Kategorie: Rezension

Delilah S. Dawson: The Violence

Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe, in welches Genre ich „The Violence“ von Delilah S. Dawson stecken soll. Die Geschichte spielt einige Zeit nach der Corona-Pandemie, als eine weitere – weitaus ungewöhnlichere – Seuche die Welt erschüttert. Diese Seuche wird „The Violence“ genannt und bringt Menschen dazu, dass sie innerhalb von Sekundenbruchteilen vollständig eskalieren und beliebige andere Personen angreifen. Schnell kommt es zu den ersten Todesfällen, die Seuche breitet sich rasant aus und die Behörden raten der Bevölkerung, zuhause zu bleiben und Menschenmassen zu meiden. Während die Welt (erneut) durch eine Seuche aus den Fugen gerät, bietet diese Katastrophe für Chelsea Martin eine überraschende Chance, ihrem manipulativen und gewalttätigen Ehemann zu entkommen. Dabei wird die Handlung aus den Perspektiven von drei Frauen erzählt, als da wären: Chelsea, eine Hausfrau in einer wohlhabenden Gegend in Tempa (Florida), ihre egozentrische Mutter Patricia und ihre siebzehnjährige Tochter Ella.

Während alle drei Frauen versuchen, einen Weg zu finden, in einer Welt zu überleben, die durch The Violence aus den Fugen geraten ist, und dabei zum Teil sehr ungewöhnliche Wege gehen, gibt es immer wieder neue Details zum Leben dieser drei Charaktere zu entdecken. Das sorgt dafür, dass man so etwas wie Verständnis für ihr früheres und aktuelles Handeln entwickelt, selbst wenn alle drei Figuren mit ihrem Verhalten andere Personen verletzt haben. Ich fand es ziemlich spannend zu sehen, welche Wendungen die Geschichte im Laufe der Zeit entwickelt, was für neue Bekanntschaften die drei Protagonistinnen machen und welchen Einfluss diese auf sie und ihr Leben haben. Chelseas Wandel von der rundum polierten Hausfrau zur Underground-Wrestlerin (was schon im Klappentext verraten wird) war dabei überraschenderweise nicht die ungewöhnlichste Entwicklung. Fast noch spannender fand ich, wie sich das Leben für Patricia und für Ella durch die Seuche veränderte und was für Auswirkungen das auf diese Charaktere hatte.

„The Violence“ ist – wie schon erwähnt – ziemlich spannend zu lesen und beinhaltet ein paar wirklich unschöne Szenen, die aber für mich persönlich (von einer Ausnahme abgesehen) nicht „zu viel“ wurden. Delilah S. Dawson gibt im Vorwort an, was für Themen einen in ihrem Roman erwartet und warum sie die Geschichte so geschrieben hat, was ich sehr hilfreich fand. Und jedes Mal, wenn ich befürchtete, dass die Autorin als Nächstes etwas erzählen würde, was ich unerträglich finden würde, gab es eine überraschende Wendung in der Geschichte. Das sorgte häufig dafür, dass aus einem schlimmen Moment eine unerwartete Chance für die jeweilige Figur entstand. Dazu gibt es so einige freundschaftlich-schöne oder amüsante Szenen, die genügend Ausgleich zu den schlimmeren Ereignissen boten, so dass ich die ganze Zeit über neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung war. Ich weiß nicht, wie gut mir die Geschichte bei einem erneuten Lesen gefallen würde, weil dann die überraschenden Wendungen nicht mehr unvorhersehbar wären. Aber ich habe das Buch schon im Mai gelesen und mache mir bis jetzt immer wieder erneut Gedanken über die Charaktere und bestimmte Passagen in der Handlung – und das ist meiner Meinung nach definitiv eine Empfehlung!

Leseeindrücke August 2023

Tọlá Okogwu: Onyeka and the Academy of the Sun
Ich mochte die Grundidee sehr, dass die von ihr so gehassten Haare der Protagonistin Onyeka ihr Superkräfte verleihen. Diese sorgen dann dafür, dass sie mit anderen Jugendlichen in einer geheimen Akademie im Umgang mit ihren Kräften trainiert wird, während ihre Mutter nach Onyekas vor Jahren verschollenem Vater sucht. Dazu gab es noch so einige atmosphärische und interessante nigerianische Elemente (gebt mir gut klingendes, einheimisches Essen, das ich erst einmal recherchieren muss! 😉 ) und einen Haufen sympathischer Charaktere, mit denen sich Onyeka langfristig anfreundet. Allerdings hat mich die Handlung trotzdem nicht richtig packen können und die Person, die sich „überraschend“ als skrupelloser „Strippenzieher“ im Hintergrund entpuppte, war von Anfang an für mich schrecklich offensichtlich. Auch hätte ich gern mehr über Tọlá Okogwus SF-Variante von Nigeria erfahren, in der dieser Teil Afrikas – dank überlegener Solarenergie – zu einer Weltmacht wurde. So kommt Onyeka in ein Land, das vor lauter inovativer und faszinierender Technologien nur so strotzt, was spannend hätte sein können, aber für meinen Geschmack zu wenig ausgebaut und erklärt wurde. Für mich ist „Onyeka and the Academy of the Sun“ ein wirklich nettes Jugendbuch mit einigen interessanten Ideen und Figuren, aber leider nicht so gut, das ich es in meinem Bestand behalten müsste.

Lucinda Race: Books and Bribes (A Book Store Cozy Mystery 1)
Ein weiterer Cozy Mystery, den ich zum Antesten der Reihe kostenlos auf meinen eReader geladen hatte, nachdem ich die Leseprobe ganz nett fand. Auf diesen ersten Seiten wird erzählt, wie die Protagonistin Lily auf einmal ihren Kater Milo verstehen konnte, nachdem sie sich bei einem Sturz in ihrer Buchhandlung den Kopf gestoßen hatte – und Milo sie dann darüber aufklärt, dass sie eine Hexe ist. Dummerweise ging es von diesem Punkt an steil bergab, weil Lily (mit Unterstützung ihres Jugendfreundes, der Polizist ist) einen Mordfall aufklären will, weil sie SOOOOOOOOOOOO GUT BEIM LÖSEN VON RÄTSELN IST! Aber obwohl Lily so gut beim Lösen von Rätseln ist, geht sie nicht nur schrecklich unlogisch mit all den Hinweisen um und bringt sich selbst ständig in Gefahr, sie übersieht auch die offensichtlichsten Indizien. Noch mehr nervte mich aber die Tatsache, dass der „magische“ Teil der Geschichte anscheinend nur eingebaut wurde, um … ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung warum. Fast alles, was Lily mit Magie macht, hätte sie auch ohne hinbekommen können, und die Tatsache, dass sie über Magie verfügt, scheint ihr vor allem lästig zu sein, weshalb sie (sagte ich schon, dass Lily Buchhändlerin ist?!) es nicht einmal schafft, ihr magisches Handbuch zu lesen, weil das ja sooooo anstrengend ist. Dabei versucht wirklich jede Person in ihrem Umfeld ihr klar zu machen, dass sie alle wichtigen Informationen über ihre Magie (inklusive diverser Zaubersprüche) in diesem Handbuch findet. Diese Geschichte habe ich nur beendet, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass die Auflösung des „Krimianteils“ und all der anderen Rätsel wirklich so offensichtlich sein würde, wie es von Anfang an schien.

Toshikazu Kawaguchi: Before the coffee gets cold – Tales from the Cafe
Toshikazu Kawaguchi: Before your memory fades
Zu meiner Überraschung musste ich gerade feststellen, dass ich den ersten Band – obwohl ich mir dessen sicher war – gar nicht rezensiert hatte. Wie schon in „Before the coffee gets cold“ gibt es in jedem dieser beiden Bücher vier Kapitel rund um unterschiedliche Personen, die in einem Café für einen kurzen Moment in die Vergangenheit reisen. Dabei können sie ihren Sitzplatz im Café nicht verlassen und haben nur so viel Zeit in der Vergangenheit, wie ihre Tasse Kaffee zum Auskühlen benötigt. Meiner Meinung nach macht es sich schon bemerkbar, dass die ersten vier Geschichten ursprünglich als Theaterstück geschrieben wurden. Aber obwohl das dazu führt, dass die gesamte Handlung mit begrenzter Personenzahl nur in einem einzigen Raum stattfindet, funktioniert es für mich ziemlich gut. Alle Geschichten sind sich in gewisser Weise ähnlich und (häufig) etwas kitschig, aber ich mag die Figuren, ich mag, wie es immer wieder kleine Einblicke in das weitere Leben der verschiedenen Protagonist*innen gibt, und ich mag die Elemente, die ich als „sehr japanisch“ empfinde. Diese Bücher sind für mich pure Wohlfühllektüre und ich habe mich dabei ertappt, dass ich mir die acht Geschichten bewusst aufgeteilt und dann nur eine pro Tag gelesen habe.

Elsie Winters: Leviathan’s Song (Boundland 1)
Die Autorin hatte ich über eine Anthologie kennengelernt, und weil ich neugierig auf ihre weiteren Bücher war, hatte ich mir dann die Kurzgeschichte „Green-Eyed Monster“ auf den eReader geladen (und dann doch erst vor Kurzem gelesen). „Leviathan’s Song“ spielt ebenso wie „Green-Eyed Monster“ vor allem im Boundland – einem magischen Grenzgebiet, das sich rund um Portale zur Erde gebildet hat – und ist durch und durch Romantasy. (Und angesichts der geringen Zeitspanne, in der die Handlung spielt, ist der Beziehungsteil weniger slow burn, als die Autorin behauptet. 😉 ) Mich reizt an den Boundland-Geschichten die Mischung aus sympathischen Figuren, dem Humor und dem Weltenbau. Ich mag die Grundidee, die darauf basiert, dass magische Wesen nicht (lange) auf der Erde überleben können, dass aber magische Personen, die zum Teil menschlich sind, durchaus in der Lage sind, sich auf der Erde eine Existenz aufzubauen. Das führt zu einer interessanten Mischung aus Magie und Technologie für beide Welten. Ebenso sind Elsie Winters Varianten von vertrauten magischen Kreaturen (hier unter anderem Sirenen, Vampire, Gestaltwandler, Seelenfänger und unterschiedliche Meerpersonen) interessant zu lesen und unterliegen zum Teil ungewöhnlichen magischen Regeln, was ich wirklich unterhaltsam finde. Außerdem machten mir all die kleinen und großen politischen Elemente viel Spaß, und noch amüsanter fand ich die Lösung, die die Protagonistin und ihr Liebster am Ende für all die damit verbundenen Probleme finden. Nichts davon ist so besonders, dass ich das Gefühl hatte, es würde sich eine ausführliche Rezension lohnen, aber die Geschichten sind so nett und unterhaltsam, dass ich definitiv auch noch die anderen Boundland-Romane lesen werde.

Leseeindrücke April bis Juli 2023 (Teil 2)

Nachdem ich am Sonntag schon ein paar Leseeindrücke der letzten Monate veröffentlicht hatte, gibt es hier nun den zweiten Teil:

Delemhach: The House Witch
Delemhach: The House Witch 2
Delemhach: The House Witch 3

Den ersten Band habe ich auf einer Liste mit „cozy Fantasy“ gefunden, und der Klappentext klang reizvoll genug, um „The House Witch“ eine Chance zu geben – was dafür sorgte, dass ich ziemlich schnell hintereinander alle drei Teile gelesen habe, weil ich mich damit gut unterhalten fühlte. Wobei ich es ziemlich schade fand, dass der Protagonist Finlay Ashowan sich im Laufe der Trilogie von einer „House Witch“ zu eine Art „Übermagier“ entwickelt hat, was halt auch dazu führte, dass es zu immer weniger amüsanten Szenen in einer simplen Schlossküche kam und zu immer mehr „Kriegs(vorbereitungs)szenen“. Dabei mochte ich gerade die alltäglichen Momente zu Beginn des ersten Bandes so gern, in dem die Bewohner eines Schlosses mit den exzentrischen Eigenheiten ihres neuen Kochs umzugehen lernen. Es gab viele amüsante Szenen in den drei Romanen, aber einige davon hatten einen etwas arg … pubertären Humor, und bei den Frauenfiguren hatte ich auch das Gefühl, dass sie nicht gerade viel Tiefe aufwiesen. Alles in allem sehr amüsant und mit vielen tollen Ansätzen, aber im Nachhinein nicht so großartig, dass ich mir die beiden weiteren Bände, die in der Welt spielen, besorgen musste.

H.G. Parry: The Magician’s Daughter

„The Magician’s Daughter“ kam mir auf Twitter vor die Nase, wo jemand meinte, dass die Geschichte an „Howl’s Moving Castle“ erinnern würde. Diesen Eindruck kann ich nicht so ganz teilen, auch wenn es eine Verwandlungsszene gibt, die mich an Howls Steckenbleiben in seiner vogelähnlichen Gestalt in dem Anime erinnert hat. Insgesamt hat der Roman auf mich einen angenehm altmodischen Eindruck gemacht. Das Buch bietet eine sehr ruhige Erzählweise, auf die ich mich erst einmal einlassen musste, einen ausführlichen Einstieg in die Situation, in der sich die Protagonistin Biddy befindet, eine ganz wunderbar beschriebene magische Insel, einen faszinierender Magier (der Biddys Pflegevater ist) und seinen hasenförmiger Vertrauten. Die Handlung selbst fand ich nicht so ungewöhnlich, was dazu führte, dass ich relativ wenig neugierig auf die weitere Entwicklung war, aber ich habe die Art und Weise genossen, in der mir die Geschichte durch Biddys Perspektive erzählt wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob „The Magician’s Daughter“ zu den Romanen gehört, die ich immer und immer wieder aus dem Regal ziehen werde, aber es ist auf jeden Fall ein Buch, dessen Anblick im Regal mich erfreut, weil es mich an angenehme Lesestunden erinnert.

Matthew Costello/Neil Richards: Mydworth Mysteries 1 – A Shot in the Dark (Hörbuch)
Matthew Costello/Neil Richards: Mydworth Mysteries 2 – A Little Night Murder (Hörbuch)

Die von Nathaniel Parker gelesenen Hörbücher gab es bei Audible im 2-für-1-Angebot, und auch wenn der Krimianteil der Geschichten jetzt nicht soooo qualitativ ist (beim ersten lag die Auflösung von Anfang an auf der Hand, beim zweiten war sie nicht „mit-ermittelbar“, was mich immer stört), sind es unterhaltsame 20er-Jahre-Mysteries. Der Sprecher leistet einen guten Job, die beiden Hauptfiguren sind sympathisch, und ich mag, dass die Hörbücher mit gut drei Stunden Laufzeit eine übersichtliche Länge haben. Die Mydworth Mysteries sind für mich die perfekte Hörbuch-Lösung, wenn kurz und „nett“ genau das ist, was ich gerade auf den Ohren brauche.

Michelle Manus: Guardian of Chaos (Nyx Fortuna 1)
Michelle Manus: Guardian of Shadows (Nyx Fortuna 2)
Michelle Manus: Guardian of Madness (Nyx Fortuna 3)

Der erste Nyx-Fortuna-Band hat mich während des Juli-Lese-Sonntags so gut unterhalten, dass ich das Buch an dem Tag vollständig gelesen habe – und dann habe ich die beiden weiteren Teile direkt im Anschluss verschlungen. Für mich fühlt sich die Serie sehr nach den „Innkeeper Chronicles“ von Ilona Andrews an, was an den drei folgenden Aspekte liegt: Es ist eine Mischung aus Urban Fantasy/Fantasy/Science Fiction (genau genommen spielt Nyx‘ Geschichte auf unserer Erde, in einem magischen Teil der Erde und in verschiedenen Galaxien), es gibt sympathische Charakteren, die alle ihre eigenen magischen Spezialfähigkeit haben, und das zentrale Element ist die „Grenzstation“, die sehr an das Inn in den „Innkeeper Chronicles“ erinnert (inklusive der Fähigkeit das Gebäude an die Bedürfnisse seiner jeweiligen Bewohner anzupassen und Dinge zur Verfügung zu stellen, die aktuell benötigt werden). Trotz all dieser Ähnlichkeiten gibt es genügend eigenständige Elemente, die dafür sorgen, dass ich neugierig auf den weiteren Verlauf der Reihe bin (und deshalb den vierten Band schon vorbestellt habe).

Leseeindrücke April bis Juli 2023 (Teil 1)

Es gibt so einige Bücher, die ich in den letzten Wochen gelesen habe, zu denen mir nicht genug für eine Rezension einfällt, die ich aber nicht ganz unerwähnt lassen möchte. Und da doch einiges an Text zusammenkam, als ich mich endlich ans Schreiben dieses Sammelbeitrags machte, habe ich ihn lieber aufgeteilt. 😉

Stella Bixby: Downward Death (Magical Mane Mystery 1)
Stella Bixby: Bowling Blunder (Magical Mane Mystery 2)

Die „Magical Mane Mysterys“ von Stella Bixby gehören eindeutig dazu – nicht, weil diese Cozy-Paranormal-Mystery-Reihe insgesamt so besonders wäre, sondern weil ich die von der Autorin entwickelten Figuren so gerne mochte. Die Grundidee für diese Serie ist ein bisschen absurd. Die Protagonistin Ellie Vanderwick hat von klein auf das Problem, dass ihre Haare auf ihre Gefühle reagieren und so von einer Minute auf die andere die Farbe (und „Lockigkeit“) ändern – was dazu führt, dass sie von allen Personen, die dies bislang gesehen haben, verlassen wurde. Wie gesagt, die Grundidee ist etwas absurd, und dazu kommt, dass auch die Lösungen der Mordfälle relativ offensichtlich sind. Aber die Geschichten sind unterhaltsam und ich finde es wunderbar, wie Stella Bixby die verschiedenen Figuren anlegt und mit dem Kontrast zwischen „so wirkt die Person auf Außenstehende“ und „so ist die Person wirklich“ spielt. Auch hat die Autorin keine Hemmungen, selbst sehr sympathische Charaktere im Laufe ihrer Geschichte zu ermorden, was ich definitiv anerkennen kann.

Eryn Scott: A Crafty Crime (Stoneybrook Mystery 1)

„A Crafty Crime“ von Eryn Scott hat viele typische Cozy-Mystery-Elemente wie zum Beispiel die frisch getrennte/geschiedene Protagonistin, die über eine Leiche stolpert. Der Schauplatz ist ein kleiner, idyllisch wirkender Ort und es gibt viele heimelige Elemente – hier zum Beispiel der Handwerkermarkt und die Tatsache, dass Hadley James ihren Lebensunterhalt mit ihrer selbstgemachten Marmelade bestreitet. Was ich sehr schön fand, ist die Tatsache, dass Hadley nicht in Verdacht gerät, die Täterin zu sein, und deshalb die Ermittlungen aufnimmt. Stattdessen ist ihr Zwillingsbruder der in dem Ort stationierte Deputy Sheriff, und da sein Vorgesetzter die Ermittlungen regelrecht behindert, forschen die Zwillinge gemeinsam mit einer Jugendfreundin inoffiziell nach dem Mörder. Den Teil mochte ich sehr gern, aber da ich einige Facetten der Protagonistin (vor allem von der Autorin „amüsant“ gemeinte „jede Frau denkt doch so“-Gedanken) ziemlich nervig fand, werde ich diese Reihe definitiv nicht weiter verfolgen.

Sarah Addison Allen: Lost Lake
Sarah Addison Allan: Garden Spells (Waverly Sisters 1)
Sarah Addison Allen: First Frost (Waverly Sisters 2)

Sarah Addison Allen schreibt sehr nette und erholsame Romane mit einem Hauch von Magie und zum Teil großartigen Nebenfiguren. Die Geschichten selbst sind ziemlich vorhersehbar, aber das fand ich beim Lesen nicht weiter schlimm, vor allem da ich viele der magischen Elemente in den Büchern ziemlich genossen habe, ebenso wie die diversen „alten Frauen“ und die Dialoge, die es mit ihnen gab. Ich glaube, die Handlung in „Lost Lake“ hat mir bislang am besten gefallen, während ich die magischen Gaben (und das Haus inklusive dem temperamentvollem Apfelbaum) in den Waverly-Sisters-Romanen besonders hübsch fand. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Titel der Autorin lesen, wenn ich das Bedürfnis nach „anspruchsloser Wohlfühllektüre mit einem Hauch von Magie“ habe (und sei es nur, weil die eBooks wirklich günstig zu kaufen sind).

Sandra Wickham: Death Coach

Ein Urban-Fantasy-Roman, den ich so sehr gern gelesen habe, dass ich die Augen nach einer Fortsetzung aufhalten werde. Die Protagonistin Amy kann mit Geistern kommunizieren, hat diese Fähigkeit aber nach einer traumatisierenden Erfahrung seit ihren Teenagerjahren nicht mehr eingesetzt. Als nun eine ihrer Klientinnen sich das Leben nimmt und Amy vorgeworfen wird, dass ihr Lifecoaching dafür verantwortlich gewesen sei, muss sie auf ihre ungewöhnliche Gabe zurückgreifen, um mehr über die Verstorbene herauszufinden. Für mich hielt „Death Coach“ einen überraschend interessanten Umgang mit Amys Gabe bereit, außerdem mochte ich die Protagonistin (und die Tatsache, dass ihr in der Regel durchaus klar war, wenn sie Mist gebaut hatte, und dann wie eine vernünftige Person versuchte, das wieder in Ordnung zu bringen). Zusätzlich gibt es noch eine Nebenfigur (Amys Cousine Carme) mit Down Syndrom, die als selbstständige junge Frau mit Stärken und Schwächen dargestellt wurde statt als „niedliche Person mit geistiger Behinderung“ und die auch kein Problem damit hatte, z. B. ableistisches Verhalten von Amy zu benennen und zu kritisieren.

 

Den zweiten Teil gibt es am 26. Juli – und ich verlinke den Text dann hier, wenn er veröffentlicht wurde: TEIL 2

Skyla Dawn Cameron: The Killing Beach (Waverly Jones 1)

„The Killing Beach“ von Skyla Dawn Cameron habe ich schon vor ein paar Wochen gelesen und es gibt Elemente an dem Buch, die mich bis heute nicht ganz losgelassen haben. Auf den ersten Blick scheint „The Killing Beach“ ein ganz normaler Thriller zu sein. Die Protagonistin Waverly Jones (ehemals Milton) kommt nach vielen Jahren Abwesenheit zurück in ihre Heimatstadt Port Milton, um dort als Privatdetektivin zu arbeiten. Genau genommen hat eine Reihe von Morden Waverly zurück in ihren Geburtsort gebracht. Die Opfer dieser Morde sind Männer, deren äußere Beschreibung die junge Frau an den vor elf Jahren verschwundenen Detective-Sergeant Sebastian Kyle erinnern. Denn diese Mordserie ist nicht die erste, die die kleine Stadt erschüttert: Als Waverly noch eine Teenagerin war, wurden einige junge Mädchen ermordet und Detective-Sergeant Sebastian Kyle hatte vor seinem unerklärlichen Verschwinden die Ermittlungen übernommen.

Da Waverlys gleichaltrige Schwester Meadow vermutlich ebenfalls dem Serienmörder zum Opfer fiel und Waverly schon vor dem Verschwinden ihrer Schwester mit einer Intensität für Sebastian Kyle schwärmte, wie sie nur eine (einsame) Teenagerin aufbringen kann, lässt sie dieser alte Fall natürlich nicht los – womit wir alle Elemente für einen klassischen Thriller hätten. Doch Skyla Dawn Cameron hat mit Waverly eine sehr ungewöhnliche und nicht gerade sympathisch wirkende Figur in den Mittelpunkt ihrer Geschichte gestellt. Ihre Protagonistin ist abweisend und manipulativ, und all die Jahre, die sie in Therapie war, haben weniger dafür gesorgt, dass sich Waverly ein „gesellschaftlich akzeptableres“ Verhalten zugelegt hat, als dass sie sich ihrer Probleme definitiv bewusst ist und deshalb einfach keine Beziehungen zu anderen Menschen eingehen möchte. Dazu kommt, dass das Verschwinden ihrer Schwester Meadow und die Tatsache, dass ihre Leiche nie gefunden wurde, Waverly nachhaltig traumatisiert hatte – was dazu führt, dass sie sich regelmäßig vorstellt, dass ihre Schwester sie begleitet. (Also nicht als Geist, sondern als eine – recht eloquente – Projektion ihres Unterbewusstseins.)

Ich fand es sehr spannend, dass Waverly so gar keine sympathische Figur war und dass ich es trotzdem genossen habe, aus ihrer Perspektive die Handlung zu verfolgen. Skyla Dawn Cameron verzichtet auf reißerische Details rund um die Opfer und die Dinge, die ihnen angetan wurden, und konzentriert sich stattdessen auf die Folgen solcher Verbrechen. Auf die Folgen nicht nur für die Angehörigen und Freunde der Opfer, sondern auch für eine Generation junger Frauen, die mit der Angst vor einem Serienmörder aufwachsen musste, auf all die Bewohner des Ortes, die sich fragen mussten, wer von ihnen wohl der Täter ist und welche Hinweise sie eventuell übersehen, und auf die Ermittler, die mit ihrem Scheitern fertigwerden mussten. Diese Elemente sind es, die bis heute bei mir hängengeblieben sind und die mich auch darüber hinweggetragen haben, dass der Roman in der Mitte ein kleines bisschen langatmig wurde. Ich fand die Geschichte aus Waverlys Perspektive faszinierend zu lesen, und das sorgt – ebenso wie der Cliffhanger am Ende (und die Hoffnung, dass Skyla Dawn Cameron auch bei diesem Punkt nicht den ausgetretenen Pfaden des Genres folgen wird) – dafür, dass ich ziemlich ungeduldig auf den im November erscheinenden zweiten Teil der Reihe warte.

Katy Watson: The Three Dahlias

„The Three Dahlias“ von Katy Watson ist mir im vergangenen Jahr regelmäßig in den Blick gekommen, und jedes Mal gab es dazu begeisterte Stimmen, die sagten, dass dieser Roman ein wirklich unterhaltsamer cozy mystery mit drei wunderbaren Protagonistinnen sei. Trotzdem hat es etwas gedauert, bis ich mir das eBook gekauft habe (schwach geworden bin ich dann, weil es ein Angebot für 1,19 Euro gab) – und inzwischen bereue ich es fast ein bisschen, dass ich nicht früher auf all die Rezensionen gehört habe. Ich weiß nicht, ob ich vorher schon mal einen aktuellen Roman gelesen habe, der in der heutigen Zeit spielt und trotzdem so stimmig die Atmosphäre eines klassischen britischen cozy mystery einfängt, aber genau dieser Punkt hat mir beim Lesen wirklich Spaß gemacht.

Erzählt wird die Geschichte in drei Teilen, so dass die Leser*innen die Handlung aus der Sicht von drei verschiedenen Schauspielerinnen verfolgen können. Katy Watson hat sich für ihre Geschichte die fiktive Dahlia-Lively-Cozy-Mystery-Reihe ausgedacht, die – beginnend in den 1930er Jahren – viele Jahrzehnte lang von der Autorin Lettice Davenport geschrieben wurde. Für mich fühlte es sich ein bisschen an, als ob die Figur der Dahlia Lively an die Phryne-Fisher-Fernsehserie angelehnt wurde, auch wenn sich „The Three Dahlias“ selbst wie eine Hommage an Agatha Christies Romane las. Die drei Schauspielerinen, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, wurden alle für Verfilmungen der Dahlia-Lively-Romane gecastet: Rosalind King spielte die Privatdetektivin in den ersten drei Filmen, die auf den Büchern basierten, Caro Hooper verkörperte Dahlia Lively in dreizehn Staffeln einer Fernsehserie und Posy Starling wurde gerade erst engagiert, um die Hauptrolle im nächsten Dahlia-Lively-Film zu übernehmen.

Ich muss zugeben, dass ich bei jedem Erzählerinnenwechsel eine kleine Eingewöhnungszeit benötigte, weil die drei Schauspielerinnen sich in ihrem Ton und ihren Gedanken sehr unterscheiden, aber insgesamt habe ich es sehr genossen, die Geschichte aus der Sicht dieser drei höchst unterschiedlichen (und sich erst im Laufe der Zeit miteinander anfreundenden) Frauen zu erleben. Denn es sind vor allem die kleinen und größeren Nebengedanken der Protagonistinnen, die diesen Roman so unterhaltsam machen. Der Schauplatz (ein Herrenhaus, in dem Lettice Davenport den Großteil ihres Lebens verbracht hat) und die Beteiligten (eine ausgewählte Gruppe von Personen, die entweder mit dem Lettice-Davenport-Fanclub in Verbindung stehen oder mit der kommenden Verfilmung zu tun haben) wären deutlich weniger interessant, wenn es nicht die ganze Zeit über all die kleinen Nebenbemerkungen und boshaften Gedanken der drei Schauspielerinnen gäbe.

Mir gefiel es auch, dass Katy Watson es recht stimmig gestaltet hat, dass die drei Frauen die Ermittlungen auf eigene Faust aufnehmen. Posy, Rosalind und Caro profitieren dabei nicht nur von ihrem Wissen rund um die Dahlia-Lively-Romane, sondern müssen auch befürchten, dass Geheimnisse an die Öffentlichkeit kommen, mit denen sie erpresst werden sollten. Nicht ganz so überzeugend fand ich hingegen die Identität und das Motiv des Täters, die schon relativ früh vorhersehbar waren, aber da dieser Punkt neben all der Unterhaltung, die mir die drei Protagonistinnen beschert haben, überraschend nebensächlich war, hat es mich nicht so sehr gestört. Stattdessen habe ich es genossen, die Handlung aus der Sicht von Posy, Rosalind und Caro zu erleben, all ihre kleinen Beobachtungen und Gedanken zu verfolgen und zu sehen, wie sich diese drei Frauen – trotz einer gewissen anfänglichen Rivalität – im Laufe der Zeit immer mehr anfreunden. Ich hoffe sehr, dass diese drei so unterschiedlichen Charaktere und ihre ungewöhnliche Freundschaft in der gerade erst erschienenen Fortsetzung „A Very Lively Murder“ ebenso unterhaltsam zu lesen sein werden. Ich freu mich auf jeden Fall schon darauf, das demnächst herauszufinden.

Karuna Riazi: A Bit of Earth (Hörbuch)

„A Bit of Earth“ von Karuna Riazi ist eine moderne Neuerzählung von „Der geheime Garten“ von Frances Hodgson Burnett, wobei sich die Autorin einige (sehr willkommene!) Freiheiten mit dem Original erlaubt. Da die Geschichte zu einem Teil in Versen erzählt wird, habe ich zum Hörbuch gegriffen, weil ich davon ausging, dass mir diese Passagen mit einer professionellen Sprecherin mehr Freude bereiten würden als beim Lesen. Die Handlung wird aus der Sicht von Maria Latif erzählt und beginnt an dem Tag, an dem sich Maria in einem Flughafen in New York wiederfindet, wo sie in die Obhut einer ihr fremden Familie übergeben wird. Von Anfang an steht fest, dass Maria keine einfache Person ist, und das ist ihr durchaus bewusst. Sie ist sogar in gewisser Weise stolz darauf, dass sie so abweisend und stachelig ist und sich nicht unbedingt so verhält, wie es von ihr erwartet wird. Die Tatsache, dass Maria seit dem Tod ihrer Eltern von einer Verwandten zur nächsten abgeschoben wurde, hat nur dafür gesorgt, dass sie umso entschlossener ist, an ihrem widerspenstigen Charakter festzuhalten und sich nicht zu verstellen, nur um besser in ihr jeweiliges „Übergangszuhause“ zu passen.

Schnell findet Maria heraus, dass in der Familie Claybourne einiges im Argen liegt. Lindsay Claybourne, die sich hauptsächlich um Maria kümmert, ist die zweite Ehefrau ihres Mannes und steht im Schatten ihrer verstorbenen Vorgängerin und unter der Fuchtel ihrer konservativen Schwiegermutter. Den Herren des Hauses, der mit ihrem Vater befreundet war, bekommt Maria gar nicht erst zu Gesicht, da er auf Geschäftsreise ist, und Colin, der Sohn der Familie, hält sich zu Beginn der Geschichte in einem Internat auf. Maria selbst kann das alles eigentlich egal sein, sie weiß genau, dass die Claybournes nur eine Station von vielen für sie sind. Und doch beginnt sie sich im Laufe der kommenden Wochen – eher unwillig – für die Personen um sie herum zu interessieren. Dazu kommt noch, dass eines der Mädchen (Mimi) in der Nachbarschaft wild entschlossen zu sein scheint, sich mit Maria anzufreunden, egal, ob diese damit einverstanden ist oder nicht.

Ich mochte die verschiedenen Figuren, die Karuna Riazi für ihre Variante von „Der geheime Garten“ geschaffen hat, sehr. Maria ist sich durchaus bewusst, dass sie eine schwierige Persönlichkeit hat und dass ihr Leben deutlich einfacher wäre, wenn sie liebenswerter wäre, aber gerade dieses Bewusstsein für all die Ecken und Kanten ihres Charakters hat sie für mich so sympathisch gemacht. Colin ist Maria in gewisser Weise ähnlich, was natürlich auf der einen Seite dazu führt, dass die beiden sich aneinander reiben, obwohl sie auf der anderen Seite so gut nachvollziehen können, was den jeweils anderen zu seinem Handeln motiviert. Und dann gibt es da noch Mimi und ihre Familie, die – im Gegensatz zu den Claybournes – alle respekt- und liebevoll miteinander umgehen und mit ihrem Verhalten dafür sorgen, dass Maria, Colin und Lindsay ein bisschen aus ihren eingefahrenen Bahnen ausbrechen und mehr aufeinander zugehen können.

Ein weiterer Aspekt, den ich sehr genossen habe, war Marias pakistanisch-bengalischer Hintergrund, der sich ganz selbstverständlich durch die gesamte Geschichte zieht. Maria ist Muslimin, sie trägt jeden Tag ihre Dupatta, sie betet ganz selbstverständlich und sie sehnt sich nach all den vertrauten Gerichten, die sie bei ihren Eltern und den verschiedenen Verwandten genossen hat. Überhaupt sind Gerüche und Essen zwei wichtige Elemente in der Geschichte. Die Erinnerungen und Gefühle, die Düfte und Speisen auslösen können, spielen eine nicht zu übersehende Rolle in Marias Leben. So ist es auch kein Wunder, dass gerade diese Dinge Kindheitserinnerungen bei Maria auslösen und so dafür sorgen, dass auch die Zuhörer*innen ein Gefühl für Marias Vergangenheit bekommen. Ich fand es auch ausgesprochen stimmig, wie die Autorin die zwiespältigen Gefühle, die Maria gegenüber ihren verstorbenen Eltern und ihrer Verwandtschaft empfindet, darstellte und wie die Arbeit im Garten dem Mädchen hilft, mit all seiner Trauer, seiner Frustration und seiner Sehnsucht fertig zu werden.

Die Sprecherin Subhadra Newton hat für mich noch zusätzlich dazu beigetragen, dass ich diese an sich schon sehr schöne Geschichte noch mehr genossen habe. Sie hat nicht nur den verschiedenen Figuren eine überzeugende Individualität verliehen, sondern auch dafür gesorgt, dass sich all die nicht ganz so vertrauten Begriffe, die Maria verwendet, für mich stimmig anfühlten. Es hat mir wirklich viel Freude bereitet, Subhadra Newton zuzuhören, was dazu geführt hat, dass ich meine Hörbuchzeit deutlich verlängert habe, um nur noch ein bisschen mehr von der Geschichte mitzubekommen. Ich hoffe sehr, dass ich von Karuna Riazi (und Subhadra Newton) in Zukunft noch mehr lesen bzw. hören werde.

Cozy Leseeindrücke …

… oder so ähnlich. 😉

Ich habe in den letzten Wochen ein paar Bücher gelesen, die in irgendeiner Form als „cozy“ belabelt waren und zu denen ich nicht genug zu sagen habe, dass es für eine Rezension reichen würde, zu denen ich aber ein paar Gedanken und Eindrücke festhalten mag. Dazu sollte ich vielleicht noch sagen, dass die ersten beiden Titel zu einem ganzen Haufen von eBooks gehören, die bei einer Werbeaktion der Autor*innen umsonst herunterladbar waren. Insgesamt habe ich mir bei der Aktion sechzehn „cozy (paranormal) mysteries“ besorgt, von denen ich vermutlich in den nächsten Jahren noch was haben werde. 😉

Rosie Reed: Murder At Magic Cakes Cafe (English Village Witch 1)
Ich fand, dass die Inhaltsangabe ganz nett klang, laut dem die Protagonistin nach einem Blitzschlag herausfindet, dass sie eine Hexe ist, und kurz darauf erfährt, dass ihre – ihr bis dahin unbekannte – Mutter ermordet wurde. Deshalb will sie in einem kleinen englischen Dorf, in dem eine eng miteinander verknüpften übernatürlichen Gemeinschaft besteht, den Mörder ihrer Mutter finden, während sie sich gleichzeitig um das geerbte Café kümmern muss. Aber die Protagonistin war so schrecklich ignorant gegenüber sämtlichen (offensichtlichen!) Hinweisen und voller Vorurteile gegenüber fast allen Personen, dass ich nur noch aggressiv auf sie reagieren konnte. Dazu kam, dass Rosie Reed sich entweder mitten während des Schreibens überlegt hatte, dass die Magie in ihrer Geschichte doch anders als geplant funktionieren soll, oder sie hatte sich allgemein gar keine großen Gedanken darüber gemacht, was zu einander widersprechenden Informationen führte. Alles in allem hat mich das Lesen dieses Romans mehr frustriert als unterhalten …

Amorette Anderson: Post-op and Potions (Midlife Medicine 1)
Dieser recht kurze „Witch Cozy Mystery“ (ca. 150 Seiten) war für mich deutlich erträglicher als „Murder at the Magic Cakes Café“, obwohl auch dieser Roman ein paar Schwächen hatte. Die Protagonistin ist eine Krankenschwester, deren erwachsener Sohn in Europa lebt und deren Freund vor Kurzem mit einer anderen Frau etwas angefangen hat. Auf der Suche nach einem Neustart landet sie in einer kleinen magischen Ort, wo sie als Gemeindeschwester nicht nur dem Arzt zur Seite steht, sondern auch als örtliche Ermittlerin eventuelle Verbrechen aufklärt. Ich mochte die Protagonistin, die nicht nur an ihren Alltag und ihre Arbeit recht pragmatisch herangeht, sondern mit der selben Haltung auch darauf reagiert, dass Magie existiert und dass sie für ihren neuen Job den Umgang damit lernen muss. Dazu kamen noch einige sympathische Charaktere und wirklich nette Ideen rund um die Eigenheiten eines versteckten magischen Ortes in den heutigen USA. Was für mich dann nicht so überzeugend war, war die Identität der Person, die die Verbrechen in der Geschichte verübt hatte, und einige Details rund um das Leben in dem kleinen Ort (die Gemeinde ist angeblich vollkommen autark und alle verwendeten Dinge werden vor Ort hergestellt, aber trotzdem kauft die Protagonistin ständig Plastikflaschen, und die Erklärung, dass diese Selbstständigkeit des Ortes funktioniert, weil dort z. B. riesig dimensioniertes Obst und Gemüse wachsen, finde ich auch nicht gerade überzeugend … oder gar appetitlich.)

Rebecca Thorne: A Pirate’s Life for Tea (Tomes & Tea Cozy Fantasy 2)
„A Pirate’s Life for Tea“ ist die Fortsetzung von „Can’t Spell Treason Without Tea“ und ich kann im Prinzip alles, was ich zum ersten Teil geschrieben habe, hier noch einmal wiederholen. Rebecca Thorne lässt sich auch in diesem Band viel Zeit, um die Welt bzw. den Teil der Welt, in dem sich die beiden Protagonistinnen dieses Mal aufhalten, vorzustellen, und als dann der actionreichere Teil losging, hatte ich nicht einmal wirklich das Gefühl, dass jemals eine Person wirklich in Gefahr schweben würde, obwohl es zu einigen Verwundungen kam. Aber Kianthes Magie und Reynas Fähigkeiten lösten die meisten Situationen im Handumdrehen, und wenn das mal nicht der Fall war, dann war zumindest klar, dass sie kurz vor einer Lösung standen. Was mir auch dieses Mal wieder sehr gut gefallen hat und dafür sorgt, dass ich mich schon jetzt auf den dritten Band freue, sind die (vertrauten und neuen) Charaktere. Ich mag all die liebenswerten Eigenheiten, die Rebecca Thornes Figuren aufweisen, und es ist schön zu lesen, wie all diese Personen miteinander umgehen und wie Kianthe und Reyna immer wieder an ihrer Beziehung arbeiten, um sicherzugehen, dass die jeweils andere auch wirklich glücklich ist.

Karen Healey: Bespoke and Bespelled (Wellywood Magic 1)
„Bespoke and Bespelled“ war ein sehr süßer, kurzer (ca. 120 Seiten) Liebesroman rund um die stitch-witch Marnie Taylor und den erfolgreichen Schauspieler Rider Adams. Die Handlung beginnt damit, dass Marnie als Costume Supervisor für einen Filmdreh in Neuseeland engagiert wird, bei dem so gut wie alles schiefläuft, was schieflaufen kann. Außerdem besteht zwischen ihr und dem Hauptdarsteller des Films von Anfang an eine unübersehbare Anziehung, der beide – aus Gründen der Professionalität – nicht nachgehen wollen. Ich mochte all die Elemente rund um Marnies Magie, und ich habe mich über all die sympathischen Nebenfiguren gefreut. Außerdem war Neuseeland mal ein schöner Schauplatz für so eine Geschichte und mir gefiel es, dass sich Marnie und Rider (nach einem etwas holprigen Anfang) erst einmal besser kennenlernen, bevor sie einander in die Arme sinken. Den Teil rund um die Sabotage der Dreharbeiten fand ich nicht ganz so überzeugend, aber alles in allem habe ich mich von der Geschichte gut unterhalten gefühlt und einen wirklich netten Abend damit verbracht. Wenn es irgendwann einen weiteren Band von Karen Healey über eine der neuseeländischen Hexen geben sollte, werde ich mir den auf jeden Fall anschauen.

Andy Sagar: Yesterday Crumb and the Storm in a Teacup

Bei „Yesterday Crumb and the Storm in a Teacup“ von Andy Sagar hat mich als Erstes das Cover angesprochen, und nach dem Lesen der Inhaltsangabe fand ich die Vorstellung von einem magischen Café und einer Teehexe sehr reizvoll. Die Geschichte dreht sich um die zwölfjährige Yesterday Crumb, die fast ihr gesamtes Leben in einem Käfig in einem Zirkus verbracht hat. Dort dient das Mädchen mit den Fuchsohren als Attraktion für die Besucher, und sein einziger Trost ist ein kleines Buch über „Faeries“, das mit ihm zusammen gefunden wurde. Yesterday sehnt sich danach, „normal“ zu sein, weil sie davon ausgeht, dass sie ohne ihre ungewöhnlichen Ohren ein Leben wie jedes andere Mädchen führen könnte. Aber da alles besser ist, als weiterhin in einem Käfig zu existieren, folgt sie eines Tages dem geheimnisvollen unhöflichen weißen Raben Madrigal, der sie zu der Teehexe Miss Victoria Dumpling bringt.

Miss Dumpling ist die Besitzerin des Tea Shops Dwimmerly End, ein magisches Café, das in einem Haus mit Flamingobeinen zu finden ist, und sie bietet Yesterday an, bei ihr eine Ausbildung zur Teehexe zu machen. Außerdem will Miss Dumpling ihr helfen, den Fluch loszuwerden, den der unheimliche Mr. Weep auf ihrem Weg zum Café über Yesterday verhängt hat. In den Wochen nach ihrem Eintreffen in Dwimmerly End erlebt Yesterday also allerlei Abenteuer, während sie ihre Ausbildung zur Teehexe beginnt, seltene Zutaten für ihre magischen Tees sucht und gegen die Anhänger von Mr. Weep kämpft. Es gibt viele rasante und bedrohliche Szenen, aber trotz Yesterdays trauriger Vergangenheit und all der Gefahren, die sie erlebt, ist „Yesterday Crumb and the Storm in a Teacup“ in erster Linie eine Wohlfühlgeschichte voller amüsanter Momente und liebenswerter Figuren.

Als sogenannter Strangeling gehört Yesterday weder in die Menschenwelt, noch wird sie in der magische Welt vollständig anerkannt, und doch findet sie in Dwimmerly End ein liebevolles Zuhause mit Personen, die sie unterstützen und die ihr mehr zutrauen als sie sich selbst. Ich muss zugeben, dass es hier und da Stellen gab, wo ich gern vom Autor mehr Realismus – oder zumindest irgendeine fantastische Erklärung – gehabt hätte. So beinhaltet das Haus, das sich auf Flamingobeinen vorwärtsbewegt und in dessen Erdgeschoss das Café ist, nicht nur mehrere Stockwerke inklusive magischem Entwicklungslabor und Schlafräumen, sondern auch Greifen- und Einhorn-Ställe und ein Gewächshaus, ohne dass groß gesagt wird, wie all diese Räume darin unterkommen, ohne die Beweglichkeit des Gebäudes einzuschränken. Auch wüsste ich gern, wer Yesterday zum Beispiel das Lesen beigebracht hat, wenn sie doch im Zirkus keinerlei Aufmerksamkeit oder Zuwendung erfahren hat. Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass ich für all die magischen Wirkstoffe und Zutaten für Miss Dumplings Tees und Getränke keinerlei Erklärungen erwartet habe, ebensowenig wie für die Existenz des bezaubernden Tea Spirits Pascal oder all der anderen magischen Kreaturen – an diesen fantastischen Dingen konnte ich mich problemlos erfreuen.

Insgesamt fühlte sich „Yesterday Crumb and the Storm in a Teacup“ für mich wie eine zuckersüße, quietschbunte, weniger komplexe und deshalb für eine jüngere Leserschaft geeignete Variante der „Morrigan Crow“-Romane an. Beide Geschichten haben magische Gebäude, die die jeweilige Protagonistin willkommen heißen, eine freundliche und unterstützende erwachsene Person, die sich vor allem im Hintergrund aufhält und darauf vertraut, dass die jugendliche Protagonistin schon ihren Weg findet, und sehr viele ungewöhnliche und fantastische Ideen, mit denen ich sehr viel Spaß habe. Oh, und für diejenigen, die nun Lust auf das Buch bekommen haben, aber lieber auf Deutsch lesen: Der Dressler Verlag hat mit „Faye Fox 1 – Eine Prise Wunder hilft bei jedem Fluch“ eine deutsche Übersetzung veröffentlicht. (Wenn jemand zu dieser Übersetzung greifen sollte, dann seid so nett und klärt mich darüber auf, ob es darin eine Erklärung für den Faye-Fox-Reihentitel gibt – vor allem, da laut Klappentext der Name der Protagonistin weiterhin Yesterday Crumb lautet.)

Anne Ursu: The Troubled Girls of Dragomir Academy

Es ist schon eine Weile her, dass ich „The Troubled Girls of Dragomir Academy“ gelesen habe, aber ich habe den Roman noch immer in guter Erinnerung und will ihn nicht einfach ins Regal stellen, ohne hier ein paar Worte über die Geschichte zu verlieren. „The Troubled Girls of Dragomir Academy“ war für mich die erste Veröffentlichung von Anne Ursu, die ich gelesen habe, aber ich habe mir gleich im Anschluss die Backlist der Autorin auf meinen Merkzettel gesetzt. Die Handlung wird aus der Perspektive der zwölfjährigen Marya Lupu erzählt, die – im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder Luka – in ihrem ganzen Leben noch nie etwas richtig machen konnte. Sowohl ihre Eltern als auch alle anderen Bewohner des kleinen Ortes Torak sind sich sicher, dass Luka zu Großem berufen ist. Luka wird ganz gewiss auserwählt, um eine Ausbildung zum Zauberer zu machen und somit zu einem der mächtigsten Männer in Illyria zu werden. Marya hingegen scheint nur darin gut zu sein, sich (und anderen Personen) in Schwierigkeiten zu bringen.

So ist es wenig überraschend, dass Marya an Lukas großem Tag für einen Vorfall verantwortlich gemacht wird, der dafür sorgt, dass ihr Bruder nicht als angehender Zauberer auserwählt wird. Stattdessen landet Marya in einem Internat für „troubled girls“, wo sie gemeinsam mit anderen Mädchen lernen soll, zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft zu werden. Doch je mehr Marya lernt und je häufiger sie über Regeln stolpert, deren Sinn sie nicht versteht, desto mehr stellt sie all die Dinge in Frage, auf denen die Gesellschaft in Illyira aufgebaut wurde. Es ist für Marya einfach unerklärlich, dass die Magie, die von Frauen ausgeübt wird, so böse und zerstörerisch sein soll, während die Magie der Zauberer das einzige ist, was Illyria vor einer großen Katastrophe bewahrt. Und dann gibt es da noch all die kleinen Rätsel und Geheimnisse rund um die Gründung der Dragomir Academy, die Marya gemeinsam mit ihrer Zimmerkameradin ergründen will.

Ich mochte es sehr, dass Anne Ursu sich viel Zeit nimmt, um Marya und ihr Umfeld vorzustellen. Es war nicht gerade einfach zu lesen wie Marya in ihrem Elternhaus behandelt wird, auch wenn sie in der Meisterweberin Madame Bandu immerhin eine Verbündete hat, die ihr so gut wie möglich zur Seite steht. Aber auf diese Weise wird von Anfang an deutlich, dass Maryas Elternhaus die Gesellschaft Illyrias wiederspiegelt, in der Frauen keinerlei Rechte haben und ihr Können und Wissen nur im Verborgenen weiterreichen können. Ebenso offensichtlich ist, dass Marya nicht das einzige Familienmitglied ist, das unter ihren Eltern leidet, was für eine stimmige Basis für die weitere Entwicklung von Marya (und Luka) sorgt. Auch viele Passagen, die in dem Internat spielen, fand ich – gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen (nicht nur) in den USA – fast schon unangenehm zu lesen. Den Schülerinnen wird immer und immer wieder eingetrichtert, dass sie als Frauen so viel weniger wert sind als die Männer in ihrer Gesellschaft, und Marya ist nur zu bewusst, wie fremdbestimmt ihr gesamtes Leben verläuft und wie gering ihr Einfluss darauf ist.

Dabei habe ich die Erzählweise von Anne Ursu trotz des nicht gerade einfachen Themas sehr genossen und mich an vielen kleinen Details in der Geschichte erfreuen können. Häufig fühlte ich mich an Kelly Barnhill erinnert, deren Bücher sich für mich auch durch diese bittersüße Mischung aus Gesellschaftskritik, einer pointierten Sprache und sehr coolen (fantastischen) Elementen auszeichnen. All das hat bei „The Troubled Girls of Dragomir Academy“ dazu geführt, dass es mich nicht einmal gestört hat, dass das große Geheimnis, das Marya mit viel Mühe und Gefahren auflöst, für mich als Leserin schon nach der Hälfte der Geschichte auf der Hand lag. Am Ende ging es in diesem Roman schließlich weniger darum, den Ursprung der Dragomir Academy und die Hintergründe rund um die weibliche Magie herauszufinden, als darum, Marya zu begleiten, während sie all die Dinge hinterfragt, die ihr beigebracht wurden, und mitzuerleben, wie sie mit Hilfe der Personen, die ihr wichtig sind, einen Weg in eine selbstbestimmte Zukunft findet.