Unsere Katzen werden alt, das ist eine Tatsache, die wir in den letzten Monaten einfach nicht mehr ignorieren konnten. Shandy wird in diesem Jahr 15, Christie 14 und die Coon-Brüder werden 16 Jahre alt. Im Alltag macht sich das mit so mancher Eigenheit bemerkbar. So wird Shandy immer dickköpfiger und grummeliger, und wenn er seinen Willen nicht durchsetzen kann, kann es sein, dass die ganze Familie darunter leidet. Bei Christie ist es die Arthrose, die spätestens im Herbst zeigt, dass unser – ansonsten fittes und lebhaftes – Kätzchen nicht mehr so jung ist. Sie ist der Grund, warum wir deutlich früher und deutlich länger heizen, als wir es für uns tun würden, und sie ist es auch, die im Prinzip die gesamte Heizperiode auf dem Heizkörper verbringt, um sich zu wärmen.
Bei Logan bin ich mir oft nicht sicher, ob sein Kopf nicht mehr durchgehend die übliche Denkleistung vollbringt oder ob einfach nur die Ohren versagen und der Schlaf deutlich tiefer geworden ist. Er reagiert regelmäßig nicht auf Geräusche und oft genug muss ich ihn wecken und zu seinem Napf tragen, wenn es Fütterungszeit ist, weil er nichts mitbekommen hat. Ist er aber erst einmal wach und aufmerksam, dann benimmt er sich eigentlich wie immer. Baltimore hingegen ist vom Kopf her noch fit, neugierig bis zur Selbstzerstörung und will nicht so recht begreifen, dass sein Körper dafür nicht mehr ganz so leistungsfähig ist wie früher. Er war immer ziemlich tollpatschig, aber inzwischen hat er häufig Probleme damit, relativ einfach Sprünge auf die Reihe zu bekommen oder das Gleichgewicht zu halten, wenn er dabei seine Hinterbeine belasten muss.
Auch den Tierarzt sehen wir immer häufiger. Die Zähne – vor allem der Coon-Brüder – werden nicht besser und so gab es die eine oder andere Zahnoperation in den letzten zwei Jahren. Außerdem ist Christies Leber nicht so fit und wir müssen regelmäßig die Werte überprüfen lassen, während Shandy in diesem Jahr schon zwei Blasenentzündungen hatte. Immerhin sind seine Nierenwerte, die Anfang des Jahres besorgniserregend waren, deutlich besser geworden (etwas, das laut unserem Tierarzt bei ihm in der Praxis noch nie passiert wäre Oo). Wir sind dankbar für diese kleinen positiven Nachrichten, denn es gibt noch genügend andere Dinge, die uns Sorgen machen können.
So hat Logan, der im Frühling immer ein paar Tage hat, in denen er nicht so viel frisst, in den letzten Wochen so wenig zu sich genommen, dass er zwischen zwei Tierarztbesuchen ein halbes Kilo abgenommen hat. Das ist grundsätzlich schon viel, aber bei einem eher schlanken älteren Kater besonders alarmiert. Eine Diagnose gab es bislang nicht, die Blutergebnisse ergaben allerdings, dass eine Entzündung vorlag – und die Nieren in den letzten Monaten schlechter geworden sind. Also gab es entzündungs- und schmerzstillende Mittel und wir sind in den letzten Tagen hinter dem Kater hergelaufen und haben ihm seine Lieblingsleckereien unter die Nase gehalten, um ihn zum Fressen zu animieren. An manchen Tagen hat es geklappt, an manchen nicht. Und da gestern wieder ein Tag war, an dem er nicht fressen wollte, befindet er sich jetzt gerade zur Beobachtung beim Tierarzt …
Das Schlimme daran, alte Katzen zu haben, sind weniger die „normalen“ Alterserscheinungen. Schlimm ist, dass von einem Moment auf den anderen alarmierende Symptome auftreten, die für eine dramatische Entwicklung stehen können. Das führt dazu, dass man alle paar Wochen aufgefordert wird, sich mit der Sterblichkeit der Katzen auseinanderzusetzen. Ich habe jetzt schon Angst vor dem Moment, an dem ich entscheiden soll, ob noch ein Therapieversuch unternommen wird oder nicht. Und obwohl ich kräftig fluche, wenn ich mal wieder eine von Shandys Pfützen aufwischen muss, wenn Baltimore mir mal wieder in seinem Ungeschick Schmerzen zufügt, Christie mir beim Schmusen Kratzer verpasst oder Logan uns mitten in der Nacht mit seinem Gesang weckt, so bin ich doch dankbar für die Zeit, die wir noch gemeinsam haben.
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Und dann hat er uns die Entscheidung abgenommen …
September 1999 – Mai 2015