Schlagwort: Kinder- und Jugendbuch

B. B. Alston: Amari and the Night Brothers (Supernatural Investigations 1)

Auf das Lesen von „Amari and the Night Brothers“ von B. B. Alston habe ich mich fast ein Jahr lang gefreut, weil ich erst einmal auf die Taschenbuch-Ausgabe warten wollte und diese dann auch erst ein paar Monate nach dem Veröffentlichungstermin von meinem Buchhändler geliefert wurde. Immerhin kann ich nun sagen, dass die lange Wartezeit sich durchaus gelohnt hat, ich habe die Geschichte – nach einem etwas holprigen Start – nämlich sehr genossen. Die Handlung beginnt am Tag vor den Sommerferien, als Amari sich im Büro ihres Schuldirektors dafür verantworten muss, dass sie eine Klassenkameradin geschubst hat. Dass diese Amari schon seit Monaten damit „aufzieht“, dass Amaris verschwundener Bruder Quinton bestimmt längst tot ist, zählt weder für den Direktor noch für Amaris Mutter als ausreichende Entschuldigung, und so beendet das Mädchen das Schuljahr mit der Aussicht auf einen Schulverweis und Hausarrest. Doch dann sorgt eine überraschende Nachricht von Quinton, die er vor seinem mysteriösen Verschwinden auf den Weg gebracht hatte, dafür, dass Amari an einem ungewöhnlichen Sommercamp teilnehmen darf.

Dabei ist dieses Sommercamp nur die Tarnung für den Start einer Ausbildung zum Junior Agent des „Bureau of Supernatural Affairs“ und so sieht sich Amari von einem Tag auf den anderen nicht nur mit der Tatsache konfrontiert, dass es Magie und magische Wesen gibt, sondern auch damit, dass Quinton ein Agent des Büros war und in Ausübung seiner Pflicht von bösen Magiern entführt wurde. Während Amari noch versucht, mit all den neuen Dingen in ihrem Leben fertigzuwerden, stellt sich heraus, dass sie über die gleiche Magie verfügt wie die Magier – was dazu führt, dass viele Personen innerhalb des Büros sie automatisch als „böse“ einstufen und sie von der gerade begonnenen Ausbildung zum Junior Agent ausschließen wollen. So muss Amari nicht nur Wege finden, um Quinton aus der Gewalt der bösen Magier zu befreien, sondern auch um ihren Verbleib in der magischen Gesellschaft kämpfen.

Ich muss gestehen, dass mich die Geschichte zu Beginn (während der Erklärungen rund um die magische Parallelgesellschaft) häufig an den Anfang der „Percy Jackson“-Romane von Rick Riordan denken ließ, während die weitere Entwicklung innerhalb des „Bureau of Supernatural Affairs“ bei mir starke Assoziationen an die Nevermoor-Reihe von Jessica Townsend weckte. Aber trotz dieser Nähe zu zwei Buchreihen, die ich sehr mochte bzw. mag, gelingt es B. B. Alsons immer wieder, so viele eigene Elemente in „Amari and the Night Brothers“ einzubauen, dass ich die Geschichte sehr genossen habe. Amari ist sowohl in ihrer Schule (als Schwarzes Mädchen, das mit einem Stipendium an einer eher elitären Schule gelandet ist) als auch in der magischen Gesellschaft (als geborene Magierin) eine Außenseiterin, aber sie findet nicht nur während des Sommercamps gute Freunde (ich fand ihre Werdrachen-Mitbewohnerin einfach großartig), sondern ihre Position erlaubt ihr auch eine ungewöhnliche Perspektive auf viele Elemente innerhalb des Büros.

Ich habe mit Spannung die vielen verschiedenen Herausforderungen verfolgt, denen sich Amari und ihr Partner während der Ausbildung stellen mussten, und ich habe die vielen ungewöhnlichen Elemente, die der Autor in seine fantastische Seite der Welt eingebaut hat, sehr genossen. Auch kann ich – zu meiner eigenen Überraschung – sagen, dass ich in „Amari and the Night Brothers“ kein Problem mit all den zwischenmenschlichen Problemen rund um Amari hatte. Denn so unschön es war, dass Amari sowohl in der Schule als auch im Sommercamp gemobbt wurd, so dreht sich die Handlung doch um Amaris Entschlossenheit, ihren Bruder wiederzufinden. Das führte dazu, dass ich die Passagen besonders genossen habe, in denen Amari Freunde und Verbündete findet und in denen sie sich wieder ein kleines Stückchen Anerkennung erkämpft hat, während ich mir bei den Szenen, in denen sie sich mit Vorurteilen und Intrigen konfrontiert sah, überraschend sicher war, dass sich eine Protagonistin wie Amari von solchen Gegnern nicht aufhalten lassen würde. Und da es am Ende des Romans noch so einige offene Fragen gibt, auf die ich wirklich gern die Antworten wüsste, geht für mich jetzt das Warten auf die Veröffentlichung der Taschenbuch-Ausgabe von „Amari and the Great Game“ los (dabei erscheint die Hardcover-Ausgabe dieser Fortsetzung erst im Mai *g*).

Eiko Kadono: Kiki’s Delivery Service

Obwohl der Ghibli-Film „Kiki’s Delivery Service“ zu meinen Lieblings-Wohlfühlfilmen zählt, brauchte es erst einen Hinweis von Kiya vor einiger Zeit, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass der Anime auf einem Roman von Eiko Kadono basiert. Nachdem ich das Buch am vergangenen Sonntag gelesen habe, bin ich sehr glücklich über diesen Hinweis, denn die Originalgeschichte hat mir noch besser gefallen als der Ghibli-Film. Vor allem bietet der Roman so viel mehr Hintergrundinformationen und Erklärungen zu Kikis Fähigkeiten als Hexe, als es der Anime tut (obwohl all diese Dinge dort problemlos hätten eingebaut werden können). So steht im Buch von Anfang an fest, dass es nicht Kikis Schuld ist, dass sie über keine weitere magische Begabung als das Fliegen verfügt, denn im Laufe der Zeit haben die Hexen einfach viele ihrer Fertigkeiten verloren – und da Kikis Vater über keinerlei Magie verfügt, wurde sie eben nur mit einer einzigen Fähigkeit geboren. Ich finde es deutlich netter so, da klar wird, dass es nicht an Kikis Unfähigkit oder gar Faulheit liegt, dass sie über so wenig Magie verfügt, und dass das Fliegen nun mal der einzige Weg für sie ist, um sich ein selbstständiges Leben fern von ihren Eltern aufzubauen.

Ich fand es sehr wohltuend, Kiki auf ihrem Flug in eine große Stadt am Meer zu begleitet und mitzuerleben, wie sie dort Fuß fasst, neue Freunde findet und einen florierenden Lieferdienst aufbaut. Die Geschichte wird in mehreren kleinen Episoden erzählt und in der Regel gibt es bei jeder etwas zum Schmunzeln. Ich muss gestehen, dass ich – gerade weil ich den Anime so mag – beim Lesen immer wieder nach Unterschieden zum Trickfilm geschaut habe. Dabei gab es so viele Elemente im Roman zu entdecken, bei denen ganz deutlich wurde, woher die Inspiration für den Anime kamen, die mir aber im Buch so viel besser gefielen. Was auch daran liegt, dass ich bei der Ghibli-Version der Geschichte die Momenten nicht mag, in denen Kiki sich wie ein trotziger Teenager benimmt, und das führt dann dazu, dass irgendetwas schiefläuft, was nicht hätte schieflaufen müssen. Im Roman hingegen gibt es zwar auch Szenen, in denen kleine Katastrophen passieren, aber eher weil so etwas eben passiert und weniger weil die Protagonistin Mist gebaut hat. Und als Kiki im Buch doch einmal etwas tat, von dem sie genau wusste, dass sie es nicht hätte tun sollen, gesteht sie am Ende alles der Person, der sie Unrecht getan hat, und gewinnt so eine neue Freundin.

Insgesamt habe ich bei der Roman-Kiki eher das Gefühl, dass das eine Person ist, die trotz ihrer gerade mal dreizehn Jahre auf eigenen Beinen stehen kann. Es ist auch für sie nicht einfach und sie ist oft entmutigt oder hat Heimweh, aber sie rappelt sich dann wieder auf und macht weiter. Dagegen habe ich bei der Anime-Kiki häufig das Gefühl, dass sie sich mit ihrem schmollenden oder trotzigen Verhalten so viele Möglichkeiten verbaut und es eher den Menschen um sie herum zu verdanken ist, dass sie trotzdem einigermaßen in der Stadt zurechtkommt. Vielleicht ist die Anime-Kiki die realistischere Darstellung eines Teenagers, aber ich fühle mich mit der Original-Kiki deutlich wohler und habe so das Lesen des Romans rundum genossen. Ich habe all die Personen, die Kiki im Laufe ihres Jahres in der Stadt am Meer kennengelernt hat, ins Herz geschlossen, ich mochte die – teils skurrilen – Herausforderungen, die sie zu bewältigen hatte, und ich fand es wunderschön zu verfolgen, wie Kiki an ihrem neuen Wohnort Fuß fasst. Ich bin mir sicher, dass ich den Roman in den kommenden Jahren noch oft aus dem Regal ziehen werde, wenn ich mal wieder das Bedürfnis nach einer rundum wohltuenden Geschichte habe.

Phil Hickes: The Bewitching of Aveline Jones (Aveline Jones 2)

Nachdem ich „The Haunting of Aveline Jones“ von Phil Hickes Anfang des Jahres gelesen hatte, bekam ich große Lust auf weitere unheimliche Geschichten mit Aveline. In „The Bewitching of Aveline Jones“ verschlägt es das Mädchen gemeinsam mit seiner Mutter in den Sommerferien nach Norton Wick. Der kleine Ort liegt in der Nähe von Bristol, wo die beiden wohnen, und so ist Aveline nicht ganz so begeistert davon, dass sie ihren Urlaub dort verbringen soll, statt wie ihre Mitschüler an den Strand oder gar ins Ausland zu fahren. Zum Glück gibt es direkt hinter ihrem Ferienhaus die mysteriösen Witch Stones, und so ist Aveline fest entschlossen, in den kommenden Tagen gemeinsam mit ihrem Freund Harold mehr über diesen uralten Steinkreis herauszufinden. Doch bevor Harold, sein Großonkel Ernst Liebermann und Avelines Tante Lilian in Norton Wick eintreffen können, macht Aveline schon die Bekanntschaft von Hazel Browne.

Hazel ist ein Mädchen, das anscheinend ebenso an übernatürlichen und unheimlichen Dingen interessiert ist wie Aveline selbst. Mit Hazel befreundet zu sein, ist für Aveline etwas ganz Aufregendes und Neues, und so dauert es seine Zeit, bis sie dahinterkommt, dass Hazels Freundschaft vielleicht doch nicht so unkompliziert und ungefährlich ist, wie sie anfangs glaubte. Für den Leser hingegen wird schon recht früh deutlich, was mit Hazel los ist, aber ich muss sagen, dass mich diese Diskrepanz zwischen meiner eigenen Wahrnehmung und Avelines Naivität nicht gestört hat. Stattdessen hat es Phil Hickes geschafft, dass ich mich darüber amüsierte, dass Aveline ständig auf der Suche nach gruseligen Dingen ist, aber dann doch so rationell ist, dass sie für all die unheimlichen Vorfälle in Norton Wick immer wieder eine ganz „vernünftige“ Erklärung findet. Außerdem habe ich gespannt darauf gewartet, dass Aveline all die kleinen Hinweise und Informationen, die sie im Laufe der Geschichte erhält, zu einem stimmigen Bild zusammensetzt – und welche Folgen das dann wohl auf ihre Freundschaft zu Hazel haben wird.

So schön ich all die atmosphärischen Beschreibungen und unheimlichen Szenen fand, so habe ich doch vor allem wieder das Verhältnis zwischen Aveline und Harold sowie zwischen ihr und ihren Familienmitgliedern genossen. Aveline und ihre Mutter gehen offen und respektvoll miteinander um, und auch wenn ihre Mutter ihr nicht immer alles glaubt, so kann sich Aveline sicher sein, dass ihre Mutter sie liebt und für sie da ist. Harold hingegen glaubt Aveline nicht nur, wenn sie ihm von all ihren abwegigen und gruseligen Erlebnissen erzählt, er unterstützt sie auch die ganze Zeit. Selbst als er zwischendurch von Aveline zugunsten von Hazel „vernachlässigt“ wird, ist er ihr nicht böse. Stattdessen hört er Aveline zu, als sie ihm erklärt, wie es dazu gekommen ist, dass sie ihn alleingelassen hat, um Zeit mit Hazel zu verbringen. Und natürlich besorgt Harold für Aveline all die Bücher rund um Steinkreise, Druiden, Hexen und den Ort Norton Wick, in denen die beiden all die wichtigen Informationen finden, die Aveline dringend benötigt.

Obwohl die Handlung Ende August spielt und die sommerliche Hitze immer wieder ein Thema ist, hat sich die Geschichte auch ganz wunderbar Ende Oktober lesen lassen, als ich Lust auf etwas (herbstlich) Gruseliges hatte. Weshalb ich mich wirklich sehr gefreut habe, als ich am Ende des Buches eine Ankündigung für einen dritten Aveline-Jones-Roman entdeckt habe, dieses Mal mit dem Titel „The Vanishing of Aveline Jones“. Es steht leider nicht dabei, wann das Buch erscheinen wird, aber ich vermute, ich kann mich darauf verlassen, dass ich auch im nächsten Jahr im Herbst wieder eine unterhaltsame und unheimliche Aveline-Jones-Geschichte neu entdecken kann. Oh, und wer nun Lust auf die Romane hat, aber lieber auf Deutsch liest: Beide schon erschienen Bücher sind beim Arena Verlag veröffentlicht worden, der erste Band mit dem Titel „Aveline Jones und die Geister von Stormhaven“ und der zweite mit dem Titel „Aveline Jones im Bann der Hexensteine“. Leider wurden die tollen Illustrationen von Keith Robinson, die mir in den Originalausgaben so gut gefallen haben, nicht vom deutschen Verlag übernommen, aber dafür gibt es Zeichnungen der Illustratorin Katja Reinki. Wobei ich zugeben muss, dass ich ihren Stil nicht ganz so atmosphärisch und etwas zu gefällig finde. Aber es ist grundsätzlich schön, wenn Verlage sich die Mühe machen, Geschichten ausgiebig zu illustrieren, und vielleicht gefallen euch die Zeichnungen ja besser als mir.

Michelle Harrison: A Tangle of Spells

Nach „A Pinch of Magic“ und „A Sprinkle of Sorcery“ ist „A Tangle of Spells“ der dritte Roman von Michelle Harrison rund um die drei Widdershins-Schwestern Betty, Fliss (Felicity) und Charlie (Charlotte). Zum ersten Mal spielt dabei die Geschichte nicht auf der düsteren Insel Crowstone (oder einer der anderen Inseln in den Marschen), sondern auf dem Festland in dem kleinen Ort Pendlewick. Dort hat Großmutter Bunny nach den Ereignissen in „A Sprinkle of Sorcery“ ein kleines Cottage gekauft, um der Familie einen Neustart zu ermöglichen. Auch wenn es nicht allen drei Schwestern leichtfällt, das alte Wirtshaus „The Poacher’s Pocket“ hinter sich zu lassen, so freut sich die dreizehnjährige Betty sehr darauf, endlich aus Crowstone abzureisen und neue Gebiete entdecken zu können.

Doch der erste Blick auf ihr neues Cottage ist eher desillusionierend. Blackbird Cottage ist anscheinend schon länger vernachlässigt worden, der Garten ist vollkommen überwuchert, die Böden sind schief und Spinnenweben durchziehen das gesamte Haus. Und dann sind da noch die neuen Nachbarn, die zwar recht freundlich zu sein scheinen, aber bei bestimmten Themen – besonders, wenn jemand Magie erwähnt – doch etwas extrem reagieren. Schon bald hören Betty und ihre Schwestern erste Geschichten über die böse Hexe Eliza Bird und ihre Untaten sowie über den „Hungry Tree“, der aus Elizas Knochen wuchs, nachdem diese auf dem Dorfplatz erhängt wurde. Kurz darauf taucht auch noch eine unheimliche Gestalt im Garten des Cottage auf und legt einen Fluch auf Fliss, doch weder Bettys Großmutter noch ihr Vater glauben den Mädchen, als sie von all den unheimlichen Ereignissen berichten. So bleibt Betty und Charlie nichts anderes übrig, als gemeinsam mehr über die Hexen von Pendlewick und den Fluch, der auf Fliss liegt, herauszufinden, um ihre große Schwester zu retten.

Ich habe es sehr genossen, dass die Handlung dieses Mal in einem scheinbar idyllischen kleinen Ort auf dem Festland spielt und sich doch ebenso unheimlich und bedrohlich liest wie die ersten beiden Teile der Trilogie. Nur weil Pendlewick voller hübscher kleiner Häuser ist und inmitten gepflegter Felder liegt, bedeutet das nicht, dass der Ort nicht ebenfalls über eine schreckliche Geschichte verfügt. Erst nachdem Betty mehr über all die Ereignisse in der Vergangenheit herausgefunden hat und versteht, was die Hexen dem kleinen Ort angetan haben, ist sie in der Lage, etwas gegen den Fluch, der auf Fliss liegt, zu unternehmen. Doch all diese Informationen sind natürlich nicht so einfach zu finden, sodass Betty und Charlie immer wieder in Gefahren geraten, aus denen sie auch ihr ganz eigenes kleines Stück Magie nicht so einfach herausholen kann. Dabei mag ich es sehr, wie die Autorin immer wieder Elemente aus den vorherigen Romanen aufgreift und zeigt, wie sehr Betty aus früheren Ereignissen gelernt hat und wie viel sie aus ihrem Leben auf Crowstone doch mit nach Pendlewick genommen hat.

Während in „A Pinch of Magic“ und „A Sprinkle of Sorcery“ die düsteren Elemente der Handlung durch das enge Verhältnis der drei Widdershins-Schwester aufgelockert wurde, ist es in „A Tangle of Spells“ deutlich schwieriger für Betty, einen Ausgleich für all die Bedrohungen zu finden. Der Fluch, der auf Fliss liegt, beeinflusst auch die anderen Familienmitglieder und sorgt dafür, dass Betty dieses Mal keinen Rückhalt bei ihrer Familie (abgesehen von der siebenjährigen Charlie) findet. Auf der anderen Seite haben all die früheren Ereignisse dafür gesorgt, dass Betty sich sicher sein kann, dass ihre Familie – trotz ihres aktuellen abweisenden Verhaltens – sie liebt, weshalb sie immer wieder genügend Rückgrat und Dickköpfigkeit aufbringt, um auch gegen den stärksten Fluch angehen zu können. Es ist ja selten so, dass eine Trilogie mit jedem Band immer besser wird, aber nachdem mir schon „A Sprinkle of Sorcery“ noch etwas besser als der erste Teil gefallen hatte, muss ich zugeben, das Michelle Harrison sich mit „A Tangle of Spells“ noch weiter gesteigert hat. Damit ist das Buch definitiv eine würdige Fortsetzung für eine wunderbare Reihe voller unheimlicher, magischer und wohltuender Elemente, und ich hoffe sehr, dass die Autorin auch in Zukunft Geschichten schreibt, die ich so sehr genießen kann wie diese drei Romane.

Taylor Simonds: Collateral Damage

Die Handlung in „Collateral Damage“ von Taylor Simonds wird aus der Sicht der siebzehnjährigen Meg erzählt, die nach dem Tod ihrer Eltern versucht, auf sich allein gestellt in Luna City zu überleben. Dabei besteht ihr größtes Problem nicht darin, genug zu verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sondern darin, all die Gefahren zu überstehen, die in einer Stadt, in der täglich Superhelden gegen Superschurken kämpfen, für die normale Bevölkerung existieren. So beginnt die Geschichte auch damit, dass Megs Auto zerstört wird, als einer der vier Superhelden der Stadt (SuperVariant One bis Four) es als Wurfgeschoss gegen einen Superschurken verwendet. Meg ist also nicht wirklich gut auf die Superhelden zu sprechen, doch als sie kurz darauf die Leiche des ermordeten SuperVariant Three findet, erschüttert sie diese Entdeckung ungemein. Gemeinsam mit Threes Freundin Juniper versucht Meg herauszufinden, wer den Superhelden ermordet haben könnte und wie dies – trotz seiner übermenschlichen Selbstheilungskräfte – passiert sein könnte.

Ich muss zugeben, dass Taylor Simonds mit ihrer Superhelden-Geschichte, den Informationen rund um die Erschaffung der Helden durch Wissenschaftler und die Enthüllungen über die Intentionen der Bösewichte auf relativ übliche Klischees zurückgreift. Aber trotzdem habe ich „Collateral Damage“ sehr genossen, weil Megs Erzählstimme mir nicht nur ungemein sympathisch war, sondern auch weil die Autorin die Probleme, die für einen normalen Bürger in einer Stadt mit Superhelden entstehen, häufig überraschend stimmig zu Ende gedacht hat. Ich mochte es, dass Meg nur mit Schutzausrüstung aus dem Haus geht, weil sie ja nie wissen kann, wann zum Beispiel Gebäudeteile auf sie regnen würden, oder dass Megs Chefin fast jede Woche mit der Versicherung rumstreiten muss, um Gebäudeschäden reparieren zu lassen. Oder eben auch, dass einige Dinge nicht mehr repariert werden, weil sich die Besitzer es nicht mehr leisten können oder weil es keinen Sinn macht, wenn jeden Moment der nächste Kampf gegen einen Superschurken stattfinden könnte.

Dazu kommt noch die wunderbare Freundschaft zwischen Meg und ihrem langjährigen Freund Oliver, die dazu führt, dass beide sich immer wieder in Gefahr begeben, um den anderen zu beschützen. Und auch die Zusammenarbeit zwischen Meg und Juniper hat mich wirklich amüsiert, gerade weil die beiden jungen Frauen so unterschiedlich sind und Meg anfangs das Gefühl hat, sie wäre die einzige, die sich ständig irgendwelchen Risiken aussetzen muss, um an Informationen heranzukommen. Überhaupt findet die Protagonistin im Laufe der Geschichte überraschend viele Verbündete, und ich habe mit großem Vergnügen gelesen, wie sich die Figuren besser kennengelernt und mit all ihren Stärken und Schwächen ergänzt haben. Insgesamt fand ich, dass „Collateral Damage“ eine gute Mischung aus Actionszenen, freundschaftlichen Momenten und amüsanten Passagen, in denen Meg versuchte, Informationen zu beschaffen, bereit hielt. Taylor Simonds hat mit dem Roman zwar keine neue Geschichte erzählt, aber dem Superhelden-Thema eine wirklich unterhaltsame Facette hinzugefügt.

Gwenda Bond und Christopher Rowe: The Supernatural Sleuthing Service 1 – The Lost Legacy

Ich habe keine Ahnung, wo ich über die „The Supernatural Sleuthing Service“-Reihe gestolpert bin, aber grundsätzlich reizte mich die Grundidee rund um einen „Kriminalfall“ in einem Hotel für fantastische Wesen. Die Geschichte in „The Lost Legacy“ wird aus der Sicht des elfjährigen Stephen Lawson erzählt, der mit seinem Vater Michael von Chicago nach New York gezogen ist, damit Michael den Arbeitsplatz seiner verstorbenen Mutter übernehmen kann. Stephens Großmutter Nanette (von ihm Chef Nana genannt) war – wie schon viele Lawson-Generationen vor ihr – Küchenchefin im Hotel New Harmonia. Doch das ist alles, was Stephen über Chef Nanas Job und ihre Familie weiß, so dass es eine große Überraschung für ihn ist, als er herausfindet, dass das Hotel New Harmonia einer übernatürlichen Klientel zur Verfügung steht. So muss Stephen nicht nur damit fertig werden, dass es Supernaturals wirklich gibt, sondern auch damit, dass seine Familie väterlicherseits zu den (in ihrem Fall kulinarischen) Rittern gehört, die den Frieden zwischen den verschiedenen übernatürlichen Völkern bewahren. Und dann ist da noch die Tatsache, dass Stephens Mutter kein Mensch war und dass sein Vater deshalb zehn Jahre lang im Exil leben musste.

Während Stephen noch versucht, mit all den Veränderungen in seinem Leben fertigzuwerden, wird ein unersetzbares Artefakt gestohlen und fast alle im Hotel sind sich sicher, dass Stephen der Täter ist. Nun ist es an Stephen, seine Unschuld zu beweisen und dafür zu sorgen, dass er und sein Vater eine Zukunft im New Harmonia haben. Zum Glück gibt es da noch Sofia und Ivan, die nicht nur beschlossen haben, dass sie Stephens neue Freunde sind, sondern auch ihr gesamtes Leben im Hotel verbracht haben und sich deshalb ziemlich gut auskennen mit all den übernatürlichen Gästen und Angestellten. Ich muss gestehen, dass ich das Hotel New Harmonia als Kulisse für diese Geschichte bein Lesen wirklich geliebt habe. Das Hotel an sich fühlt sich ebenso magisch an wie seine Gäste, angefangen bei dem Drachen im Keller über den Aufzug („Please do not engage the elevator in conversation!“) bis zu dem kleinen ländlich wirkenden Dorf auf dem Dach des Gebäudes, in dem die Angstellten leben.

Ebenso mochte ich die Angestellten und Gäste des Hotels, auch wenn nicht alle von ihnen wirklich sympathisch oder gar harmlos waren. Aber es fühlte sich für mich an, als ob Gwenda Bond und Christopher Rowe da eine stimmige bunte Mischung an Charakteren mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansichten versammelt hätten. Doch besonders stach für mich das Verhältnis zwischen Stephen und seinem Vater und die entstehende Freundschaft zwischen Stephen, Sofia und Ivan hervor. Stephen ist natürlich enttäuscht darüber, dass sein Vater ihm zehn Jahre lang nichts über seine Familiengeschichte und die übernatürlichen Wesen, mit denen dieser aufgewachsen war, erzählt hat. Auf der anderen Seite liebt und vertraut er seinem Vater, und daran ändert sich auch nichts. Um so wichtiger ist es natürlich, dass Stephen seinem Vater beweist, dass er unschuldig ist, und dass er dafür sorgt, dass Michael seinen Traumjob als Chefkoch des Hotels behalten kann. Und was die Freundschaft zwischen Stephen und den anderen beiden Kindern angeht, so ist es nicht mal so, dass sich die drei auf Anhieb leiden können, aber Sofia und Ivan sind davon überzeugt, dass Stephen die Wahrheit sagt und nicht der Dieb ist, und das bedeutet, dass sie ihn dabei unterstützen müssen, seine Unschuld zu beweisen.

Ich mochte es sehr, wie Stephen seine beiden Verbündeten im Laufe der Zeit immer besser kennenlernt und die Kinder immer wieder füreinander einstehen. Dabei ist der Umgang der drei miteinander wunderbar offen und respektvoll, auch wenn Sofia Ivan manchmal mit seiner Angst vor Untoten (wie dem Ghoul-Nachtportier) aufzieht. Jeder einzelne der drei hat Macken und Schwachpunkte, aber zu dritt gelingt es ihnen, diese gegenseitig auszugleichen und einander zu helfen. Das alles sorgt dafür, dass man beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl hat, dass schon alles gut ausgehen wird, selbst als Stephens Leben in Gefahr gerät oder als am Ende allen drei Kindern droht, dass sie das Hotel verlassen müssen. Außerdem gibt es immer wieder wunderbar amüsante Momente mit all den besonderen Elementen des Hotels – und ich muss gestehen, dass ich in den ersten Kapiteln des Romans nicht gedacht hätte, dass mir der Aufzug so ans Herz wachsen würde. Insgesamt ist „The Supernatural Sleuthing Service 1 – The Lost Legacy“ ein wunderbar kurzweiliger Roman voller fantastischer Elemente, amüsanter Szenen und wirklich sympathischer Charaktere, und ich freue mich jetzt schon auf das Lesen des zweiten (und wohl leider letzten) Teils mit dem Titel „The Sphinx’s Secret“.

Benjamin Read und Laura Trinder: The Midnight Hour

Über „The Midnight Hour“ von Benjamin Read und Laura Trinder bin ich erst vor Kurzem gestolpert, als der dritte Band der Trilogie veröffentlicht wurde. Die Geschichte dreht sich um Emily, die zu Beginn des Romans vor allem ein Problem mit ihrem eigenen aufbrausenden Temperament und ihrer großen Klappe hat. Doch dann verschwindet ihre Mutter, nachdem diese einen geheimnisvollen Brief bekommen hatte, und wenige Tage später kommt auch Emilys Vater nicht mehr zurück von seiner Suche nach Emilys Mutter. Emilys einzige Hoffnung, mehr über den Verbleib ihrer Eltern herauszufinden, besteht darin, den Arbeitsplatz ihres Vaters aufzusuchen: die Night Post. Doch schnell muss sie feststellen, dass dies gar nicht so einfach ist, denn die Night Post befindet sich nicht in dem Teil von London, den Emily Tag für Tag sieht, sondern in der Midnight Hour. Die Midnight Hour ist eine magische Welt, in der ewige Nacht herrscht und die nur zwischen dem ersten und letzten mitternächtlichen Glockenschlag von Big Ben betreten werden kann.

Für Emily ist es ein großer Schock festzustellen, dass es nicht nur eine geheime magische Welt gibt, in der lauter Monster leben, sondern auch, dass ihre Eltern vielfältige Verbindungen zur Midnight Hour haben. Gerüstet mit einem Rücksack voller Sandwiches, einem halbverhungertem Igel und mehr Mut als Verstand, macht Emily sich in der Midnight Hour auf die Suche nach ihren Eltern. Im Laufe ihres Abenteuers muss sie sich mit unglaublich alten Mächten, Vampiren, Werbären und anderen Monstern herumschlagen, findet aber auch ein paar überraschende Verbündete, die ihr helfen, ihre Eltern wiederzufinden. Mir persönlich hat diese magische Parallelwelt, in der all die übernatürlichen Wesen überleben, nachdem unsere Welt für sie zu magiefeindlich geworden ist, gut gefallen. Es gibt so viele amüsante und fantastische Dinge in dieser Welt und vor allem die Night Post (wenn auch nicht unbedingt ihr Leiter) ist einfach großartig. Dabei sparen Benjamin Read und Laura Trinder nicht mit gruseligen oder ekeligen Elemente, übertreiben es aber nicht so sehr, dass es mich beim Lesen abgeschreckt hätte (und ich würde vermuten, dass ich da empfindlicher bin als die meisten Kinder es wären 😉 ).

Ich mochte auch Emily sehr gern. Sie ist unhöflich, impulsiv und unverschämt und reißt ihre Klappe immer viel zu weit auf – aber ihr ist auch bewusst, dass ihr Naturell es anderen Personen nicht einfach macht und dass sie regelmäßig zu weit geht. Auf der anderen Seite helfen ihr all diese Eigenschaften aber auch dabei, nicht den Mut zu verlieren und sich selbst gegen die unheimlichsten Gegner zu behaupten, so dass es oft überraschend amüsant ist, mitzuerleben, wenn Emilys Temperament mal wieder mit ihr durchgeht. „The Midnight Hour“ erzählt eine temporeich und flüssig zu lesende Geschichte, die voller spannender, aber auch amüsanter Momente ist. Ich mochte es, Emily dabei zu begleiten, wie sie die fantastische Welt erkundet, wie sie mehr über sich und ihre Familie herausfindet, wie sie Verbündete findet und sich gegen uralte Mächte stellt, obwohl all dies nicht immer einfach für sie ist. Mir hat es viel Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen, und ich freue mich darauf, auch die beiden anderen Bände („The Midnight Howl“ und „The Midnight Hunt“) rund um Emily und die Midnight Hour zu lesen.

Stephanie Burgis: The Raven Heir

„The Raven Heir“ von Stephanie Burgis wird aus Sicht der zwölfjährigen Cordelia erzählt, die gemeinsam mit ihren Geschwistern Giles, Rosalind und Connall, ihrer Mutter und deren Freundin Alys in einer Festung im Wald aufwächst. Ihr ganzes Leben lang hat Cordelia an diesem Ort verbracht und sie sehnt sich danach, endlich die Welt außerhalb der Festung erkunden zu können. Doch ihre Mutter, die eine mächtige Zauberin ist, verbietet es den Kindern, einen Fuß aus der Festung zu setzen. Nicht einmal die Tatsache, dass sich Cordelia in jedes beliebige Tier verwandeln und sich so sicher durch den Wald bewegen kann, kann ihre Mutter dazu bringen, sie aus der Festung zu lassen. Erst als eine Gruppe bewaffneter Männer die Festung angreift, erfahren die Drillinge Cordelia, Giles und Rosalind, dass einer von ihnen ein Recht auf den Thron von Corvenne hat. Doch wer von ihnen es ist, bleibt ein Geheimnis, denn ihre Mutter hat ihnen nie verraten, wer von ihnen als Erstes geboren wurde. Gemeinsam müssen die drei Geschwister aus der Festung fliehen und nicht nur einen Weg finden, ihre eigene Freiheit zu bewahren, sondern auch ihre Lieben aus den Händen der Angreifer zu befreien.

Stephanie Burgis kam auf die Idee zu „The Raven Heir“, als sie über die Rosenkriege zwischen den Häusern York und Lancaster nachdachte und darüber, wie es den Kindern während dieser Kriege erging. Einige von ihnen wurden jahrelang als Geiseln gehalten und schon als Kleinkinder von ihren Müttern getrennt, während diese alles versuchten, um ihre Kinder zurückzubekommen. All diese Gedanken über Kinder, die zu politischen Schachfiguren wurden, führten dann zu der Geschichte rund um Cordelia und ihre Geschwister, deren Mutter alles versucht, um ihre Kinder zu beschützen. Das hatte zur Folge, dass „The Raven Heir“ überraschenderweise beim Lesen für mich das gleiche Gefühl bereithielt wie „Cart and Cwidder“ von Diana Wynne Jones, und das hatte ich so nicht erwartet. Auch hier spielt die Geschichte in einem Land, das unter dem seit Jahrzehnten andauernden Krieg leidet. Und auf ihrer Flucht lernen Cordelia, Giles und Rosalind nicht nur mehr über das Land, in dem sie leben, sondern auch über sich, ihre Magie und ihre Familie. Alle drei müssen damit fertig werden, dass ihre Mutter solch große Geheimnisse vor ihnen hat, und es ist nicht einfach für die Geschwister zu verstehen, dass ihre Mutter nicht nur eine mächtige Zaubererin ist, sondern auch ein Mensch mit Fehlern und Schwächen.

Auf der anderen Seite gilt es für Cordelia und die anderen beiden, ihre eigenen Grenzen auszutesten und herauszufinden, wie weit sie mit ihren eigenen Fähigkeiten gehen können. Sie müssen für sich herausfinden, wem sie trauen können und wollen – und welche Dinge ihnen wirklich wichtig sind. So dreht sich ein Großteil der Handlung um die innere Entwicklung der Protagonistin, während sie gemeinsam mit Giles und Rosalind auf der Flucht ist. Das alles führt zu wunderbaren Szenen zwischen den Geschwistern, in denen immer wieder deutlich wird, dass sie sich zwar häufig gegenseitig auf die Nerven gehen, aber doch als Familie immer zusammenstehen. Ich mochte all diese berührenden Momente, die zeigen, wie viel die anderen Cordelia bedeutet, und wie schwer es ihr gerade deshalb manchmal fällt, offen mit ihren Geschwistern zu reden. Daneben gab es aber auch noch eine ganze Reihe von amüsanten Momenten, die die Handlung so weit auflockerten, dass ich trotz aller Bedrohungen für die Geschwister sehr viel Spaß beim Lesen hatte und immer wieder kichern musste. „The Raven Heir“ ist nur der erste Teil einer Trilogie, und ich muss gestehen, dass ich mir im Moment nicht vorstellen kann, in welche Richtung die Geschichte noch gehen soll. Aber egal, welche Abenteuer als nächstes auf die Geschwister warten, ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit Cordelia, Giles, Rosalind und natürlich ihrem großen Bruder Connall.

Julie Abe: Eva Evergreen – Semi-Magical Witch

„Eva Evergreen – Semi-Magical Witch“ ist eine wirklich wohltuende Geschichte der Autorin Julie Abe. Die Handlung beginnt an dem Tag, an dem die zwölfjährige Hexe Evalithimus „Eva“ Evergreen ihre Novizen-Quest antreten soll. Dabei läuft gefühlt alles schief, was nur schieflaufen kann, angefangen damit, dass ihr Name nicht auf der Liste der angehenden Novizen steht, bis zu dem Moment, in dem sie auf einem Schiff einschläft und deshalb nicht mitbekommt, an welchem Hafen ihr magisches Reiseticket ihr signalisiert, dass sie aussteigen muss. So landet Eva in der Hafenstadt Auteri, dem Endpunkt der Schiffsroute, und muss hoffen, dass die Bürgermeisterin bereit ist, sie für die Zeit ihrer Novizen-Quest aufzunehmen. Gerade mal einen Monat hat Eva, um zu beweisen, dass sie als Hexe einer Stadt von Nutzen sein kann – und dies, obwohl sie nur über einen Hauch von Magie verfügt und deutlich besser mit Werkzeug umzugehen weiß, als einen Zauber zu wirken.

Mit der Hilfe einiger neugefundener Freund.innen startet Eva in Auteri einen „Semi-Magical Repair Shop“, dessen Mangel an Kundschaft ihr überraschend viel Zeit lässt, um ihre neue Stadt und ihre Bewohner kennenzulernen. Dabei habe ich all die kleinen und größeren Szenen, in denen Eva neue Freunde findet, in denen sie versucht, die Probleme anderer Personen zu lösen und in denen sie hier und da eine kleinere (oder größere) Katastrophe auslöst, sehr genossen. Eva ist eine sympathische Protagonistin, die sich von ihrem Mangel an Magie nicht entmutigen lassen will. Statt großer Zauber setzt sie ihren Einfallsreichtum und ihre Hartnäckigkeit ein, um Probleme zu lösen. Und auch wenn das manchmal schiefläuft, so ist sie doch wild entschlossen, anderen zur Seite zu stehen, hilfreich zu sein und Gutes zu tun, so wie es sich für eine Hexe nun einmal gehört. Ich mochte es auch sehr mitzuverfolgen, wie Eva die Menschen in „ihrer“ Stadt immer besser kennenlernt. Dabei stellt Julie Abe Eva die unterschiedlichsten Personen zur Seite, von der freundlichen Rin über den abenteuerlustigen Davy bis zur abweisenden Charlotte. Und obwohl es Eva anfangs nicht immer leichtfällt, auf diese Menschen zuzugehen, lernt sie sie im Laufe der Zeit mit all ihren Eigenheiten schätzen.

Obwohl relativ früh deutlich wird, dass am Ende der Geschichte eine große Gefahr auf die Stadt Auteri zusteuert, gehört „Eva Evergreen“ eindeutig in die Kategorie „Wohlfühlbücher“. Jeder unangenehme Moment, den Eva erlebt, wird durch eine amüsante Szene (oder einen Streich von Evas Flamefox Ember) oder aber durch ein freundschaftliches/hilfreiches Gespräch mit einer der anderen Figuren aufgelockert. Außerdem habe ich es geliebt, all die kleinen Details rund um das Leben in Auteri zu lesen. Eva landet in einer verlassenen, kleinen Hütte, die traditionell den Hexen der Stadt zur Verfügung steht, und ihr „Laden“ ist nicht mehr als ein Provisorium aus Holzkisten neben einer Konditorei, aber ich mochte es, wie sie aus all diesen Bedingungen das Beste machte. Außerdem gibt es in den Wochen, die sie in der Stadt verbringt, große Vorfreude auf das Lichterfest, für das Auteri berühmt ist. Und es war lustig, von all den Vorbereitungen für das Fest, den kleinen Kabbeleien zwischen einigen Ladenbesitzern und den für diesen Tag geplanten Aktivitäten zu lesen.

Ich bin mir übrigens sicher, dass es kein Zufall ist, dass einige Elemente in „Eva Evergreen – Semi-Magical Witch“ an „Kikis kleiner Lieferservice“ erinnern, und das nicht nur, weil das Oberhaupt der Magier-Gilde den Vornamen Hayato trägt. Aber ich muss zugeben, dass mir dieser Roman – trotz meiner wirklich großen Schwäche für den Film – deutlich besser gefallen hat als der Anime. Eva ist für mich nicht nur die sympathischere Protagonistin, ihre Welt – inklusive der Stadt Auteri – fühlt sich auch wesentlich komplexer und fantastischer an als die von Kiki. Wenn ich eine Sache an „Eva Evergreen“ kritisieren müsste, dann die, dass Julie Abe die gesamte Handlung in gerade mal vier bis fünf Wochen spielen lässt, obwohl ein etwas längerer Zeitraum meinem Gefühl nach stimmiger gewesen wäre. Aber insgesamt habe ich die Geschichte einfach nur rundum genossen, regelmäßig gekichert und mich oft genug voller Spannung gefragt, wie Eva wohl mit einem auftauchendem Problem fertig werden wird. Und ich freu mich sehr darüber, dass mit „Eva Evergreen and the Cursed Witch“ schon ein zweiter Band erschienen ist (auch wenn ich wohl noch ein Jahr auf die Veröffentlichung der Taschenbuchausgabe warten werde).

Amy Wilson: Lightning Falls

„Lightning Falls“ ist die neuste Veröffentlichung von Amy Wilson und die perfekte Lektüre, um ein paar heimelig-herbstliche Stunden mit einem Buch zu verbringen. Die Protagonistin Valerie wurde vor zehn Jahren von Lord Rory auf dem Friedhof seines Anwesens „Lightning Falls“ gefunden. „Lighning Falls“ ist ein Geisterhaus, und bei den Bewohnern handelt es sich zum Großteil um die verstorbenen Familienmitgliedern und Bediensteten des Hauses. So ist es kein Wunder, dass Lord Rory vor allem damit Geld verdient, dass er sein Haus an Gäste vermietet, die sich gern einmal gepflegt gruseln möchten. Doch Valerie ist anders als die anderen Bewohner des Hauses, denn sie ist ein „Hallowed Ghost“, ein Geist, der altert und Nahrung benötigt und trotzdem durch Wände gehen und sich unsichtbar machen kann. Valerie liebt das Leben in „Lightning Falls“ sehr, und nur manchmal fragt sie sich, wie es überhaupt dazu kam, dass sie als Kleinkind auf dem Friedhof gefunden wurde.

Erst als ein geheimnisvoller Junge auftaucht und behauptet, dass Valerie – genau wie er selbst – aus einer anderen, einer magischen Welt stammt, fängt das Mädchen an, all die Informationen, die es bislang über sein Leben hatte, zu hinterfragen. Nach und nach deckt Valerie diverse kleinere und größere Geheimnisse rund um „Lightning Falls“ und seine Bewohner auf, und am Ende benötigt sie die Hilfe ihrer gesamten Familie, um ihrer aller Existenz zu retten. Diese kleine Zusammenfassung klingt jetzt dramatischer, als die Geschichte rund um Valerie wirklich ist, denn obwohl wirklich das Fortbestehen einer Welt auf dem Spiel steht, liest sich „Lightning Falls“ recht entspannt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht weniger die Gefahr, in der alle schweben, als das Verhältnis zwischen Valerie und ihrer ungewöhnlichen „Pflegefamilie“. Dabei hat Amy Wilson mit dem Geisterhaus, in dem die Protagonistin aufwächst, eine großartige Kulisse für ihre Geschichte geschaffen.

Ich habe es sehr genossen, von all den verschiedenen Geistern, ihren Aufgaben im Haus und ihrem Verhältnis zu Valerie zu lesen. Besonders eng fühlt sich Valerie mit Meg verbunden, die so etwas wie eine Schwester für sie ist. Ich mochte es sehr, dass die Autorin dabei aufzeigt, wie sich das Verhältnis zwischen Valerie und Meg im Laufe der Zeit verändert hat. Denn während Meg als „normaler“ Geist nicht weiter altert, ist Valerie inzwischen zu einem Teenager geworden, was die beiden Mädchen ungefähr gleich alt erscheinen lässt, obwohl Meg jahrelang dabei geholfen hat, Valerie aufzuziehen. Die gegenseitige Unterstützung, die sich Meg und Valerie zukommen lassen, ist einfach wunderschön zu verfolgen. Ebenso hat es mir gefallen, wie Amy Wilson dafür sorgt, dass sich das dunkle und unheimliche Geisterhaus beim Lesen so sehr nach „Zuhause“ anfühlt. Für mich ist „Lighning Falls“ ein Ort, den ich mir als perfekte Unterkunft für ein gemütliches Halloween-Wochenende vorstellen könnte. 😉

Die fantastische Welt Orbis hingegen ist deutlich strahlender, ein magischer Ort voller Farben und wundervoller Dinge – was aber auch dazu führt, dass diese Welt so viel zerbrechlicher wirkt als die, in der Valerie aufgewachsen ist. Ich mochte den Gegensatz zwischen diesen beiden Welten, aber ich muss zugeben, dass sich „Lightning Falls“ für mich – trotz aller Gefahren – deutlich heimeliger anfühlte, weshalb ich die Szenen, die dort spielten, auch etwas mehr genossen habe. So ist es auch das Geisterhaus, das beim Lesen meine Fantasie anregte und dafür sorgte, dass ich mich fast ein bisschen ärgerte, weil sich der Roman so zügig lesen ließ und die Handlung deshalb viel zu schnell vorbei war. Ich wollte „Lighning Falls“ und seine Bewohner einfach nicht verlassen, und ich hätte gern noch viel mehr über Valerie und ihre Zukunft zwischen zwei so unterschiedlichen Welten gelesen. Wenn ihr also auf der Suche nach einem flüssig zu lesenden Wohlfühlbuch voller Geister und anderer fantastischer Elemente seid, bei dem die Geschichte in einem großartigen düsteren Haus spielt und das eine ungewöhnliche Adoptivfamilie zum Thema hat, dann kann ich euch „Lightning Falls“ nur ans Herz legen.