Tja, das war wohl gestern nix mit mir und meinen beiden Bibliotheksbüchern. Bei „Kulturgeschichte des Klimas“ kann ich ja noch verstehen, dass ich gerade keine Aufmerksamkeit dafür habe, aber „Die Hälfte der Sonne“ von Chimamanda Ngozi Adichie lässt sich eigentlich flüssig lesen. Ich bin nur so genervt von den Gedanken der männlichen Protagonisten. Es gibt drei Figuren, die man durch die Geschichte begleitet und während man durch den Houseboy Ugwu die Perspektive eines zwar intelligenten, aber ungebildeten und armen Mannes erlebt, der durch seinen neuen Arbeitgeber mit intellektuellem Gedankengut in Berührung kommt, erlebt man durch die Augen von Olanna (die die Freundin von Ugwus Master ist) das Leben einer wohlhabenden und gebildeten Frau im Nigeria der 60er Jahre. Und ich finde es eigentlich spannend, dass ihr theoretisch so viele Möglichkeiten offen stehen, dass sie andererseits trotzdem nur ein Handelsobjekt für ihre Eltern zu sein scheint. Der dritte Protagonist ist der britische Journalist Richard, der fasziniert ist von der nigerianischen Kultur, der sich in England nie daheim fühlte, der mit Olannas Zwillingsschwester eine Beziehung hat und eben aus der Sicht des Außenstehenden erzählt. Das könnte alles sehr, sehr spannend sei und es gibt auch interessante Details, aber Ugwu ist ein Teenager, dessen Gedanken sich für meinen Geschmack viel zu oft um Frauen/Mädchen drehen und wie es wohl wäre mit einer Frau zusammen zu sein (und der deswegen auch gern seinen Master und Olanna in der Nacht belauscht), während Richard Probleme beim Sex hat, die ihn natürlich sehr beschäftigen. Noch überlagert das für mich die eigentliche Handlung des Romans und ich weiß nicht, ob ich gerade die Geduld habe weiterzulesen. Erst einmal werde ich wohl zu einer weiteren Kurzgeschichte aus „Urban Allies“ greifen und mir dann überlegen, mit welchem Buch es weitergeht …
Auch heute verlinke ich diejenigen am Ende des Beitrags, die sich bei mir mit einem Kommentar unter diesem Post melden. Wobei ich diejenige, die gestern schon fürs gesamte Wochenende einen Beitrag verfasst habe, verlinkt habe.
Update 11:00 Uhr
Bislang startete der Tag für mich relativ gemütlich und gelesen habe ich nur „The Lessons of Room 19“ von Weston Ochse und David Wellington, die sechste Kurzgeschichte aus „Urban Allies“. David Wellington kannte ich bislang nur unter seinem Pseudonym David Chandler, wo mir „Die Metropole der Diebe“ eigentlich gut gefallen hatte (gut genug, um sie auf die Fortsetzungsliste zu setzen, aber nicht so gut, dass ich sie mir schon angeschafft hätte 😉 ) Zu Beginn der Geschichte kann man als Leser verfolgen wie Jack Walker, ein Mitglied des „SEAL Team 666“ (eine Serie von Weston Ochse), versucht in einem Hotelzimmer mit Hilfe einer Garderobe den Geist seiner verstorbenen Verlobten Jen zu beschwören. Kurz darauf wird Laura Caxton (eine „Vampirjägerin“) von einer mysteriösen Person damit beauftragt Jack heil aus dem Hotel zu holen. Ich mochte die Geschichte, vor allem die Idee mit den „Witchbillies“ (zaubernde Hillbillies), die anscheinend aus den Laura-Caxton-Romanen kommen, obwohl mir Jacks Part stellenweise etwas zu sehr „ich bin ein Seal, ich bin ein Held, selbst wenn es mich umbringt“ war.
Ansonsten habe ich mich nur etwas online rumgetrieben, mit Christie geschmust und mich treiben lassen. Jetzt wird es langsam Zeit für mein Frühstück und ich denke, ich werde währenddessen weiter in „Die Hälfte der Sonne“ lesen und wenn es mich dann nicht packt, lege ich das Buch für heute zur Seite.
Update 13:45 Uhr
Argh! Gerade ärgert mich Chimamanda Ngozi Adichie wirklich! Es gab in der Handlung von „Die Hälfte der Sonne“ einen Sprung von drei Jahren zum Tag des Militärputsches – soweit schön und gut, darauf hatte ich ja die ganze Zeit gewartet – und man bekommt diesen Tag durch die Augen von Ugwu mit, der den ganzen Diskussionen im Haus seines Arbeitgebers nicht so recht folgen kann. Stattdessen denkt er darüber nach wie schade es doch ist, dass Mister Richard nicht mehr zu Besuch kommt, dass es vor drei Jahren zu einem großen Streit gekommen war, dass Olanna und sein Master sich beinah getrennt hätten und dass das wenige Monate vor Geburt des Babys gewesen war. Bevor ich als Leser irgendwas über diesen Streit und das Drama vor drei Jahren erfahre, geht Ugwu ins Bett, schläft mit der Nachbarin, die noch vorbeikommt, und beendet den Tag. Ich gehe zwar davon aus, dass ich im Laufe der Geschichte erfahre, was passiert ist, aber dass die Autorin mir diese Ereignisse vorenthält und nur zu Beginn dieses neuen Abschnitts Ugwu kurz daran denken lässt, frustriert mich sehr.
Wenn ich nicht immer wieder den Roman aus der Hand legen würde, weil ich das Gefühl habe, dass sämtliche interessanten Passagen durch Elemente unterbrochen würden, die mich ärgern, wäre ich schon längst mit dem Buch durch. Ganz habe ich die Geschichte auch noch nicht aufgegeben, aber jetzt brauche ich erst einmal etwas, das mich weniger frustriert. Vielleicht lese ich weiter in „Faith“ (die erste Superhelden-Comicserie, die mich nach jahrelanger Superheldenüberdrüssigkeit *g* dazu bringen konnte, mal wieder US-Comic-Hefte zu kaufen), da haben sich inzwischen auch ein paar Ausgaben angesammelt.
Update 16:30 Uhr
Jupp, „Faith“ war genau das Richtige, um mich aus meiner mieseligen Stimmung zu reißen! 🙂 „Faith“ ist ein Spin-Off, früher war die Figur – mit dem Superheldennamen „Zephyr“ – Teil der „Renegades“, aber nach einigen dramatischen Ereignissen (wenn ich den Andeutungen in der Geschichte glauben darf 😉 ), hat Faith Herbert beschlossen, dass sie ihren Weg als Superheldin allein gehen muss. Aufgewachsen ist Faith als Waisenkind, großgezogen wurde sie von ihrer Großmutter und ihre Hobbies waren Comics und Serien und überhaupt all die Dinge, die etwas „nerdig“ sind. Als Teenager entdeckte sie dann, dass sie selber auch Kräfte hat, die es ihr unter anderem ermöglichen, zu fliegen. Inzwischen lebt Faith in L.A., arbeitet tagsüber als „Summer Smith“ für einen Blog, der sich mit Klatsch und Tratsch beschäftigt, und versucht nachts, die Welt zu retten … na ja … oder zumindest ein paar gestohlene Hundebabies … 😉
Es gibt zwei Dinge, die ich an diesen Comics besonders mag. Einmal entspricht Faith optisch nicht gerade dem üblichen Superheldinnen-Klischee – und es scheint ihr vollkommen egal zu sein. Und dann gibt es sehr viele popkulturelle Anspielungen, womit man mich ja auch jedes Mal erwischt. Faith versucht einfach ihr Bestes zu geben, verliert sich manchmal in Tagträumen (die zum Teil auch ihren Ex-Freund betreffen), begeistert sich für Serien, Filme und Comics und hat keine Hemmungen, während eines Video-Chats mit einem Typen, den sie sehr gern mag, in einer unvorteilhaften Haltung auf dem Sofa zu hängen und zu essen. Auch wenn sie nicht gerade glücklich damit ist, dass sie als Superheldin so viele Menschen schon hat sterben sehen (und sich dafür verantwortlich fühlt), so scheint sie ansonsten in sich zu ruhen und strahlt wunderbar viel Selbstbewusstsein aus. Dazu kommt noch ein Humor, der mich immer wieder zum Schmunzeln bringt, und schon kann ich über die eine oder andere nicht so ansprechende Zeichnung (gerade wenn es um die Gesichter geht) locker hinwegsehen.
Die ersten vier Hefte enthalten eine übergreifende Storyline, in der es um eine rätselhafte Gruppe geht, die Menschen entführt, die mit großer Wahrscheinlichkeit übernatürliche Fähigkeiten haben. Die Geschichte ist mehr nett als spannend, aber ich denke, es ging dabei auch mehr darum, Faith für diejenigen einzuführen, die sie vorher noch nicht gekannt haben (so wie ich), und zu zeigen, wie sie jetzt lebt – und zu schauen, ob ein Spin-Off mit der Figur sich verkaufen würde. Da das anscheinend der Fall ist, wurde für die zweite Staffel auch keine begrenzte Heft-Anzahl vorgegeben – mal schauen, wie lange das wohl gehen wird. 😀 Oh, und das Heft neben meinem Apfelkuchen ist ein Crossover mit „The Adventures of Archer and Armstrong“, bei dem es um einen Tag geht, den Archer und Faith gemeinsam verbringen. Sehr knuffig! 🙂
Update 21:30 Uhr
Seit dem letzten Update habe ich Abendessen gekocht und gegessen und eine Blog- und Kommentarrunde gedreht. Ich finde es schön, von den verschiedenen Tätigkeiten zu lesen, die die verschiedenen Mitleser heute so gemacht haben – und dazu noch all die unterschiedlichen Bücher! 🙂
Mein Mann schaut gerade „Dredd“, während mir gleich mal meine „Heizungsbibliothek“ vornehmen werde. Ich denke, es schadet nicht, wenn ich mir mal die Zeit nehme und die einzelnen ausgeliehenen Bücher in Ruhe anlesen. Vermutlich kann der einen oder andere Titel Mittwoch ungelesen wieder zurückgebracht werden oder vielleicht lese ich mich ja sogar doch noch an einem der Bücher fest.
Update 22:30 Uhr
Gerade mal eine Stunde hat es gedauert, um einen Großteil meiner Bibliotheksausleihen anzulesen und irgendwie finde ich es nett, inmitten all der Bücher zu sitzen und alles mal in die Hand zu nehmen und mir Gedanken darüber zu machen. Ich frage mich nur, wo kommen eigentlich all die Bibliotheksbücher her? 😉
Immerhin muss ich „Letzte Ernte“ und „Tödliche Oliven“ von Tom Hillenbrand gar nicht erst anlesen, da weiß ich, was auf mich zukommt und warte nur auf den zweiten Band, damit ich mir mit den Krimis ein paar nette Lesestunden gönnen kann. Und den Großteil der Jiro-Taniguchi-Manga, die da auf der Heizung liegen, habe ich auch schon gelesen. *g*
„Alea Aquarius – Der Ruf des Wassers“ von Tanya Stewner war eine Spontanausleihe, weil ich dachte, es wäre nett ein fantastisches Kinder-/Jugendbuch zu lesen, bei dem das Meer eine wichtige Rolle spielt. Aber ich fürchte, bei dem Roman macht es sich bemerkbar, dass ich nicht die Zielgruppe bin. Wenn ich lese, dass die Hauptfigure eine seltsame Krankheit hat, nicht mit Wasser in Berührung kommen darf, immer Handschuhe trägt und seltsame Stellen hinter den Ohren hat, dann finde ich es schon mehr als offensichtlich, was mit ihr los ist. Dazu kommen noch hölzerne Dialoge und eine unglaublich passende zufällige Begegnung mit drei Minderjährigen, die allein mit einem Schiff übers Meer segeln … Pfff … Immerhin muss ich zugeben, dass sich die Geschichte schnell liest. *g*
„Meines Vaters Land – Geschichte einer deutschen Familie“ von Wiebke Bruhns ist eines der Bücher, die ich auf einem Blog gefunden habe. Der Inhalt klang gut (eine Journalistin, die sich intensiv mit ihrem Vater auseinandersetzt, der hingerichtet wurde, weil er an einem Attentat gegen Hitler beteiligt war), die Form hingegen finde ich schwierig. Der Prolog liest sich gut und einige Teile des folgenden Kapitels ebenfalls, aber dummerweise habe ich Probleme mit den Passagen, in denen die Autorin die Gedanken und Gefühle beschreibt, die sie bewegt haben, während sie sich mit ihrer Familiengeschichte beschäftigte. Da verwendet sie Formulierungen, die ich als richtig schlechten Stil empfinde. So aufgebläht und künstlich verschwurbelt. Da werde ich wohl Mittwochmorgen spontan entscheiden, ob ich dem Buch noch eine Chance gebe.
„Syrien verstehen – Geschichte, Gesellschaft und Religion“ von Gerhard Schweizer scheint nicht nur sehr interessant zu sein, sondern ist auch flüssig geschrieben. Das werde ich auf jeden Fall behalten und lesen und hoffe, dass mein Kopf in den nächsten Wochen mit der kleinen Schrift und der Masse an Namen und Fakten fertig wird. Ähnliches gilt auch für „Die Herrscher der Welt – Wie Mikroben unser Leben bestimmen“ von Bernhard Kegel – nur ist da die Schrift nicht so klein. 😉
Auch „Die Weltensegler – Die phantastische Suche nach der Überallkarte“ von Carrie Ryan und Johne Parke Davis war eine Spontanausleihe. Bei dem Klappentext konnte die Geschichte nur fürchterlich oder nett sein, nach dem Anlesen denke ich, dass sie nett wird. Vermutlich bleibe ich heute Abend dabei, wenn mich nicht noch ein anderes Buch packt. Schön, wenn sich ein kinderbuch als überraschend nett herausstellt.
„Das rote Schaf der Familie“ von Susanne Kippenberger liest sich ebenfalls gut an und darf bleiben, aber davon war ich auch ausgegangen, da Hermia so angetan von dem Titel war. „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“ von Christoph Peters (Wo bin ich denn über den Titel gestolpert? Den hatte ich auf jeden Fall vorgemerkt, aber ich weiß nicht mehr warum …) ist eher ein Wackelkandidat. Wenn ein Autor bei einem so dünnen Band am Anfang so oft den Erzählstil wechselt, braucht es bei mir schon eine bestimmte Stimmung, um mich darauf einzulassen. Heute Abend passt es mir definitiv nicht.
Dafür, dass ich gerade so viel um die Ohren habe, habe ich ganz schön viele Sachbücher ausgeliehen. Das ist einfach der Nachteil, wenn man auf einer Vormerkliste steht und nicht abschätzen kann, wie lange es dauert bis man einen Titel ausleihen kann … Jetzt aber gönne ich mir erst einmal einen gemütlichen Restsonntag mit einer letzten Kommentarrunde und der Suche nach der Überallkarte. 🙂
Ich wünsche euch schon mal einen schönen Start in die Woche. Schön, dass ihr dabei gewesen seid! 🙂
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Heutige Mitleser:
BücherFähe
Neyasha
Kiya
Hermia
Jacy Green
JED
Natira
Ina
Elena