Auch diesen Band der „Dresden Files” habe ich für die English-Challenge gelesen, wobei ich in diesem Monat arge Schwierigkeiten hatte, mich überhaupt für ein Buch zu entscheiden. Sowohl die beiden Agatha-Christie-Titel, die ich mir auf Englisch aus der Bibliothek geliehen habe, als auch „Soulless”, welches ich schon so lange lesen will, hätten mich gereizt. Aber da ich gerade ständig so müde bin, habe ich mich für „Death Masks” entschieden. Den Band habe ich vor einigen Monaten auf Deutsch gelesen und erinnere mich deshalb noch an die Geschichte und viele Details, aber das hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Oh, und noch etwas: Da das inzwischen der fünfte Dresden-Files-Band ist, kommt diese Rezension natürlich nicht ohne Spoiler aus.
In den ersten Szenen von „Death Masks” befindet sich Harry Dresden auf der Bühne der „Larry Fowler Show” und hegt die schlimmsten Befürchtungen bezüglich dieser Fernsehsendung. Doch da dies der einzige Ort ist, an dem sich sein Informant Mortimer Lindquist mit ihm treffen wollte, muss Harry sich mit der Zauberer-feindlichen Umgebung eines Fernsehstudios auseinandersetzen. Für den Zauberer ist das ein großes Opfer, aber es ist auch seine letzte Hoffnung, mehr über den Aufenthalt seiner – von Vampiren infizierten – Freundin Susan herauszufinden. Amüsanterweise ist Mortimer nicht der einzige Gast, der an dieser Sendung nur deshalb teilnimmt, um mit Harry Kontakt aufnehmen zu können. Und so sieht sich der ungewöhnliche Zauberer mit Pater Vincent (Abgesandter des Vatikans) und Dr. Paolo Ortega, Herzog des Roten Hofes der Vampire, konfrontiert.
Während Ortega Harry zu einem Duell herausfordert, welches den Krieg zwischen dem Roten Hof der Vampire und dem Weißen Rat der Zauberer beenden soll (der von Harry Dresden verursacht wurde, als er versuchte, seine Freundin Susan vor den Vampiren zu beschützen), bittet Pater Vincent den Privatdetektiv um Hilfe bei der Suche nach einem gestohlenen Artefakt – welches sich dann auch noch als das Grabtuch von Turin herausstellt. Aber auch Johnny Marcone scheint gerade etwas von Harry zu wollen – oder zumindest schließt der Zauberer dies aus der Tatsache, dass ihm ein paar Handlanger des Chicagoer Verbrecherbosses nach der Fernsehsendung mit Waffen auflauern.
Für mich hat dieser Band nicht nur ein Wiedersehen mit Susan gebracht, sondern auch mit Michael Carpenter, dem „Ritter des Kreuzes“ (wie schon bei dem Text zum zweiten Band gilt: Wenn einer von euch den Begriff kennt, der in der deutschen Übersetzung dafür verwendet wird, dann bitte her damit!). Obwohl ich die Geschichte schon einmal gelesen hatte, ist es nun doch ein ganz schöner Unterschied, wenn man nicht nur weiß, wie Susan von den Vampiren infiziert wurde, sondern auch, welche Rolle Michael vorher schon in Harrys Leben gespielt hat und warum Harry dem Ritter so viel zu verdanken hat. Beim Lesen der deutschen Ausgabe kannte ich nur den ersten Band der Reihe, und dazwischen passiert ja doch einiges.
In „Death Masks“ kommt nicht nur Michael vor, sondern man lernt auch Shiro und Sanya, zwei weitere „Ritter des Kreuzes“, kennen und erfährt den Grund für die Existenz dieses Ordens. Die beiden neuen Ritter mochte ich sehr gern, vor allem den älteren Asiaten Shiro – und dank ihm gab es auch einige sehr bewegende Szenen für mich, bei denen ich das eine oder andere Tränchen verdrücken musste. Insgesamt ist der fünfte Teil der „Dresden Files“ wieder eine eher langsam erzählte Geschichte. Harry muss viel recherchieren und dabei versuchen, eine Balance zwischen den verschiedenen Herausforderungen in seinem Leben zu halten. Hier und da kommt es zwar auch zu ernsthaften Auseinandersetzungen, aber bis zum finalen Kampf in einem fahrenden Zug fühlt sich die Geschichte nicht so actionlastig an und am Ende gibt es noch einen überraschenden Einblick in die Motive eines der Gegner, mit denen sich Harry herumschlagen muss.
Ich glaube, inzwischen mag ich an den Dresden-Files-Romen ihre relative Berechenbarkeit. Harry steht immer vor mindestens zwei Herausforderungen, es gibt ein paar Kämpfe, ein paar ernsthafte Momente, viel Zynismus, einiges zum Schmunzeln und ganz wunderbar fantastische Einfälle. Ich mag es, dass die verschiedenen Personen immer wieder auftauchen, aber nicht in jedem Buch unbedingt dabei sein müssen – und obwohl die Grundstimmung (Harry ist unendlich erschöpft und alles passiert innerhalb schrecklich kurzer Zeit) immer sehr ähnlich ist, bietet jeder Band ein ganz neues Thema und neue interessante Einblicke in Harrys Welt, in das Leben seiner Freunde und die Gesetze und Hintergründe der verschiedenen übernatürlichen Kreaturen und Gemeinschaften. Einen riesigen Nachteil haben diese Bücher allerdings: Nach der letzten Seite habe ich immer sehr große Lust, sofort zum nächsten Band zu greifen!