Nachdem ich in letzter Zeit sehr viele fantastische Sachen gelesen hatte, hatte ich in den letzten Tagen spontan Lust auf einen gemütlichen Kriminalroman. Und da vor ein paar Tagen der zweite Band der „Dublin Driver“-Reihe rausgekommen ist, dachte ich, dass es doch langsam mal Zeit wird, den ersten Teil rund um Megan Malone in den Tiefen meines eReaders zu suchen. Bislang kannte ich von der Autorin vor allem „Romantasy“ (in Form von Liebesgeschichten mit Gestaltwandlern), aber schon da mochte ich, dass ihre Figuren sich realistisch anfühlen und dass sie in der Regel respektvoll miteinander umgehen. Die Tatsache, dass ich das überhaupt betonen muss, zeigt, dass das in diesem Genre leider nicht selbstverständlich ist. „Dead in Dublin“ hingegen ist ein gemütlicher Kriminalroman, dessen Protagonistin Megan, eine gebürtige Texanerin, seit ungefähr drei Jahren in Dublin lebt. Megan arbeitet – nachdem sie zwanzig Jahre lang in der US-Armee als Sanitäterin tätig war – als Chauffeurin für einen Limousinendienst, der sich darauf spezialisiert hat, Touristen zu fahren, und so stolpert sie auch über ihren ersten Mordfall.
Genau genommen wartet sie in ihrem Wagen darauf, dass ihre Kunden Elizabeth und Simon Darr nach einem Restaurantbesuch so weit sind, dass sie sie wieder ins Hotel fahren kann, als Elizabeth vor der Statue von Molly Malone zusammenbricht und trotz der gemeinsamen Wiederbelebungsversuche von Megan und Simon verstirbt. Da man sich anfangs nicht sicher ist, ob eine natürliche Todesursache, eine Lebensmittelvergiftung oder gar eine gezielte Vergiftung für den Tod der Restaurantkritikerin verantwortlich ist, beginnt die Gadaí (Polizei) in Gestalt von Detective Paul Bourke zu ermitteln. Auch Megan versucht, so viel wie möglich über Elizabeth und ihre eventuellen Feinde herauszufinden, da sie nicht nur das Bild der sterbenden Frau nicht aus ihrem Kopf bekommt, sondern sich gleichzeitig Sorgen um ihre Freundin Fionn macht, in deren Restaurant die Verstorbene ihre letzte Mahlzeit zu sich genommen hat. Ich mochte an der Protagonistin sehr, dass sie durch ihre berufliche Verbindung zur Toten und ihre Freundschaft zu Fionn in die Angelegenheit verwickelt wird, aber ihre Nase vor allem deshalb in den Mordfall steckt, weil sie wissen will, was hinter all den Geschehnissen steckt, die sie rund um den Tod von Elizabeth Darr mitbekommt.
Megan ist neugierig, aber auch freundlich, hilfsbereit und offen gegenüber den Menschen, denen sie begegnet, was immer wieder dazu führt, dass ihr die Leute mehr erzählen als der Polizei. Dabei behält Megan die von ihr ermittelten Informationen nicht für sich, sondern teilt ihr Wissen mit Paul Bourke, was ich ungemein angenehm fand. Es gibt keinerlei wie auch immer geartete Rivalität zwischen der Protagonistin und dem Polizisten, ebensowenig wie spontane und unwiderstehliche Anziehung, sondern so etwas wie eine vorsichtig aufkeimende Freundschaft und gegenseitigen Respekt, während Megan gleichzeitig versucht, Paul zu einem Date mit ihrer Freundin Niamh zu bringen. Insgesamt habe ich es seht genossen, von Megans Umgang mit anderen Personen zu lesen. Ich habe selten so normale und wohltuende Beziehungsbeschreibungen in einem Cozy gelesen wie hier. Dazu kommen immer wieder amüsante Dialoge oder absurde Szenen, die nicht übertrieben oder zu abwegig erscheinen, sondern in sich stimmig und passend wirken und mich wunderbar unterhalten haben.
Außerdem merkt man dem Roman an, dass die Autorin selbst eine Amerikanerin ist, die seit vielen Jahren in Dublin lebt, weil sie sich in die Architektur, die Menschen und die Landschaft verliebt hat. Es gibt keine schwärmerischen Beschreibungen von Dublin, aber kleine, liebevolle Beobachtungen und ein Bewusstsein für Megans Umgebung, die davon zeugen, dass es für sie eben nicht selbstverständlich ist, in einer Stadt mit einer so langen Geschichte zu leben. Dazu kommen immer wieder Anmerkungen zu amüsanten oder überraschenden Sprachbarrieren, die zwischen Iren und Amerikanern entstehen, die ich lustig oder interessant fand.
Nachdem ich jetzt so viel über alles andere geschrieben habe, sollte ich jetzt wohl noch auf den Krimianteil der Geschichte eingehen, den ich durchaus solide geschrieben fand. Es hat mir Spaß bereitet, Megan bei ihren Ermittlungen zu begleiten und mir meine eigenen Gedanken über die verschiedenen Charaktere und ihr Verhältnis zu der Ermordeten zu machen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich die Auflösung ein bisschen abwegig fand (und gern mehr über das verwendete Gift wüsste). Das hat aber meinen Spaß an „Dead in Dublin“ keinesfalls getrübt – was man schon allein daran sehen kann, dass ich direkt im Anschluss auch den zweiten Kriminalroman rund um Megan Malone („Dead on the Green“) gelesen und wieder sehr genossen habe.