Schlagwort: Kinder- und Jugenbuch

Cat Gray: Spellstoppers

Ich habe keine Ahnung mehr, wo ich über „Spellstoppers“ von Cat Gray gestolpert bin, aber so lange kann das Buch noch nicht auf meinem eReader geschlummert haben, als ich es im August gelesen habe. Die Handlung wird aus der Sicht des zwölfjährigen Max erzählt, der seit Jahren ein riesiges Problem hat. Jedes elektrische Gerät, das er berührt, geht kaputt, während er selbst einen heftigen und sehr schmerzhaften Schlag bekommt. Nachdem er – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen – mit dem neuen elektrischen Auto seiner Mutter in Berührung kam, sieht seine Mutter ein, dass es so nicht weitergehen kann, und schickt Max in den kleinen Ort Yowling zu seinem Großvater Bram. Zu seiner großen Überraschung eröffnet Bram ihm, dass es so etwas wie Magie wirklich gibt und dass Max selbst von einer langen Linie von Spellstoppern abstammt.

Spellstopper sind Personen, die in der Lage sind, die Magie anderer zu neutralisieren. Und da Elektrizität und Magie sich nicht unähnlich sind, muss Max seine Fähigkeit in den Griff bekommen, bevor er noch einmal den Umgang mit elektrischen Geräten riskieren kann. Bram ist auch nicht der einzige Bewohner von Yowling, der über eine magische Fähigkeit verfügt. Der gesamte Küstenort wird von Personen bewohnt, die Magie besitzen oder selbst magisch sind. Dabei zittern sämtliche Bewohner von Yowling seit Generationen vor den Keepern, die die Aufsicht über das magische Schloss vor der Küste des Ortes haben und so mächtig sind, dass sie alle anderen Einwohner terrorisieren können. Als Bram entführt wird, um für den aktuellen Keeper zu arbeiten, muss Max gemeinsam mit seiner neuen Freundin Kit alles versuchen, um seinen Großvater zu retten – auch wenn das bedeutet, dass er seine gerade erst entdeckte Magie gegen eine unvorstellbar böse Macht einsetzen muss.

Es gibt viele Elemente in „Spellstoppers“, die mir sehr viel Spaß gemacht haben. Die Beschreibungen des kleinen Ortes Yowling habe ich zum Beispiel sehr genossen, ebenso wie die Begegnungen mit vielen der Einwohner, die Max im Laufe der Zeit kennenlernt. Überhaupt gibt es in der Geschichte wirklich viele schöne magische Elemente, die den Alltag in Yowling prägen, während gleichzeitig auch jemand wie Kit, die über keine Magie zu verfügen scheint, einen festen Platz in der magischen Gemeinschaft finden kann. Auf der anderen Seite hatte ich immer wieder ein Problem mit dem Handeln der verschiedenen Charaktere. So finde ich es auch einige Zeit nach dem Lesen des Romans noch immer unglaublich, dass die Mutter von Max ihn jahrelang mit seinem Problem kämpfen ließ und dabei zusah, wie er immer einsamer wurde, obwohl sie genau wusste, dass ihr Vater dem Jungen helfen könnte. Selbst wenn sie nicht wieder nach Yowling zurückkehren wollte, so habe ich nicht das Gefühl, dass eine liebevolle Mutter ein solches Problem ihres Sohnes ignorieren würde, um zu hoffen, dass er schon nicht deshalb sterben wird. Cat Gray lässt die Mutter zwar am Ende noch einmal deutlich sagen, dass sie all das nur getan hat, weil sie Max vor der dunklen Seite der Magie beschützen wollte, aber mich überzeugt das einfach nicht.

Auch bei Max gibt es immer wieder Momente, in denen er auf eine Art und Weise handelt, die ich für ihn als Charakter unglaubwürdig finde und bei denen ich das Gefühl hatte, dass das für die Autorin halt der einfachste Weg war, um die Handlung weiterzuführen. Was dazu führt, dass ich mich, obwohl ich „Spellstoppers“ insgesamt eigentlich nett fand, immer wieder schrecklich über bestimmte Szenen geärgert habe. Deshalb werde ich wohl nicht zu einem weiteren Buch von Cat Gray greifen, obwohl die Autorin so viele hübsche fantastische Ideen verwendet hat. Es ärgert mich einfach zu sehr, wenn Charaktere so widersprüchlich dargestellt werden, obwohl es so viele andere Möglichkeiten gäbe, um diese Elemente innerhalb der Geschichte zu klären. Ganz ehrlich, mir sind auf Anhieb drei verschiedene Ideen einfallen, die problemlos erklären könnten, wieso die Mutter Max nicht früher mit ihrem Vater in Verbindung gebracht hat und bei denen sie weiterhin als liebevolle und sympathische Person dastehen würde. Wenn eine Autorin es nicht auf die Reihe bekommt, aus ihren Charakteren glaubwürdige Figuren zu machen, dann finde ich das als Leserin wirklich unbefriedigend.

Abi Elphinstone (Hrsg.): Winter Magic (Anthologie)

Wie immer, wenn ich eine Anthologie lese, gibt es hier einen Sammelbeitrag, in dem ich ein paar Sätze zu den jeweiligen Geschichten festhalte. Als ich nach Weihnachten zum ersten Mal zu „Winter Magic“ griff, fiel mir erst auf, dass ich doch relativ selten Anthologien lese, die mit Geschichten von (verschiedenen) Kinder- und Jugendbuchautoren gefüllt sind. Der Großteil meiner Anthologien ist ja doch eher Urban Fantasy für erwachsene Leser … *g* Einige der in diesem Band gesammelten Kurzgeschichten wurden schon an anderer Stelle veröffentlicht, aber für mich waren sie alle neu, obwohl ich viele der Autor.innen schon von anderen Werken kannte.

 

Emma Carroll: A Night at the Frost Fair
„A Night at the Frost Fair“ ist eine süße Geschichte über ein Mädchen, das nach dem Besuch ihrer Großmutter in einem Altersheim eine kleine und überraschende Zeitreise unternimmt. Vor allem dreht sich die Handlung um das Thema Familie, aber auch um einen offenen und verständnisvollen Umgang mit anderen Menschen, darum, dass Menschen gewisse Freiheiten benötigen und dass die besten Absichten kein Ersatz sind für Respekt und die Bereitschaft zuzuhören und zu verstehen. Eigentlich mochte ich die Geschichte, aber ich musste mich beim Lesen auch daran erinnern, dass sie für Kinder geschrieben wurde und ich deshalb der Autorin nicht vorwerfen sollte, dass sie bestimmte Aspekte nicht anspricht und dass sich am Ende ganz einfach alles zum Guten wendet. Die zynische, erwachsene Seite in mir war aber ein bisschen grummelig, weil sie bestimmte Elemente unrealistisch fand (und damit meine ich nicht den fantastischen Anteil der Handlung) und denkt, dass das besser hätte gelöst werden müssen.

Amy Alward (Amy McCulloch): The Magic of Midwinter
Eine sehr süße Geschichte über Freundschaft, Wichtelmagie, Alchemie und der Suche nach dem perfekten Geschenk für eine Person, die schon alles zu haben scheint. Und da „The Magic of Midwinter“ Teil der Potion-Diaries-Serie ist und ich die Charaktere sehr mochte und die Handlung wirklich niedlich fand, habe ich „The Potion Diaries“ mal auf meine Merkliste gesetzt, obwohl mich der Klappentext normalerweise nicht reizen würde. Aber ich mochte in „The Magic of Midwinter“ die Protagonistin Sam und ihren Tonfall sehr gern und bin durch diese Kurzgeschichte neugierig auf die Mischung aus Magie, Fabelwesen und „modernen Elementen“ geworden, die in der Potion-Diaries-Trilogie zu finden ist.

Michelle Harrison: The Voice in the Snow
Diese Kurzgeschichte spielt in der Welt von Michelle Harrisons Roman „The Other Alice“ (eine der wenigen Titel der Autorin, die ich nicht kenne,) und ich habe es sehr genossen, wie viele Märchenmomente in der Handlung aufgegriffen werden, ohne dass es dabei auch nur ansatzweise zu einer Art Nacherzählung kommt. Ich mochte die Protagonistin Gypsy (auch wenn ich die Namenswahl ziemlich unglücklich finde) und mir gefiel, wie sie darauf reagierte, dass ihre Stimme gestohlen wurde. Doch vor allem hat mich eine Nebenfigur neugierig gemacht, die nur eine sehr kleine Rolle hatte und von der ich mich frage, ob sie in „The Other Alice“ vielleicht noch einmal vorkommt. Nur gut, dass das Buch eh schon auf meinem Merkzettel sitzt und irgendwann wohl von mir gelesen werden wird. 😉

Geraldine McCaughrean: The Cold-Hearted
Ich muss gestehen, dass ich nicht so recht weiß, was ich von dieser Geschichte halten soll. Die Handlung wird aus der Sicht von Fergal erzählt, der – wenige Minuten, nachdem er gemeinsam mit dem Hund den Wagen verlassen hat – zusehen muss, wie seine Familie im Auto von einer Lawine begraben wird. Im Laufe der Geschichte entdeckt er ein ganzes Dorf voller Menschen, die seit Jahrhunderten unterirdisch leben, und versucht dann alles, um diese dazu zu bewegen, ihm zu helfen. Insgesamt war das nicht schlecht erzählt, aber irgendwie haben mich weder die Grundidee noch die Figuren gepackt …

Katherine Woodfine: Casse-Noisette
Eine sehr süße (fiktive) Geschichte rund um die Uraufführung des Balletts „Der Nussknacker“, die aus der Sicht der zwölfjährigen Tänzerin Stanislava Belinskaya geschrieben wurde, die damals die Clara tanzte. Die Handlung ist etwas kitschiger, als ich es von der Autorin gewohnt bin, aber ich mochte die Grundidee und die Protagonistin sehr und fand die Geschichte überraschend berührend.

Berlie Doherty: Someone Like the Snow Queen
Ich bin etwas zwiegespalte, wenn es um diese Geschichte geht. Auf der einen Seite mochte ich den etwas moderneren Touch, den der „Schneeköniginnen-Anteil“ der Handlung am Anfang hatte, auf der anderen Seite gefiel mir die Ausgangssituation (Teenager-Mädchen ist für die Aufsicht über ihren fünfjährigen Bruder zuständig und vernachlässigt ihre Pflichten) nicht. Ich glaube, ich hätte „Someone Like the Snow Queen“ lieber gemocht, wenn ich nicht zu Beginn so frustriert wegen der Protagonistin gewesen wäre, dass es mir schwerfiel, Mitleid für ihre Situation zu empfinden. So habe ich den Großteil meiner Lesezeit damit verbracht, mir zu überlegen, welche Elemente die Autorin meiner Meinung nach besser hätte machen können.

Lauren St. John: The Room With the Mountain View
Oh, mit dieser Geschichte habe ich wirklich viel Spaß gehabt, obwohl sie so was wie ein „Hallmark-Movie für 11jährige, der sich anfangs als Krimi verkleidet“ war. Ich mochte die Protagonistin Lexie auf Anhieb, weil sie so glücklich über ihren Beinbruch während ihrer Skiferien war (schließlich konnte sie so auf einige Stunden ungestörte Lesezeit hoffen), ich habe gern verfolgt, wie sie überraschend eine neue Freundin fand, und wie die beiden Mädchen – ganz wie in „Das Fenster zum Hof“ – über einen vermeintlichen Mord stolperten. Dabei greift Lauren St. John zwar so einige Klischees (wie das emotional vernachlässigte „arme“ reiche Mädchen) auf, aber die Art und Weise, in der die Handlung erzählt wurde, hat dafür gesorgt, dass ich mich wunderbar dabei amüsiert habe.

Michelle Magorian: Snow
Keine Kurzgeschichte, sondern ein süßes Gedicht über Schnee.

Jamila Garvin: Into the Mountain
Eine Variante des Rattenfängers von Hameln, die ich sehr nett fand, die aber nicht lange in meiner Erinnerung haften blieb.

Piers Torday: The Wishing Book
Eine seltsame kleine Geschichte rund um ein Mädchen, das mit seiner Stief-Großmutter nicht zurechtkommt. Ich mochte den Anfang und Ende von „The Wishing Book“, aber den Mittelteil fand ich ziemlich absurd und die Auflösung zu simpel. Ich weiß nicht, ob ich nach dieser Kurzgeschichte mehr von dem Autoren lesen würde, wenn ich nicht schon einen Roman von Piers Torday gelesen hätte, der mir gut gefallen hat.

Abi Elphinstone: The Snow Dragon
„The Snow Dragon“ erzählt von einem ganz besonderen magischen Weihnachtsabend für ein Waisenkind, von der Hoffnung, eine Familie zu finden, von alltäglicher und besonderer Magie und davon, wie kostbar Fantasie ist. Auf der einen Seite war die Geschichte wirklich süß zu lesen, auf der anderen Seite war mir die böse Waisenhausleiterin zu klischeebefrachtet und übertrieben dargestellt und das Happy End ein bisschen zu vorhersehbar. Aber ich mochte den Drachen und den tanzenden Dackel!

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Insgesamt bot mir „Winter Magic“ eine bunte Mischung aus sehr unterschiedlichen Winter- und Weihnachtsgeschichten. Ich habe zwar nur eine neue Autorin durch diese Anthologie für mich entdeckt (mein SuB wird sich darüber freuen), aber das ist ja für mich auch nicht unbedingt das Ziel, wenn ich Anthologien lese. Ich habe dafür wieder einmal feststellen müssen, dass ich mich in stressigen Zeiten viel leichter auf eine Kurzgeschichte einlassen kann als auf ein paar Seiten eines Romans, und dass ich es mag, dass ich so gar nicht weiß, was die nächste Geschichte mir bringen wird. Abgesehen von einem groben Grundthema gibt es eine Menge Überraschungen in so einer Kurzgeschichtensammlung, und das genieße ich sehr!