), auf der anderen Seite finde ich es gut, dass beide erst einmal in der Lage sind ihre persönlichen Probleme zur ignorieren, um weiterhin professionell miteinander zu arbeiten.

Update 13:00 Uhr

Nach dem letzten Update habe ich erst einmal eine kurze Pause gemacht, um mir mein Frühstück fertig zu machen, bevor ich weiterlas. Ich freue mich gerade vor allem über das Wiedersehen mit Figuren, an die ich mich nicht spontan erinnert habe. Madeleine, die den Dorfladen betreibt, Gemmas ehemalige Kollegin Jackie, die – wenn ich mich recht erinnere – ihre Nase in gefährliche Angelegenheiten stecken wird, und ich hatte ganz vergessen, dass Gemma inzwischen im Garten von Hazel Cavendish wohnt, eine Frau, die Gemma und Duncan noch viele Jahre begleiten wird. Oh, und ich glaube, die immer wieder erwähnten Diebstähle haben mit einer Quest zu tun und nicht mit dem Mord – schon seltsam, was für Erinnerungen beim Lesen wieder auftauchen. Ich finde es auf jeden Fall spannend, dass „Kein Grund zur Trauer“ der Roman von Deborah Crombie ist, der mir bislang am lebhaftesten in Erinnerung geblieben ist.

Am Freitagvormittag geht es hier weiter mit dem Deborah-Crombie-Lesetag – ich bin gespannt, wie viel ich mich bis dahin in Gedanken mit all den kleinen Erinnungsfetzen beschäftige, die gerade wieder auftauchen. 😉

 

Update Freitag 10:20 Uhr

Die vergangene Nacht war nicht gerade erholsam, aber inzwischen habe ich die dringensten Haushaltssachen erledigt und kann mich nun mit dem Buch auf dem Sofa einrollen. Ich muss zugeben, dass ich seit Mittwoch so gut wie gar nicht an die Handlung von „Kein Grund zur Trauer“ gedacht habe. Auf der einen Seite bin ich mir immer noch sicher, dass ich mich richtig an den Täter erinnere, und auf der anderen Seite habe ich bis gestern Abend parallel einen spannenden japanischen Krimi gelesen, der mich doch etwas mehr beschäftigt hat. 😉 Jetzt geht es aber wieder weiter mit „Kein Grund zur Trauer“. Ich bin auf Seite 148 und so wie es aussieht werden Gemma und Duncan die nächsten Stunden miteinander verbringen, nachdem sie bislang vor allem getrennt ermittelt haben …

Update 11:30 Uhr

Wie immer in der ersten Stunden eines „Lesetages“ brauchte ich etwas, um wieder in meinem Buch anzukommen, aber inzwischen habe ich doch einige Seiten gelesen. Mit meiner Vermutung bezüglich der Diebstähle und der Quest lag ich nur zum Teil richtig, an Geoffs Problem hingegen kommt ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich mochte die Szene sehr, in der sich die „einflussreichen Frauen“ des Dorfes zusammengetan haben, um eine Verhaftung zu verhindern, auch wenn ich Duncans Ärger über die Aktion (und die damit erfolgte Unterlaufung des Rechtssystems) gut verstehen kann. Jetzt mache ich erst einmal eine kleine Pause, um mir Frühstück zu machen (und mich davor zu drücken die nächsten Seiten zu lesen, weil ich um Gemmas Freundin Jackie fürchte, die ich in den wenigen Szenen, die es bislang mit ihr gab, wirklich mochte).

Update 13:40 Uhr

Statt mir direkt nach dem letzten Update Frühstück machen zu können, habe ich mich erst einmal um das klingelnde Telefon kümmern müssen und eine Dreiviertelstunde mit meinem Vater telefoniert. Zum Frühstück ging es dann aber weiter mit den letzten Seiten von „Kein Grund zur Trauer“ und mit jedem Gespräch über den ermordeten Alastair Gilbert wird deutlich, was für ein unangenehmer Mensch er war und wie viele Personen einen Grund gehabt hätten, ihm den Tod zu wünschen. Leider hat mich meine Erinnerung bezüglich des Mörders nicht getrügt – es kommt bei Deborah-Crombie-Krimis regelmäßig vor, dass ich die Motivation des Täters nachvollziehen kann und mir am Ende wünsche, dass die Person in Zukunft nicht allzu sehr unter ihrer Tat zu leiden hat (und vor Gericht glimpflich davonkommt). Ein Beweis dafür, dass diese Autorin es immer wieder hinbekommt, dass einem selbst Figuren ans Herz wachsen, die nur kleine Szenen bekommen. Was mich daran erinnert, dass ich in die „Nebenfiguren, die wunderbar liebevoll dargestellt werden, obwohl sie nur kurz vorkommen“-Sammlung noch die Pfarrerin und die Ärztin aufnehmen wollte.

Was die Beziehung von Gemma und Duncan angeht, so musste ich über mich schmunzeln, als ich mich bei einem Gespräch über Duncan ärgerte. Er erzählt in diesem Gespräch Madeleine, dass seine Ehe daran kaputt ging, dass für ihn seine Arbeit höhere Priorität hatte als seine Frau, kommt aber nicht darauf, dass sich das ganze Problem mit Gemma darum dreht, dass sie ihre Arbeit wichtiger findet als eine potenzielle Beziehung zu ihm. Dabei müsste er doch Verständnis für diese Haltung haben, selbst wenn ihm nicht bewusst sein sollte, dass so ein Verhältnis für sie als Frau bei Scotland Yard (und dann auch noch als seine Untergebene) wirklich riskant ist. Sie riskiert damit nicht nur ihren Ruf, sondern auch ihre Karriere, und dabei ist sie als alleinerziehende Mutter nicht nur für sich selber, sondern auch für die (finanzielle) Zukunft ihres Sohns verantwortlich. Ganz ehrlich, Duncan macht es sich in der Regel viel zu leicht – erstaunlicherweise ist er trotzdem kein unsympathischer Charakter, was unter anderem daran liegt, dass ihm seine Schwächen und Fehler (wenn auch manchmal erst im Nachhinein) bewusst sind und er daran arbeitet.

Alles in allem habe ich es wieder sehr genossen einen Deborah-Crombie-Krimi nach all den Jahren wiederzuentdecken und freue mich jetzt schon auf den nächsten Band „Das verlorene Gedicht“, auch wenn ich mich auch da an den Täter und das Motiv erinnere. 😉

Für mich ist der Deborah-Crombie-Lesetag für heute erst einmal vorbei. Ich bin gespannt, wie weit Sayuri heute noch mit dem Roman kommt und was sie zu den bislang gelesenen Kapitel zu sagen hat. Da ich in der kommenden Woche verreist bin, geht es mit den Deborah-Crombie-Romanen erst wieder im Oktober weiter.

Deborah-Crombie-Lesetag (3)

Genau genommen wird das hier nicht ein Beitrag für den heutigen Tag, sondern im Prinzip ein „Sammelbeitrag“ für die kommenden Tage, die Sayuri und ich dafür nutzen, um in ihrer Mittagspause (meine Frühstückspause 😉 ) gemeinsam den dritten Band der Kincaid-und-James-Krimis von Deborah Crombie zu lesen. An „Und ruhe in Frieden“ habe ich relativ wenig Erinnerungen, aber das ist der Teil der Reihe, der bei mir am ehesten ein „Elizabeth George“-Gefühl auslöst – vielleicht wegen des Umfelds, in dem der Mord passiert ist. Ich kann wirklich nicht genau sagen warum, aber das ist der Gedanke, der mir als erstes zu diesem Titel in den Sinn kommt. Mal schauen, ob mir das auch heute noch so geht oder ob ich dieses Mal beim Lesen gar nicht mehr verstehen kann, wo der Vergleich herkommt. *g*

Auch beim dritten Band halten wir uns mit Spoilern nicht zurück und somit sollten diejenigen, die diesen Krimi noch für sich entdecken wollen, diesen Beitrag lieber nicht lesen.

Update 15:00 Uhr

In „Und ruhe in Frieden“ bekommt der Leser erst einmal einen Prolog präsentiert, in dem beschrieben wird, wie Julia Asherton miterleben muss wie ihr kleiner Bruder Matthew in einem Bach ertrinkt. Die eigentliche Handlung beginnt dann mit Duncan Kincaid, der zu einem Mord gerufen wird, bei dem das Opfer Connor Swann ertrunken in einem Kanal gefunden wird. Seine Frau Julia scheint die einzige Person zu sein, die seinen Tod nicht betrauert, während ihre Eltern sehr erschüttert sind von dem Tod ihres Schwiegersohns. Ich finde es spannend, wie Deborah Crombie auf der einen Seite das Bild des netten, lebenslustigen und beliebten Connors zeichnet und auf der anderen Seite seine Frau stehen lässt, die meint, dass ihr Mann ein Schwein war und sie ihn verachtet hatte. Was sie natürlich – auch aufgrund des Prologs – sehr verdächtig wirken lässt. 😉

Was ich nicht so schön finde, ist Kincaids Haltung zu dem Fall. Er reist nur wiederwillig an, weil ihm der Fall als Gefälligkeit seines Chefs gegenüber Sir Gerald Asherton übertragen wurde. Er scheint so gar nicht neugierig auf die Menschen zu sein (abgesehen von Julia, die ihm aufgrund ihrer Ausstrahlung zu beeindrucken scheint) und scheint anfangs vor allem damit beschäftigt zu sein sich über das unbehagliche Wetter Gedanken zu machen als über den Fall, der vor ihm liegt. Gemma ist im Vergleich dazu angenehm professionell, beschäftigt sich mit den Unterlagen der örtlichen Kollegen, befragt nebenbei den Wirt des örtlichen Pubs und bleibt mit ihrer Konzentration bei den Ermittlungen, obwohl sie sich in der Gesellschaft der Ashertons unwohl fühlt. Ich habe mich beim Lesen ein bisschen gefragt, ob Deborah Crombie anfangs einfach Probleme hatte aus männlicher Perspektive zu schreiben. Es gab schon in den vorhergehenden beiden Büchern immer wieder Momente, die ich unstimmig in Bezug auf Duncans Charakter fand und die sich vor allem um seinen Umgang mit Frauen drehten (auch hier gibt es wieder eine seltsame Flirtszene mit einer Frau in der Gerichtsmedizin). Trotz dieser Elemente mag ich Duncan Kincaid, aber ich mag ihn in den späteren Büchern lieber, als diese spontane Anziehung zwischen ihm und anderen Frauen als Gemma nur noch von Sympathie und potenzieller Freundschaft zeugt und nichts anderes andeutet.

Für heute war es das schon mit meiner „Und ruhe in Frieden“-Pause, morgen gibt es hier dann ein Update, wenn ich weiterlese.

Dienstag 13:00 Uhr

Ich finde es lustig, dass ich gestern nach dem Lesen zwar weiter über „Und ruhe in Frieden“ nachgedacht habe, aber nicht über den gelesenen Teil, sondern über die Dinge, an die ich mich noch erinnere. Was erschreckend wenig ist, obwohl normalerweise nach wenigen Kapiteln wieder Erinnerungen an die Handlung auftauchen, wenn ich einen Roman schon mal gelesen hatte. Ich habe nur die ganze Zeit ein vages Gefühl, dass ich einen Teil der Handlung, der sich um Julia drehte, nicht so befriedigend fand. Mal schauen, ob sich dieses vage Gefühl in der heutigen Frühstückspause schon bestätigt oder ob ich mich im Laufe meiner Lesezeit an ein paar mehr Sachen erinnern kann. *g*

Update 14:30 Uhr

Für heute war es das schon wieder mit meiner Frühstücks-Lese-Pause. 😉 Ich mag, wie so langsam die eine oder andere Unstimmigkeit zum Vorschein kommt und wie Gemma und Duncan sich ihre Gedanken zu den verschiedenen Beteiligten machen. Spannend finde ich auch die vielen Facetten, die der ermordete Connor gehabt zu haben scheint. Ich glaube, der Connor, der für seine Freundin Sharon kocht und mit ihrer kleinen Tochter Hayley spielt, der Connor, der sich anscheinend nach einer Familie und liebevoller Gesellschaft sehnt, dieser Connor ist mir am Liebsten. Aber natürlich wird diese Seite von Connor nicht der Grund dafür gewesen sein, dass er umgebracht wurde …

Und um meine Sammlung an „relativ unbedeutende Nebenfiguren, die von Deborah Crombie in einer kleinen Szene vorgestellt werden und beim Leser hängenbleiben“ zu erweitern: Mir war der Galerist sehr sympathisch, der Julias Bilder ausstellt. Er ist zwar kein treuer Ehemann, aber er scheint ein netter Mensch zu sein, der sich Mühe gibt andere Personen nicht zu verletzen, der sich keine Illusionen über sich und seine Fähigkeiten macht und der sich freut, wenn ein Bild von jemandem gekauft wird, der sich darin verliebt hat. Ebenso habe ich den Pastor ins Herz geschlossen, dessen Leidenschaft für die Landschaftsgeschichte seiner Region etwas größer zu sein scheint als die Lust auf das Schreiben von Predigten. Diese Figuren bilden einen deutlichen Kontrast zu der Familie Asherton, die trotz ihrer Hilfsbereitschaft und Höflichkeit gegenüber Duncan und Gemma kühl und abweisen wirken.

Oh, und noch eine Bemerkung zu Gemma: Ich wusste noch, dass Gemma ihre Schwäche für klassische Musik erst im Laufe der Romanreihe entwickelt, hatte aber komplett vergessen, dass ein Besuch in der Oper (zur Bestätigung von Sir Geralds Alibi) diese Liebe ausgelöst hat. Das war eine schöne Szene, ebenso wie der Moment am Küchentisch, als sie Duncan ihr neues Wissen über La Traviata erzählt. 🙂

Morgen geht es hier weiter, für heute muss ich erst einmal mit „Und ruhe in Frieden“ aufhören.

Mittwoch 14:45 Uhr

Eine der letzten Szenen, die ich gestern gelesen habe, war die Befragung von Tommy Godwin und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass diese Person – trotz der Lässigkeit gegenüber Gemma – der Grund für den Tod von Connor ist. Irgendwo zwischen Tommy und den Asherton liegt die Lösung des Falls, auch wenn mir gerade spontan nur ein Grund einfällt und der scheint mir nicht wichtig genug für einen Mord.

Außerdem frage ich mich, ob diese seltsame Anziehung zwischen Duncan und Julia von Deborah Crombie nur deshalb eingebracht wurde, um zu erklären wieso Julia sich Duncan gegenüber stellenweise öffnet, obwohl Julia grundsätzlich als zurückhaltender Mensch beschrieben wird. Als ob es zwischen ihrem Protagonisten und den diversen weiblichen Nebenfiguren nur dann zu einem offenen Austausch kommen kann, wenn sich beider einer gewissen Anziehung bewusst sind. Während Gemma natürlich als Frau (und Mutter) das notwendige Fingerspitzengefühl hat, um mit Männern und Frauen zu reden, ohne dass da etwas mitschwingen muss. Was so auch nicht stimmt, denn bei Gemma schwingt gerade bei Frauen, die schön oder gebildet sind, etwas mit, das stark an Eifersucht erinnert, nur dass sie diese unschönen Regungen in der Regel unterdrückt.

Inzwischen haben Duncan und Gemma rausgefunden, dass überraschend viel Personen mit Connor am Abend seines Todes noch Kontakt hatten, auch wenn sie immer noch nicht wissen, was Connor an diesem Tag so sehr beschäftigt hat. Ich höre für heute erst einmal auf zu lesen, denn die letzten 50 Seiten des Romans würde ich gern am Stück konsumieren und da Sayuri in den letzten Tagen nicht so viel zum Lesen gekommen ist, will ich das Buch nicht so viel vor ihr beenden …

Dienstag, 06.08.

Da Sayuri gerade wirklich viel um die Ohren hat, haben wir beschlossen, dass wir die letzten Seiten von „Und ruhe in Frieden“ nicht gemeinsam lesen werde. Also habe ich heute Abend den Krimi beendet und sitze nun ein bisschen grummelig da. Auf der einen Seite kann ich gut damit leben, dass Duncans „Beziehung“ zu Julia von der Autorin als Katalysator benutzt wurde, um Duncan einen Übergang von seinem „Single-Darsein, nachdem mich meine Ex-Frau so verletzt hat“ zu einer potenzielle Beziehung mit Gemma zu bieten. Auf der anderen Seite hasse ich Kriminalfälle, bei denen es letztendlich nur darum geht, wer vor vielen, vielen Jahren mit wem geschlafen hat. Ich hatte auf jeden Fall recht, dass Tommy in gewisser Weise in die Ursache für den Mord involviert war. Oh, und der Mord könnte auch nur unterlassene Hilfeleistung gewesen sein, weil wohl nie bewiesen werden kann, ob Connor absichtlich ins Wehr gestoßen wurde oder ob die beteiligte Person „nur“ keine Hilfe geholt hat, als Connor zu ertrinken drohte.

Es ist irgendwie lustig, dass ich die Bücher immer noch sehr gern mag, aber bei einem so aufmerksamen Wiederlesen eine Menge Punkte finde, die mich ärgern oder bei denen ich der Meinung bin, dass Deborah Crombie das besser hätte lösen können.

Mit „Das verlorene Gedicht“ geht es vermutlich in der kommenden Woche los – das hängt ein wenig davon ab, ob und wie Sayuri das gemeinsame Lesen einrichten kann. Da ich den Band in sehr guter Erinnerung habe, bin ich gespannt, ob ich da auch so viele Elemente zum Bekritteln finde oder ob ich die Geschichte rundum genießen kann. (Wobei ich mich jetzt schon daran erinnere, dass ich das Mordmotiv in dem Roman auch nicht so prickelnd fand, aber an alles andere habe ich wirklich gute Erinnerungen! *g*)

Deborah-Crombie-Lesetag (2)

Da Sayuri und ich beide bis zum Nachmittag relativ wenig zu tun haben, haben wir beschlossen, dass wir heute mit unserem „Deborah Crombie lesen“ weitermachen. Ich hatte ja schon am Montag die ersten Seiten in „Alles wird gut“, dem zweiten Kincaid-und-James-Roman, gelesen und mich darüber gefreut, dass Gemma James in diesem Band eine größere Rolle spielt. Außerdem ist mir das Opfer Jasmine Dent sympathisch – soweit ich das anhand der kurzen Szenen mit ihr (und der Art und Weise wie die Menschen, die mit ihr bekannt waren, über sie reden) beurteilen kann. Wie schon am Montag gilt auch hier: Wer keine Spoiler zu der Krimireihe lesen möchte, sollte diesen Beitrag einfach ignorieren.

Die Handlung beginnt in „Alles wird gut“ relativ gemächlich. Am Anfang gibt es eine Szene mit Jasmine, die darüber nachdenkt, dass es doch ganz gut sei, dass sie den Gedanken an Selbstmord aufgegeben hat. Durch sie wirft man einen ersten Blick auf die Menschen, die in ihrem Leben eine Rolle spielen, nur um kurz darauf – aus der Perspektive von Duncan Kincaid – ihre Leiche zu finden. Da Jasmine Krebs und nur noch wenige Wochen zu leben hatte, geht ihre Pflegerin anfangs von einem natürlichen Tod aus, während Duncan ein komisches Gefühl hat. Durch Jasmines Freundin Margaret erfahren sie von den Selbstmordplänen (und der Verwerfung derselben durch Jasmine), so dass Duncan eine rechtliche Handhabe für eine Obduktion bekommt.

Für den Leser steht natürlich von Anfang an fest, dass Jasmine ermordet wurde, aber es scheint so gar keinen Verdächtigen oder gar ein Motiv zu geben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Opfer eh nicht mehr lange zu leben hatte. Gemma wird von Duncan zu den Ermittlungen (anfangs inoffiziell) zugezogen und lernt ihn so mal von einer etwas emotionaleren und privateren Seite kennen (was zum Glück die eine oder andere Illusion über ihren Vorgesetzten zerstört und ihr zeigt, dass er deutlich mehr Schwächen hat, als sie bislang geahnt hatte). Ich mag, dass ihre Perspektive deutlich zeigt, wenn er ihrer Meinung nach Mist gebaut hat, auch wenn sie das ihm – der nun einmal ihr Vorgesetzter ist und den sie noch nicht besonders gut kennt – nicht direkt sagen kann.

Oh, und ich fand auch die kleine Szene zwischen Duncan und seinem Nachbarn sehr berührend. Die beiden wohnen zwar im selben Haus und waren beide – auf ihre Weise – mit Jasmine befreundet, hatten aber vorher kaum etwas miteinander zu tun. Und dann gibt es da diese eine Szene, in der die beiden zusammen Rosen pflanzen und sich zum ersten Mal ein bisschen unterhalten – dieses vorsichtige und höfliche „Annähern“ über die gemeinsame Trauer war schön beschrieben. Dafür, dass ich schon am Montag etwas über diesen Part geschrieben hatte, ist mir doch noch ganz schön viel erzählenswertes eingefallen. Ich greife jetzt erst einmal wieder zum Buch und steige heute bei Seite 110 wieder in die Geschichte ein.

Update 10:45 Uhr

Mir fällt beim Lesen gerade auf, dass es bestimmte Typen gibt, die Deborah Crombie immer wieder aufgreift wie zum Beispiel den arroganten Schönling aus reichem Haus (der aber keinen Pfennig besitzt, weil seine Familie ihn am Gängelband führt). Überhaupt scheint sie – wenn ich mich recht erinnere – in den ersten Romanen gewisse Vorurteile gegen Menschen mit viel Geld zu haben. Auf der anderen Seite gibt es hier schon so einige Szenen, die für mich so typisch für die Kincaid-und-James-Romane sind, wie zum Beispiel die Befragung einer ehemaligen Nachbarin von Jasmine. Ein kurzes Zusammentreffen zwischen Kincaid und dieser alten Frau und schon hat man das Gefühl eine genaue Vorstellung von ihrem Charakter zu haben, gerade diese Momente mit Figuren, die man spontan ins Herz schließt, mag ich sehr. Ebenso wie die Passagen, die man aus Gemmas Perspektive verfolgt, in denen man immer wieder gut sehen kann, dass sie zwischen Minderwertigkeitskomplexen aufgrund ihrer Herkunft (ihre Familie macht es ihr auch nicht leicht, da sie ihre Berufswahl überhaupt nicht verstehen können und glücklicher wäre, wenn sie wie ihre Schwester Friseurin geworden wäre) und Selbstbewusstsein/Authorität aufgrund ihres Berufes und der damit schon erbrachten Leistungen schwankt.

Bevor ich weiterlesen kann, muss ich mich erst einmal ein bisschen um die To-do-Liste kümmern, auch wenn ich lieber weiter Zeit mit dem Buch auf dem Sofa verbringen würde. Ich erinnere mich an überraschend viele Details aus „Alles wird gut“ – nur nicht an den Mörder! Mal schauen, ob meine Erinnerung daran wiederkommt, bevor die Geschichte aufgelöst wird, oder nicht. 😉

Update 14:45 Uhr

Möhren, Gurken-Knäcke und Milchkaffee – so langsam hatte ich richtig Hunger. *g*

Zum „Frühstück“ gab es dann die letzten Seiten von „Alles wird gut“ für mich. Ich bin mir nicht so sicher, was ich von der Auflösung halte. Eigentlich hatte man als Leser alle notwendigen Informationen zur Lösung – vor allem, wenn man darüber nachdachte, wer überhaupt eine Gelegenheit gehabt hätte Jasmine mit einer Überdosis Morphium zu ermorden -, aber ich fand das Motiv recht unbefriedigend. Wieso sollte jemand nach so vielen Jahren, wenn man eh schon weiß, dass die Person in wenigen Wochen an einer wirklich scheußlichen Krankheit sterben wird, einen Menschen ermorden? Nicht, dass ich grundsätzlich verstehen würde, was jemanden zum Mord treibt 😉 , aber nach so langer Zeit so zu handeln und als Grund anzugeben, dass man es nicht ertragen hätte, dass Jasmine ihren Frieden mit ihrem Tod und ihrer Krankheit gemacht hätte. Das ist für mich der unstimmigste Part an der Geschichte. Von diesem Teil abgesehen, habe ich mich mit „Alles wird gut“ wieder sehr wohl gefühlt. Gemma und Duncan bekommen so langsam die für sie typischen Charakterzüge verliehen und es ist schön mitzuerleben, wie sie sich besser kennenlernen und zu facettenreicheren Figuren werden, als sie in „Das Hotel im Moor“ waren. Aber vor allem habe ich die kleinen Szenen genossen, für die Deborah Crombie einfach ein Händchen hat und in denen eine Person mit wenigen Sätzen so dargestellt wird, dass man das Gefühl hat, man würde sie mit all ihren Ecken und Kanten kennenlernen und ins Herz schließen. Diese kleinen (Neben-)Figuren, sind diejenigen, die man auch nach dem Lesen noch ein Weilchen mit sich trägt und die der Grund sind, warum der Kriminalteil einem selbst dann stimmig vorkommt, wenn man das Motiv des Täters nicht so ganz nachvollziehbar findet. 😉

Ich werde jetzt erst einmal abwarten bis auch Sayuri den Roman beendet hat und dann schauen wir mal, wann wir den nächsten (fast) freien Tag zum gemeinsamen Lesen finden. Immerhin kann ich sagen, dass durch diese beiden Lesetage in dieser Woche meine Leselust endlich zurückgekommen ist und ich neben dem nächsten Deborah-Crombie-Roman noch ein paar weitere Bücher aus dem Regal gezoge habe, für die ich mir in den nächsten Tagen Zeit nehmen möchte. 🙂

Deborah-Crombie-Lesetag (1)

Ich hatte schon in meinem SuB-Beitrag zum Monatsanfang erwähnt, dass ich in den kommenden Wochen gemeinsam mit Sayuri mal wieder die Krimis von Deborah Crombie lesen möchte. Wir haben uns für heute verabredet, um zu lesen und uns über das Gelesene auszutauschen und wer keine Spoiler zu der Krimireihe lesen möchte, sollte diesen Beitrag einfach ignorieren. Ganz frei kann ich mir heute zwar nicht nehmen, aber zwischen den verschiedenen Verpflichtungen (etwas Arbeit, etwas Haushalt) komme ich definitiv zum Lesen und werde dann hier darüber schreiben.

Es ist schon einige Jahre her, seitdem ich die ersten Teile der Kincaid-und-James-Krimis gelesen habe und gerade den ersten Band („Das Hotel im Moor“) habe ich nicht so oft gelesen wie einige andere Bücher der Reihe, weil der nicht zu meinen Lieblingsteilen gehörten und ich ihn nur als „ganz okay“ in Erinnerung habe. Ich weiß gar nicht, ob ich damals die Reihe überhaupt nach „Das Hotel im Moor“ weiterlesen hätte, wenn ich nicht von einer Freundin gleich die ersten drei Bände geliehen bekommen hätte. Mal schauen, was ich heute so von „Das Hotel im Moor“ halte und ob mir die Geschichte dieses Mal besser gefällt, als ich sie in Erinnerung habe.

Update 11:00 Uhr

Ich finde es lustig, dass ich gleich auf den ersten Seiten über Sätze stolpere, die mich stutzen lasse, weil ich sie nicht mit Duncan Kincaid verbinde. Zu Beginn der Geschichte ist er müde und überarbeitet und dazu passt eine gewisse Frustration darüber, dass man als Polizist nicht weiß, ob die Beweise, die man gesammelt hat, auch wirklich am Ende für eine Verurteilung einer Person ausreichen. Aber ich habe das Gefühl, dass der Kincaid, den ich „kenne“, nicht so verächtlich über Geschworene denken würde, wie man es hier zu Beginn des Buches lesen kann. Außerdem finde ich es spannend, dass er „ehrgeizig“ auf eine Beförderung hingearbeitet hat. Die Motivation stimmt in dem Absatz (er will keinen reinen Schreibtischjob, sondern aktiv ermitteln), aber Ehrgeiz gehört für mich nicht zu seinem Charakter. Immer wieder interessant, dass ich mich so an Kleinigkeiten aufhängen kann …

Die Handlung beginnt in „Das Hotel im Moor“ mit Duncan Kincaid, der nach Monaten voller Überstunden endlich eine Woche Urlaub machen kann und dafür die Reservierung seines Vetters übernimmt, der ein Apartement in einem Timesharing-Hotel gebucht hatte. Gemma James bekommt man auf den ersten Seiten nur kurz als Duncans Untergebene vorgestellt (inklusive der Info, dass sie rothaarig, intelligent, geschieden, zehn Jahre jünger als Duncan und alleinerziehende Mutter ist) – immer wieder schwierig für Autoren die richtige Balance zwischen Informationsvermittlung und natürlichem Gedankenfluß ihrer Protagonisten zu finden. *g* Ich finde es etwas schade, dass die Situation im Hotel dadurch eingeführt wird, dass Duncan gleich beim ersten Betreten unabsichtlich einen Streit zwischen den beiden Geschäftsführern belauscht. Das ist etwas plump gemacht, bei den späteren Büchern geht die Autorin eindeutig raffinierter vor.

Update 14:00 Uhr

Ich mag es immer wieder, wie Deborah Crombie die verschiedenen Charaktere vorstellt. Es geht nicht ganz ohne Klischees bei ihr, aber eine kleine Szene mit einer Frau am Fenster, ein kleiner Moment beim abendlichen Haarebürsten und schon hat man einen guten Eindruck von der Person gewonnen. Manche sind sympathisch, manche definitiv nicht und bei anderen erkennt man schnell, dass sie zwar nicht unsympathisch sind, aber trotzdem keine einfachen Charaktere. Ich mochte das Mordopfer, auch wenn er mit seiner sarkatischen Art bestimmt einige Menschen vor den Kopf gestoßen hat. Mich stört allerdings der örtliche Leiter der Ermittlungen – so ein richtiger Klischee-„Dorfpolizist“: unfähig, unfreundlich und sehr von sich überzeugt. Und natürlich ist er nicht glücklich damit, dass er mit Kincaid einen Mann von Scotland Yard an seinem Tatort hat. Diesen Typ Polizist greifen eigentlich alle Krimiautoren gerne auf, aber das ändert nichts daran, dass ich ihn nicht mag, auch wenn so ein Ermittler natürlich immer einen guten Grund für die Hauptfigur darstellt, um auf eigene Faust zu ermitteln. Hier ist sich Kincaid immerhin bewusst, dass er weder zuständig ist, noch seine Einmischungen erwünscht sind, weshalb er versucht über seinen Vorgesetzten Zugang zu den Ermittlungen zu bekommen. Gemma spielt bis jetzt kaum eine Rolle – noch etwas, das sich zum Glück im Laufe der weiteren Romane ändert.

Knäckebrot mit Gurke an Roman 😉

Die ersten knapp 100 Seiten von „Das Hotel im Moor“ habe ich bislang in kleinen Pausen zwischen der Arbeit gelesen, aber jetzt gönne ich mir erst einmal eine Stunde „Frühstückspause“, um etwas länger am Stück lesen zu können, bevor ich weiter meine To-do-Liste abarbeite. 😉

Update 16:00 Uhr

Das „etwas länger am Stück lesen“ habe ich dann mal spontan auf fast zwei Stunden ausgedehnt, als ich merkte, dass ich nicht mehr so viele Seiten vor mir hatte und so langsam die Erinnerungen an die Auflösung wiederkamen. Der Kniff mit den beiden „Ablenkungsopfern“ ist relativ alt, aber er sorgt immer wieder für Spannung, weil man beim Lesen die ganze Zeit die Opfer, die möglichen Gründe für ihren Tod und natürlich ihr Umfeld im Hinterkopf behält.

Etwas seltsam fand ich Duncans Bedürfnis nach Nähe. Ich hatte das für „Das Hotel im Moor“ (mir fällt gerade auf, dass nicht einmal ein Moor erwähnt wurde, da hat der deutsche Verlag wohl unabhängig vom Inhalt nach etwas stimmungsvollem gesucht *g*) gar nicht so in Erinnerung, auch wenn eine gewisse Melancholie und Sehnsucht – gerade in den ersten Bänden, bevor er mit Gemma eine Familie gründet – schon zu seinem Charakter gehört. Aber hier hatte ich das Gefühl, er würde jede Frau, mit der er sich gut versteht und die er zusätzlich auch noch attraktiv findet, als potenzielle Partnerin in Betracht ziehen – selbst bei der Ärztin, die verheiratet und zufrieden in ihrer Ehe ist.

Der Krimi leidet definitiv an ein paar Kinderkrankheiten, aber grundsätzlich ist da schon viel von dem drin, was ich bei der Autorin schätze. So hat sich „Das Hotel im Moor“ zügig lesen lassen und mich gut unterhalten, ich mochte viele Figuren und die Art und Weise, wie sie beschrieben wurden, und auch Duncan und Gemma (in den wenigen Szenen, in denen sie vorkam,) zeigten schon eine Menge Züge, die ich an ihnen mag und die die Basis für die Entwicklung der beiden Charaktere (in den kommenden Bänden) bilden.

Es war schön endlich mal wieder ein Buch (so ziemlich) am Stück zu lesen, auch wenn ich mich jetzt definitiv auf meine To-do-Liste stürzen muss, damit ich bis 17 Uhr hoffentlich fertig werde. Ich weiß nicht, ob ich vor dem abendlichen Kochen noch einmal zum Buch greifen werde, aber ich denke, ich werde heute Abend noch mit dem zweiten Deborah-Crombie-Band („Alles wird gut“) anfangen. Der Roman liegt eh bereit, da ich die ersten beiden Bände als Doppelband habe, und ich habe große Lust auf die Geschichte im zweiten Teil. 🙂

Update 22:00 Uhr

Sehr dunkles Foto einer Kartoffel-Zucchini-Zwiebel-Frittata

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mit der To-do-Liste und dem Abendessen fertig war, aber in der letzten Stunde habe ich noch in „Alles wird gut“ gelesen und knapp 100 Seiten geschafft. An diesen zweiten Band der Kincaid-und-James-Krimis erinnere ich mich noch sehr gut, denn hier beginnt für mich das Zusammenspiel zwischen Duncan und Gemma, das für mich die Romane von Deborah Crombie so lesenswert macht, und man lernt die beiden Protagonisten deutlich besser kennen als in „Das Hotel im Moor“ (was bedeutet, dass vor allem Gemma endlich mal ein paar gute Szenen bekommt). Außerdem mag ich das Opfer sehr, denn auch wenn man Duncans Nachbarin Jasmine nur in einer kurzen Szene am Anfang kennenlernt, so dreht sich doch die gesamte Geschichte um sie. Bei jedem Gespräch wird deutlich, was für eine wichtige Rolle sie im Leben der wenigen Menschen gespielt hat, denen sie nahe stand, und wie viel Bedeutung es für diese Menschen hat zu erfahren, ob sie eines natürlichen Todes (natürlich nicht!), durch eigene oder durch fremde Hand gestorben ist. Das einzige, was mich bislang irritiert, ist, dass Duncan immer Jasmines Kater Sid(hi) vergisst – aber nun gut, noch ist er kein Katzenmensch. 😉

Ich werde für heute mit dem Lesen aufhören und nur noch ein bisschen „Animal Crossing“ spielen, bevor es (relativ) früh ins Bett geht. Mir hat das gemeinsame Lesen viel Vergnügen bereitet und ich habe endlich mal wieder ein Buch gelesen. Mal schauen, wann Sayuri und ich Zeit finden, um damit weiterzumachen. 🙂