Schlagwort: Afrika

Dorothy Gilman: Mrs. Pollifax and the Lion Killer (Hörbuch)

Ich weiß gar nicht mehr, was im letzten Jahr passiert ist, dass ich im November dieses Hörbuch nach vier Kapiteln abgebrochen habe. Aber ich hatte grundsätzlich in den vergangenen Monaten relativ wenig Lust ein Hörbuch zu hören. Erst an diesem Montag habe ich wieder zum Player gegriffen und mich mit Mrs. Pollifax in das fiktive afrikanische Land Ubangiba begeben. In „Mrs. Pollifax Pursued“ hatte Mrs. Pollifax gemeinsam mit ihrer überraschenden neuen Bekanntschaft Kady Hopkirk dafür gesorgt, dass Kadys Jugendfreund Sammat als Enkel des ehemaligen Königs von Ubangiba anerkannt wird.

In den zehn Monaten, die seitdem vergangen sind, war Sammat damit beschäftigt das Land, das nach dem Tod seines Großvaters von zwei Diktatoren beherrscht wurde, wieder aufzubauen. Nun soll in wenigen Tagen die Krönung des jungen Mannes stattfinden, der hofft, dass er als König in der Position sei, in seinem Heimatland ein modernes demokratisches System aufzubauen. Doch auf einmal kommen Gerüchte auf, dass Sammat ein Zauberer sei, dessen Einfluss für den Tod mehrere Personen verantwortlich sein soll, die von einem „Löwen“ niedergestreckt wurden. Und so fliegen Emily Pollifax und Kady nach Afrika, um Sammat zu unterstützen und herauszufinden, wer hinter den Todesfällen steckt – und vermutlich mit seinen Taten Sammats Krönung verhindern will.

Für Emily Pollifax und ihren Mann Cyrus ist Kady in den vergangenen Monaten zu einem Familienmitglied geworden. So steht es für die beiden auch sofort fest, dass Emily mit Kady zusammen reisen muss, obwohl sie sich um Cyrus sorgt, der sich nachdem er auf Glatteis ausgerutscht ist, nicht selbst versorgen kann. Dass Emily mit ihren Gedanken bei Cyrus ist und sich relativ wiederwillig auf die Reise macht, ist recht ungewöhnlich für sie. Auch macht sie sich Gedanken um Kady und Sammat und ist erschüttert von den Ereignissen in Ubangiba. So fehlt Mrs. Pollifax anfangs diese Neugier und diese Abenteuerlust, die sie sonst so ausgemacht haben, auch wenn es den einen oder anderen netten Moment gibt, in denen sie die einheimischen Händler mit ihrem Verhalten und ihren Wünschen irritiert.

Trotzdem hat mir die Geschichte am Ende wieder gut gefallen, auch wenn Emily Pollifax in diesem Hörbuch nicht ganz so aktiv und energisch war wie gewohnt. Denn obwohl sie sich oft hilflos fühlt, gibt sie natürlich nicht auf. Sie hilft, wo sie nur kann. Sie macht sich Gedanken um all die Menschen, die sie während ihres Aufenthalts in Ubangiba kennenlernt, und sie geht in der Regel ohne Vorurteile und dafür voller Neugier auf diese ihr fremde Kultur zu. Und trotz der relativ schrecklichen Ereignisse gibt es immer wieder amüsante Szenen, wie zum Beispiel Emilys Versuch eine Waffe bei einem Schwarzmarkthändler zu kaufen. So bekommt mich Dorothy Gilman jedes Mal wieder gepackt – wobei mich auch Barbara Rosenblats Lesung wieder überzeugen konnte – und ich freu mich schon auf das nächste (und leider letzte) Hörbuch mit Mrs. Pollifax.

Nnedi Okorafor: Akata Witch

Auf „Akata Witch“ von Nnedi Okorafor bin ich im letzten Jahr über Jim Hines Rezension (wer den Link öffnet, kann gleich noch diese Rezension lesen, die aus Igbo-Sicht über das Buch schreibt) aufmerksam geworden. Da ich den Schauplatz (Nigeria) ebenso interessant fand, wie die Protagonistin Sunny, habe ich den Roman auf meinen Wunschzettel gesetzt, zum Geburtstag geschenkt bekommen – und dann aufgehoben, bis ich in der richtigen Stimmung für die Geschichte war. 😉 In den letzten Tagen war es endlich soweit, nachdem ich nicht nur mehrere Titel, die sich in irgendeiner Form mit Afrika beschäftigten, gelesen habe, sondern auch eine Woche Urlaub hatte.

Sunny ist ein zwölfjähriges Mädchen, gehört zu den Igbo und lebt seit drei Jahren in Nigeria, nachdem sie die ersten neun Jahre ihres Lebens in den USA verbracht hat. Außerdem ist Sunny ein Albino und erträgt aufgrund ihrer empfindlichen Haut die Sonne nicht. Was mir an Sunny von Anfang an gefiel, war, dass sie es zwar nicht einfach hat – sie hat von klein auf damit leben müssen, dass sie „anders“ ist und das Gefühl hat sich durch die Rückkehr ihrer Eltern nach Nigeria nur noch verstärkt -, dass sie aber nicht darüber jammert. Sie ist schon mal wütend oder resigniert, sie weiß aber auch, dass sie eben das Beste aus ihrer Situation machen muss. Noch komplizierter wird ihr Leben, als sie herausfindet, dass sie zu den „Leopard People“ gehört, zu den Menschen, die Magie wirken können.

Die Handlung in „Akata Witch“ (Akata ist übrigens ein verächtliches nigerianisches Wort für Menschen, die zwar afrikanischstämmig sind, aber in Amerika geboren und aufgewachsen sind) ist relativ klassisch für ein fantastisches Jugendbuch: Ein Kind findet heraus, dass es besondere Fähigkeiten hat, dass neben der „normalen“ Gesellschaft noch eine magische Parallelgesellschaft existiert (und bitte verkneift euch an dieser Stelle den Harry-Potter-Ruf) und dass es etwas Böses gibt, das bekämpft werden muss. Nnedi Okarafor macht aus diesem Grundrezept aber eine für mich besondere Geschichte, nicht nur dadurch, dass die Handlung spürbar in Nigeria spielt und es immer wieder Verweise auf die Igbo- und andere (west-)afrikanische Kulturen gibt, sondern auch durch die Darstellung ihrer Figuren.

Sunny, ihre Freunde und die Mentoren, die die Jugendlichen im Laufe der Zeit gewinnen, sind wunderbar überzeugende Charaktere. Jeder einzelne fühlt sich unverwechselbar an und jeder hat seine kleinen Macken und Vorzüge. Und bei allen Reibereien steht für die vier Jugendlichen doch fest, dass sie Freunde sind und zusammenarbeiten müssen. Die Handlung schreitet relativ langsam voran, was ich persönlich sehr angenehm fand, denn so hatten die verschiedenen Figuren die Möglichkeit zu lernen und sich zu entwickeln. Dazu hat die Autorin immer wieder kleine – mehr oder weniger – alltägliche Momente einbaut, die zeigen wie das „normale“ und das magische Leben von Sunny nebeneinander existiert und welche Schwierigkeiten sich daraus ergeben.

Ich weiß gar nicht, wie ich all die kleinen Dinge beschreiben soll, die ich an diesem Roman so sehr gemocht habe. Es gelingt Nnedi Okorfor ganz viele Themen anzusprechen, die nicht nur für die jugendlichen Leser, sondern allgemein relevant sind, ohne dass sie dabei je das Gefühl vermitteln wurde, sie würde den Zeigefinger heben und jetzt etwas Wichtiges sagen. Sunny vergleicht immer mal wieder ihr Leben mit dem ihrer Brüder oder denkt darüber nach wie schwierig es für Mädchen ist in eine Fußballmannschaft aufgenommen zu werden, weil das eben reine Jungen-Mannschaften sind. Aber es gibt auch Szenen, in denen z.B. die Vorurteile der einzelnen Volksgruppen innerhalb Nigerias angedeutet werden oder in denen es um Rassismus in den USA geht. All das wird ganz natürlich in die Geschichte eingeflochten, weil es eben zum Leben der Protagonisten gehört.

„Akata Witch“ war für mich ein unterhaltsamer, spannender und auch lehrreicher Urban-Fantasy-Roman und hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich gleich nach dem Lesen die weiteren Romane der Autorin auf meine Merkliste gesetzt habe. Ich mochte auch all die Elemente, die zu der – zum Teil wirklich schrecklichen und tödlichen – magischen Welt, die die Autorin geschaffen hat, gehörten. Zusätzlich fand ich es toll, dass Sunny und ihre Freunde zwar in gewisser Weise „auserwählt“, aber in ihrer Gesellschaft definitiv nicht unersetzlich sind. Ich wünschte, ich könnte mehr über die Magie oder die besonderen Wesen oder all die anderen Sachen schreiben, aber da es für mich so schön war all diese Dinge beim Lesen zu entdecken, halte ich mich da lieber zurück. Ach ja, die Geschichte ist meiner Einschätzung nach für Leser ab zehn Jahren geschrieben worden, ist aber – wie man an meiner Begeisterung sehen kann – auch für erwachsene Leser gut geeignet.

Pierdomenico Baccalario, Enzo D’Alò und Gaston Kaboré: Stadt aus Sand

„Stadt aus Sand“ von Pierdomenico Baccalario, Enzo D’Alò und Gaston Kaboré war eine spontane Bibliotheksausleihe. Das Cover fand ich hübsch, Bücher von Pierdomenico Baccalario habe ich auch schon gelesen und wegen ihrer ungewöhnlichen Ideen gemocht und die ersten Seiten hatten mich beim Reinlesen angesprochen. Wieweit welcher der drei genannten Autoren Anteil an der Geschichte hatte, kann ich nur vermuten, aber es gibt sehr viele „afrikanische“ Elemente in dem Roman, von denen ich annehme, dass sie zum Großteil dem Einfluss von Gaston Kaboré, der ein afrikanischer Regisseur ist, zuzuschreiben sind.

Die Geschichte beginnt sehr märchenhaft, während der Leser miterlebt wie sich zwei Männern – ein Geschichtensänger und ein Fürst – gegenseitig mit Worten bekämpfen. Beobachtet werden die beiden von zwei Jungen (Matuké und Setuké), die nach seiner Niederlage von dem Geschichtensänger damit beauftragt werden, ihr Dorf zu beschützen. Der folgende Zeitsprung macht deutlich, dass Matuké und Setuké diese Aufgabe viele Jahre erfolgreich bewältigt haben, doch nun sind sie alte Männer und noch immer macht der „Fürst der Stadt aus Sand“ Jagd auf Geschichtensänger und es scheint keine Nachfolger zu geben, die den Schutz des Dorfes übernehmen könnten.

Erzählt wird die Geschichte vor allem aus der Sicht der jungen Rokia, die Matukés Enkelin ist. Als einziges Mädchen der Familie steht sie ihrem Großvater sehr nah, und hört – wann immer es ihr möglich ist – seinen Geschichten zu und vernachlässigt darüber nicht selten ihre Pflichten. Ich mochte Rokia sehr gern, die aufgeweckt und neugierig ist und alles in Frage stellt, ohne erst einmal das Bedürfnis zu haben an den Grundlagen ihrer Welt zu rütteln. Für sie steht felsenfest, welche Aufgaben die Männer im Dorf zu übernehmen habe und welche Tätigkeiten von den Frauen übernommen werden und sie hadert eigentlich nicht mit den Grenzen, die ihr die Traditionen auferlegen. Allerdings fragt sie sich schon, was aus einem Mädchen werden soll, das so viele Dinge nicht beherrscht, die eine Frau könne sollte, während es doch so viele Sachen tun möchte, die nur für Jungen gedacht sind.

Für den Leser steht natürlich schnell fest, dass auf Rokia größere Aufgaben warten, als die traditionelle Rolle eines Mädchens auszufüllen. Ich fand es wunderschön, wie Rokias Weg dahin beschrieben wurde und wie sie so nach und nach mehr über die Welt außerhalb ihres kleinen Dorfes lernte. Vor allem strotzt diese Geschichte von wunderbaren und eigenwilligen Charaktere, die nur selten wirklich gut und doch liebenswert sind, und von märchenhaften und bezaubernden Momente. Dazu kommen noch die vielen atmosphärischen Beschreibungen des Lebens in Rokias Dorf. Denn Rokia ist eine Dogon und in „Stadt aus Sand“ wird immer wieder nebenbei eingeflochten, wie ihr Alltag aussieht, welcher Glaube ihr Leben bestimmt und welchen Traditionen in ihrem Dorf gefolgt wird, aber auch wie sich all dies durch äußere Einflüsse ändert.

Die Geschichte spielt zu einer modernen Zeit, in der Autos und Radios verbreitet sind und es ganz selbstverständlich ist, dass man beim reisenden Händler seinen Nachschub an Batterien kauft, und doch besitzt die Erzählung einen altmodischen Charme durch die – immer noch vorhandene – Naturverbundenheit, die Langsamkeit, mit der sich Rokias Volk verändert, und die märchenhaften Elemente. Ich war übrigens beim Lesen ganz froh, dass ich gerade erst vor ein paar Tagen „Afrika – Kunst und Architektur“ von Ivan Bargna gelesen habe, denn so konnte ich mir das eine oder andere Detail doch noch etwas besser vorstellen, wenn ich mir die dort gesehenen Zeichnungen und Fotos noch einmal in Erinnerung rief. Aber ich bin mir sicher, auch ohne dieses Vorwissen hätte mir „Stadt aus Sand“ ein rundum wunderbares, unterhaltsames und märchenhaftes Leseerlebnis bereitet. Doch, das war ein sehr guter Bibliotheksfund!

Ivan Bargna: Afrika – Kunst und Architektur

„Afrika – Kunst und Architektur“ von Ivan Bargna war eine Leihgabe von Natira, die mich mit ihrer Rezension auf den Titel neugierig gemacht hatte. In ihrer „Nachlese“ deutet Natira dezent etwas an, was mich an dem Vorwort zu diesem Buch sehr gestört hat: Der Autor unterstellt dem Leser (der sich immerhin genug für Afrika und Kunst interessiert, um zu diesem Band zu greifen) Vorurteile. Er geht davon aus, dass einem weder bewusst ist, dass Kunst in verschiedenen Kulturen unterschiedlich verstanden werden kann (*), und er bezweifelt sogar, dass man sich überhaupt bewusst ist, dass es nicht ein einziges großes afrikanisches Volk gibt, sondern sich die Bewohner der unterschiedlichen Regionen in ihrem Leben und ihrer Kultur deutlich voneinander unterscheiden können. Ich muss zugeben, dass mich Ivan Bargnas Haltung in diesem Vorwort wirklich geärgert hat.

Ansonsten fand ich viele in diesem Buch erwähnte Aspekte – vor allem zum Bereich Architektur – sehr interessant. Allerdings werden die Themen in den einzelnen Kapitel auf den gerade mal 72 Seiten (die auch noch großzügig mit Bildmaterial versehen sind), die dieser Band umfasst, sehr oberflächlich angerissen. Es wird weniger erklärt, als mir lieb gewesen wäre, und man bekommt nur einen groben Einblick in die verschiedenen Elemente „afrikanischer“ Kunst und Kultur. Lieber wäre es mir gewesen, wenn Ivan Bargna sich einzelne Volksgruppen vorgenommen und dem Leser auch etwas über ihr Leben, ihre Geschichte und ihren Glauben erklärt hätte und in diesem Zusammenhang dann auch auf die Kunst eingegangen wäre. So fand ich es zwar interessant zu lesen, dass manche Masken und Ansichten im Gegensatz zu anderen relativ weit verbreitet sind, konnte aber die Informationen in keinen Zusammenhang setzen, der mir wirklich etwas gebracht hätte.

Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn ich „Die Geschichte Afrikas“ von Christoph Marx inzwischen beendet hätte und die verschiedenen Völker regional und geschichtlich besser hätte einordnen können. (Wobei „Die Geschichte Afrikas“ mit so vielen Namen und Daten um sich wirft und Wissen so komprimiert vermittelt, dass ich bezweifle, dass ich mir selbst die wichtigsten Details langfristig merken kann.) Es gibt zwar eine Karte in der Mitte des Buches, auf der die verschiedenen Volksgruppen eingezeichnet sind, aber das hat mir noch keinen wirklichen Hintergrund vermittelt. So habe ich mich zum Beispiel gefragt, ob ein bestimmtes Volk ein landwirtschaftlich geprägtes Leben führte, ob es eher zu denjenigen gehört, die seit Jahrhunderten durch den Handel ihre Geld verdienen, oder ob sie vielleicht früher als Jäger unterwegs waren und deshalb die von ihnen verwendeten Masken bestimmte Formen aufweisen.

Spannend fand ich die Aussage, dass bei den meisten Gegenständen bewusst Materialien gewählt wurden, die vergänglich sind, und dass z. B. eine Maske nur eine begrenzte Zeitspanne eingesetzt wurde, bevor sie (entweder mit ihrem Besitzer oder in einem allgemeinem Maskengrab) beerdigt wurde. Und dass grundsätzlich die Architektur nicht nur aufgrund der Materialauswahl so gestaltet wurde, dass die Häuser jederzeit angepasst oder verlassen werden können (um z. B. bei dem Tod eines Königs einen neuen Ort unter dem Namen seines Nachfolgers aufzubauen), war mir auch neu.

Hier und da hatte ich aber das Gefühl, dass der Autor (und ja, es kann sein, dass ich da etwas sehr empfindlich reagiere) ausgesprochen gönnerhaft reagiert. So findet sich in dem Kapitel über aktuelle Kunst in Afrika folgender Satz: „So nehmen wir davon Abstand, den afrikanischen Künstlern (und erst recht den „Afrikanern“) ihr Leben und ihr Handeln vorschreiben zu wollen, treten eine Schritt zurück und lassen Raum für ihre Art sich auszudrücken“ (Seite 64) Es geht bei dieser Passage darum, dass sich die Kunst in Afrika durch weltweite Einflüsse stark verändert hat, dass die alten Religionen vergessen sind und deshalb auch ihre Ritualgegenstände heute nicht mehr „richtig“ angefertigt werden können, und darum, dass die traditionellen Elemente nicht erhalten werden. Ich persönlich finde das genau richtig und natürlich. Auch wenn es schade ist, dass so viel Wissen verloren geht, so hat doch niemand das Recht, einem Künstler vorzuschreiben, wie er seine Kunst ausüben soll, und meiner Meinung nach muss deshalb nicht bewusst davon Abstand genommen werden, Einfluss zu nehmen, sondern es sollte selbstverständlich sein.

Ich muss zugeben, dass ich es schade finde, dass ich mich immer wieder über solche Formulierungen und anderen Kleinigkeiten, die in diesem Buch vorkamen, ärgern musste. Das Thema an sich finde ich immer noch sehr interessant und hoffe, dass ich noch sehr viel mehr Sachbücher über Afrika in die Finger bekomme. Aber dann bitte mit einer besseren bzw. ausführlicheren Umsetzung des Themas als bei „Afrika – Kunst und Architektur“.

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(*) Viele Dinge, die von Europäer als „afrikanische“ Kunst wahrgenommen wurden, waren eigentlich Gebrauchsgegenstände oder dienten religiösen bzw. therapeutischen Zwecken. Wobei ich mich frage, wieso man Alltagsgegenstände nicht als Kunst ansehen darf. Schließlich werden Gebrauchsgegenstände häufig optisch ansprechend gestaltet, wobei man sich „künstlerischer Elemente“ bedient. Wieso fasst jemand, der darauf aufmerksam machen will, dass Europäer voller Vorurteile auf Kunst aus Afrika schauen, die Definition von Kunst so eng? Überhaupt ist mir bei dem Buch immer wieder aufgefallen, dass der Autor von bestimmten Sichtweisen bezüglich der Kunst ausgeht – vielleicht bin ich zu wenig mit der Kunstwelt vertraut, um das nachvollziehen zu können …

Dorothy Gilman: Mrs. Pollifax on Safari (Hörbuch)

Auch in diesem Monat gab es für mich ein neues Mrs.-Pollifax-Hörbuch – dieses Mal bekam meine Lieblingsspionin den Auftrag nach Afrika zu reisen und die Mitglieder einer Fotosafari-Gruppe zu fotografieren. Ganz ungefährlich für die ältere Dame, so ist sich ihr Auftraggeber Mr. Carstairs sicher. Und wenn sie schon mal in Sambia ist, dann kann sie auch gleich die Augen nach John Sebastian Farrell aufhalten und den – inzwischen aus dem Dienst ausgetretenen – Geheimagenten überreden erneut für den CIA zu arbeiten.

Ich habe ja schon häufiger erwähnt, dass die Mrs.-Pollifax-Romane mich immer wieder dazu animiert haben, mich intensiver mit den Ländern auseinanderzusetzen, in denen die Geschichten spielen. So war auch „Mrs. Pollifax an Safari“ für mich vor vielen Jahren der Anlass, mich mit etwas intensiver mit der Geschichte Afrikas zu beschäftigen – auch wenn mein Wissen da immer noch riesige Lücken aufweist. Der Stand der Autorin ist der Mitte der 1970er Jahre und dementsprechend bewegt sich sehr viel im Land, da die Unabhängigkeit von Großbritannien gerade erst vor zehn Jahren zustande kam. Während Mrs. Pollifax sich also darüber freut, dass sie die faszierende Tierwelt Afrikas sehen wird, nimmt sie während ihrer Reise auch immer wieder die kleinen Dinge wahr, die zeigen, wie sehr das Land im Umbruch ist. Aber sie erfährt auch viel über die Kämpfe an den Grenzen, die Rebellen, die in den Nachbarländern aktiv sind und deren Aktivitäten auch Auswirkungen auf Sambia haben, und ein wenig über das Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen im Land. Das alles ist sehr dezent in die Geschichte eingebaut, wenn es nicht gerade direkten Handlungsbezug hat, aber gerade das mag ich an dieser Serie.

Daneben gibt es natürlich auch noch die Haupthandlung rund um Emily Pollifax und ihr Wissen darum, dass einer ihrer Mitreisenden ein gefürchteter Auftragsmörder ist. So kann sie es sich natürlich nicht verkneifen neue Bekanntschaften zu schließen, muss sich aber bei jedem Gespräch fragen, ob ihr Gegenüber vielleicht ein Söldner ist, der skrupellos für Geld tötet. Dazu kommen noch ihre – vergeblichen – Bemühungen mit John Sebastian Farrell Kontakt aufzunehmen und all die wunderbaren kleinen Begebenheiten rund um diese ungewöhnliche Seniorin.

Ich liebe ihre kleinen Eigenheiten wie ihre Leidenschaft für Hüte. So bedauert sie es sehr, als ihr mitgeteilt wird, dass in Afrika keine Tropenhelme mehr getragen werden – nur um beim Einkauf vor der Reise doch noch einen Hut zu ergattern, dessen Form zumindest dem eines Tropenhelm ähnelt. Dass der Hut eine rote Feder hat, die sich von hinten bis zur vorderen Krempe spannt, und dass so eine Feder perfekt mit dem riesigen regenbogenfarbenden Regens (alles eine Frage der Perspektive!) Sonnenschirm harmoniert, versteht sich ja von selbst. Ebenso ist es natürlich vorherzusehen, dass es mit dem entzückenden Hut einen amüsanten Zwischenfall geben wird, der seine Eleganz ein wenig beeinträchtigt.

Auch dieses Hörbuch wird wieder wunderbar von Barbara Rosenblat gelesen – auch wenn ich mir den ehemaligen Richter Cyrus etwas anders vorgestellt hätte. Ich muss vermutlich nicht noch einmal betonen, wie viel Spaß mir diese Hörbuchversionen der Mrs.-Pollifax-Romane machen … 😉