Schlagwort: Juliet Blackwell

Leseeindrücke im Juni und Juli (1)

„Unholy Magic“ und „City of Ghosts“ von Stacia Kane hatte ich – ebenso wie „Unholy Ghosts“– von Hermia ausgeliehen und im Juni gelesen. Beide Bücher sind nicht gerade perfekt, wenn man etwas unkonzentriert ist, und an den Slang habe ich mich bis zur letzten Seite nicht richtig gewöhnen können, auch wenn er sehr gut zum Setting passt. 😉 Aber die Romane haben mir Spaß gemacht und ich finde die Welt, die Stacia Kane für diese Urban-Fantasy-Reihe erdacht hat, wirklich toll. Auch die Protagonisten mag ich und die Fälle, die Chess Putnam lösen muss, finde ich ebenfalls reizvoll. In Band 2+3 fand ich sie auch „professioneller“ in Bezug auf ihre Drogensucht, das hatte ich ja beim ersten Teil nicht so stimmig gefunden.

Allerdings gibt es hier auch ein paar Kritikpunkte von meiner Seite. So finde ich es nach drei Bänden schon etwas schade, wenn sie mit einem offiziellen Auftrag der Kirche und gleichzeitig mit einem „privaten“ Fall beschäftigt ist, dass beide unweigerlich am Ende zusammenhängen. Das nimmt der Handlung doch einiges an Spannung. Ebenso fand ich in allen drei Teilen wichtige Elemente der Auflösung der jeweiligen Fälle sehr vorhersehbar – vor allem durch die Verwendung altbekannter Klischees oder das Ignorieren von Erkenntnissen aus den vorherigen Bänden. Trotzdem habe ich es genossen mich insgesamt drei Romane lang mit dieser wirklich ungewöhnlichen Welt und der ebenso ungewöhnlichen Protagonistin beschäftigen zu können. 🙂

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Ich weiß nicht mehr, auf welchem Blog ich über „Der ungeladene Gast“ von Sadie Jones gestolpert bin, aber es klang nach einer reizvollen und mysteriösen Geschichte, so dass ich den Roman in der Bibliothek vorgemerkt habe. Gelesen habe ich das Buch dann an einem Tag und muss zugeben, dass mir die Handlung ohne den mysteriösen Teil deutlich besser gefallen hätte. Am Anfang bekommt man das Haus „Sterne“ und die im Jahr 1912 darin lebende Familie Torrington vorgestellt.

Emerald Torrington hat an diesem Tag Geburtstag, ihr Stiefvater reist trotzdem nach London, um Geld zum Erhalt des Anwesens aufzutreiben, und die – viel zu wenigen – Angestellten versuchen irgendwie alles für die Abendgesellschaft und die Gäste, die erwartet werden, vorzubereiten. Die zum Teil etwas exzentrischen Torringtons, der Stress, der mit dem Besuch einhergeht, und das Aufeinanderprallen der verschiedenen Charaktere am Abend  – das Alles hätte genügend Stoff für einen amüsante und spannenden Roman geboten. Aber Sadie Jones fügt noch ein weiteres Element hinzu, in dem sie in der Nähe ein Zugunglück geschehen lässt, dass nicht nur eine Gruppe gestrandeter Reisender nach „Sterne“ bringt, sondern auch einen Mann aus der Vergangenheit von Charlotte Torrington, Emeralds Mutter.

Die Passagen rund um diesen ungeladenen Gast und die Reisenden sind sehr atmosphärisch geschrieben, aber wirklich gefallen haben sie mir nicht. Die Auflösung fand ich vorhersehbar und hätte es nicht das Pony am Ende gegeben (mehr will ich wegen Spoilergefahr nicht schreiben), hätte ich das Buch sehr unzufrieden zugeschlagen. Die Idee an sich und den Schreibstil kann ich anerkennen, aber mir persönlich hätte die Geschichte schlichter besser gefallen.

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„A Vision in Velvet“ von Juliet Blackwell ist schon der sechste Band der Witchcraft-Mystery-Serie. Dieses Mal dreht sich die Geschichte rund um einen Baum, unter dem jemand ermordet wurde, und das Verschwinden von Lilys Vertrautem Oscar. Ich fand es besonders niedlich zu lesen, wie Lilys magische Freunde ihr die ganze Zeit erzählen, dass Oscar verloren ist und dass sie sich einen neuen Vertrauten zulegen soll, während gleichzeitig ihre „normalen“ Freunde, die nichts von Oscars wahrer Identität ahnen, einen riesigen Aufstand machen, um das verloren gegangene Hängebauchschwein wiederzufinden. Es bleibt dabei, dass ich die Reihe inklusive Krimianteil, Humor und Charakterentwicklungs sehr mag und ich freu mich jetzt schon darauf irgendwann einen weiteren Band zu lesen.

Juliet Blackwell: If Walls Could Talk (A Haunted Home Renovation Mystery #1)

Nachdem ich die „Witchcraft Mystery“-Serie der Autorin so unterhaltsam fand, musste ich einen Versuch mit ihrer „Haunted Home Renovation Mystery“-Reihe starten. „If Walls Could Talk“ ist der erste Teil von Juliet Blackwells Serie rund um eine Bauunternehmerin, die sich auf die Restaurierung historischer Häuser im Bereich San Francisco spezialisiert hat. Genau gesagt hat Mel Turner vor zwei Jahren die Firma ihres Vater übernommen, da dieser nach dem Tod ihrer Mutter nicht mehr in der Lage war, seinem Job mit dem notwendigen Engagement nachzugehen. Dabei bringt sie regelmäßig ihren Traum von Paris zur Sprache, wo sie sich fern aller Bindungen und Verpflichtungen frei entfalten will, um zu betonen, dass sie sich ihr Leben vollkommen anders vorgestellt hatte. Auf der anderen Seite ist Mel viel zu vernünftig und zu pflichtbewusst, um ihren Traum zu verwirklichen.

So lebt sie seit ihrer Scheidung wieder bei ihrem Vater, versucht immer noch, den Tod der Mutter zu verkraften, kümmert sich – trotz der Trennung von ihrem Mann – um ihren Stiefsohn und steckt so viel Zeit in die Verwirklichung ihrer Bauprojekte, dass sonst kaum Zeit für ein Privatleben übrig bleibt. Dabei ist Mel so gutmütig, dass sie sich von einem Freund dazu überreden lässt, neben ihren regulären Jobs auch noch die Renovierung seines neuen Hauses in die Hand zu nehmen. Matt hat sie kennengelernt, da ihr Stiefsohn und sein Sohn gut miteinander befreundet sind. Und obwohl sie schon schlechte Erfahrungen damit gemacht hat, für Matt und seinen Geschäftspartner Kenneth zu arbeiten, kann sie sich nicht zurückhalten, wenn es um ein schönes und renovierungsbedürftiges altes Haus geht.

Erschreckenderweise kommt Kenneth nach einer „Renovierungsparty“ ums Leben, bevor Mel und ihr Team überhaupt mit ihrer Arbeit anfangen können. Und statt sich ganz auf die Gestaltung des Hauses konzentrieren zu können, muss sich die Bauunternehmerin nun mit mysteriösen Vorfällen, gefälschten Papieren und Geistererscheinungen herumschlagen. Dabei scheint die Polizei sich erstaunlich desinteressiert zu verhalten, während Mel überraschend Unterstützung von einem alten Bekannten bekommt, den sie seit gut zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Ich muss zugeben, dass ich Mel als Figur wirklich angenehm finde. Sie ist Ende 30, hat eine gute, wenn auch nicht zu perfekt-harmonische Beziehung zu ihrer Familie, und obwohl die Scheidung von ihrem Mann und der Tod ihrer Mutter sie immer noch belasten und sie manchmal die Nase voll von allem hat, scheint sie eigentlich ein ganz befriedigendes Leben zu führen. Schön finde ich auch, dass sie in der San Francisco Bay Area aufgewachsen ist und sich deshalb nicht nur in der Region gut auskennt, sondern auch eine Menge Beziehungen hat. Das gibt der Serie eine ganz andere Grundstimmung, als sie bei den „Witchcraft Mysteries“ herrscht.

Der Fall rund um den verstorbenen Kenneth ist solide konstruiert und war sehr nett zu lesen, auch wenn ich diesen Roman weniger amüsant fand als die andere Serie. Aber das liegt auch daran, dass die Handlung in „If Walls Could Talk“ realistischer aufgebaut ist. Abgesehen natürlich von der Geistererscheinung, mit der Mel erstaunlich gut zurecht kommt. Ich glaube, wenn ich von einem Tag auf den anderen einen Geist sehen würde, würde ich extremer reagieren. Auf der anderen Seite hätte die Geschichte wesentlich mehr Längen gehabt, wenn Mel diese Erscheinungen nicht irgendwann als real akzeptiert hätte.

Insgesamt ist „If Walls Could Talk“ unterhaltsam und bietet entspannte Lesestunden. Mir haben die Passagen rund um die Renovierungen gefallen, denn für so etwas habe ich ein Faible, und Mel war mir ebenso wie ihre Familie und ihre Freunde sympathisch. Juliet Blackwell hat außerdem so viele Figuren auftreten (und verdächtig handeln) lassen, dass man bei dem Kriminalfall schön mitermitteln und spekulieren konnte. Allerdings hat mich dieser Roman nicht so gepackt wie „Secondhand Spirits“, dafür fehlte einfach der gewisse Funke, der ein Buch aus der Masse heraushebt und den man so schlecht festmachen kann. Es ist einfach so, dass ich nicht auf den nächsten Band hinfiebere, auch wenn ich bestimmt irgendwann einen weiteren Teil der Reihe lesen werde, wenn ich mal wieder auf der Suche nach einem soliden und unterhaltsamen Cozy Mystery bin.

Von Band zu Band

In den letzten Tagen habe ich Band 2, 3 und 4 der „Witchcraft Mysteries“ gelesen und es wirklich genossen, dass ich nach dem Beenden des einen Teils gleich zum nächsten greifen konnte. Ich mag es wirklich, wenn ich eine Serie mal am Stück lesen und mich so richtig in die Geschichten „hineinfallen“ lassen kann. Dabei habe ich aber auch gemerkt, dass es mir nicht so gefällt, wenn die Handlungen der verschiedenen Teile zeitlich zu nah beieinander liegt.

Zwischen der Geschichte von „Secondhand Spirits“ (#1) und „A Cast-Off Coven“ (#2) liegt gerade mal eine knappe Woche, wobei ich das Gefühl hatte, dass es „Anschlussprobleme“ zwischen den beiden Romanen gab. Das kann aber auch an mir liegen, weil ich die letzten Sätze des ersten Bandes (dank des Lesens der Vorschau auf den zweiten Teil) vielleicht falsch interpretiert habe. Aber selbst ohne Anschlussprobleme geht es mir zu schnell, wenn man bedenkt, dass eine eigentlich unbeteiligte Frau innerhalb von zwei Wochen in zwei übernatürliche Mordfälle verwickelt sein soll.

Am Ende von „A Cast-Off Coven“ fährt eine der Nebenfiguren (Max) für einige Wochen weg, kommt aber im Laufe des dritten Bandes wieder – und wenn man sich den Ablauf der Geschichten anguckt, dann war er maximal zwei Wochen unterwegs. Das stimmt weder mit der Aussage, dass er beruflich für „längere Zeit“ wegfahren muss, noch mit dem Gefühl überein, das mir die Autorin bei der Beschreibung von Lilys Gedanken über seine Abwesenheit vermittelt. Außerdem kommt auf den letzten Seiten von „A Cast-Off Coven“ ein Polizist in den Secondhand-Laden und bittet Lily zum Schauplatz eines Mordes – gerade mal eine Woche, nachdem der Fall in diesem Band aufgelöst ist. In „Hexes and Hemlines“ (#3) geht es genau an diesem Punkt weiter, und wieder umspannt die Handlung nur ein paar Tage, während die Geschichte in „In a Witch’s Wardrobe“ (#4) wiederum nur wenige Tage nach Ablauf von Band 3 einsetzt.

Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, wenn die Handlung eines einzigen Bandes auf wenige Tage beschränkt ist. Auch kann ich damit leben, wenn die Geschichte im folgenden Teil mal nahtlos weitergeführt wird. Aber wenn eine ganze Reihe so aufgebaut ist, dann fühlt sich das Ganze für mich nur noch gehetzt und unglaubwürdig an. Solange keine direkte zeitliche Einordnung vom Autor vorgegeben ist und ich nicht genau nachvollziehen kann, wie viele Tage zwischen den Geschichten liegen, fällt es mir deutlich leichter zu akzeptieren, dass eine Romanfigur regelmäßig in Mordfälle verwickelt wird. Gerade nachdem Lily eine „Beziehung“ zur Polizei aufbaut hat, die von beiden Seiten regelmäßig ausgenutzt wird, ist es okay, dass sie immer wieder in Ermittlungen hineingezogen wird. Aber wenn ich – so wie in diesem Fall – genau mitbekomme, dass zwischen dem Anfang von Band 1 und dem Ende von Band 4 nur wenige Wochen vergehen, während Lily von Mord zu Mord wandert, dann macht mich das etwas unzufrieden.

Das ändert nichts daran, dass ich die Serie sehr mag, mich gut unterhalten fühle und mich jetzt schon auf den fünften Band freue, ist mir aber bei dieser Reihe mal so richtig ins Auge gesprungen.

Wie ist es bei euch? Stört es euch auch, wenn solche Ereignisse bei einer Romanreihe so nah beieinander liegen, oder könnt ihr damit – weil das ja eh alles fiktiv ist – gut leben?

[Kurz und knapp] Juliet Blackwell: Secondhand Spirits (A Witchcraft Mystery)

Auf „Secondhand Spirits“ bin ich durch Kiyas Beitrag gestolpert. Da ich das Buch nach seiner Ankunft im Januar noch gar nicht ins Regal geräumt hatte, sprang es mich am Wochenende vom Wohnzimmertisch an, als ich eine Lektüre für meine English-Challenge suchte. Nachdem der Roman dann erst einmal angefangen war, habe ich ihn an zwei Abenden in zwei Nächten durchgelesen. Um euch eine Vorstellung vom Inhalt zu geben, gibt es hier erst einmal den Klappentext:

„Lily Ivory is not your average witch. Her spell-casting powers tend to draw mischievous spiritis while keeping normal humans at a distance. But now her vintage store could give her a chance to make friends in San Francisco.
Lily hopes for a normal life when she opens Aunt Cora’s Closet. With her magical knack for vintage fashion – she can sense vibrations of the past from clothing and jewelry – her store becomes a big hit.
But when a client is murdered and children start disappearing from the Bay Area, Lily may be the only one who can unravel the crime. She tries to keep her identity a secret while investigating, but it’s not easy – especially under the spells of sexy „mythbuster“ Max Carmichael and powerful witch Aidan Rhodes. Will Lily’s witchy ways be forced out of the closet?“

Für mich war die Geschichte rundum ein „Wohlfühlbuch“, dabei unterscheiden sich weder Lily noch ihre Geschichte, ihre Umgebung oder die fantastischen Elementen in diesem Roman groß von einigen anderen Urban-Fantasy-mit-Krimitouch-Veröffentlichungen, die ich gelesen habe. Aber es gelingt Juliet Blackwell die verschiedenen Figuren wirklich liebenswert und angenehm individuell zu beschreiben. Außerdem beinhaltet ihre magische Welt genau den richtigen Schuss Grusel, während das „normale“ San Francisco etwas abgedrehter ist als eine gewöhnliche amerikanische Stadt und somit einen schönen Ausgleich bildet.

Die Autorin hat wirklich ein Händchen dafür Atmosphäre aufzubauen, so dass nicht nur die Stadt toll beschrieben wird (ich weiß nicht warum, aber bei Geschichten, die in San Francisco spielen, klappt das erstaunlich oft), sondern auch Lilys Geschäft mit Vintage-Kleidern, das Café nebenan oder das viktorianische Haus einer älteren Dame, deren Nachbarschaft lange nicht mehr so sicher ist wie vor einigen Jahrzehnten.

Irgendwie war ich mir anhand des Klappentextes sicher, dass sich Lily im Laufe der Geschichte zwischen zwei Männern entscheiden müsste – was zum Glück nicht der Fall ist! Sie fühlt sich zu Max hingezogen, aber so richtig relevant war der Teil der Geschichte nicht, da sich beide wie vernünftige Erwachsene verhalten und  gerade mal die ersten Kennenlernmomente beschrieben werden (sehr angenehm! 🙂 ). Der andere Typ hingegen ist eine mächtige männliche Hexe und – trotz der Hilfe, die er Lily zukommen lässt – irgendwie dubios (und zwar nicht „irgendwie geheimnisvoll attraktiv dubios“, sondern so richtig schön „der hat doch nichts Gutes vor“-suspekt).

Lily ist mir schnell ans Herz gewachsen. Sie hatte es in ihrem Leben nicht leicht, da sie ihre Fähigkeiten als Hexe bislang immer verbergen musste – worin sie nicht sehr gut ist -, aber die Autorin hat auf ein überdramatische Kindheitserinnerungen verzichtet und stachelt stattdessen die Neugierde des Leser durch Andeutungen und bitter-lustige Szenen an. Der Vintage-Shop ist Lilys erster Versuch irgendwo sesshaft zu werden und das führt zum Teil zu wirklich rührenden Bemühungen. So geht sie jeden Morgen in das Café um die Ecke, in der Hoffnung, dass man sie irgendwann beim Aufgeben der Bestellung danach fragt, ob es das Selbe wie immer sein soll, kann sich aber dann nicht dazu durchringen jeden Tag das Gleiche zu bestellen.

An manchen Stellen finde ich den Humor etwas zu bemüht, so läuft Lilys Vertrauter als Hängebauchschwein durch den Laden, aber das stört nicht, weil es genügend wirklich amüsante Szenen und Ideen in diesem Roman gibt. Und mir gefällt die Idee, dass an Secondhandkleidung noch Stimmungen von den Vorbesitzern zurückbleiben und den Träger (positiv) beeinflussen können. Doch vor allem sorgen diverse unaufgelöste Andeutungen dafür, dass ich möglichst schnell weitere Teile der Reihe (bislang gibt es vier Bände) lesen will und die Leseprobe zum zweiten Band, die am Ende von „Secondhand Spirits“ abgedruckt ist, macht auch Lust.